ChugokuShimaneOkinoshima - die abgelegenen Inseln im Japanischen Meer

Okinoshima – die abgelegenen Inseln im Japanischen Meer

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Region 中国 Chūgoku
Präfektur 島根県 Shimane
Rang 4 von 5 Sternen: Definitiv sehenswert
Name 隠岐島 – (hier: „o“) bedeutet „versteckt“, (ki) bedeutet „Weg“ und „shima“ ist die Insel. „Insel“ bedeutet in diesem Fall konkret „Inseln“, denn der Name steht für eine ganze Inselgruppe — eine einzelne Insel mit diesem Namen (bzw. diesen Schriftzeichen) gibt es nicht. „Oki“ bedeutet auch „hohe See“ (oder „auf hoher See“), wird in dem Fall aber (bestehend aus den Elementen „Mitte“ und „Wasser“) geschrieben, und das war früher auch tatsächlich der Name der größten Insel der Okinoshima-Inselgruppe, da diese Insel von den vier kleineren Inseln aus gesehen weiter draußen im Meer liegt. Wann und warum die heute benutzten Schriftzeichen in Gebrauch kamen ist ein Rätsel, das noch nicht gelöst werden konnte.
Lage Die Okinoshima-Inseln liegen im Japanischen Meer, vor der Küste von West-Honshū. Die dem Festland am nächsten gelegene Insel sind es 50 Kilometer, der nördlichste Punkt liegt mehr als 80 Kilometer vom Festland entfernt. 160 Kilometer nordwestlich von Okinoshima liegen die Takeshima-Inseln, auch als Liancourt-Felsen und auf Koreanisch unter dem Namen Dokdo bekannt, die von Südkorea, Nordkorea und Japan beansprucht, aber von Südkorea verwaltet werden (mehr siehe unten).
Ansehen Okinoshima ist Natur pur. Besonders die Nordhälfte von Dōgo mit seinen Steilküsten ist sehr reizvoll, aber auch die Klippen von Chiburijima. Außerdem gibt es ein paar interessante Schreine auf den Inseln.

Okinoshima – Beschreibung

Die der nördlichen Küste Westjapans vorgelagerten Okinoshima-Inseln gehören zu den größeren Inseln Japans – die Dōgo-Insel zum Beispiel ist flächenmäßig die Nummer 15 in Japan. Und dennoch sind die Inseln relativ wenig bekannt, und man trifft nur wenige Japaner, die dorthin gereist sind.

Obwohl der Name „Shima“ (=Insel) vermuten läßt, dass es sich um eine einzelne Insel handelt, bezeichnet der Name eine ganze Inselgruppe, die in zwei Gebiete unterteilt wird – 島後 Dōgo (übersetzt „hinter der Insel“) und 島前 Dōzen („vor der Insel“). Dōgo besteht im Prinzip nur aus einer Insel, die gleichzeitig mit Abstand die größte Insel ist. Dōzen besteht aus drei größeren, bewohnten Inseln und rund 170 kleineren, unbewohnten Inseln.

Die Okinoshima-Inseln sind, wie so vieles in Japan, vulkanischen Ursprungs, doch die letzte große Eruption ist rund 5 Millionen Jahre her und der Vulkan schon lange erloschen und verwittert. Bis vor rund 10,000 Jahren (also bis zur letzten Eiszeit) waren die Inseln noch mit der Hauptinsel Honshu verbunden, doch die nachfolgende Absenkung des Meeresbodens, gepaart mit dem weltweiten Anstieg des Meeresspiegels, sorgten schliesslich für eine Abtrennung vom Festland. Das Meer zwischen der Shimane-Halbinsel und den Okinoshima-Inseln ist dabei nur rund 70 Meter tief.

1963 wurde der 大山隠岐国立公園 Daisen-Okinokuni-Nationalpark gegründet (mehr zum Daisen siehe hier) – „Okinokuni“ (Oki-Land) ist der alte Name der Inselgruppe, die gleichzeitig eine der historischen Provinzen bildete, und in der Gegend noch immer ein Synonym für die Inselgruppe.

