ChubuShizuokaIzu-Halbinsel - die vielseitigste Region Japans

Izu-Halbinsel – die vielseitigste Region Japans

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Region: 中部 Chūbu
Präfektur: 静岡 Shizuoka

伊豆半島 Izu-Halbinsel

5 von 5 Sternen: Absolut empfehlenswert

Name:

Izu-Hantō. „-hantō“ bedeutet „Halbinsel“. Izu ist auch der Name der Inselkette südlich der Halbinsel sowie der gesamten umliegenden Region. Der Name stammt von „yu-izu“ (heisses Wasser tritt aus) ab.

Lage:

Ca. 180 km südwestlich von Tōkyō im Osten der Präfektur Shizuoka.

Ansehen:

Die Landschaft. Die Küste. Ein Besuch in einer der unzähligen heissen Quellen.

Inhaltsverzeichnis:

Beschreibung

Die Izu-Halbinsel ist von Nord nach Süd ca. 50 km, von Ost nach West max. 35 km lang und beginnt nur 20 km südlich von Hakone. Deshalb wurden Teile der Halbinsel mit Hakone und dem Fuji-san im Fuji-Hakone-Izu Nationalpark 富士箱根伊豆国立公園 zusammengefasst. Die Izu-Halbinsel dürfte zu einer der weltweit tektonisch am aktivsten Regionen zu gehören, denn genau hier treffen sich zwei grosse Platten – die eurasische und die Philippinenmeer-Platte. Dazu kommt noch eine grosse Verwerfung, die Fossa Magna フォッサマグナ, die direkt bei der Halbinsel beginnt. Genauer gesagt ist die Izu-Halbinsel der einzige Teil der Insel Honshū, der nicht auf der Eurasischen Platte liegt. Kein Wunder also, dass gerade von hier extrem viele Erdbeben ausgehen. Die Vulkane der Halbinsel sind allerdings mittlerweile erloschen.

Izu ist aufgrund der unzähligen heissen Quellen, des relativ milden Klimas und der Nähe zur Hauptstadt eines der beliebtesten Urlaubsziele der Japaner im eigenen Land. Historisch gesehen ist die Halbinsel nur bedingt interessant – es ist eher eine Chance, etwas Natur in Grossstadtnähe zu erleben. Dazu empfiehlt sich einfach eine Bahnfahrt entlang der Ost- oder Westküste. Natürlich kann man auch mit dem Auto die Küsten entlangfahren, doch vor allem an Wochenenden und Feiertagen sollte man dafür viel Zeit einplanen, da die Zufahrtsstrassen zur Halbinsel dann häufig stark verstopft sind.

Die Westküste der Halbinsel, entlang der 駿河湾 Suruga-Bucht ist weniger erschlossen als die Ostküste. Die Bahn fährt nur bis Shūzenji in der nördlichen Inselmitte, und obwohl auf Karten in der Halbinselmitte der Stadtname Izu auftaucht, ist das keine richtige Stadt sondern eine weit verstreute Gemeinde. Die Westküste ist rauh und stark zerklüftet. Busse fahren nur wenige, so dass man ohne eigenes Gefährt viel Zeit braucht, voranzukommen. In der Gegend gibt es allerdings zahlreiche schöne heisse Quellen und einsame Strandabschnitte – die meistens sind jedoch nicht zum Baden geeignet, da sie zu schroff sind.

Auf der Halbinsel kann man schön wandern – so zum Beispiel auf den 1’406 m hohen Manzaburō-dake 万三郎岳, dem höchsten Gipfel der Insel in den Amagi-Bergen. Die Küstenorte wie Atami 熱海, Shimoda 下田 und Itō 伊東 sind richtig chic und ganz auf Tourismus eingestellt.

Panorama auf der Izu-Halbinsel. Links: Die Insel To-shima, rechts: das Amagi-Bergmassiv
Panorama auf der Izu-Halbinsel. Links: Die Insel To-shima, rechts: das Amagi-Bergmassiv

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Itō 伊東

Die Stadt Itō, von der Übersetzung her bedeutet der Name „Ost-Izu“, nimmt den nördlichen Teil der Ostküste von Izu ein und ist der mit am weitesten touristisch erschlossene Teil der Halbinsel. Der Ost ist rund 125 Quadratkilometer gross und hat circa 65,000 Einwohner, was Itō zur zweitgrössten Stadt von Izu macht. Die Gemeinde erfreut sich nahezu ungebrochener Geliebtheit – während in fast allen Städten ausserhalb der Großstädte die Einwohnerzahl rapide sinkt, bleibt die Zahl hier fast gleich. Das ist nicht weiter verwunderlich – man kommt ziemlich schnell nach Tokyo, und die Landschaft ist spektakulär – es gibt viel Grün, viele Berge, eine schöne und wilde Küste, und es ist sogar ein bisschen milder hier.

Die Innenstadt, also das eigentliche Zentrum der Stadt, ist weniger spektakulär. Direkt im Zentrum und unweit des Bahnhofs von Itō liegt die 湯の花通り Yunohana-tōri, eine kleine und teilweise überdachte Einkaufsstrasse mit diversen Restaurants und Souvenirläden.

Die Stadt hat direkt nahe des Zentrums einen eigenen Strand – den sogenannten Orange Beach. Von dort kann man zwei Insel sehen – die weiter entfernte, flache und bewohnte Insel Hatsushima, und die viel kleinere, aber sehr viel näher gelegene, unbewohnte Insel 手石島 Teishijima. Rund ein Kilometer von dieser Insel entfernt kam es 1989 nach einer Serie von Erdbeben zu einem unterseeischen Vulkanausbruch, durch den weniger als 100 Meter unter der Meeresoberfläche ein rund 200 Meter grosser Krater entstand. Das Ereignis erinnerte daran, das die Gegend seismisch sehr aktiv ist. Zwar gibt es auf Izu keine Vulkane, die momentan aktiv sind, aber das kann sich, wie man 1989 gesehen hat, quasi über Nacht ändern.

Etwas nördlich vom Strand, und ebenfalls direkt am Meer, liegt eine grosse Shopping Mall – der 道の駅マリンタウン Michi-no-eki Marine Town. „Michi-no-eki“ bedeutet „Strassenbahnhof“ (quasi eine Karawanserei), in der es oft lokale Produkte sowie Restaurants gibt. Diese Einrichtungen gibt es in ganz Japan – insgesamt gibt es nunmehr schon 1,500 von ihnen, und eine Einkehr lohnt sich meistens, gibt es doch hier oft sehr frische Sachen. Marine Town ist dabei besonders gross, mit zahlreichen auf Fisch spezialisierten Restaurants.

