KyushuSagaArita - Stadt des Porzellans

Arita – Stadt des Porzellans

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Region 九州 Kyūshū
Präfektur Saga 佐賀
Rang 4 von 5 Sternen: Definitiv sehenswert
Name Arita. Die Schriftzeichen im Namen sind , gelesen „YŪ, a-ru“ für „haben, sein“ und , gelesen „DEN, ta“ für „Reisfeld“. Der Namensursprung dürfte einfach zu erklären sein – die Stadt liegt in einem Tal mit viel Wasser – und dementsprechend wurde hier seit jeher Reis angebaut. Bei der Lesung muss allerdings aufpassen – in der Präfektur Wakayama gibt es eine Stadt, die ebenfalls 有田 geschrieben, jedoch „Arida“ gelesen wird.
Lage Arita liegt im äußersten Westen der Präfektur Saga und grenzt an die Nachbarpräfektur Nagasaki. Durch den Ort fließt der gleichnamige Fluß Aritagawa, der von hier gen Norden fließt und schließlich in das Japanische Meer mündet. Die am nächsten liegenden großen Städte sind das rund 90 Kilometer entfernte Fukuoka im Nordosten und das rund 70 Kilometer entfernte Nagasaki im Süden.
Ansehen Die Altstadt. Die Kaolinmine. Eine der zahlreichen Porzellanmanufakturen. Und wer Sehnsucht nach Deutschland hat – den Nachbau des Dresdner Zwingers

Arita-chō ist eine kleine Gemeinde in der Mitte von Nordkyushu, die noch nicht mal Stadtrecht hat (das -chō ist verwaltungstechnisch eine Stufe kleiner als eine Stadt — diese enden auf -shi), und dennoch ist sie in ganz Japan berühmt. Keramik wird in Japan vielerorts hergestellt, und das Geschirr wird immer mit (Ortsname)-yaki bezeichnet, wobei „-yaki“ so viel wie „Gebranntes“, aber eben auch „Keramik“ bedeutet. Die drei berühmtesten Orte für Keramik in Japan sind 益子Mashiko in der Präfektur Tochigi, Hagi in der Präfektur Yamaguchi und eben Arita. Doch nur Arita kann sich als Ort rühmen, an dem wahrscheinlich alles begann.

Mashiko-yaki aus Tochigi
Mashiko-yaki aus Tochigi
Typisches Beispiel für Hagi-yakimono (Keramik)
Typisches Beispiel für Hagi-yaki
... und das berühmte Arita-yaki
… und das berühmte Arita-yaki

Arita-chō gehört zum Landkreis Nishimatsuura-gun – mit der Besonderheit, dass dieser nur aus dem Ort Arita-chō besteht (Nishi-Matsuura bedeutet West-Matsuura, die Stadt Matsuura selbst wiederum befindet sich in der Nachbarpräfektur Nagasaki. Arita-chō besteht aus bis knapp 800 Meter hohen Bergen und ist rund 65 Quadratkilometer groß. Insgesamt leben hier rund 18’000 Menschen – Arita ist somit für die japanische Provinz verhältnismäßig dicht besiedelt. In den 1950ern lebten hier rund 25’000 Menschen – die Bevölkerung ist also rückläufig, aber das bei weitem weit weniger dramatisch als in den meisten anderen Landesteilen.

Otrseingangsschild - Willkommen in Arita, Ursprung des Porzellans (in Japan)
Otrseingangsschild – Willkommen in Arita, Ursprung des Porzellans (in Japan)

Wann genau in Arita die erste Keramik gebrannt wurde ist nicht eindeutig klar, aber der Ursprung kann bis an den Beginn der Edo-Zeit, also in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts, zurückverfolgt werden. Eine Koreaexpedition unter Toyotomi Hidetoshi brachte gegen Ende des 16. Jahrhunderts einen koreanischen Töpfer namens Yi Sam-pyeong (auf japanisch Ri Sampei gelesen) nach Japan. Dieser fand im heutigen Arita den Izumiyama – eine reichhaltige Kaolinlagerstätte. Besagter Töpfer gilt damit als Urvater der japanischen Keramik.