Das Klima ist stark maritim geprägt und feucht-subtropisch, mit durchaus heißen Sommern (bis über 35 Grad) und milden Wintern, in denen die Temperatur nur selten unter den Gefrierpunkt fällt. Mit rund 1,800 mm Regen pro Jahr (fast vier Mal so viel als in Berlin), verteilt auf das ganze Jahr, ist die Insel sehr niederschlagsreich.

Insel Fläche Einwohner (2021)
島後島 Dōgojima 242,82km² 13’618
西ノ島 Nishinoshima 55,96km² 2’776
中ノ島 Nakanoshima 33,44km² 2’200
知夫里島 Chiburi 13,70km² 672
Gesamt 345,92km² 19’286
Die Küste an der Nordspitze der grössten Okinoshima-Insel
Die Küste an der Nordspitze der grössten Okinoshima-Insel

Obwohl ein Großteil der Inseln zum Nationalpark gehört und es viele schöne Ecken gibt, besuchen im Schnitt gerade mal gut 100,000 Menschen pro Jahr Okinoshima (zum Vergleich: Zur Insel Sado fahren pro Jahr fast 700,000 Menschen, zur Insel Ishigaki gar gut 1,5 Millionen Einwohner). Das bedeutet, dass man hier noch das ländliche, abseits gelegene Japan ganz ohne Menschenströme erleben kann.

Ein paar Schulen auf den Okinoshima-Inseln nehmen seit Jahren am 島留学 Shimaryūgaku-Programm teil. „Ryūgaku“  besteht aus den Wörtern „bleiben“ und „lernen“ und bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch eigentlich „Auslandsstudium“, aber hier geht es darum, Kinder, vor allem aus den Großstädten, für einen gewissen Zeitraum auf kleinere Inseln zu schicken und dort zur Schule gehen zu lassen. Damit kann man zum Beispiel verhindern, dass schülerarme Schulen schließen müssen – und die Besucher von außerhalb können dabei auch das eine oder andere lernen.

Die Inseln sind spätestens seit der Jōmon-Zeit besiedelt, und historische Artefakte bezeugen, dass ein reger Austausch mit dem „Festland“ (in diesem Sinne der Hauptinsel Honshū) stattfand. Die Inseln tauchten zum ersten Mal in Dokumenten aus dem 8. Jahrhundert unter dem Namen „Oki“ auf. Im Mittelalter wurde dabei Okinoshima gern als Verbannungsort benutzt.

In der Edo-Zeit erlangten die Inseln eine gewisse Bedeutung als Zwischenstation für Schiffe, die zwischen Japan und dem heutigen Korea verkehrten. Im Jahr 1868 kam es zu den Oki-Unruhen. Der damals dort herrschende Matsue-Clan führte das Wehrbauernsystem als Antwort auf die immer häufiger werdenden Sichtungen ausländischer Schiffe ein, doch eine Epidemie, gepaart mit einer Nahrungsmittelknappheit, liess die Wehrbauern aufmurren, so dass der Matsue-Clan alle Waffen einsammeln liess und das Wehrbauernsystem abschaffte. Mit der allgemeinen Lage unzufrieden revoltierten die Inselbewohner und jagten die Vertreter des Matsue-Clans von von den Inseln. 80 Tage lang waren die Oki-Inseln quasi unabhängig, die Bewohner verwalteten sich in dieser Zeit selbst. Doch der Clan kam zurück und schlug den Aufstand nieder – 14 Menschen kamen dabei ums Leben, und die Anführer wurden abgerichtet.

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Saigō  西郷

Die größte der Okinoshima-Inseln wird Dōgo genannt, und hier liegt auch die größte Gemeinde der Inseln – 隠岐島町 Okinoshima-chō. „Chō“ ist die Verwaltungseinheit direkt unterhalb einer Stadt – damit ist Okinoshima-chō also keine Stadt, sondern in etwa das, was in Deutschland ein Kreis ist. Die Gemeinde umfasst die gesamte Insel und hat knapp 15,000 Einwohner. Die Gemeinde Okinoshima gibt es als solche erst seit 2004 – damals legte man die Stadt (bzw. den Ort) Saigō mit den Dörfern Fuse, Goka und Tsuma zusammen. Die gesamte Insel kämpft wie so viele abgelegene Gegenden mit enormen Bevölkerungsrückgang – in den 1950ern und 1960ern lebten hier mit mehr als 28’000 Menschen mehr als doppelt so viele Bewohner wie heute.

