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Ibusuki – die Südwestspitze von Kagoshima mit dem famosen Kaimon-dake

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Region 九州 Kyūshū
Präfektur 鹿児島 Kagoshima
Rang 4 von 5 Sternen: Definitiv sehenswert
Name Ibusuki. wird eigentliche „SHI“ oder „yubi / sa-su“ gelesen und bedeutet „Finger“ und „zeigen“; 宿 wird normalerweise „SHUKU, JUKU“ oder „yado“ gelesen und bedeutet „Herberge“. Mit anderen Worten: Man kann sich noch so sehr mit chinesischen Schriftzeichen und deren japanischen Lesungen auskennen – wer die Stadt nicht kennt, hat keine Chance, den Namen richtig zu lesen.
Lage Ibusuki liegt an der Südostspitze der Satsuma-Halbinsel, ganz im äußersten Südwesten der Insel Kyushu. Bei Ibusuki ist die Bucht von Kagoshima nur zehn Kilometer breit – auf der anderen Seite liegt die langgestreckte Ōsumi-Halbinsel. Bis zur Präfekturhauptstadt Kagoshima Stadt im Norden sind es rund 40 Kilometer Luftlinie.
Ansehen Den Kaimon-dake. Den Ikeda-See. Die heißen Sandbäder.

Ibusuki liegt im Südwesten der Insel Kyushu selbst und ist knapp 150 Quadratkilometer groß – in diesem Gebiet leben knapp 40’000 Einwohner – in den 1950ern waren es fast 70’000 Einwohner. Die Einwohnerzahl sinkt also seit 70 Jahren ständig, und eine Umkehr des Trends ist nicht in Sicht – im Gegenteil.

Den Ortsnamen kann man als Kuriosum ansehen – während die meisten Ortsnamen in Japan, mit Ausnahme von Hokkaido und Okinawa – halbwegs einfach gelesen werden können, muss man die Lesung des Ortsnamens von Ibusuki einfach wissen. So ganz einig ist man sich nicht, wie es zu diesem Namen kam. In historischen Quellen taucht der Name allerdings mit einigen anderen Schriftzeichen auf, und einer Version zufolge deutete einmal ein Tennō mit dem Finger auf dampfende, heiße Quellen und sagte zu seinem Gefolge: „Da schlagen wir unser Lager auf“, worauf man hernach die Schriftzeichen für „Finger“ und „Herberge“ anwandte, die alte Lesung jedoch beibehielt. Die unvorhersehbare Lesung des Ortsnamens haben clevere Stadtmarketingmenschen als Chance erkannt und darüber ein lustiges Video angefertigt. Das Video ist reichlich schrill, aber nicht ganz untypisch für Japan.

Stadtmarketing-Video von Ibusuki, Kagoshima

In Ibusuki ist es ein paar Grad wärmer als im Rest der Gegend. Deshalb blüht hier der Raps schon im Januar, und beim Anbau von Okra-Schoten und Edamame (eigentlich Sojabohnen, die noch unreif geerntet und dann gekocht mit Salz verzehrt werden) ist Ibusuki die Nummer 1 in Japan.

Schaut man sich eine Karte des Stadtgebietes an,  so fallen gleich mehrere recht runde Struturen auf – der 池田ikedako Ikeda-See, der unagiike, die 山川
yamagawawan
Yamagawa-Bucht sowie der fast kreisrunde 開門kaimondake. Kenner erahnen es – hier handelt es sich um Vulkane, und diese sind auch noch aktiv, wenngleich sie zur Kategorie C zählen – das sind Vulkane, die in den letzten 100 Jahren friedlich und in den letzten 10’000 Jahren meist inaktiv waren, jedoch irgendwann wieder ausbrechen können.

Der Ikeda-See ist mit einer Fläche von rund 11 Quadratkilometern der größte See von Kyushu und mit 233 m Tiefe verhältnismäßig tief. Angeblich lebt in dem See ein Monster, Issie genannt, mit klarer Anlehnung an den schottischen Vertreter Nessie. Die Existenz von Issie ist nicht bewiesen – dafür aber die Existenz von bis fast 2 m langen Aalen, denen der benachbarte See Unagi-Ike auch seinen Namen verdankt (Unagi bedeutet Aal).