Die Yunohana-Strasse im Zentrum von Ito
Die Yunohana-Strasse im Zentrum von Ito
In den Seitengassen verstecken sich viele kleine, alte und zum Teil sehr gute Restaurants wie dieser Sushiladen
In den Seitengassen verstecken sich viele kleine, alte und zum Teil sehr gute Restaurants wie dieser Sushiladen

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Ōmuro-yama 大室山

Der Südteil der Stadt Ito wird 伊豆高原 Izu-Kōgen (Izu-Hochebene) genannt und ist die eigentliche Attraktion der Stadt. In Izu-Kōgen ist vor allem der 580 m hohe 大室山 Ōmuro-yama von Interesse: Ein kahler und sehr steiler Vulkan, genauer gesagt ein Schlacken- und Aschenkegel, der sich in der heutigen Form vor rund 4’000 Jahren gebildet hat. Der Krater ist selbst nach 4’000 Jahren noch sehr deutlich erkennbar, und man nutzt den Kraterboden heute als Übungsplatz für japanisches Bogenschiessen (弓道 Kyūdō). Wie praktisch: Selbst wenn man das Ziel um Weiten verfehlt, wird niemand gefährdet.

Vom Bahnhof zu Berg sind es ein paar Kilometer – mit dem Taxi kostet die Fahrt in etwa 2’100 Yen. Aufgrund der starken Hangneigung darf man den Berg leider nicht zu Fuß besteigen. Stattdessen muss man auf einen Sessellift zurückgreifen. Die Fahrt kostet hin und zurück 450 Yen. Oben angekommen findet man eine kleine Raststation, die Bogenschießanlage sowie einen exakt 1 Kilometer langen Rundweg um den Kraterrand. Betoniert, versteht sich. Bei schönem Wetter kann man vom Gipfel die Miura- und Bōsō-Halbinsel, die Izu-Inseln bis hin zur Miyake-jima, den Fuji-san, die Nord- und Südalpen usw. sehen. Teilweise verdankt man den famosen Rundblick auch der Tatsache, dass der Berg alljährlich im Februar „abgebrannt“ wird – die Vegetation wird dann niedergebrannt, so dass die gesamte Fauna maximal ein Jahr alt ist.

Der Ōmuro-yama, vom Saboten-Park aus gesehen
Der Ōmuro-yama, vom Saboten-Park aus gesehen
Izu-Halbinsel: Blick auf die Izu-Ogasawara-Inseln vom Ōmuro-Yama
Izu-Halbinsel: Blick auf die Izu-Ogasawara-Inseln vom Ōmuro-Yama

Gegenüber des Sessellifts befindet sich der 伊豆シャボテン動物公園 Izu Shaboten – Zoo, ein kleiner Zoo, der nicht nur zahlreiche Tiere sondern auch andere Verlustigungen für Kinder bereithält. Für Familien mit Kindern definitiv ein lohnenswertes Ausflugsziel. Der Eintritt ist allerdings verhältnismäßig teuer: Erwachsene zahlen 2,400 Yen, Kinder von 6-12 Jahren 1,200 Yen und Vorschulkinder 400 Yen.

Izu Kōgen ist auch bekannt für seine Kirschbäume – auf einer Länge von drei Kilometern reihen sich entlang der Strasse vom Bahnhof Izu-Kōgen zum Ōmuro-yama insgesamt 600 Kirschbäume aneinander und bilden so Mitte bis Ende März einen rosafarbenen Tunnel.

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Atami 熱海

Die Stadt Atami liegt von Tokyo aus gesehen direkt am Eingang zur Halbinsel – hier beginnt die Präfektur Shizuoka, und hier beginnt die Izu-Halbinsel. Auf vulkanischen Hügeln direkt an der Sagami-Bucht gebaut, könnte man die Silhouette aus der Ferne gern mit der französischen Riviera verwechseln, zumal hier auch gern grössere Kreuzfahrtschiffe anlegen.

Der Name der Stadt bedeutet schlicht „heißes Meer“ und bezieht sich auf die zahlreichen heißen Quellen, die hier aus dem Boden sprudeln und dafür sorgen, dass es überall Onsen gibt. Seit Jahrhunderten schon ist Atami deshalb als Kurort beliebt – doch den Zenit hat die Stadt schon längst überschritten. Lebten hier Mitte der 1960er noch rund 55,000 Menschen, so sind es jetzt gerade mal 35,000, Tendenz fallend. Während der Immobilienblase Ende der 1980er/Anfang der 1990er zahlte man in Atami rund 700,000 Yen pro Quadratmeter Boden (damals fast 10,000 D-Mark) – heute sind es gerade mal umgerechnet 700 Euro.

Blick auf das Zentrum von Atami
Blick auf das Zentrum von Atami
Hauptbahnhof von Atami mit Fussbad
Hauptbahnhof von Atami mit Fussbad

Die Beliebtheit von Atami ist leicht verständlich: Hier hat man Meer, Berge — und einen Shinkansenbahnhof. Mit dem Schnellzug braucht man nur 43 Minuten bis zum Bahnhof Tokyo – und 80 Minuten bis Nagoya. Die Fußgängerzone zwischen Bahnhof und Meer ist etwas in die Jahre gekommen, lädt aber immer noch zum Bummeln ein. Und neben dem Meer gibt es auch noch mehr zu sehen – zum Beispiel das MOA美術館 (MOA • Museum of Art), ein bereits architektonisch sehenswertes Kunstmuseum mit ständig wechselnden Ausstellungen.

Südlich des Stadtzentrums thront zudem 熱海城 – die „Burg Atami“ ziemlich genau 100 Meter über dem Meer und dem Stadtzentrum. Die Festung ist imposant, das Alter der Burg hingegen nicht, denn hier gab es früher gar keine Burg. Die sechsstufige Burg wurde 1959 gebaut und beherbergt unter anderem eine Aussichtsplattform sowie ein Onsen im Keller. Der Stahlbetonbau als solcher ist etwas lieblos, aber die über 200 Kirschbäume rund um die Burg sorgen für richtiges Japan-Feeling. Wer eine echte Burg (teilweise jedoch ein Nachbau) sehen möchte, muss ins nahegelegene Odawara fahren.