Saigō ist mit 13,000 Einwohnern mit Abstand die größte Gemeinde auf der Insel – hier liegt der bedeutendste Hafen, einschließlich des Fährhafens, ein kleiner Flughafen, das einzige Einkaufszentrum der Stadt sowie ein kleines Stadtzentrum mit den üblichen Bars und Restaurants und dergleichen.

Die markante rote Saigō-Ōhashi-Brücke
Die markante rote Saigō-Ōhashi-Brücke
Das Einkaufszentrum in Saigō - hier trifft sich die gesamte Insel zum Shoppen
Das Einkaufszentrum in Saigō – hier trifft sich die gesamte Insel zum Shoppen

Die Stadt ist schön gelegen – sie liegt direkt auf einem Vorsprung in der geschützten Saigō-Bucht und ist somit quasi von drei Seiten von Wasser umgeben. Nur der unmittelbare und überschaubare Stadtkern, der direkt am Fährhafen beginnt, ist topfeben – je weiter man sich vom Ufer entfernt, desto mehr geht es bergauf. Der Yao-Fluss aus dem Inselinneren mündet mitten in der Stadt in die Bucht. Etwas flußabwärts, und noch in Laufweite, liegt das Sunterrace Shopping Center mit großem Supermarkt, Elektronikmarkt und einem kleinen Restaurant. Die sonst allgegenwärtigen Convenience Stores fehlen auf der Insel – das ist den großen Ketten wie 7-Eleven, Family Mart oder Lawson dann doch zu viel Aufwand.

Im Stadtzentrum von Saigo - mit dem Fährhafen im Hintergrund
Im Stadtzentrum von Saigo – mit dem Fährhafen im Hintergrund
Im Stadtzentrum von Saigo
Im Stadtzentrum von Saigo

Im Norden des Ortes gibt es ein paar Tempel – darunter den 隠岐国分寺 Oki-Kokubunji. „Kokubunji“ setzt sich aus den Schriftzeichen für „Land“, „Teil“ und „Tempel“ zusammen und bedeutet also so viel wie „Landesteiltempel“. Auf Geheiß des 45. Tennō von Japan, im Jahr 741 und damit inmitten der Nara-Zeit, sollten in allen Provinzen Tempel errichtet werden – beziehungsweise Klöster, und zwar eines für Mönche und eines für Nonnen. Das geschah auch, und so findet man auch heute noch überall in Japan den Namen „Kokubunji“ (so auch im Westen von Tokyo).

Der Kokubunji von Oki ist zwar recht klein, stammt aber tatsächlich aus jener Zeit. Und an diesem Tempel findet alljährlich das 蓮華会舞 renge emai statt – und zwar am 21. April. Bei dieser Veranstaltung werden sieben verschiedene Tänze mit reichhaltigen Kostümen aufgeführt – mit klangvollen Namen wie „Schlafender Buddha“ oder „Löwentanz“.

Eingang zur schönen Tempelanlage des Oki-Kokubunji
Eingang zur schönen Tempelanlage des Oki-Kokubunji
Das Hauptgebäude fällt eher klein aus: Oki-Kokubunji auf Okinoshima
Das Hauptgebäude fällt eher klein aus: Oki-Kokubunji auf Okinoshima

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Tsuma 都万

Im Südwesten der Insel Dōgo liegt das kleine Dorf Tsuma mit rund 1,500 Einwohnern. Hier ist die Küste stark zergliedert und die Berge reichen bis ans Meer. Hier gibt es unter anderem ein Besucherzentrum sowie die Möglichkeit, zu tauchen. Interessant an diesem Ort sind die 船小屋 Funagoya – die winzigen Fischerbootshäuser, die zwar teilweise verfallen, aber im Prinzip immer noch benutzt werden.

