KantoTokyo-toTokyo: Arakawa-ku

Tokyo: Arakawa-ku

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Region 関東 Kantō
Präfektur 東京 Tokyo
Rang 2 von 5 Sternen: Kann man sich ansehen, muss man aber nicht
Name Arakawa. Setzt sich aus den Schriftzeichen (KŌ, ara-i) und (SEN, kawa) zusammen. „Ara“ bedeutet „wild“ und „kawa“ ist der Fluß. „Arakawa“ ist der Name eines größeren Flusses – der paradoxerweise weder durch Arakawa durchfliesst noch an den Bezirk angrenzt. Der Grund: Im Norden grenzt der Stadtteil an den Sumida-Fluss, der dort parallel zum Arakawa-Fluss fliesst (getrennt durch einen nur mehrere hundert Meter breiten Landstreifen). Bis 1965 hiess der Sumida-Fluss hier Arakawa-Fluss (und der jetzige Arakawa-Fluss hiess „Arakawa-Entwässerungskanal“).
Lage Arakawa-ku liegt im Norden von Tokyo und grenzt von Norden im Uhrzeigersinn an Adachi, Sumida, Taito, Bunkyō und Kita. Im Norden und Osten grenzt der Stadtteil an den Sumida-Fluss. Der Großteil von Arakawa liegt auf Meeresspiegelhöhe und teilweise sogar darunter – einzig die Gegend bei Nippori liegt leicht erhöht. Bei einem schweren Hochwasser, zum Beispiel verursacht durch zwei Taifune in Folge, könnte beinahe der gesamte Stadtteil 3 bis 5 m unter Wasser stehen.
Ansehen „Fashion Street“ – die Textilläden und Boutiquen von Nippori. Der Arakawa-Naturpark. Die quirlige Gegend von Machiya. Die gepflegte, alte Wohngegend entlang der Straßenbahnlinie.

Arakawa-ku – Beschreibung

Mit 10,16 Quadratkilometern liegt Arakawa-ku in Sachen Fläche auf dem vorletzten Rang der insgesamt 23 Innenstadtbezirke von Tokyo. Dementsprechend ist die Zahl der Bewohner auch auf den hinteren Rängen – hier leben rund 215,000 Menschen, was wiederum bedeutet, dass in diesem Stadtbezirk mehr als 20,000 Menschen auf einem Quadratkilometer wohnen – Arakawa-ku ist also recht dicht besiedelt. Allerdings ist die Bevölkerung relativ gleichmässig über den Bezirk verteilt – der Eindruck einer Überbevölkerung besteht außerhalb der großen Bahnhöfe nicht.

Straßenszene in Machiya, Arawaka-ku
Straßenszene in Machiya, Arawaka-ku

Der Bezirk hat mehrere kleine Stadtzentren:

  • 町屋 Machiya liegt quasi im Zentrum des Bezirks
  • 日暮里 Nippori und 西日暮里 Nishi-Nippori liegen im Westen des Bezirks, an der Yamanote-Ringlinie
  • 三河島 Mikawashima befindet sich zwischen Nippori und Machiya
  • 三ノ輪 Minowa und 南千住 Minami-Senju liegen im Osten von Arakawa-ku

Die Gegenden zwischen den Zentren bestehen in der Regel aus schmalen Gassen und sehr vielen Einfamilienhäusern. So gesehen ist der Bezirk kein schlechter Ort zum Wohnen – wäre da nicht eine ständig lauernde Gefahr. Denn weite Teile von Arakawa-ku weisen eine Höhe von nur 2 bis 5 Meter über dem Meeresspiegel auf. Damit ist nahezu der komplette Bezirk hochwassergefährdet – einerseits geht eine Gefahr von den vielen Flüssen aus, andererseits auch von der Bucht von Tokyo, die bei einer Springflut über die Ufer treten kann. In manchen Gegenden des Bezirks geht man von bis zu 6 Metern Hochwasser aus – und aufgrund der Eindeichung würde dieses Wasser laut Berechnungen auch mindestens 2 Wochen lang stehenbleiben.