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Mishima 三島

Für Bahnfahrer gibt es zwei Möglichkeiten, eine Reise auf die Izu-Halbinsel anzutreten: Zum einen wäre da 三島 Mishima, zum anderen 熱海 Atami. Die langsameren Shinkansen halten in beiden Orten. Von Mishima kann man direkt nach Izu in der Inselmitte fahren; von Atami bis nach Shimoda im Südosten der Halbinsel. Von Mishima ist es nicht weit bis Hakone und zum Fuji-san. Im Ort gibt es nicht allzu viel zu sehen, aber der 柿田川公園 Kakidagawa-Park ist einen Spaziergang wert. Innerhalb des Parks befinden sich ein paar Quellen, aus denen glasklares Wasser vom Fuji-san aus dem Boden sprudelt.

Der Name der Stadt bedeutet übersetzt „Drei Inseln“, aber der Ursprung ist nicht ganz geklärt. Wahrscheinlich hiess der mindestens 800 Jahre alte Tempel 三嶋大社 Mishima-Taisha zuerst „Mishima“, und die drei Inselb beziehen sich möglicherweise auf Sandbänke im Schwemmfächer diverse Flüsse, die hier vom Ufer des Fuji-san gen Pazifik fliessen.

Vor mehr als 1’000 Jahren war der Ort Sitz des 国府 kokufu, der „Provinzregierung“ und damit bedeutendster Ort der historischen Region Izu-no-kuni (Land Izu).

Fuji-Quelle im Kakidagawa-Park von Mishima
Fuji-Quelle im Kakidagawa-Park von Mishima
Park bei den Fuji-Quellen
Park bei den Fuji-Quellen

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Shimoda 下田

Eine der grösseren und sicherlich beliebtesten Städte auf der Halbinsel ist 下田 Shimoda im Südwesten. Die Stadt liegt an einer stark zerklüfteten Küste mit mehr oder weniger hohen Bergen im Hinterland und hat gut 20,000 Einwohner. Obwohl die Stadt – gemessen am Landweg – etwas abseits liegt, ist sie dennoch von grosser historischer Bedeutung aufgrund des Hafens. Die Stadt war so bedeutend, dass sie zeitweise direkt von der Hauptstadt Edo (der alte Name Tokyos) aus regiert wurde. Es gab Zeiten, in denen alle Schiffe, die Richtung Edo unterwegs waren, erstmal in Shimoda festmachen mussten, damit die Ladung überprüft werden konnte. Zwar hat die Halbinsel Izu als ganzes nicht allzu viele historische Stätten aufzuweisen, aber Shimoda ist eine Ausnahme. Bis zum Auftauchen der sogenannten schwarzen Schiffe des Kommodore Perry im Jahr 1853 war Japan für rund 250 Jahre quasi in selbsterwählter Isolation und deshalb fast gar nicht mit dem Rest der Welt verbunden. Das sollte sich dank Perry ändern – nunmehr durften amerikanische Schiffe anlaufen, aber sie durften erstmal nicht direkt nach Edo, sondern mussten in Shimoda vor Anker gehen.

Panorama der Bucht von Shimoda
Panorama der Bucht von Shimoda und der Tsumekizaki-Halbinsel

Die Stadt ist sehr überschaubar, und das kann man durchaus wörtlich nehmen: Nur ein paar Minuten zu Fuss vom Bahnhof in Shimoda entfernt befindet sich eine Seilbahn, mit der man auf den 156 m hohen 寝姿山 Nesugatayama (wörtlich: Schlafende Gestalt-Berg) fahren kann. Der Berg erhielt seinen Namen, weil er wohl an die Gestalt einer auf dem Rücken liegenden Frau erinnern soll. Oben angelangt, kann man wunderbar durch Gärten und Wälder spazieren und von einem Aussichtspunkt den Blick auf die Bucht von Shimoda geniessen. Dort erinnern auch Denkmäler und eine restaurierte Kanone an die Geschichte der Stadt. Der Blick von der anderen Seite des Berges auf das Hinterland ist ebenfalls lohnenswert – die Stadt in ihrem engen Tal sowie die nahezu perfekt runden, kleinen Berge in der Umgebung sehen von oben einzigartig aus

Auch die Stadt selbst ist einen ausgedehnten Spaziergang wert – so lange man kein geschlossenes Ensemble alter Gebäude erwartet. Wer Langeweile hat oder in Begleitung von Kindern ist, kann sich im 下田海中水族館 Shimoda Kaichū Suizokukan (Shimoda Meeres-Delphinarium) umschauen. Jenes befindet sich in einer kleinen Bucht gut 1 km südlich des Stadtzentrums.

Blick vom Nesugatayama auf Shimoda
Blick vom Nesugatayama auf Shimoda
Kleiner Kanal in Shimoda
Kleiner Kanal in Shimoda

Zur Besucherbelustigung kann man auch mit schwarzen, den historischen Vorgängern nachgebauten Booten durch den Hafen fahren. Wer einen ganzen Tag in Shimoda hat, dürfte mit dem erwähnten Programm gut beschäftigt sein. Für diesen Fall empfiehlt es sich, am Bahnhof ein Kombi-Ticket für die drei Sehenswürdigkeiten (Seilbahn, Schiff, Delphinarium) ein Kombi-Ticket zu kaufen: Das rechnet sich finanziell und erspart auch einiges an Anstehen.

Wer durch die Stadt stromert und nach etwas zu Essen oder einem Kaffee oder Tee sucht, dem sei das 福乃家 Fuku-no-ie (wörtlich: „Haus des Glücks“) empfohlen. Das Haus fällt auf – es sieht sehr alt aus, ist schwarz angestrichen und allerlei Schilder und Zierrat. Innen ist es sehr eng und kuschelig. Der Besitzer hatte einst seine Arbeit in Tokyo hingeworfen und das Haus in liebevoller Eigenarbeit zusammengeschustert. Das Essen ist in Ordnung und der Besitzer sehr freundlich – und interessant. Das Ziel ist offenbar nicht, viel Geld zu verdienen, da alles sehr preiswert ist. Bei den Einheimischen ist das Restaurant / Teehaus ebenfalls sehr beliebt, wie es scheint. Die Adresse: 11-31 Nichōme, Shimoda-shi, Shizuoka-ken.