Die in anderen Gegenden Japans durchaus üblichen Meeresschildkröten und Delfine und dergleichen findet man im Meer rund um Okinoshima zwar nicht, dafür aber zum Beispiel Tintenfische sowie, im Sommer, die sogenannten 死滅回遊 shimetsu kaiyū zakana. Der Name setzt sich aus den Wörtern „Aussterben“, „(Fisch)wanderung“ und „Fisch zusammen: Durch die Tsushima-Strömung aus dem Süden sowie durch Taifune gelangen kleinere subtropische Fischarten bis nach Okishima – das Meer wird dort im Sommer bis zu 26 Grad warm. Doch dort ist dann im Herbst Endstation – das Meer wird schnell kühler, und die Fische schaffen es nicht zurück, so dass sie ausnahmslos verenden.

Okinoshima ist nicht nur zum Tauchen geeignet – auch für Angler ist die Insel ein Paradies, aber es gelten strenge Regeln, wer wann und wo was angeln darf.

"Funagoya" - alte Bootshäuser in Tsuma, Okinoshima
„Funagoya“ – alte Bootshäuser in Tsuma, Okinoshima
Die Westküste ist wild und das Meer nicht selten rau
Die Westküste ist wild und das Meer nicht selten rau

Keine 10 Kilometer nördlich von Tsuma, und bereits mitten in den Bergen, gibt es ebenfalls einiges zu sehen – zum Beispiel den 佐山牛突き場 Sayama-Ushitsukijō – eine kleine „Stierkampfarena“, denn spätestens seit dem 13. Jahrhundert läßt man hier Stiere gegeneinander kämpfen – ohne dass die Tiere dabei zugrunde gehen. Sechs Mal im Jahr finden auf Dōgo Stierkämpfe fest – in verschiedenen Orten, und in Sayama ist einer davon.

Auf Okinoshima werden auch noch andere Traditionen gepflegt – zum Beispiel das 古典相撲 (Old-Style-Sumō). Das wird, und hier besteht ein Unterschied zum „normalen“ Sumō, nur veranstaltet, wenn es etwas zu feiern gibt – zum Beispiel, wenn der Inselflughafen eröffnet wird oder das neue Krankenhaus fertiggestellt wurde. 7 bis 8 Ringer treten in den rituellen Kämpfen gegeneinander an, aber man braucht etwas Glück – das letzte Sumō-Turnier fand 2012 statt – danach folgte eine mindestens 10 Jahre währende Pause.

Nördlich von Tsuma gibt es noch mehr zu sehen – einige Wasserfälle zum Beispiel, sowie einen spektakulären Küstenabschnitt.

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Kumi 久見

Im Nordwesten der Insel Dōgo liegt die kleine Gemeinde Kumi – bis 2004 hiess die Gegend 五箇村 Goka-mura, aber dieses Dorf wurde dann in der Stadt Okinoshima eingemeindet. Goka-mura, das den Nordwestteil der Insel einnahm, hatte rund 2,000 Einwohner, und Kumi ist eines der Dörfer in der Gemeinde. Kumi selbst hat gerade mal gut 120 Einwohner, aber es hat einen eigenen Fischereihafen, und es ist bekannt für das 島後久見神楽 Dōgo Kumi Kagura. Kagura sind seit Jahrtausenden überlieferte traditionelle Tänze, die die Götter erfreuen sollen – deshalb setzt sich das Wort „Kagura“ aus dem Schriftzeichen für „kami“ (Gott) und „raku“ (Freude) zusammen. Man hofft sie auf die Gunst der Götter – zum Beispiel für reichen Fischfang, genügend (aber nicht zu viel!) Regen und dergleichen. Bei Kagura werden meist verschiedene Kostüme, Masken und rituelle Gegenstände verwendet. Das Kagura von Kumi findet alljährlich am 25. (manchmal auch am 26.) Juli im Isemikoto-Schrein in Kumi statt.

