Unser eigentliches Ziel am Sonntag war ein kleiner Zoo ganz im Westen von Tokyo, in der kleinen Stadt Hamura. Auf dem Weg dorthin veränderte sich plötzlich die Landschaft: Die rechte Seite bestand aus einem grossen Komplex vieler verschiedener Gebäude, die alle in einer beigen Farben bestrichen waren – und mit Stacheldraht umgeben waren. Linkerhand standen viele seltsam farbige, kleine Restaurants und Läden. Und nicht nur das: Plötzlich waren alle Schilder auf Englisch. Ach ja, stimmt, hier gibt es ja ebenfalls einen amerikanischen Stützpunkt. Und zwar Yokota Air Base, wo immerhin auch das Hauptkommando der amerikanischen Streitkräfte in Japan stationiert ist.
127 Stützpunkte gibt es Japan, die auch von der amerikanischen Armee benutzt werden. 54 davon sind ausschliesslich amerikanische Stützpunkte, die anderen werden zusammen mit den japanischen Selbstverteidigungsstreitkräften benutzt. Auf diesen Stützpunkten sind circa 56,000 Amerikaner stationiert. Wie man anhand der Karte sehen kann, konzentrieren sich die meisten Stützpunkte auf zwei Gebiete – der Grossraum Tokyo hat vier grosse Stützpunkte (zwei Mal Air Force, zwei Mal Marine), und die Hauptinsel von Okinawa hat so viele Stützpunkte, dass die Karte dafür nicht ausreicht, um sie alle aufzuzählen – 14% der Insel werden als Stützpunkt genutzt.
Die Regeln für die meisten Soldaten sind relativ strikt – einfach so draussen herumrennen ist nicht erlaubt, was zum Teil an diversen Zwischenfällen in der Vergangenheit liegt – Morde und Vergewaltigungen sorgen jedes Mal für komplizierte Verhandlungen und Proteste. Hin und wieder dürfen die Soldaten natürlich trotzdem raus, und so haben sich rund um die grösseren Stützpunkte zahlreiche Restaurants und Läden angesiedelt, die man so in der Form nicht antrifft. Die Küche wird sehr international, die Menüs sind alle auf Englisch – und die Preise angenehm zivil. Wer mal Appetit auf Pizza hat, ist in der Nähe der Stützpunkte gut bedient. Anderswo in Japan bezahlt man schnell 2000 yen oder mehr für einen Hauch von Pizza, doch das kann man waschechten Amerikanern so nicht andrehen, weshalb es dort, wenn auch nicht amerikanische, so doch wesentlich grössere Portionen gibt.

75 Jahre sind die amerikanischen Soldaten nun im Land, und man hat sich weitestgehend arrangiert. Die Armeeführung passt auf, dass die Soldaten nicht über die Stränge schlagen, und die meisten Japaner sind der Stationierung gegenüber positiv eingestellt, wohl wissend, dass es sinnvoll sein kann, angesichts unberechenbarer Nachbarn wie Nordkorea oder China eine starke Militärpräsenz im Land zu haben. Donald Trump deutete zwar an, auch aus Japan Soldaten abzuziehen – verbunden mit der Drohung, dass Japan gefälligst mehr Geld bezahlen solle, doch das steht aufgrund der Abwahl nun wieder in Frage. Das Budget, dass die japanische Regierung für die Stationierung der amerikanischen Truppen zur Verfügung stellt, wird 思いやり予算 (omoiyari yosan) genannt – ein etwas schwer übersetzbarer Begriff, aber man könnte es in etwa als “Budget des Entgegenkommens” oder “Sympathiepreis” bezeichnen. Japan greift dafür tief in die Tasche: Während Deutschland in etwa ein Drittel der Kosten der Stationierung amerikanischer Streitkräfte im Land aufbringt, so bezahlt Japan fast drei Viertel der Kosten – immerhin mehr als 3.5 Milliarden Euro pro Jahr.
