KansaiKyotoFukuchiyama - malerische Stadt mit schöner Burg

Fukuchiyama – malerische Stadt mit schöner Burg

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Region 関西 Kansai
Bezirk 京都府 Präfektur Kyōto
Rang 3 von 5 Sternen: Durchaus sehenswert
Name Der Name setzt sich aus den Schriftzeichen (FUKU) für „Glück“, (CHI,shi-ru) für „wissen“ und (SAN, ZAN, yama) für „Berg“ zusammen. Über den Namensursprung gibt es mehrere Legenden – eine besagt, dass „fukuchi“ vom alten Wort für „blasender Wind“ abstammt und später einfach nur günstigere Schriftzeichen benutzt wurden. Eine andere besagt, dass ein bekannter Daimyō der Stadt im 16. Jahrhundert ihren heutigen Namen gab.
Lage Fukuchiyama liegt in einem Talkessel am Fluss Yura und rund 60 Kilometer nordwestlich von Kyoto beziehungsweise 70 Kilometer nördlich von Osaka. Bis zum Japanischen Meer im Norden sind es nur knapp 40 Kilometer.
Ansehen Die Burg – auch wenn es nur ein Nachbau ist. Der Goryo-Tempel und das alte Viertel rundherum. Die 70er-Jahre Architektur in der Nähe des Bahnhofs (wer’s mag).

Beschreibung

Fukuchiyama ist eine der größten Städte der Präfektur Kyoto (Kyoto-fu) und die dritte Stadt der Präfektur, die das Stadtrecht verliehen bekam – das war 1937. Der Talkessel war jedoch schon seit Jahrtausenden besiedelt, wie man bei Ausgrabungen feststellen konnte. Die Lage des Ortes ist malerisch – hier fliesst der 土師川 Hazegawa (gawa = Fluss) in den 由良川 Yuragawa, und während die Flüsse keine 10 Meter über dem Meeresspiegel liegen, sind die Berge rundherum bis zu 800 Meter hoch – mit Ausnahme des Ostens der Stadt – dort führt ein breites Tal zur nächstgelegenen Stadt Ayabe.

Die Verwaltungseinheit Fukuchiyama Stadt ist rund 550 Quadratkilometer gross. Hier leben rund 76,000 Einwohner, und die Einwohnerzahl ist – im Vergleich zu den meisten anderen Provinzstädten Japans – relativ stabil, was wahrscheinlich der Nähe zu Osaka und Kyoto zu verdanken ist.

Blick auf das Stadtzentrum von Fukuchiyama
Blick auf das Stadtzentrum von Fukuchiyama

Zwar war der Talkessel von Fukuchiyama schon seit Jahrtausenden bewohnt, doch mit der Entwicklung ging es erst in der Zeit rund um das 15. Jahrhundert los, als hier eine erste Feste entstand. Im 19. Jahrhundert wurde das Tal zur Weide von Tajima-Rindern sowie zur Seidenproduktion benutzt, wobei der Großteil der Seide an die erstarkende Armee geliefert wurde. Fukuchiyama entwickelte sich zu einer wichtigen Zwischenstation zwischen Kyoto und dem bedeutenden Hafen von Maizuru. So entstanden hier entsprechend in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erste Kasernen.

Bei der großen Verwaltungsreform 1871, bei der die alten Lehen aufgelöst und das Präfektursystem eingeführt wurde, wandelte sich das Lehen Fukuchiyama in die Präfektur Fukuchiyama, doch die wurde 5 Jahre später Teil der Präfektur Kyoto. Seit 1877 entwickelte sich in der Stadt ein lebhaftes Freudenviertel, das Kundschaft aus der nahen und fernen Umgebung anzog. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es dort historischen Quellen zufolge 78 Tee- und Freudenhäuser mit dutzenden Geishas und mehr als 150 Prostituierten.

Schöne 70er-Jahre-Architektur im Zentrum
Schöne 70er-Jahre-Architektur im Zentrum

Fukuchiyama hat sich etwas aus der alten Zeit bewahrt – und zwar ein sehr vertracktes Adressensystem. In Japan werden ja keine Straßennamen verwendet, sondern nur Stadtviertel- und oder Blocknamen. Früher wurden die Viertel oft nach dem Namen des jeweiligen Kommunalverbandes, den sogenannten 自治会 jichikai (die auch heute noch eine wichtige Rolle spielen), benannt, doch dieses System wurde später weitestgehend abgeschafft. Nicht so in Fukuchiyama, und so wurde es hier kompliziert: Die Namen der Verbände und der Viertel existieren nebeneinander her und überlappen sich: Der Iwai-Shinmachi-Verband erstreckt sich über die Viertel Iwai und Arakawa – diese wiederum sind Teil von Kashinokidai – doch es gibt anderswo auch einen Nachbarschaftsverband mit dem Namen Kashinokidai. Die einen benutzen dabei den einen Namen, die anderen den anderen. Adressenchaos.