Der kleine Hafen von Kumi auf Okinoshima
Der kleine Hafen von Kumi auf Okinoshima
Das kleine Takeshima-Museum in Kumi
Das kleine Takeshima-Museum in Kumi

Obwohl Kumi sehr klein ist, fahren dennoch fast alle Besucher der Insel hierher – und zwar um die ローソク島 Rōsoku-jima („Kerzeninsel“) zu sehen, wahrscheinlich die markanteste Sehenswürdigkeit der Insel. Der Name ist Programm – die 20 m hohe, winzige Insel direkt vor der Küste sieht aus wie eine Kerze – und sie ist an der Basis stark verdünnt, was befürchten lässt, dass diese Insel irgendwann mal der Brandungserosion zum Opfer fallen wird. Die Kerzeninsel ähnelt quasi der Langen Anna von Helgoland, wobei die Kerzeninsel noch wesentlich fragiler erscheint. Die Kerzeninsel von der Nähe zu betrachten ist nicht so einfach: Man kann mit einem gemieteten Boot rausfahren, doch dazu muss das Meer ruhig sein, und das nicht oft der Fall. Außerdem gibt es auf dem Land einen Aussichtspunkt, doch die Straße dorthin ist seit 2018 aufgrund von Erdrutschen gesperrt (Stand 2021. Achtung: Die einspurige, sehr schmale Straße ist nicht gesperrt – man kann sie befahren, man steht aber plötzlich ohne jegliche Warnschilder vor einem von Erdrutschen verschütteten Abschnitt).

Takeshima – der Inselstreit mit Korea

Es gibt 5 Länder in der näheren Umgebung von Japan – von Süden im Uhrzeigersinn sind das Taiwan, die VR China, Südkorea, Nordkorea und Russland. Und mit allen fünf Ländern gibt es Streit um diverse Inseln:

  1. Senkaku-jima: Unbewohnte Inselgruppe bei Okinawa, von Japan verwaltet und von Taiwan und der VR China beansprucht
  2. Takeshima: Von Südkorea verwaltet und von Japan und von Nordkorea beansprucht
  3. „Nördliche Territorien“ (Südkurilen) – von Russland verwaltet und von Japan beansprucht

All diese Inselkonflikte haben verschiedene Gründe – aber sie haben auch etwas gemeinsam: Sie trüben das Verhältnis zu den Nachbarn und sorgen immer wieder für Probleme. Das ist auch bei Takeshima der Fall: Diese winzige Inselgruppe gehört nach japanischer Definition zu Okinoshima-chō beziehungsweise bis zur Gebietsreform 2004 zur Gemeinde Kumi.

Südkorea und Nordkorea sind da anderer Meinung: In Korea wird die Insel 獨島 (독도) Dokdo genannt – wörtlich: „Die einsame Insel“, und der Name ist gerechtfertigt, denn die Inseln liegen ziemlich genau in der Mitte zwischen Japan und Südkorea. Außerhalb der Region sind die Inseln jedoch unter dem Namen Liancourt-Felsen bekannt, und das Wort „Felsen“ beschreibt die Sache schon etwas besser, denn es handelt sich hier nur um zwei jeweils rund 8 Hektar grosse Felsen, die hier aus dem Meer ragen. Die Inseln sind aufgrund der Größe (keinerlei Anbau möglich) und aufgrund der Unwirtlichkeit (kein Trinkwasser) von jeher unbewohnt – doch um Fakten zu schaffen, stationiert Südkorea seit vielen Jahren knapp 50 bewaffnete Einsatzkräfte auf dem Eiland.

Die Geschichte der Inseln ist etwas verwirrend, und natürlich gibt es verschiedene Lesarten. Allein der Name sorgt für Verwirrung, denn bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hiess Takeshima (wörtlich: Bambusinsel) eigentlich „Matsushima“ (Kieferninsel), und die 90 km westlich gelegene, koreanische Insel Ulleungdo hiess damals Takeshima. Die Inseln wurden gelegentlich als Ankerplatz genutzt, und in der Gegend wurde gefischt. Bereits im 17. Jahrhundert soll es zu Zusammenstößen zwischen japanischen und koreanischen Fischern gekommen sein.

