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Regierung gibt bekannt: Reallöhne fallen nun schon 24 Monate in Folge

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Heute veröffentlichte das 厚生kōsei労働rōdōshō, das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales, seine neue monatliche Statistik zu der Situation von Arbeitnehmern in Japan1. Dem Bericht zufolge stieg das monatliche Nettoeinkommen in Japan im März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,1% auf 301’193 Yen (beim heutigen Stand umgerechnet 1’800 Euro – man beachte jedoch die Tatsache, dass der Yen momentan sehr schwach ist). Die Gehälter stiegen nun 27 Monate lang in Folge. Aber das war es dann auch schon mit den guten Nachrichten, denn schaut man sich die inflationsbereinigten Reallöhne (auf japanisch 実質jisshitsu賃金chingin genannt) an, so sanken diese im gleichen Zeitraum um 2,5% — die Reallöhne sind somit nun schon 24 Monate lang in Folge gesunken, und das spüren die Japaner natürlich. Zur Beliebtheit des Premierministers Kishida und seiner Liberaldemokraten trägt das sicherlich nicht bei — bei den letzten Teilwahlen zum Oberhaus am 28. April (diese fand allerdings nur in Teilen von drei Präfekturen, Shimane, Nagasaki und Tokyo, statt) verlor die Regierungspartei nach einem mit Vehemenz geführten Wahlkampf auf ganzer Linie.

Die neuen Zahlen werden natürlich heftig auf X und Co. debattiert, denn am Ende des Tages zählt ja für alle nur, wieviel Geld am Ende des Tages übrig bleibt, und das wird, nun ist es amtlich, seit zwei Jahren immer weniger. Manche wundern sich, ob Zahlen wie diese eigentlich den Premierminister erreichen — offensichtlich ja, denn heute kam von Kishida der Kommentar, dass der Nettolohnanstieg ganz sicher die Inflation übersteigen wird2. Wie er das jedoch bewerkstelligen beziehungsweise garantieren möchte, lässt er offen.

Die Situation ist durchaus ernst, und stark mit dem Verfall der japanischen Währung verbunden, der Japan nun seit Monaten Rekordzahlen von Touristen beschert. Wenn die Medien nun jedoch täglich von Touristen berichten, die in Interviews extrem glücklich über den sehr günstigen Yen sind und Kommentare wie „Ich hätte nicht gedacht, dass Japan so billig ist“ fallen lassen, so erzeugt das bei der Mehrheit der Japaner kein gutes Gefühl – es nagt kräftig am Nationalstolz und lässt die Stimmung sinken. Und das spürt man auch.

  1. siehe hier
  2. siehe hier
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

4 Kommentare

  1. Ich war letzten Oktober und dieses Jahr im März in Japan und ich fühlte mich wie ein Millionär. Unglaublich, wie viel ich mit meinem Geld kaufen konnte. Schon fast unheimlich. Vor allem, da ich im Kopf immer noch 100yen = 1fr. hatte. Als ich das erste mal nach Japan kam, bekam für einen Franken ca. 90 Yen. Jetzt ist es irgendwo bei 170. Und die Preise sind wirklich nicht gleich stark gestiegen. Mein Lohn ist übrigens in Japan ein absolutes tabu Thema, da dies nur zu Neid und Unverständnis bei der Familie führen würde (in der Schweiz gehöre ich zum normalen Mittelstand). Für Japan hoffe ich jedoch, dass der Yen bald wieder stärker wird, weil so kann es wirklich nicht weitergehen. Sollte vielleicht vorher noch etwas Land für meine Rente kaufen ;-)

  2. Gerade aus Japan zurück.
    Ich kann nicht sagen, dass unsere Japanreise günstiger geworden ist. Die Hotelpreise und der Railpass sind prozentual ordentlich teurer geworden. Auch Eintrittspreise sind gestiegen. Der Mishima Skywalk z.B. kostet jetzt 2000 Yen, statt vorher 1100 Yen.
    Ohne Railpass, eine 3 Tage kürzere Reise und günstigerem Flugticket, ergab der Kassensturz die gleichen Kosten wie 2023 im Spätherbst, als unsere Japanreise 24 Tage dauerte. Außer einer Shinkansenfahrt von Kyoto nach Mishima, waren wir mit Regionalzügen. unterwegs.
    Der günstige Yen hatte wohl keine Auswirkung auf unsere Reisekosten.
    Auffallend war, das nur wenig Japaner im Flugzeug saßen im Vergleich zu vor Coronazeiten.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass es den Japanern nicht gut geht mit der derzeitigen wirtschaftlichen Situation.

    .

  3. Ich bin im kommenden Oktober für 3 Wochen in Japan und schaue mir die großen Städte mit Tagesausflügen hier und dort an. Wir hatten Glück mit den Flügen und die Hotels haben wir auch gebucht. Grundsätzlich nicht teurer, aber auch nicht unbedingt günstiger als ich das letzte Mal 2019 da war. Wir verzichten dieses Mal auf den Railpass, da sich das nicht wirklich lohnt und ich denke das sich für uns zumindest vor Ort die Preise zeigen werden. Das Essen etc. wird durchaus günstiger sein, wenn man es umrechnet. Bei einem Urlaub nach Japan waren 10.000 Yen ca. 98 € und jetzt sind es nur noch ~60 €, dass ist ein erheblicher Unterschied (gut für uns!). Kein Wunder, dass der Tourismus extrem angestiegen ist – es steht bei sehr vielen auf der Traumliste und es ist bezahlbar.

  4. Tourismus interessiert die Menschen in der Tourismusbranche und die Politik. Alle anderen tangiert das peripher oder er hat negative Auswirkungen, wie überfüllte Städte.
    Japan wird da zwiegespalten sein so wie andere beliebte Orte auch.

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