Das Shimoda-Unterwasseraquarium
Das Shimoda-Unterwasseraquarium
Blick auf die Bucht von Shimoda
Blick auf die Bucht von Shimoda

白浜 Shirahama

Auch in der näheren Umgebung von Shimoda gibt es sehr viel zu entdecken. Am bekanntesten ist da, vor allem für Sommerfrischler und Badefreunde, der kleine Ort 白浜 Shirahama, auf Deutsch „Weißer Strand“. Der Name ist dabei natürlich Programm. In einer kleinen, offenen Bucht rund 5 Kilometer nordöstlich vom Stadtzentrum von Shimoda lockt ein 770 Meter langer, halbrunder Sandstrand, bei dem selbst Nichtschwimmer fast 100 Meter lang ins Meer hineinlaufen können. Das smaragdgrüne Wasser, die grünen Berge und ein blauer Himmel ergeben eine Postkartenansicht, die durch den Anblick der zahlreichen Izu-Inseln am Horizont komplettiert wird. Der Strand ist im Sommer bewacht, und es gibt einen Abschnitt für Surfer. Für die ist Shirahama das ganze Jahr hindurch interessant, denn selbst im Winter liegen hier die Wassertemperaturen selten unter 15 Grad. Im Sommer kann die Temperatur bis auf 27 Grad ansteigen.

Nördlich des Strandes und gut in der Mitte des Fotos unten erkennbar liegt der 火達山 Hitachi-yama, der „Berg des lodernden Feuers“. Unterhalb des Bergs wird alljährlich das 火達祭 Hitachi-Matsuri gefeiert – ein traditionelles Fest, das alljährlich Ende Oktober begangen wird – mit dem krönenden Abschluss eines „Hanabi“ (japanisches Feuerwerk) direkt am Strand. Auf dem Berg fanden Archäologen Artifakte, die belegen, dass es diese Tradition schon mindestens seit über 1’200 Jahren gibt.

Shirahama - hier im Winter, ganz ohne Besucher
Shirahama – hier im Winter, ganz ohne Besucher
Der Torii bei Shirahama - mit den Izu-Inseln im Hintergrund
Der Torii bei Shirahama – mit den Izu-Inseln im Hintergrund

Südlich des Strandes findet man den 伊古奈比咩命神社 Ikonahime-no-mikoto-Schrein, der aufgrund des schweren Namens oft einfach nur 白濱神社 Shirahama-Schrein genannt wird. Das ist immerhin der älteste Schrein der Izu-Halbinsel und laut historischen Aufzeichnungen mindestens 1,200 Jahre alt. Besonders sehenswert ist beim Schrein der 大明神岩の赤鳥居 Rote Torii des Daimyōjin-Felsens (siehe Foto unten). Der Torii selbst ist sehr klein, aber der Ort ist trotzdem sehr fotogen, vereinbart er doch einige shintoistische Symbole. Im Shintoismus gibt es unzählige Gottheiten, sowie Objekte, denen nachgesagt wird, dass sie Gottheiten anziehen. Das sind nicht selten besondere Bäume, aber es können auch Felsen sein – diese werden dann 磐座 iwakura genannt. Gekennzeichnet werden diese besonderen, vom Gotteshauch beseelten Objekte nicht selten mit einem 注連縄 shimenawa genannten Seil umspannt oder verbunden. Dieses Seil wird meist aus Reisstroh, manchmal auch Hanf, hergestellt, und die Dicke reicht von mehreren Zentimetern bis zu fast einem Meter. Der Torii am Shirahama-Schrein erinnert dabei etwas an die etwas spektakuläreren Meoto-Felsen bei Ise. Besonders fotogen ist der Iwakura in Shirahama vor allem, wenn gute Sicht herrscht und man freien Blick auf die Izu-Inseln hat.

Ob Badewetter oder nicht – ein Abstecher nach Shirahama lohnt sich jedenfalls, egal welche Jahreszeit. Ein Strandspaziergang ist auch im Winter (der hier relativ warm ist) schön, und wer etwas aufpasst, bemerkt am Südende des Strandes ein paar interessante Strudeltöpfe – gebildet durch harte Steine, die durch die Kraft des Wassers kreisrunde Löcher in weicheren Sandstein fräsen.

Aloe Vera-Blüte mit der Insel Ōshima im Hintergrund
Aloe Vera-Blüte mit der Insel Ōshima im Hintergrund
Die Ryūgū-Insel nördlich von Shirahama
Die Ryūgū-Insel nördlich von Shirahama

Ein paar Kilometer nördlich von Shirahama wartet ein weiterer, sehr schöner und deutlich weniger bekannter Ort auf den neugierigen Besucher – die 竜宮島 Ryūgū-Insel. Eigentlich ist es eine winzige Inselgruppe, aber die Lage ändert sich je nach Gezeiten. Bei Ebbe, aber dank eines schmalen Betonpfads nun auch bei normaler Flut, kann man das Inselchen trockenen Fusses erreichen. Der Inselsockel ist ebenfalls begehbar, so dass man ein Mal rund um die Insel laufen kann, wofür man keine 10 Minuten braucht. Auf dem Inselchen steht ein sehr kleiner Torii – Kennzeichen des 白嶋神社 Shiroshima-Schreins. Von der Insel hat man bei halbwegs gutem Wetter dabei einen schönen Blick auf die 35 Kilometer entfernte 大島 Ōshima (wörtlich: Grosse Insel), die grösste der Izu-Inseln. Die Insel ist 91 Quadratkilometer gross, gehört zu Tokyo und wird von fast 8’000 Menschen bewohnt. Die gesamte Insel ist ein bis zu 764 Meter hoher Stratovulkan, und der ist mehr als lebendig – die letzten grossen Ausbrüche fanden 1965 und 1968 statt und zwangen jeweils die Inselbewohner zur Evakuierung. Das Epizentrum des schweren Erdbebens von 1923, das damals ganz Tokyo und Umgebung in Schutt und Asche legte, lag direkt unterhalb dieser Insel.