Der japanischen Geschichtsschreibung zufolge vereinnahmte Japan die Insel im Jahr 1904 und stellte sie unter die Verwaltung von Okinoshima. Dabei soll wohl nach Studie koreanischer Unterlagen festgestellt worden sein, dass das damalige Korea die Inseln nicht zu seinem Territorium zählte und damit besitzlos war. Zwar vermerkten zahlreiche koreanische Quellen den Ort Takeshima, doch laut japanischer Argumentation war ja Takeshima damals der Name für Ulleungdo und nicht für das heutige Takeshima. Nach der Vereinnahmung der Inseln war vorläufig von koreanischer Seite sowieso nicht viel Widerspruch zu erwarten, denn Japan annektierte 1910 kurzerhand die gesamte koreanische Halbinsel und blieb dort bis zum Kriegsende 1945.

Poster auf Okinoshima: Gebt Takeshima zurück - die insel und das Meer (rundherum)
Poster auf Okinoshima: Gebt Takeshima zurück – die insel und das Meer (rundherum)

Auch die koreanischen Argumente sind durchaus schlüssig: Bei gutem Wetter kann man Takeshima von Ulleungdo, das schon seit Jahrtausenden von Koreanern bewohnt wurde, mit bloßem Auge sehen – von Japan jedoch nicht. Koreaner müssen also schon seit jeher von den Inseln gewusst haben. Außerdem zitiert man in Korea alte japanische Karten und gar Lehrbücher, die Takeshima als zu Korea gehörend darstellen.

Das Potsdamer Abkommen und der Vertrag von San Francisco, in denen das Schicksal des Kriegsverlierers Japan definiert werden, sind leider nicht sehr hilfreich bei der Klärung ob des rechtmäßigen Eigentümers der Inseln: Beim Vertrag von San Francisco zum Beispiel wurde Takeshima in einer Fassung Korea zugesprochen, in der nächsten Fassung Japan, und in der endgültigen Fassung fehlt Takeshima gänzlich.

Seit Kriegsende kochen in Südkorea die Emotionen hoch, wenn es um Dokdo alias Takeshima geht. Japan schlug zwar vor, das Schicksal der Inseln vom Internationalen Gerichtshof klären zu lassen, aber Südkorea lehnte ab, da es die Souveränität außer Frage sieht.

Bei dem Streit um die felsigen Eilande geht es natürlich weniger um die paar Felsen, sondern mehr um zwei viel gewichtigere Gründe, nämlich 1. um das Prinzip, und 2. um die exklusive Wirtschaftszone, inklusive Fischereirechte, rund um die Inseln. Und weder japanische noch koreanische Politiker können es sich leisten, den Anspruch auf die Inseln aufzugeben. Die einzige Lösung scheint ein Abkommen zu sein, bei dem sich beide Seiten auf eine gemeinsame Nutzung einigen, aber das ist schlichtweg utopisch.

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Shirashima 白島

Im äußersten Norden der Insel Dōgo befindet sich die Halbinsel und das gleichnamige Kap Shirashima, auf deutsch übersetzt „weiße Insel“. Ein Teil des küstennahen Gesteins verleiht mit seiner weißen Färbung der Gegend seinen Namen, aber hier findet man auch schwarzes Gestein, und diese beiden Arten lassen das Meer hier wundersam blau erscheinen. Dutzende Meter über dem Kap thront eine Aussichtsplattform, aber es gibt auch einen kleinen Wanderpfad bis nach unten zum Meer. Dort findet man zahlreiche vorgelagerte kleine Inseln und Felsen sowie ein paar Höhlen, die durch die Brandungserosion entstanden sind.