Blick von der Bucht von Kagoshima auf Ibusuki
Blick von der Bucht von Kagoshima auf Ibusuki

Von  den Seen, aber auch sonst vom fast gesamten Stadtgebiet sieht man wunderschön den 924 Meter hohen Kaimon-dake, ein fast perfekt konischer Vulkan direkt am Meer. Die Lage direkt am Meer, seine Form sowie die historische Bedeutung des Berges (der Kaimondake war das letzte, was viele Kamikaze-Piloten im 2. Weltkrieg vom japanischen Festland sahen) führten dazu, dass dieser Berg der einzige der „berühmtesten 100 Berge Japans“ ist, der kleiner als 1’000 m hoch ist. Mehr zum Kaimon-dake und wie man ihn besteigen kann steht hier:

Der Kaimondake in voller Pracht

Kaimondake (922 m) in Kagoshima

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Der 922 Meter hohe Kaimondake in der Präfektur Kagoshima gehört zu den hyakumeizan - den 100 berühmtesten Bergen Japans.
Die Chūō Meiten-gai, die Einkaufsstrasse von Ibusuki
Die Chūō Meiten-gai, die Einkaufsstrasse von Ibusuki

Das Stadtzentrum von Ibusuki selbst ist unspektakulär – der Hafen liegt rund 500 m vom Hafen entfernt, und zwischen Hafen und Bahnhof geht es beschaulich her, mit vielen alten Einfamilienhäusern und dem „Central Park“ von Ibusuki. Entlang der kürzesten Route vom Meer zum Hauptbahnhof verläuft die halbüberdachte Einkaufsstrasse 中央chūō名店meitengai – die „zentrale Straße der berühmten Läden“. Das ist etwas vollmundig, und die Einkaufsmeile hat ganz offensichtlich auch schon mal bessere Zeiten gesehen hat. Viele Läden sind für immer geschlossen, andere schließen sehr früh. Parallel zur Einkaufsmeile gibt es einen kleinen Bach, entlang dessen sich zahlreiche kleine Restaurants und Bars aneinanderreihen – ein kleines, aber feines Vergnügungsviertel mit Flair.

A propos Vergnügen – Feinschmecker finden in Ibusuki ein Paradies. Hier gibt es zahlreiche landesweit berühmte Sachen, darunter さつま黒豚 Satsuma Kurobuta (schwarze Berkshire-Schweine, die in dieser Region, bekannt unter dem Namen Satsuma, gezüchtet werden), Katsuobushi, Ibusuki-Ramen, viel frisches Gemüse (darunter Okraschoten und Edamame) und natürlich auch viel frischer Fisch, darunter zum Beispiel Katsuo (Bonito, eine Art kleiner Thunfisch). Die Qualität vieler Restaurants ist deshalb hervorragend. Besonders hervorhebenswert ist zum Beispiel das Kenkichi in der Einkaufsmeile, wo ich persönlich den bisher besten shimesaba in ganz Japan serviert bekommen habe.

Reis mit "Kurobuta" und Okra - Ibusuki ist für letztere sehr bekannt
Reis mit „Kurobuta“ und Okra – Ibusuki ist für letztere sehr bekannt
Shimesaba - hier bei Kenkichi. Fisch in Ibusuki ist absolut empfehlenswert
Shimesaba – hier bei Kenkichi. Fisch in Ibusuki ist absolut empfehlenswert

Der Vulkanismus bringt für die Bewohner der Gegend durchaus etwas gutes. So gibt es hier eine Gegend, in der der Sand durch die Wärme aus dem Untergrund auf rund 50 bis 55 Grad erhitzt wird. Daraus hat man sogenannte Sand-Onsen gemacht – das größte ist das saraku südlich des Stadtzentrums. Dort läßt man sich – bis aufs Gesicht, natürlich – im heißen Sand einbuddeln, um daraufhin beständig vor sich hin zu schwitzen. Die Prozedur ist zwar einmalig, aber auch anstrengend – deshalb sollte man nicht länger als 10 Minuten im Sand verbringen. Menstruierende, Schwangere, Menschen mit hohem Blutdruck oder Herzbeschwerden müssen sich mit der angeschlossenen, „normalen“ heißen Quelle begnügen. Laut medizinischen Untersuchungen fördert das Sandbad wohl in erster Linie die Durchblutung – und ist hoch entspannend. Der Eintritt, beziehungsweise der Preis dafür, sich lebendig begraben zu lassen, liegt bei 1,100 Yen.