Am Ufer gegenüber der Ryugu-Insel befindet sich アロエの里 Aloe-no-sato – hier befindet sich ein rund 500 m langer Weg, der von circa 30,000 Aloe Vera-Pflanzen gesäumt wird. Angeblich brachten einst Fischer von Izu die Pflanze aus der Südsee mit, und da es hier an der Ostküste von Izu recht warm ist, breitete sich die Pflanze schnell aus. Vor allem im Winter kann man dann die leuchtend-orangenen Blüten bestaunen.

Tsumekizaki 爪木崎

Ebenfalls nur ein paar Kilometer entfernt von Shimoda, aber Richtung Südosten, liegt die schöne Tsumeki-Halbinsel. Der Name setzt sich aus „Kralle“ (man kann die Bedeutung anhand des Zeichens schon fast erraten!) und „Baum“ zusammen, was möglicherweise an der Form der Halbinsel liegt. Rund um die Halbinsel gibt es diverse kleine Inselchen. Und ganz im Südwesten endet die Halbinsel am gleichnamigen Kap.

Aufgrund einer geologischen Besonderheit ist die Südspitze der Halbinsel eine von vielen „Geosites“ – hier findet man nämlich einen Abschnitt mit eindrucksvollen, sechseckigen Basaltsäulen. Die findet man auch an einigen Stellen in Deutschland, aber im Zusammenspiel mit der wilden Küste ähnelt die Landschaft stark dem Giant’s Causeway in Nordirland. Damit solche Basaltsäulen entstehen, muss Basaltlava bei ganz bestimmten Temperaturen erstarren.

Nicht nur Geologiefans kommen hier auf ihre Kosten – auch Blumenfans finden hier ihr Paradies, denn nahe des Kaps blühen hier im Winter rund 3 Millionen Narzissen, in Japan 水仙 suisen genannt. Und ja, da es hier wesentlich wärmer ist als zum Beispiel in Deutschland, blühen hier die Narzissen zumeist rund um das Neujahr herum.

Basaltsäulen am Kap Tsumeki
Basaltsäulen am Kap Tsumeki
Leuchtturm vom Kap Tsumeki und ein paar der Izu-Inseln
Leuchtturm vom Kap Tsumeki und ein paar der Izu-Inseln

Um das Bild abzurunden, steht am Kap auch noch ein kleiner Leuchtturm, zu dem man in ein paar Minuten Fußmarsch gelangt. Von dort hat man einen schönen Blick über das Meer und die Izu-Inseln. Bis zu sieben der bewohnten Inseln kann man von hier sehen — selbst die fast 100 Kilometer entfernten Inseln Miyakejima und Mikurajima. Einzig Hachijōjima sieht man nicht – obwohl das mit einem Fernglas und bei bester Sicht unter Umständen möglich wäre: Bis dorthin sind es 180 Kilometer. Der Leuchtturm selbst ist 17 Meter hoch und stammt in der jetzigen Form aus dem Jahr 1937.

Ryugu-Höhle 龍宮窟

Nur knapp 7 Kilometer südwestlich von Shimoda wartet eine der bekanntesten Attraktionen der Halbinsel, und auch diese hat viel mit Geographie zu tun. Dort findet man an der stark zergliederten Küste die 龍宮窟 Ryūgūkutsu, die „Drachenpalasthöhle“. Der Name führt dabei etwas in die Irre, denn es handelt sich – schon seit langem nicht mehr – um eine Höhle, denn die Decke selbiger ist schon vor langer Zeit eingestürzt.

Vor allem der Süden der Izu-Halbinsel ist stark von vulkanischen Sedimentgesteinen geprägt – einige Schichten sind relativ witterungsbeständig, andere weniger. Das sorgt dafür, dass das Wasser an einigen Stellen leichtes Spiel hat und Höhlen schaffen kann. So auch hier – das Meer bildete eine Höhle am Ufer, mit einem relativ schmalen Zugang zum Meer. Irgendwann stürzte jedoch die Decke der Höhle ein und schuf so ein fast 50 Meter breites Loch. In dem Loch befindet sich nun ein sehr kleiner Strand, den man allerdings nicht begehen darf. Das ist auch gut so, würde das doch jedes Fotomotiv komplett entwerten. Dafür kann man oberhalb ein Mal um das Loch herumlaufen, und wenn man sich über dem Zufluss zum Meer befindet, sieht man auch, warum sich hier mit besonderer Vorliebe Pärchen einfinden: Der Strand innerhalb der eingestürzten Höhle ist doch tatsächlich herzförmig.

Die herzförmige Ryugyu-Höhle
Die herzförmige Ryugyu-Höhle
Der benachbarte Toji-Sandski-Strand
Der benachbarte Toji-Sandski-Strand

Direkt neben der Höhle, Richtung Osten, liegt der etwas eigentümliche 田牛サンドスキー場 Tōji-Sandski-Strand (Kanjikenner mögen sich hier wundern, aber der Name 田牛 wird tatsächlich „tōji“ gelesen). An dem Strand hat sich im Laufe der Jahrtausende viel Flugsand angesammelt, der dort einen rund 100 Meter breiten und 45 Meter langen Hang aus Sand bildet – mit einem Gefälle von rund 30 Grad. Das ist genug, um den Sandhang mit Skiern oder zur Not auch einem Stück Pappe herunterzusausen. Wer davon genug hat, kann auch am gleichen Ort gleich ins glasklare Wasser springen.

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Kamo-gun 賀茂郡

Fast die gesamte Südhälfte der Izu-Halbinsel gehört zur Gemeinde Kamo-gun. „Gun“ ist eine ländliche Verwaltungseinheit in Japan und bedeutet, dass kein Stadtrecht existiert. Kamo-gun ist knapp 480 Quadratkilometer gross und umschliesst die Stadt Shimoda vollständig. Bis 1971 gehörte auch Shimoda zu Kamo, aber dann wurde dem Ort das Stadtrecht verliehen, und so wurde Shimoda ausgegliedert. Kamo reicht von der Ost- bis zur Westküste. Kamo wird wiederum in 5 verschiedene Verwaltungseinheiten (-chō) unterteilt. Insgesamt leben in der Gemeinde knapp 40,000 Menschen – die Gegend ist deshalb relativ dünn besiedelt, und das ist der Landschaft geschuldet – die Küste ist fast durchgehend rauh, und das Hinterland sehr bergig.