Keramik war zu jener Zeit in Europa heiß begehrt. Die niederländische Vereenigde Oostindische Compagnie bezog zu jener Zeit das begehrte Porzellan aus China. Doch die Ming-Dynastie zerfiel in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, was den Handel ungemein erschwerte. Die Ostindienkompanie unterhielt zu jener Zeit auch ein Handelskontor im nahegelegenen Hirado, und so fiel das Augenmerk der Niederländer auf Porzellan aus Arita. Von 1650 bis zum Verbot des Außenhandels durch das Bakufu wurden nun große Mengen an Keramik aus Arita über Hirado und später Nagasaki nach Europa transportiert.

Zu jener Zeit wurde die Region vom Nabeshima-Clan regiert, und dieser war vom Porzellan sehr angetan. Es entstand der auch heute noch häufig anzutreffende Nabeshima – mit blaßblauen Mustern auf schneeweißem Porzellan. Damals war jedoch nicht nur Arita bekannt – auch die Nachbargemeinde 伊万里 Imari war berühmt, zumal das Porzellan in der Regel vom Hafen von Imari verschifft wurde.

Seit 1979 ist Arita Partnerstadt der Porzellanstadt Meißen in Sachsen – so gibt es in Meißen zum Beispiel eine Arita-Grundschule. Mehr zu der Städtepartnerschaft findet man hier auf der offiziellen Seite der Stadt Meißen: www.stadt-meissen.de/de/arita.html.

Und nicht nur das – bei Arita hat man sogar den Dresdner Zwinger aufgebaut – dort wird unter anderem Keramik ausgestellt, das man für 600 Yen Eintritt bestaunen kann. Mehr zum Dresdner Zwinger mitten in der japanischen Provinz siehe hier: www.arita-touki.com/zwinger.

Altstadt von Arita
Altstadt von Arita

Der Ortskern von Arita beginnt in etwa bei der Kaolinmine (siehe unten) und erstreckt sich von dort rund 8 Kilometer lang entlang des kleinen Arita-Flusses bis Nishi-Arita (West-Arita). Es ist vor allem der Abschnitt zwischen der Mine und dem Bahnhof von Arita, der interessant ist – entlang der langen und engen Straße reihen sich zahlreiche ältere Häuser aneinander, und man findet hier und da noch Spuren der Keramikherstellung vor hunderten von Jahren. Vor allem hier lohnt es sich, in die kleinen Seitengassen abzuschweifen, zumal nicht alles totsaniert, sondern wirklich alt (sprich, in einigen Fällen auch verfallen) ist. Die Gegend zwischen dem Bahnhof Arita und West-Arita ist hingegen eher modern und relativ uninteressant.

Verstreut im Stadtgebiet liegen einige zum Teil beachtlich große Keramikmärkte sowie Keramikmanufakturen.

Abseits der Hauptstraße gibt es vieles zu entdecken in Arita
Abseits der Hauptstraße gibt es vieles zu entdecken in Arita
Blick auf den älteren Teil von Arita
Blick auf den älteren Teil von Arita

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Izumiyama-Kaolinmine 泉山磁石場

Zur Herstellung von Porzellan braucht man ein weiches, an sich sehr schuppig-bröseliges Gestein namens Kaolinit, denn dieses enthält sehr viel Kaolin. Dieses verdankt seinen Namen dem chinesischen Ort Gāolǐng, wo europäische Missionare erstmals mit chinesischem Porzellan vertraut gemacht wurden. Dabei ist Kaolin absolut keine Seltenheit – auch in Deutschland und vielen anderen Ländern gibt es reichhaltige Vorkommen.