Schilder warnen vor bis zu 5 Meter hohem Hochwasser
Schilder warnen vor bis zu 5 Meter hohem Hochwasser

Minamisenju 南千住

Im Osten des Stadtbezirks, in einer Flußschleife des Sumida-Flusses, befindet sich der Bahnhof Minami-Senju. Direkt am Bahnhof befindet sich ein riesiges Bahndepot, doch vom 17. bis zum 19. Jahrhundert befand sich hier etwas ganz anderes: Der Ort war damals unter dem Namen 小塚原 Kozukappara (auch: Kozukahara) bekannt beziehungsweise berüchtigt – hier befand sich eine der drei Hinrichtungsstätten von Edo, und die Henker waren fleissig: Historiker schätzen, dass hier zwischen 1651 und 1873 zwischen 100’000 bis 200’000 zum Tode Verurteilte hingerichtet wurden. Während der Edo-Zeit gab es je nach Schwere der Straftat sechs verschiedene Hinrichtungsmethoden – in Kozukappara, einem rund 100 mal 50 Meter großem Areal, wurden drei Methoden verwendet – Kreuzigen, Verbrennen und eine „Gokumon“-genannte Hinrichtungsart, bei der erst geköpft und dann der Kopf 3 Tage lang zur Schau gestellt wurde – während am Rest des Leichnams Schwerttraining praktiziert wurde. Die Hinrichtungsstätte von Kozukappara muss besonders schlimm gewesen sein – es gibt Berichte, wonach die Leichname nur notdürftig verscharrt wurden und deshalb von Hunden und anderen Tieren ausgebuddelt, zerfleddert und in der Gegend verteilt wurden. Im Sommer soll der Geruch in der Gegend entsprechend barbarisch gewesen sein (einen interessanten Artikel dazu gibt es hier bei Japan This! zu lesen).

Von der 54 mal 108 Meter großen Hinrichtungsstätte ist heute nichts mehr übrig – dort liegen heute die Gleisanlagen eines großen Güterbahnhofes, dem Sumidagawa-eki. Was es heute jedoch noch gibt, ist der 首斬り地蔵 Kubikirijizō – „der Halsabschneiderbuddha“. Dieser Buddha wurde 1741 errichtet, um den Delinquenten den Weg ins Jenseits zu deuten. Der Buddha gehört zum 延命寺 Enmeiji – ein Tempel, der gleich zwei makabre Besonderheiten aufweist. Einerseits bedeutet der Name „Langes-Leben-Tempel“, was etwas merkwürdig ist, wenn man bedenkt, dass bis zu 200,000 Menschen nur noch wenige Minuten zu leben hatten, nachdem sie den Tempel sahen. Ebenfalls makaber ist das Familienwappen der Tokugawa-Familie an der Tempelmauer, denn all die Hingerichteten wurden auf Befehl des Tokugawa-Shogunats hingerichtet…

Der Halsabschneiderbuddha war das letzte, was die Todeskandidaten sahen
Der Halsabschneiderbuddha war das letzte, was die Todeskandidaten sahen
Haben selbst nach der Hinrichtung keine Ruhe vor dem Shogunat: Wappen der Tokugawa am Enmeiji
Haben selbst nach der Hinrichtung keine Ruhe vor dem Shogunat: Wappen der Tokugawa am Enmeiji

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Nippori Fabric Town 日暮里繊維街

Eines der Unterzentren von Arakawa-ku ist die Gegend um den Bahnhof Nippori welcher an der Yamanote-Ringlinie liegt. Von hier fährt auch der relative neue Skyliner zum Flughafen von Narita – die schnellste Verbindung vom Flughafen zur Innenstadt. Vom Bahnhof geht eine kleine Strasse Richtung Osten ab – die 日暮里中央通り Nippori-Zentralstrasse. Hier befindet sich die „Nippon Fabric Town“. Der modern klingende Name ist relativ neu – und nicht übertrieben. Obwohl Tokyo mehrmals abgebrannt und im 20. Jahrhundert zwei Mal nahezu komplett zerstört wurde, hat sich die Besonderheit der Handwerkerviertel beziehungsweise Berufsviertel erhalten. Es gibt ein Viertel, in dem es ganz viele Antiquariate gibt (Jinbōchō). In einem anderen Viertel gibt es viele Druckereien (Suidōbashi), in einem anderen haben sich viele Goldhändler niedergelassen (Kanda). Es gibt eine Straße nur mit Küchenutensilien (Kappabashi) und so weiter – die Liste ist lang. Hier bei Nippori gibt es zahlreiche Geschäfte, in denen Stoffe und Nähutensilien verkauft werden.