Zu den bekanntesten Orten in Kamo-gun gehört 河津 Kawazu, ein 7,000-Seelenort nördlich von Shimoda. Kawazu ist vor allem bekannt durch die Kawazu-Zakura, eine Kirschart. Ein Anwohner fand 1955 zufällig einen etwas anders aussehenden, kleinen Kirschbaum und begann daraus eine Unterart zu züchten, die nun entlang eines kleinen Flusses im Ort alljährlich in voller Blüte steht – und zwar in der ersten Februarhälfte. Zum Vergleich: In Tokyo und Umgebung blühen die Kirschbäume erst Ende März.

Die meisten anderen sehenswerten Orte in Kamo-gun haben mit spektakulären Küstenabschnitten zu tun, von denen hier einige vorgestellt werden sollen. Ausnahme: Der Amagisan, der höchste Berg der Izu-Halbinsel.

Amagisan 天城山

In der südlichen Inselmitte erhebt sich der 天城山 Amagisan, wörtlich „Himmelsschlossberg“, wie eine bedrohliche Trutzburg gen Himmel. Obwohl -berg genannt, ist es eher ein Bergmassiv, mit dem 1’406 m hohen Manzaburō-dake 万三郎岳 als höchsten Gipfel des Massivs. Bei dem kleinen Massiv handelt es sich um einen Vulkan, der vor 800’000 bis 200’000 Jahren gebildet wurde und seitdem erodiert, so dass die markante Vulkanform kaum noch zu erkennen ist. Die jüngste Eruption liegt rund 3,200 Jahre zurück – seitdem ist der Vulkan ruhig.

Der Amagisan ist verhältnismässig scheu – an den meisten Tagen ist er in den Wolken versteckt, und das liegt an der Lage. Hier treffen die feuchten Luftmassen vom Pazifik auf eine 1,400 Meter hohe Bergwand und sorgen so für viel Regen – während im nahegelegenen Tokyo im Jahr rund 1,500 mm Niederschlag pro Jahr fallen, sind es hier rund 4,000 mm. Deshalb gibt es auch die Theorie, dass der Berg eigentlich 雨木 geschrieben wurde – das bedeutet „Regenbaum“ – und später „schönere“ Schriftzeichen benutzt wurden. Obwohl Izu ein paar Grad wärmer ist als die angrenzenden Regionen, fällt in Gipfelnähe im Winter nicht selten Schnee.

Amagi-Shinjū – eine tragische Liebesaffäre

Im Jahr 1957 wurde der Amagi Schauplatz des tragischen Endes einer Romanze: In den Bergen fand man die Leichen eines jungen Mannes und einer jungen Frau. Der junge Mann hielt eine Pistole in den Händen und nahe der Köpfe lag ein zusammengeknülltes Taschentuch mit Haaren und Fingernägeln der beiden Leichen. Dies sind Symbole eines 心中 shinjū, wörtlich: „Herzenszentrum“ – ein Doppelselbstmord zweier Verliebter, wie er von einem japanischen Dichter im 17. Jahrhundert in einem seiner Stücke beschrieben wurde.

Der Fall war deshalb so bedeutsam, weil es sich bei der 19-jährigen Frau um Aisin-Gioro Huisheng handelte – eine Adlige. Ihr Vater war der jüngere Bruder des letzten Kaisers von China, und ihre Mutter eine japanische Adlige. Da die Dynastie in ihrer Heimat gewaltsam beendet und Angehörige der kaiserlichen Familie verfolgt und eingesperrt wurden, schickte sie ihre Familie auf eine Eliteuniversität in Japan, wo sie den 20-jährigen Japaner Ōkubo kennenlernte. Da Huisheng eine Adlige und Ōkubo ein gewöhnlicher Bürger war, gab es in Huishengs Familie großen Widerstand gegen die Verbindung – schliesslich galt sie als potentielle Ehefrau von Akihito, der später von 1989 bis 2019 japanischer Kaiser werden sollte.

Die beiden Verliebten verschwanden am 4. Dezember 1957 und wurden ein paar Tage später am Amagisan getroffen. Auf Wunsch von Ōkubos Vater wurden die beiden letztendlich zusammen eingeäschert und erst im Familiengrab der Ōkubo, später dann im Familiengrab der Aisin-Gioro bestattet. Der Vorfall wurde als 天城山心中 Amagisan-Shinjū bekannt.

Die Amagisan-Berge sind wandertechnisch gut erschlossen – man kommt auf malerischen Wegen zu den verschiedenen Gipfeln, und die Aussicht ist, solange es nicht regnet, auch lohnenswert.

Der kleine Kratersee Hatchō-Ike auf rund 1'200 m Höhe
Der kleine Kratersee Hatchō-Ike auf rund 1’200 m Höhe
Blick von Norden auf den Amagi
Blick von Norden auf den Amagi

Yumigahama 弓ヶ浜

Da etwas abseits gelegen, ist Yumigahama, der „Bogenstrand“, eher ein Geheimtipp – aber das bedeutet in Japan nicht unbedingt viel – natürlich ist im Sommer viel an dem Strand los. Der Strand gehört zur Gemeinde Minami-Izu (Südizu) und liegt 12 Kilometer südwestlich von Shimoda an der Mündung des kleinen 青野川 Aono-Flusses. Jener ist nur 17 Kilometer lang, ist aber an Teilen seines Laufes von Kirschbäumen gesäumt, die das Flusstal im Frühjahr in einen Traum aus … rosa verwandeln. Es gibt zahlreiche Flüsse, die von Kirschbäumen gesäumt werden – das tat man ursprünglich allerdings nicht, weil es so schön aussieht, sondern aus ganz anderen, praktischen Gründen: Kirschblüten zogen schon seit Jahrhunderten die Menschen im Frühjahr an. Indem man nun also Kirschbäume auf die Deiche pflanzte, sorgte man dafür, dass viele Menschen auf den Deichen entlanggehen – und so den Deich festtreten und damit stabiler machen. Eine so einfache wie geniale Idee.

der Yumigahama-Strand ist im Sommer bewacht, und in Zonen unterteilt, in denen man schwimmen, planschen, paddeln, aber auch Surfen kann. Ausserdem wird im Sommer ein „Splash Water Park“ ins Wasser gebaut – dieser kostet Eintritt. Im lose bebauten Ort am Strand gibt es zahlreiche Gästehäuser und Pensionen und die eine oder andere Gelegenheit, etwas zu essen. Es herrscht Urlaubsressort-Stimmung – aber ein Besuch lohnt sich zum Beispiel auch im Winter wenn es menschenleer ist, denn die Küste ist allemal sehr schön.