Wie oben erwähnt machte ein bekannter koreanischer Keramiker Ende des 16. Jahrhunderts Japaner darauf aufmerksam, dass es bei Arita gute Kaolinitvorkommen gibt. Seitdem wird am 泉山 Izumiyama, auf deutsch „Quellberg“, Kaolinit abgebaut. Dieses ist dabei so weich, dass man kaum Hilfsmittel beim Abbau benötigt. Nach der Entdeckung des Vorkommens sorgte der Nabeshima-Clan dafür, dass das reinste Kaolin nur an den Clan ging – minderwertigeres Kaolin wurde dann an die anderen Brennereien, die nicht dem Clan gehörten, verkauft.

Wie genau der Izumiyama einst aussah, ist nicht überliefert, aber schaut man sich die anderen Berge in der Umgebung an, kann man sich die Form schon denken. Doch von diesem Berg ist heute kaum noch etwas übrig – man hat hier im Laufe von gut 400 Jahren tatsächlich einen kompletten Berg in Porzellan verwandelt.

1980 wurden die Überreste der 5 ältesten Keramikmanufakturen von Arita sowie die alte Kaolinmine selbst zum Nationalen Historischen Denkmal erklärt. Die Mine selbst war bis zum Jahr 1995 aktiv und liegt seitdem brach.

Die Izumiyama-Kaolinmine von Arita
Die Izumiyama-Kaolinmine von Arita
Hier gibt es Kaolin von bester Qualität
Hier gibt es Kaolin von bester Qualität

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Altstadt

Viele japanische Städte haben keine Altstadt per se, wie man sie von europäischen Städten kennt. In Arita hingegen kann man durchaus von einer Altstadt reden – diese befindet sich zwischen der Kaolinmine von Izumiyama und dem heutigen Bahnhof von Arita, rund um einen Ort, wo der winzige Shirakawa (-kawa – Fluss) in den Aritagawa, hier auch nur ein Bach, mündet.

Hier befand sich früher das Amt der Clanvertretung, die dafür sorgte, dass das Kaolin der Qualität entsprechend ordentlich verteilt beziehungsweise verkauft wurde. Außerdem befindet sich direkt an der Flußmündung die Keramikmanufaktur 香蘭社 Kōransha, die hier seit 1879 feinstes Porzellan herstellt und selbst an der Ginza in Tokyo ein großes Geschäft unterhält. Mit mehr als 230 Angestellten ist Kōransha eine der größten und bekanntesten Manufakturen von Arita.

In der Altstadt von Arita - links das Fremdenverkehrsamt
In der Altstadt von Arita – links das Fremdenverkehrsamt
Alte Keramikgeschäfte in Arita
Alte Keramikgeschäfte in Arita

Im Zentrum der Altstadt findet man zahlreiche mehr oder weniger alte Porzellangeschäfte sowie eine kleine Touristeninformation. Schön an der Altstadt ist, dass nicht alles kaputt gepflegt ist – die Bausubstanz ist zum großen Teil alt (in Japan bedeutet dies in einer Stadt meistens 100 Jahre oder ein bisschen älter). Die Stadt ist zum Glück nicht totsaniert – viele Häuser altern in Würde vor sich hin, und die Altstadt wirkt damit authentisch.

Ein Mal im Jahr, vom 29. April bis zum 5. Mai (in Japan ist dieser Zeitraum als „Goldene Woche“ bekannt – eine Aneinanderreihung verschiedener Feiertage – bekannt) findet im Zentrum von Arita der 有田Arita陶器tōkiichi – „Keramikmarkt Arita“ statt. Entlang der rund 4 Kilometer langen Hauptstraße, dies schließt die Altstadt mit ein, reihen sich dann rund 450 Stände aneinander, die dann Keramik verkaufen. Keramikmärkte werden regelmäßig im ganzen Land abgehalten, doch mit rund einer Million Besucher ist der Arita-Keramikmarkt mit Abstand der größte Japans, wenn nicht der ganzen Welt.

