BlogMade in Kawasaki... Lokales Obst und Gemüse

Made in Kawasaki… Lokales Obst und Gemüse

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Meine Wahlheimat Kawasaki hat über 1,5 Millionen Einwohner und einen festen Ruf als Industriestadt. Zum Vergleich: Köln hat ziemlich genau eine Million Einwohner, ist aber flächenmäßig fast drei Mal so groß. Da ist es eigentlich verwunderlich, wie viel Landwirtschaft in Kawasaki betrieben wird. Selbige wird in Japan durch die sogenannten JA (Japan Agricultural Cooperatives, 農業協同組合) organisiert – im Falle Kawasakis durch die JA Ceresa Kawasaki. Laut eigenen Angaben1 hat diese landwirtschaftliche Kooperative fast 1’000 fest Angestellte und fast 70,000 Mitglieder. Das ist eine ganze Menge für eine Industriestadt.

Man muss nicht zwingend Mitglied in der JA sein, aber die Kooperative bietet natürlich ihre Vorteile – unter anderem kann man so seine Produkte auf den von der JA betriebenen Märkten, in Kawasaki „Ceresamos“ genannt, verkaufen. In der Stadt gibt es zwei davon – einer liegt relativ zentral, der andere im Westen der Stadt (die Industrie von Kawasaki konzentriert sich auf den Ostteil). Die Märkte sind extrem beliebt, denn die Waren sind in der Regel sehr frisch – und nicht selten spürbar billiger als in den Supermärkten. Allerdings gilt deshalb „wer zuerst kommt“… wenn die Märkte morgens um 9:30 ihre Pforten öffnen, werden selbige nämlich sofort von Rentnerscharen gestürmt, die innerhalb einer halben Stunde fast alles leerkaufen. Kurz vor Ladenschluss (um 15 Uhr) braucht man gar nicht mehr anzutanzen, es sei denn, man liebt leere Regale.

Persönlich bin ich ebenfalls ein Fan dieser Märkte, denn hier wird noch (shun) groß geschrieben: Im Prinzip verkauft man nur, was eben gerade wächst, und somit gibt es jeden Monat etwas anderes (oder eben nicht, wenn nicht gerade Saison ist). Spaßeshalber habe ich mal eine Liste zusammengestellt, was alles in Kawasaki angebaut wird – und wann Erntezeit ist – siehe unten.

Eine Frage, die mich (und sicher auch andere) dabei manchmal umtreibt, ist die nach der Anbauart. Gerüchten zufolge werden in Japan sehr viele Pestizide und Düngemittel eingesetzt. Darüber redet man aber nicht allzu gerne. Düngemittel sind in Kawasaki aber nicht allzu wichtig, denn man profitiert hier vom „Kanto-Lehm“, einer äußerst fruchtbaren, auf Vulkanasche beruhenden Bodenschicht. Das kann ich persönlich nur bestätigen, denn in meinem Garten wachsen Gurken, Tomaten, Paprika, Zitronen und diverse Kräuter ganz ohne Dünger hervorragend. Vorausgesetzt, wir vergessen nicht, ordentlich zu wässern. Pestizide benutzen wir dabei nicht — allerdings wird deshalb auch viel von der Ernte einfach aufgefressen.

Die Frage nach den Pestiziden und Düngemitteln ergibt sich natürlich auch bei Obst und Gemüse aus anderen Regionen – von daher sind die lokalen Märkte schon eine runde, und ökologisch sehr sinnvolle Angelegenheit.

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Tomaten トマト                    
Gurken キュウリ                
Auberginen ナス          
Zucchini ズッキーニ    
Bittermelonen ニガウリ      
Kürbis カボチャ      
Mais トウモロコシ      
Erdbeeren イチゴ            
Zuckermelonen メロン  
Netzmelonen 摘果メロン  
Okra オクラ          
Paprika ピーマン            
Gartensalat レタス                
Kohl キャベツ                  
Chinakohl 白菜            
Spinat ほうれん草            
Senfspinat 小松菜                      
Molokhia モロヘイヤ        
Raps のらぼう菜      
Asiatische Pestwurz ふき    
Rote Perilla (Schwarznessel) 赤しそ  
Brokkoli ブロッコリー                  
Blumenkohl カリフラワー          
Japanischer Ingwer ミョウガ                  
Lauch ネギ                        
Zwiebeln タマネギ            
Rote Zwiebeln 湘南レッド    
Knoblauch ニンニク      
Rettich 大根                  
Speiserüben カブ                  
Mohrrüben ニンジン                    
Kartoffeln ジャガイモ                        
Süßkartoffeln サツマイモ            
Taro 里芋            
Saubohnen そら豆  
Edamame (Sojabohnen) 枝豆      
Gartenbohnen インゲン            
Zuckererbsen スナップエンドウ  
Ume (jap. Pflaumen)    
Blaubeeren ブルーベリー        
Nashi (jap. Birnen)    
Weintrauben ブドウ  
Feigen イチジク          
Kaki      
Kiwi キウィフルーツ      
Satsuma (Mandarinen) みかん          
Amanatsu (Zitrusfrucht) 甘夏      
Zitronen レモン    
Bambussprossen タケノコ      
Esskastanien  
Erdnüsse 落花生      
Obst- und Gemüsemarkt in Kawasaki
Obst- und Gemüsemarkt in Kawasaki
  1. siehe hier
tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

4 Kommentare

  1. Das ist eine total interessante Tabelle! Vielen Dank fürs Veröffentlichen! Mir ist aufgefallen, dass die Weintrauben nur im August angeboten werden, während die Tomaten fast das ganze Jahr über angeboten werden. Das erscheint mir ungewöhnlich. Sind die Tomaten aus den Gewächshäusern? Ist der Anbau von Trauben zu kompliziert oder sind sie zu schnell „leergefegt“?
    Liebe Grüße
    Natalia

    • Gewächshäuser gibt es zumindest in Kawasaki relativ wenig, aber dank des Klimas wachsen die Tomaten wirklich zu fast jeder Jahreszeit. Weintrauben gibt es ja in Yamanashi, wo die meisten angebaut werden, von Juli bis Oktober. Ich glaube, in Kawasaki werden wirklich nur wenige Weintrauben angebaut, deshalb die kurze Ernte- und Verkaufszeit. Aber wenn es keine Trauben (oder andere Sachen) aus Kawasaki gibt, verkaufen diese Märkte durchaus auch Sachen aus anderen Präfekturen.

  2. Die Tabelle ist sehr informativ. Super!
    Mich würde interessieren, ob es auch Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren oder Brombeeren gibt?
    Gegen wen musst du dein Gemüse verteidigen?

    • Himbeeren gibt es gelegentlich, aber die werden hier kaum angebaut und sind oft importiert. Johannisbeeren, Stachelbeeren und Brombeeren gibt es hier überhaupt nicht. Leider. Vermisse vor allem Stachelbeeren…

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