Der Yumigahama-Strand - hier menschenleer, da im Winter
Der Yumigahama-Strand – hier menschenleer, da im Winter
Yumigahama
Yumigahama

Kap Irōzaki 石廊崎

An der Südspitze der Izu-Halbinsel befindet sich das Kap Irōzaki, wobei der Ortsname eindeutig zur Kategorie „Ortsnamen, die selbst Japaner nicht lesen können“ zählt. Das Kap ist nicht irgendein Kap, denn hier ist die Trennlinie zwischen der Suruga-Bucht und der Sagami-See, beziehungsweise zwischen dem offenen Pazifischen Ozean im Osten und der Philippinensee, einem Nebenmeer des Pazifiks. Die Küste ist auch hier sehr wild und wunderschön, und das Klima ist sehr angenehm – im Winter milder als in der weiteren Umgebung, und im Sommer ein bisschen kühler als der Rest.

Am Kap findet man einen kleinen, aber feinen Leuchtturm (der Irōzaki-Leuchtturm) sowie einen kleinen Schrein – der soll immerhin schon rund 1,300 Jahre alt sein, und ist in seiner Form etwas ungewöhnlich – aus Platzmangel handelt es sich quasi „nur“ um eine unter einem grossen Felsen geduckte Holzhütte. Früher gab es hier auch mal einen „Dschungelpark“, aber der wurde 2003 endgültig abgerissen, da er sich nicht mehr rentierte. Man hat aber in den vergangenen Jahren viel in die Infrastruktur gesteckt – es gibt einen grossen, neuen Parkplatz und ein schmuckes Besucherzentrum. Von dem läuft man in wenigen Minuten bis zum Leuchtturm – und das war es dann eigentlich auch schon mit dem Kap Irōzaki. Wenn man schon mal in der Gegend ist, kann man hier ruhig auch noch vorbeischauen – am besten bei schönem Wetter (ergo: im Winter) – dann kann man wunderbar einen Blick auf fast die gesamte Izu-Inselkette werfen.

Das Kap Irozaki - und sechs der sieben bewohnten nördlichen Izu-Inseln
Das Kap Irozaki – und sechs der sieben bewohnten nördlichen Izu-Inseln
Der wahrscheinlich rund 1,300 Jahre alte Ishimuro-Schrein am Kap
Der wahrscheinlich rund 1,300 Jahre alte Ishimuro-Schrein am Kap

Hagachizaki 波勝崎

Die Westküste der Izu-Halbinsel ist etwas wilder und weniger dicht besiedelt als die Ostküste. Es gibt weniger Bebauung, und dementsprechend weniger Besucher und weniger Verkehr. Für weniger Besucher sorgt allein schon die Tatsache, dass es hier keine Eisenbahnanbindung gibt. Es gibt aber auch hier ein paar interessante Orte. Dazu zählt das Kap Hagachi – der Name setzt sich aus „Welle“ und „Siegen“ zusammen. Das ist zweideutig – aus dem Namen geht nicht hervor, ob hier die Wellen gewinnen oder die Menschen gegen die Wellen…

Öffentlich zugänglich ist dieses Kap allerdings nicht, denn hier befindet sich der モンキーベイ-Park (Monkey Bay Park). Der wurde 1985 gegründet und war 2019 dabei, dicht zu machen, aber es fand sich ein neuer Eigentümer. Der Name ist Programm: Hier lebt das grösste Rudel japanischer Rotgesichtsmakaken von Ostjapan: Rund 140 Tiere zählen dazu. Der Park ist von 9 bis 16 Uhr geöffnet, der Eintritt für Erwachsene kostet 1,200 Yen, Kinder unter 12 Jahren zahlen 600 Yen und Kinder unter 6 Jahren kommen kostenlos rein.

Die Affen sind an Menschen gewöhnt – man kann den Tieren also sehr nah kommen. Dafür gibt es natürlich ein paar Regeln (die bei Affen eigentlich universal sind) – man darf sie nicht berühren, man muss seine eigenen Sachen im Auge behalten und man sollte ihnen nicht in die Augen starren. Wenn man diese Regeln beachtet, kann man den Tieren stundenlang bei ihrem Treiben zuschauen – es ist sehr unterhaltsam.

Die Affen halten sich natürlich nicht an die Abgrenzungen des kleinen Parks – man begegnet ihnen schon auf der Zufahrtsstrasse, die die Affen gern wie Wegelagerer bevölkern. Autos stören sie dabei nicht – sie bleiben ganz bewusst in der Strassenmitte sitzen und schauen Autofahrern provokant ins Gesicht. Das wird wohl daran liegen, dass der eine oder andere auch schon mal Futter aus dem Fenster wirft.

Die Affen machen deutlich, wem die Strasse gehört
Die Affen machen deutlich, wem die Strasse gehört
Die Affenbucht am Kap Hagachi
Die Affenbucht am Kap Hagachi

Dōgashima 堂ヶ島

Ein weiteres landschaftliches Highlight der Halbinsel ist Dōgashima, in etwa „Tempelhallen-Insel“, im Ort Nishi-Izu (West-Izu) im Nordwesten der Gemeinde Kamo an der Westküste der Halbinsel. Hier gibt es eine Reihe kleiner Inseln in einer überschaubaren Bucht, und die weisen einige  geologische bzw. geographische Besonderheiten auf. Die Izu-Halbinsel verdankt ihre Entstehung unterseeischen Vulkanen, die bei Dogashima und vielen anderen Teilen von Izu auch dicke Schichten von Tuff bildeten. Der erodiert bei Dogashima besonders eindrucksvoll und bildet einige Inseln und Höhlen sowie ein paar weitere interessante geologische und geographische Besonderheiten. Dazu zählt zum Beispiel ein Tombolo – eine durch Anschwemmungen entstandene, natürliche Brücke aus Sand und Stein, die in diesem konkreten Fall die sogenannte 象島 Zōshima (Elefanteninsel) mit dem Festland verbindet – allerdings nur bei Ebbe, denn bei Flut ist davon rein gar nichts zu sehen.