Entlang der Hauptstrasse und in den Seitengassen gibt es insgesamt fast 100 Geschäfte, in denen Knöpfe, Nadeln, vor allem aber feine Stoffe verkauft werden, und davon gibt es in Japan sehr viele – man denke nur an die prächtigen Kimonos mit Mustern, wie man sie nur in Japan findet. Zu den bekannteren Läden gehört das „TOMATO“ (siehe Photo unten, rechterhand). Eine Übersicht der Geschäfte findet man auf nippori-senigai.com.

Nippori Chuo-Dori - die Nippori Fabric Town
Nippori Chuo-Dori – die Nippori Fabric Town

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Arakawa Naturpark 荒川自然公園

Fast in der Mitte von Arakawa-ku, zwischen Machiya und dem Sumida-Fluss im Osten, erstreckt sich der rund 6 Hektar grosse Arakawa-Naturpark. Dieser befindet sich auf einer künstlichen Anhöhe, denn er wurde auf einem grossen Wasseraufbereitungswerk gebaut. Deshalb hat man von hier einen schönen Blick auf die Umgebung – bis hin zum Tokyo Sky Tree. Neben zahlreichen sehr gut gepflegten Blumenrabatten und Baumreihen gibt es hier auch zahlreiche Sportanlagen und Spielplätze – eine kleine, aber feine Oase in der Betonwüste.

Im Arakawa-Naturpark
Im Arakawa-Naturpark

Ōji-Senju-Yumenoshima-Linie 王子千住夢の島線

Mitten durch Arakawa verläuft die Präfekturstrasse 306, die auch aufgrund der Orte, die sie verbindet, Ōji-Senju-Yumenoshima-Linie genannt wird. Interessant ist der Abschnitt, der von Machiya gen Westen verläuft. Hier fährt die einzige in Tokyo verbliebene Straßenbahn, die Toden-Arakawa-Linie lang. Gesäumt wird die in der Mitte verlaufende Trasse von unzähligen Blumen, die vor allem im Mai und Juni prächtig anzusehen sind. Beiderseits der Trasse verlaufen Einbahnstrassen, von denen unzählige Gassen abgehen. Hier und dort lohnt es sich einzuschwenken – man findet zahlreiche kleine und kleinste Läden und Restaurants – meistens gut versteckt.

Die einzig verbliebene Straßenbahn von Tokyo fährt quer durch Arakawa-ku
Die einzig verbliebene Straßenbahn von Tokyo fährt quer durch Arakawa-ku
Gassen von Arakawa-ku
Gassen von Arakawa-ku

Entlang besagter Strassenlinie findet man den kleinen, aber feinen 尾久八幡神社 Ogu-Hachiman-Jinja – ein Schrein, der 1375 oder davor gebaut wurde. Der Schrein ist Ōjin-Tennō gewidmet – dem 15. Tennō in der mehr als 125 Generationen fortlaufenden kaiserlichen Familie. Am ersten Sonnabend im August  findet hier ein Schreinfest (matsuri) statt – außerdem gibt es alle vier Jahre ein größeres Fest.

Der Ogu-Hachiman-Schrein in Arakawa-ky
Der Ogu-Hachiman-Schrein in Arakawa-ky

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Arakawa-Vergnügungspark あらかわ遊園

Ganz im Nordwesten von Arakawa-ku, am Ufer des Sumida-Flusses, liegt der 1922 gegründete, kleine Arakawa-Vergnügungspark. Dieser wurde zum 100-jährigen Jubiläum 2022 erneuert und beinhaltet ein Riesenrad, Ponyreiten, Minizoo, Karussels und andere Fahrgeschäfte – der Park ist in erster Linie für Kinder gedacht. Der Eintritt kostet 800 Yen pro Erwachsenen, wobei – und das ist typisch für Japan – die Jahreskarte nur 1,800 Yen kostet. Vorschulkinder bezahlen nichts, Grundschüler zahlen 200 Yen.

Sumida-Fluss und Arakawa-Vergnügungsviertel
Sumida-Fluss und Arakawa-Vergnügungsviertel

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tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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