Nachtleben in Fukuchiyama
Nachtleben in Fukuchiyama

Vom alten Nachtleben der Stadt ist natürlich nicht mehr viel übrig, aber natürlich gibt es in Fukuchiyama wie in jeder anderen japanischen Stadt auch ein Viertel mit besonders vielen sogenannten Snack-Bars, in denen mit der meist weiblichen Besitzerin getrunken, gelacht und gesungen wird. Etwas kurios ist da in Fukuchiuyama das パブリックビル (public building) – ein U-förmiges Ensemble mit rund 24 kleinen und kleinsten Kneipen und einem Parkplatz in der Mitte. Hier geht nachts die Post ab – die meisten Kunden dieser älteren Form der japanischen Unterhaltung sind natürlich Senioren.

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Burg von Fukuchiyama 福知山城

Während der sogenannten „Zeit der streitenden Reiche“ im 16. Jahrhundert, in denen in Japan quasi Bürgerkrieg herrschte, lebte ein Samuraigeneral mit dem Namen Akechi Mitsuhide. Dieser diente unter Oda Nobunaga, einer der drei sogenannten Reichseiniger Japans. Doch aus noch heute nicht ganz geklärten Gründen rebellierte Mitsuhide im beim sogenannten Honnōji-Zwischenfall gegen Oda Nobunaga, der bei dem Vorfall ums Leben kam. Die beiden anderen späteren Reichseiniger, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu, verbündeten sich daraufhin und besiegten Akechi Mitsuhide bei der Schlacht von Yamazaki (unweit von Tokyo).

Akechi Mitsuhide bestritt viele Feldzüge – so auch in 丹波 Tamba, der historischen Provinz rund um die heutige Stadt Fukichiyama. 1579 entschied Mitsuhide, dass an der strategisch günstigen Stelle des heutigen Fukuchiyama eine Burg zu errichten sei – und dies markierte den Anfang der heutigen Stadt.

Der Donjon (Hauptturm) der Burg von Fukuchiyama
Der Donjon (Hauptturm) der Burg von Fukuchiyama

Zu Beginn der Meiji-Zeit ereilte die Burg von Fukuchiyama das gleiche Schicksal wie tausende andere Burgen in Japan – auf Geheiß der Zentralregierung in Tokyo wurde die Burg 1873 geschliffen. Der Hauptbau wurde abgetragen und der Burggraben zugeschüttet. Einzig die mächtigen Mauern und ein Teil des Tores blieben stehen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg mehrten sich die Stimmen, die einen Wiederaufbau des Hauptbaus verlangten. 1973 begann man mit der konkreten Planung, doch es sollte bis 1986 dauern, bis man mit dem Bau begann. Um das kostspielige Projekt zu finanzieren – veranschlagt waren 800 Millionen Yen, nach dem heutigen Umtauschkurs rund 6 Millionen Euro, aber in den 1980ern war der Betrag zwei bis drei Mal so viel wert  – rief man die Ein-Ziegel-Bewegung ins Leben. Jeder konnte für 3,000 Yen (jetzt rund 25 Euro) einen Ziegel „sponsern“, und dieses Angebot nahmen rund 8,500 Bürger und Körperschaften in Anspruch.

Das Tsuriganemon (Glockentor) vor der Burg von Fukuchiyama
Das Tsuriganemon (Glockentor) vor der Burg von Fukuchiyama
Der - ebenfalls restaurierte - kleine Donjon (Nebenbay) der Burg von Fukuchiyama
Der – ebenfalls restaurierte – kleine Donjon (Nebenbay) der Burg von Fukuchiyama

Vorbild des Wiederaufbaus der Burg von Fukuchiyama war die Restauration der Burg von Osaka im Jahr 1931 – die Stadt wollte ihr altes Symbol zurück, und die rund 30 m über der Überschwemmungsebene des Yura-Flusses thronende Burg eignet sich hervorragend als Stadtsymbol. Der Nachbau ist auch (im Gegensatz zur Burg von Osaka!) gelungen – das Bauwerk inklusive der Anlagen rundherum ist wunderschön und sehr gepflegt. Zudem hat man einen schönen Ausblick auf das Flusstal und die gesamte Stadt Fukuchiyama.

Außer Dienstags ist der Hauptbau täglich von 9 bis 16:30 geöffnet, und wie so üblich enthält der Turm ein kleines Museum sowie einen Blick vom obersten Geschoß. Pro Person kostet der Eintritt 330 Yen, Kinder zahlen 110 Yen.