Dogashima wird gern auch als „Matsushima von Izu“ bezeichnet, und die Landschaft ähnelt sich in der Tat, wenngleich Matsushima wesentlich grösser ist. Die Hauptattraktion von Dogashima ist dabei eine Höhle mit einem kreisrunden Dachdurchbruch. Man kann mit einem Boot durch eine schmale Durchfahrt in die Höhle fahren, in deren Mitte man dann plötzlich den Himmel über sich sieht. Das kann man allerdings wirklich nur mit dem Boot erleben – schwimmen oder tauchen sind hier nicht erlaubt. Die Höhle wird bezeichnenderweise 天窓洞 tensōdō – „Himmelsfensterhöhle“ – genannt und hat drei Eingänge. Zwei sind dem Meer zugewandt, der dritte befindet sich auf der Bergseite.

Von einer kleinen Pier fahren regelmässig kleinere Ausflugsboote ab – vier verschiedene Touren werden angeboten, die 20 bis 50 Minuten lang dauern. Die kürzeste Tour beinhaltet besagte Himmelsfensterhöhle und kostet 1,300 Yen. Nicht nur die Höhle ist interessant – die gesamte Küste mit den steilen Klippen und den ganz deutlich sichtbaren Sedimentschichten ist sehenswert. Und man erkennt ohne viel Phantasie, warum die oben genannte Elefantenhöhle so heißt, wie sie heißt. Die Höhle kann man übrigens auch von oben sehen: Ein kleiner Pfad führt rund um die Öffnung der Höhle.

Dogashima ist ein typischer Touristenort – es gibt ein paar Hotels, inklusive Onsen, Restaurants und Souvenirläden. Das bedeutet, dass es hier während der Feiertage und an Wochenenden mit schönem Wetter durchaus voll werden kann – egal zu welcher Jahreszeit.

Dogashima - Bootsanlegestelle und ein paar der Inseln
Dogashima – Bootsanlegestelle und ein paar der Inseln
In der Himmelsfensterhöhle
In der Himmelsfensterhöhle

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Izu (Stadt) 伊豆市

Die Stadt Izu nimmt das komplette Zentrum der Nordhälfte der Izu-Halbinsel ein – sowie ein Stück der sehr bergigen Nordwestküste. Das „Stadtgebiet“, denn es ist ja in dem Sinne keine Stadt an sich, ist knapp 365 Quadratkilometer gross und hat gut 28,000 Einwohner. Die grössten Orte der Gemeinde sind Shūzenji, Amagiyugashima, Nakaizu sowie der kleine Ort Toi an der Küste. Diese Orte wurden 2004 zur Stadt Izu zusammengelegt.

Die Gegend ist vor allem für die zahlreichen heißen Quellen (genannt Onsen), aber auch für den Anbau von Wasabi und Shiitake bekannt. Der Ort 土肥 Toi an der Küste wiederum war vor allem für seine Goldmine bekannt – diese war die ergiebigste Goldmine Japans nach der auf der Insel Sado. Bergbau wurde hier vom 14. Jahrhundert bis ins Jahr 1931 betrieben, und es wird geschätzt, dass in dieser langen Zeit rund 40 Tonnen Gold und zehn Mal so viel Silber geschürft wurde.

Die Steilküste bei Toi ist besonders sehenswert – diese kann man am besten entlang der Küstenstrasse geniessen.

Blick entlang der Nordwestküste Richtung Toi
Blick entlang der Nordwestküste Richtung Toi
Ja, auch das gibt es: Tabibito Misaki - Das "Kap des Reisenden"
Ja, auch das gibt es: Tabibito Misaki – Das „Kap des Reisenden“

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Anreise

Der schnellste Weg ist der Shinkansen. Wer die Ostküste sehen will, sollte damit von Tōkyō-eki nach Atami 熱海 fahren (50 Minuten). Von dort kann man entlang der Ostküste bis Shimoda 下田 fahren. Ein Schnellzug fährt auch direkt durch von Tokyo – dauert 2¼Stunden.

Wer in die Inselmitte will, fährt besser mit dem Shinkansen nach Mishima 三島 (1 Stunde) und von dort mit der Izu-Hakone-Tetsudō Sunzu-Linie 伊豆箱根鉄道駿豆線 (tetsudō = Eisenbahn) bis zur Stadt Shuzenji 修善寺. An der Westküste gibt es keine Eisenbahnlinie – man ist auf Busse angewiesen.

Der Odoriko-Express auf Izu
Der Odoriko-Express von Tokyo nach Izu. Die alten Züge waren sehr markant (siehe Photo), wurden im März 2021 aber durch neuere, innen sehr schön ausgestaltete Züge ersetzt.

Von Shimoda verkehren auch Fähren, die von hier ein paar der nördlichen Izu-Inseln anfahren. Ein mal pro Tag fährt die Azeria-Fähre der Tokai-kisen-Fährgesellschaft von Shimoda über Toshima, Niijima, Shikinejima bis nach Kōzushima – diese Inseln sind alle bewohnt und in ihrer Form sehr unterschiedlich von einander.

Von Atami verkehrt auch eine Fähre nach Ōshima, der grössten der Izu-Inseln.

Die Fähre verbindet Shimoda mit den zahlreichen Izu-Inseln
Die Fähre verbindet Shimoda mit den zahlreichen Izu-Inseln

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Übernachtung

Auf der Halbinsel gibt es unendlich viele Hotels, Ryokan und Minshuku. Am besten in einem übernachten, in dem es auch eine heisse Quelle gibt. Bei einer Tour zur Izu-Halbinsel kann es sich glatt lohnen, in einem japanischen Reisebüro zu buchen (z.B. H.I.S.) – dann wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit billiger. Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

Eine interessante Empfehlung trotzdem an dieser Stelle: In Kawazu 河津 an der Südostküste, unweit von Shimoda, steht die interessante Pension Gallery Court OFA ATU. Die gehört einem alten Seebären und Maler, der einst auf Tonga gelebt und dort auch seine Gemahlin kennengelernt hat. Halb Galerie, halb Pension, mit sehr frischem Fisch und einer Mischung aus Tonga- und Japanischem Essen ist diese Pension mal etwas anderes. Liegt knapp 10 Minuten zu Fuss vom Bahnhof von Kawazu entfernt. Die Adresse: 〒413-0515 静岡県河津町 谷津233-7 (zip 413-0515 Shizuoka Pref. Kawazu-machi Kamo-gun Yatsu 233-7), Telefon: +81-(0)558-32-3006.

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tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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