Die Küste im Süden von Ibusuki
Die Küste im Süden von Ibusuki

Knapp 20 Kilometer nördlich von Ibusuki und bereits in der Nachbarstadt Kagoshima gelegen befindet sich eines der größten Rohöl-Tanklager der Welt – das ENEOS喜入kiire基地kichi mit einem Fassungsvermögen von 7,350,000 Kilolitern (beziehungsweise Kubikmetern) – das ist also in etwa ein 1 Quadratkilometer hoher Tank, der bis zu 7,35m mit Rohöl gefüllt ist. Dies ist in etwa die Menge, die in ganz Japan in zwei Wochen verbraucht wird.

Erdöldepot von Kiiri - eines der größten Rohöllager von Japan
Erdöldepot von Kiire – eines der größten Rohöllager von Japan

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Anreise

Die über 80 Kilometer lange JR指宿枕崎線 (Ibusuki-Makurazaki-Linie) fährt von Kagoshima Stadt nach Makurazaki südwestlich von Ibusuki, und letzteres liegt ziemlich genau auf halbem Wege der Strecke. Im Stadtgebiet von Ibusuki liegt der 西大山駅 Nishi-Ōyama-Bahnhof, seines Zeichens der südlichste Bahnhof von ganz Japan. Auf der Strecke von Kagoshima nach Makurazaki verkehren unter anderem der Nanohana-Express sowie der schöne 指宿ibusukinoたまて箱tamatebako-Express („Schmuckkästchen-Express), der auf einer Seite weiß, auf der anderen Seite schwarz und im Inneren mit Panoramasitzen versehen ist, von denen man wunderschön die Küste sehen kann, entlang derer der Zug fast die gesamte Strecke lang fährt.

Der normale Zug braucht von Kagoshima Chūō (der neue Hauptbahnhof, von dem auch der Shinkansen abfährt) bis Ibusuki rund 1¼ Stunden und kostet 1,020 Yen. Der schöne Expresszug braucht nur gut 50 Minuten, kostet dafür aber mit 2,300 Yen mehr als das Doppelte. Dieser Zug ist platzkartenpflichtig und ziemlich beliebt – es empfiehlt sich entsprechend, ausreichend im Voraus Plätze zu sichern.

Es gibt eine Autofähre, die mehrmals am Tag über die Bucht von Kagoshima von Ibusuki nach 根占 Nejime auf der Ōsumi-Halbinsel fährt. Die フェリーなんきゅう Nankyū-Fähre fährt vier Mal pro Tag, und das Übersetzen dauert rund 50 Minuten. Die Fähre fährt vom Hafen 山川 Yamagawa – dieser liegt ein paar Kilometer südlich vom Stadtzentrum von Ibusuki. Die einfache Fahrt kostet 800 Yen, für Autos und Motorräder variiert der Preis je nach Länge. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite des Unternehmens: nankyu-ferry.com.

Die Fähre von Nemoto auf der Osumi-Halbinsel nach Ibusuki
Die Fähre von Nemoto auf der Osumi-Halbinsel nach Ibusuki

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Übernachtung

Mitten im Zentrum, aber trotzdem ruhig gelegen, befindet sich die Unterkunft 指宿静香 Ibusuki Shizuka, betrieben von einer Chinesin. Es handelt sich um ein ganz gewöhnliches, bereits etwas älteres Wohnhaus mit allem, was man braucht. Mit rund 5,000 Yen pro Übernachtung ist die Unterkunft auch sehr günstig. Die Adresse: 〒891-0405鹿児島県指宿市港 3-6-21 (3-6-21 Minato, Ibusuki-shi, Kagoshima Pref. 891-0405). Mehr siehe hier.

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan. Für eine aktuelle Auswahl von verfügbaren Hotels siehe unten.

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tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Kenkichi habe ich mir gleich mal in meiner „Möchte ich hingehen“-Liste auf Google Maps gespeichert, das sieht ja köstlich aus, vielen Dank für die Empfehlung und wie immer auch die vielen interessanten und hilfreichen Infos!

    Viele Grüße,
    Fabian

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