Blick von der Aussichtsplattform auf das Kap Shirashima
Blick von der Aussichtsplattform auf das Kap Shirashima

Das Japanische Meer ist an den meisten Tagen rau und die Luftfeuchtigkeit ist aufgrund der Gischt groß. Das führt dazu, dass man bei Shirashima selbst im späten Herbst noch Gartenhortensien blühen sieht – diese in Japan 紫陽花 Ajisai genannten Blumen stammen ursprünglich aus Japan, blühen jedoch normalerweise nur im Juni während der Regenzeit. Der Anblick dieser Hortensien im November ist sehr seltsam für all jene, die in Japan leben.

Die nördlichste der vielen kleinen Inseln vor dem Kap heisst verwirrenderweise Okinoshima, wird aber ganz anders geschrieben (沖ノ島 – „Insel im Meer“). Auf dieser Insel steht ein kleiner Leuchtturm sowie ein winziger Schrein. Die Insel ist nicht vom Land aus erreichbar.

Knapp unterhalb der Aussichtsplattform findet man einen ungewöhnlichen Wegweiser – dieser markiert die Entfernungen zu den Senkaku-Inseln (von China und Taiwan beansprucht und von Japan verwaltet (1,503 km), zur Kunashiri-Insel (von Japan beansprucht und von Russland verwaltet), 1,366 km, zur nahegelegenen Takeshima (siehe oben, von Korea verwaltet), 165 km,  sowie nach Tsuishima, einer grossen, bewohnten Inselkette Japans zwischen Japan und Korea (434 km).

Ungewöhnlicher Wegweiser zu Japans umstrittenen Inseln
Ungewöhnlicher Wegweiser zu Japans umstrittenen Inseln
Suchbild: Wo ist der Schrein? Vorgelagerte Insel am Kap Shirahama
Suchbild: Wo ist der Schrein? Vorgelagerte Insel am Kap Shirahama

Shirahama liegt abseits jeglicher bewohnter Siedlungen – man muss also etwas Zeit mitbringen und sein eigenes Gefährt. Ein Abstecher lohnt sich jedoch auf jeden Fall.

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Nakanoshima 中ノ島

Nakanoshima ist die drittgrößte der Okinoshima-Inseln und gehört zu den Dōzen-Inseln, also den „vorderen Inseln“. Nakanoshima bedeutet wörtlich „Mittlere Insel“ und das trifft auch so zu. Auf dieser rund 33 km² großen, stark zerklüfteten Insel liegt die Ortschaft 海士町 Ama-chō (Ama bedeutet „Muscheltaucher“) mit rund 2,200 Einwohnern – in den 1960ern lebten hier allerdings noch fast 7,000 Menschen.

Die höchste Erhebung der Insel ist nur 246 m hoch, aber Teile der Küste sind sehr steil. Im 13. Jahrhundert wurde einmal ein Tennō auf Nakanoshima verbannt – seitdem gibt es hier auch den Oki-jinja (Jinja = Schrein).

Hafen von Ama auf Okinoshima
Hafen von Ama auf Okinoshima

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Nishinoshima 西ノ島

Nishinoshima (=Westinsel) ist die zweitgrößte Insel der Okinoshima-Inseln und knapp 56 Quadratkilometer groß. Hier leben rund 3,400 Menschen, und die meisten von ihnen leben in den Dörfern Uragō und Kuroki. In Kuroki befindet sich auch der wichtigste Hafen der Insel, Beppu (nicht zu verwechseln mit dem bekannteren Kurort Beppu auf Kyushu).

Nishinoshima war wie die Nachbarinsel Nakanoshima ein bekannter Verbannungsort – so wurden zwei Tennō hierher verbannt. Im Jahr 1915 erfolgte ein Kanaldurchstich in der Mitte der Insel – seitdem besteht Nishinoshima eigentlich aus zwei Inseln. Erst 2005 wuchsen die beiden Inseln wieder zusammen – dank einer Brücke über den Kanal.

Die höchste Erhebung der Insel ist der 452 m hohe Takuhiyama. Die Hauptattraktion der Insel sind die 摩天崖 Matengai (Maten-Klippen) – mit 257 m Höhe gehören diese zu den höchsten Klippen in Japan. Oberhalb der Klippen grasen – sehr fotogen – Rinder und Pferde. Da man von diesem Punkt einen wunderbaren Ausblick hat, gab es hier während des 2. Weltkrieges einen Beobachtungsposten der Armee, um feindliche Flugzeugbewegungen zu registrieren.

