BlogAbgesang: Das war 2023

Abgesang: Das war 2023

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Wie jedes Jahr gibt es den traditionellen, persönlichen Jahresrückblick – dieses Jahr ausnahmsweise mal von zu Hause, denn die letzte Tour dieses Jahres — mit der Familie zur Izu-Halbinsel — ist bereits vorüber. Das war also, aus Sicht von Tabibito, das Jahr 2023:

Politik

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Es wird ganz offensichtlich nicht besser. Nun also auch ein neuer, alter Krieg im Nahen Osten – der das Potential hat, die ganze Region mit reinzuziehen. Das ganze nimmt mich schon ein bisschen mit, da ich auch mal, vor vielen Jahren, in Israel und auch im Gaza-Streifen unterwegs war.

Zur Politik in Japan fehlen mir leider auch die Worte — die regierenden Liberaldemokraten machen, was sie wollen, und die Minister kommen und gehen im Rekordtempo. Wird sich etwas ändern, trotz einer Zustimmungsrate zur Regierung von rund 20%? Leider nicht. Ein weiterer Sturm im Wasserglas.

Wirtschaft

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Die Inflationsrate lag in Japan bei rund 3.2% — das gab es in mehr als 10 Jahren nicht. Und es ist auch nicht unbedingt schlecht, denn man kämpfte seit langem mit der Deflation. Für die Bürger ist das dennoch nicht erfreulich, denn während die Preise langsam steigen, steigen bei vielen die Gehälter — und noch wichtiger, die Renten – kaum bis gar nicht. Der schwächelnde Yen, obwohl es gegen Jahresende etwas besser wurde, trägt zu den Preissteigerungen bei.

Beruf

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Um die Lehrbuchbranche in Japan ist es nicht gut bestellt — so viel steht fest. Trotzdem hält sich die Firma recht wacker, vor allem im Vergleich zu einigen anderen Mitstreitern. Aber so viel steht fest — neue Ideen müssen her. Zum Thema Arbeitsweg — fast zwei einhalb Jahre pendelte ich nun mit dem Fahrrad zur Arbeit – knapp 42 Kilometer. Bis mich eine Oma in einem unbedachten Augenblick vom Rad holte. Die 70-jährige Seniorin war besonders heimtückisch: Beim Radeln im Stadtverkehr gehe ich prinzipiell davon aus, dass mich Autofahrer übersehen. Normalerweise geht das so: Man fährt mit dem Rad, und ein Auto ignoriert einfach den Radfahrer, indem der Fahrer einfach weiterfährt. Nicht so in meinem Fall: Die Seniorin hielt vorschriftsmäßig an – und gab erst Gas, als ich vorbei fahren wollte. Das Resultat: Ein paar gebrochene Rippen und ein gebrochener Ellbogen.  Immerhin war die Dame versichert – und verhielt sich, vom Unfall selbst abgesehen vorbildlich, indem sie dafür sorgte, dass alles versicherungstechnisch ordentlich vonstatten geht. Vorsichtshalber habe ich aber nun vorerst meinen Arbeitsweg geändert: Es geht nur noch knapp 5 Kilometer mit dem Fahrrad zum Bahnhof – gefolgt von einer 20-minütigen Bahnfahrt und danach von einem gut 2 Kilometer langen Fußmarsch zum Büro. Zum Ausgleich geht es zwei Mal pro Woche ins Fitnessstudio.

Auch im Nebenberuf war einiges los — so habe ich im ersten Halbjahr die Marco Polo-Bände für Japan und für Tokio komplett überarbeitet – beide sollten demnächst veröffentlicht werden.

Familie

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Kaum zu glauben: Es ist gar nicht so lange her, dass wir meiner Tochter die Windeln wechselten — und schon beginnt im neuen Jahr die Vorbereitung auf die Universitätsaufnahmeprüfungen.

Reisen

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Dieses Jahr war reisetechnisch wieder einiges los — es ging unter anderem zur famosen Shimokita-Halbinsel in der Präfektur Aomori und einigen anderen Orten im hohen Norden der Insel Honshu, sowie zur Insel Awaji, nach Kobe, Osaka und einigen anderen Orten in Kansai.

Hier ging es hin in Japan im Jahr 2023
Hier ging es hin in Japan im Jahr 2023

Außerdem ging es im Herbst — halb beruflich, halb privat — wieder nach Europa, so unter anderem zur Frankfurter Buchmesse. Dort lief ich am ersten Tag 18 Kilometer durch die Messe – und hatte immer noch nicht alles gesehen. Später ging es nach Saarbrücken — endlich. Denn während ich alle 47 Präfekturen Japans mindestens zwei Mal besucht hatte, gab es ein deutsches Bundesland, das ich noch nie richtig besucht hatte: Das Saarland. Und da ich zwischen zwei beruflichen Terminen mehr als eine Woche Freizeit hatte, ging es auch noch nach Frankreich (Verdun, Metz, Nancy) und Luxemburg (Clervaux).