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Goryō-Schrein 御霊神社

Läuft man vom Hauptbahnhof von Fukuchiyama nach Nordwesten, gelangt man in die alte Burgunterstadt von Fukuchiyama – dort geht es noch immer recht gemächlich zu, mit etwas chaotischer, aber niedriger Bebauung. Dort verstecken sich zahlreiche Bars und kleinere Restaurants. Nach rund zehn Minuten Fussmarsch gelangt man zu einem kleinen Park mit einem winzigen Hügel und dem sogenannten 御霊神社 Goryō-Schrein, welcher der Göttin Ukanomitama gewidmet ist – diese ist unter anderem für Nahrungsmittel zuständig. Der kleine, aber schöne Schrein wurde 1705 errichtet und im Jahr 1918 in seine heutige Form gebracht. 1953 wurde fast die gesamte Innenstadt von Fukuchiyama durch ein Hochwasser überflutet – ein Taifun liess damals den hier eigentlich nur wenige Meter tiefen Yura-Fluss bis auf über 20 Meter anschwellen. Heute erinnert ein Schild neben dem Schrein an die damalige Hochwassermarke.

Direkt neben dem Goryō-Schrein gibt es noch einen weiteren Schrein (den Teibō-Schrein). Direkt am Schreinpark beginnt die 広小路通り Hirokōji-Straße, wörtlich übersetzt „Breite Gasse-Straße“. Klingt verwirrend und stammt aus der Edo-Zeit – damals wurden hier und da breitere Straßen durch die Viertel getrieben. Diese sollten vor allem als Feuerschneise dienen, um zu verhindern, dass sich Großbrände ungehemmt ausbreiten. Die kurze Hirokoji-Strasse ist eine schöne Strasse mit einigen alten Geschäften – sie führt gen Osten bis zum Yura-Fluss.

Goryo-Schrein in Fukuchiyama
Goryo-Schrein in Fukuchiyama
Hirokoji-Straße mit der Brücke über den Yura-Fluss im Hintergrund
Hirokoji-Straße mit der Brücke über den Yura-Fluss im Hintergrund

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Anreise

Fukuchiyama ist bahntechnisch sehr gut angebunden – hier verlaufen drei wichtige Bahnlinien. Am wichtigsten ist die fast 700 Kilometer lange JR山陰本線 JR San’in-Hauptlinie, die in Kyoto beginnt und dann immer die Nordküste Japans entlang bis nach Shimonoseki, dem Tor nach Kyushu, fährt. Die Züge halten unterwegs in allen wichtigen Städten am Japanischen Meer Westjapans – so in Toyooka, Tottori, Matsue, Izumo und Hagi.

Der moderne Hauptbahnhof von Fukuchiyama
Der moderne Hauptbahnhof von Fukuchiyama

Eine weitere Linie ist die 福知山線 Fukuchiyama-Linie, eine Teilstrecke der JR宝塚線 Takazuka-Linie. Letztere beginnt in Osaka und fährt über Amagasaki und Takarazuka bis nach Fukuchiyama.

Die dritte Linie ist die private 京都丹後鉄道 Kyōto-Tango-Eisenbahn, die von Fukuchiyama über Amanohashidate bis nach Toyooka (und Maizuru) fährt.

Mit der schnellsten Verbindung braucht man von Osaka bis Fukuchiyama ziemlich genau 1½ Stunden – mit dem Expresszug der JR Fukuchiyama-Linie. Die einfache Fahrt kostet 3,930 yen. Der langsame Zug kostet mit 1,980 yen nur die Hälfte und braucht 2 Stunden und 10 Minuten. Von Kyoto braucht man mit dem Expresszug 1¼ Stunden und mit dem langsamen Zug knapp 2 Stunden.

Die Fahrt mit dem Tango Explorer / Tango Discovery – dem Expresszug der privaten Kyōto-Tango-Eisenbahn, nach Amanohashidate im Norden ist sehr empfehlenswert – die Landschaft entlang des tiefen Tals des Yura-Flusses ist sehr sehenswert. Allerdings kann der Japan Railpass auf dieser Strecke nicht benutzt werden.

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Übernachtung

Die meisten Übernachtungsmöglichkeiten gibt es wie üblich rund um den Hauptbahnhof von Fukuchiyama – die meisten davon sind Business Hotels. Dazu gehört das Hotel Sunroute, knapp 5 Minuten zu Fuss vom Bahnhof entfernt. Mit gut 6,500 Yen pro Einzelzimmer ist das Sunroute etwas teurer als der Durchschnitt – die Zimmer sind jedoch Durchschnitt.

Die Adresse: 〒620-0054 京都府福知山市末広町4丁目1 (4-1, Suehiro-chō, Fukuchiyama-shi Kyoto-fu, 620-0054 JAPAN). Die Webseite: sotetsu-hotels.com/sunroute/fukuchiyama/.

Hotel Sunroute in Fukuchiyama
Hotel Sunroute in Fukuchiyama

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

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tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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