Das Dorf Kuroki auf Nishinoshima
Das Dorf Kuroki auf Nishinoshima

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Anreise

Es gibt zwei Möglichkeiten, nach Okinoshima zu reisen – mit dem Flugzeug oder mit der Fähre. Flüge gibt es nur zur größten Insel (Dōgo), und die Flüge sind nicht sehr zahlreich – mehr dazu siehe weiter unten.

Die meisten Besucher reisen jedoch mit einer der zahlreichen Fähren an. Die fahren entweder von und nach 七類 Shichirui in der Präfektur Shimane oder zum Fährhafen von 境港 Sakaiminato. Beide Häfen liegen zwar keine 10 Kilometer auseinander, aber Sakaiminato ist etwas praktischer, da es dort Eisenbahnanschluss gibt.

Die "Rainbow"-Jetfähren verbinden Okinoshima mit dem Festland
Die „Rainbow“-Jetfähren verbinden Okinoshima mit dem Festland

Alle Fähren werden von Oki Kisen betrieben – es gibt drei reguläre Fähren, die auch Autos transportieren können, jeweils mehr als 800 Passagiere aufnehmen und mit 35 km/h verkehren, sowie den レインボージェット Rainbow Jet, ein Tragflächenboot für bis rund 250 Passagiere, das mit 75 km/h unterwegs ist.

Im Normalbetrieb verkehren zwei langsame Fähren pro Tag. Eine fährt morgens gegen 9 Uhr von Shichirui ab und fährt danach direkt nach Saigō (rund 2½ Stunden). Die zweite fährt am frühen Nachmittag gegen 14 Uhr von Sakaiminato ab und klappert erstmal die kleinen Dōzen-Inseln ab, bevor sie dann nach mehr als 4 Stunden in Saigō anlegt.

Der futuristische Fährhafen von Shichirui
Der futuristische Fährhafen von Shichirui

Auf der größten Insel und nur wenige Kilometer vom Hauptort Saigo entfernt liegt der 隠岐世界ジオパーク空港 Oki Islands Global Geopark Airport. Von hier fliegen mehrmals täglich kleinere Flugzeuge zum nahegelegenen Izumo Airport (30 Minuten, 14,100 Yen für einen einfachen Flug). Vom Flughafen Izumo hat man dann Anschluss an Flüge nach Fukuoka, Osaka, Tokyo, Sendai und so weiter. Ein bis zwei Mal täglich gibt es auch Direktflüge nach Osaka – allerdings nur bis zum Inlandsflughafen Itami. Wer internationalen Anschluss hat, muss deshalb quer durch die Stadt zum Kansai International Airport.

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Übernachtung

Auf allen vier bewohnten Inseln gibt es diverse Übernachtungsmöglichkeiten – die meisten gibt es rund um Saigō auf Dōgo. Dazu gehört das ホテル MIYABI, ein größeres Hotel direkt am Wasser rund 1 Kilometer nördlich vom Stadtzentrum. Von außen sieht das Hotel schlichter aus als es wirklich ist – die Lobby ist gut eingerichtet, und die Zimmer sind schlicht aber sehr sauber, mit einem schönen Blick über die Bucht. Für eine Nacht sollte man rund 6,000 Yen einplanen – für 11,000 Yen bekommt man ein Abendessen und ein Frühstück dazu. Die Adresse: 〒685-0005 島根県隠岐郡隠岐の島町東郷宮尾14-1 (Miyabi-14-1 Togo, Okinoshima, Oki District, Shimane 685-0005).

Dieses und viele andere Hotels findet man unter anderem auf dieser dem Fremdenverkehr auf Okinoshima gewidmeten Webseite www.e-oki.net/hotel/.

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

Im Hotel "Miyabi" auf Okinoshima (Insel Dōgo)
Im Hotel „Miyabi“ auf Okinoshima (Insel Dōgo)

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tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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