... und hier ging es überall hin in Good Ol' Europe...
… und hier ging es überall hin in Good Ol‘ Europe…

Wetter

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Dank der Wetterstation kann ich nun also selbst ein bisschen verfolgen, was wettertechnisch so passiert (die Daten werden natürlich mit Organisationen, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen, geteilt). Leider war auch 2023 ein Jahr der Extreme: Zum einen sank im Januar die Temperatur in einer Nacht auf -7 Grad — das habe ich in 20 Jahren in Tokyo noch nie erlebt. Extrem wurde es im Sommer: Vom 2. Juli bis zum 7. September lag die Tageshöchsttemperatur an keinem einzigen Tag unter 30 Grad — die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur lag in diesen gut zwei Monaten bei 35 Grad. Im August fiel die Tagestiefsttemperatur gerade mal in drei Nächten unter 25 Grad.

Höchst- und Tiefsttemperaturen in Tabibitos Garten in 2023
Höchst- und Tiefsttemperaturen in Tabibitos Garten in 2023

Blog +α

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Dieses Jahr gab es – wie in den letzten Jahren auch – 84 neue Beiträge. Das sind 7 Beiträge pro Monat, und zwar nicht im Schnitt, sondern exakt.

Die Top 20 der meistgelesenen Beiträge vom Jahr 2023 ist wie folgt:

  1. Japan in Deutschland: Neuer Supermarkt & Bistro „Japan Plaza“ in Berlin
  2. Polizei in Japan – wenn was passiert…
  3. Die Zeit meint: Japan hat autofrei. Wirklich?
  4. Unfall #3
  5. Nach 34 Jahren: Takeshi’s Castle ist zurück
  6. Landesweite Englischprüfung von Mittelschülern: Ergebnis OMG
  7. Host Clubs und Prostitution
  8. Spaß mit der Schule Teil so und so
  9. Wenn die Kindheit plötzlich vorbei ist
  10. Die Touristen sind zurück | Neuer Automatentyp gefunden
  11. Massenpanik am Bahnhof Shinjuku
  12. Saftige Japan-Railpass-Preiserhöhungen und andere Überraschungen
  13. Bewegt sich was in der Familienpolitik? Die Hauptstadt prescht vor
  14. Chips alle — was nun?
  15. Wie YouTube das Vertrauen in die japanische Gastronomie erschüttert
  16. Nun ist es amtlich: Japan ist am Ende
  17. Ich hätte gern… das da
  18. Rekordhitze in Japan — und kein Ende in Sicht
  19. Das Jahr 2024-Problem
  20. Bahnen in Deutschland und Japan – was läuft verkehrt?

Auch außerhalb des Blogs hat sich wieder einiges getan – 2023 entstanden:

  • 11 neue Ramen-Restaurant-Rezensionen
  • 22 Seiten über verschiedene Reiseziele. Tokyo, zumindest die 23 Innenstadtbezirke, sind nun auch alle einzeln vertreten.
  • 1 Seite über das Thema Wasserfälle in Japan

Fazit: Corona hat endlich seinen Schrecken verloren (wenn auch nicht vollständig), doch leider ist die Welt nicht friedlicher geworden. Hoffen wir, dass es im neuen Jahr, dem Jahr des Drachen, etwas friedlicher zugeht.

In dieser Hoffnung wünsche ich allen Lesern einen guten Rutsch ins Neue Jahr – ich hoffe, Ihr bleibt diesem Blog auch im nächsten Jahr treu!

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

8 Kommentare

  1. danke für die fast immer interessanten Beiträge und alles Gute für 2024.
    Konnte nach 5 Jahren endlich wieder Japan besuchen, 55 Jahre nach meiner 1. Japanreise insofern war es für mich ein gutes Jahr.

  2. Der/die/das Bundeskanzlernde in Berlin blickt sicher voller Neid auf die Zustimmungswerte von PM Kishida…
    Ich persoenlich schaetze, dass der erste Kandidat, der in Japan die Zuverdienst-Freigrenze fuer Ehepartner anhebt, die naechste Wahl haushoch gewinnt!

    Guten Rutsch allerseits ;-)

    • Nun, die LDP hat nun in Gestalt meiner Göttergattin einen ernstzunehmenden Gegner :) Sie hat sich für das neue Jahr vorgenommen, jeden zu überzeugen, dass der Haufen ausgedient hat. Mit der Freigrenze kann sie jeder sehr einfach kaufen, ob Kommunisten oder weit rechts :)

      Hoffe du bist gut reingerutscht — auf ein gutes neues Jahr!

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