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Tombai-Mauern トンバイ塀

Verläßt man die Hauptstraße der Altstadt, um die kleinen Seitengassen zu erkunden, findet man merkwürdig aussehende Mauern, die man so in Japan eigentlich nicht findet. Die Mauern bestehen aus speziellen, „Tombai“ genannten Ziegeln, die vorher in den Brennöfen benutzt wurden. Keramik & Porzellan werden bei Temperaturen bis zu 1’400 Grad Celsius gebrannt – die Ziegel des Brennofens müssen diese Temperaturen aushalten, aber das können sie nur eine gewisse Zeit lang – danach werden sie mürbe. Bevor dies geschieht, wurden die Ziegel ausgewechselt und als Mauersteine benutzt. Da beim Brennen auch Farben im Spiel sind, haben die Tombai-Ziegel keine einheitliche Farbe und bilden somit optisch durchaus sehenswerte Mauern. Die Mauern gibt es schon seit ein paar Jahrhunderten und sie sind definitiv eine Besonderheit von Arita.

Tombai-Mauern in der Altstadt von Arita
Tombai-Mauern in der Altstadt von Arita
Detailansicht einer Tombai-Mauer
Detailansicht einer Tombai-Mauer

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Tōzan (Sueyama)-Schrein 陶山神社

Keine 100 Meter entfernt von der Hauptstraße der Altstadt befindet sich der Tōzan-Schrein. Jener wird 陶山 (bestehend aus den Schriftzeichen für „Keramik“ und „Berg“) geschrieben und eigentlich „Sueyama“ gelesen, doch diese Lesung ist eher ungewöhnlich, weshalb sich die gebräuchlichere, leichter erahnbare Lesung „Tōzan“ verbreitet hat.

Der Schrein wurde 1658 eingeweiht und ist dem Ōjin-Tennō, dem 15. Kaiser Japans, gewidmet. Jener lebte wohl im 3. Jahrhundert, aber wirklich belegbare Beweise für seine Existenz beziehungsweise seinen Lebenslauf gibt es kaum.

Der Keramik-Torii des Tōzan-Schreins ist eine absolute Rarität
Der Keramik-Torii des Tōzan-Schreins ist eine absolute Rarität
Auch sonst findet man hier und dort viel schöne Keramik
Auch sonst findet man hier und dort viel schöne Keramik

Der Schrein selbst ist über eine lange, steile Treppe erreichbar und eher klein, doch wie es sich für eine für Keramik berühmte Stadt gehört, sind sowohl der Torii als auch ein paar der Laternen aus Keramik gefertigt. Das traditionelle Eingangstor zu Schreinen (zur Erinnerung: Schrein = shintōistisch, Tempel = buddhistisch) ist meistens aus Holz, aber manchmal auch aus Stein (oder gar aus Eisen) gebaut, doch ein Keramik-Torii ist etwas ganz besonderes, und es sieht gut aus. Nicht ganz überraschend ist der Schrein den im Keramikgewerbe Arbeitenden gewidmet, die hier für gute Ergebnisse, Gesundheit und guten Verkauf beten.

Der Schrein weist noch eine Besonderheit auf: Er liegt am Bergrand, gute 10 bis 20 Meter über der Altstadt. Man erreicht ihn über zwei alte, längere Treffen. Auf halbem Wege überquert man jedoch eine unbeschrankte Bahntrasse, auf der sogar Expresszüge fahren. Die Gleise sieht man natürlich nicht, wenn man von unten die Treppen hochläuft – deshalb ist das Erstaunen groß, wenn plötzlich ein paar Stufen weiter oben ein Zug vorbeidonnert. Beim Schreinbesuch gilt hier deshalb mehr als anderswo: Augen und Ohren aufhalten!

Augen auf beim Schreinbesuch: Hier fährt einfach mal so ein Schnellzug vor dem Schrein vorbei
Augen auf beim Schreinbesuch: Hier fährt einfach mal so ein Schnellzug vor dem Schrein vorbei

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Kōraku-Porzellanmanufaktur 幸楽窯

Einige der Manufakturen in und um Arita können besucht werden – und nicht nur das, bei einigen kann man sogar lernen beziehungsweise für ein paar Monate eigene Dinge herstellen. Dazu gehört die 幸楽窯 Kouraku Kiln, eine große Manufaktur am Stadtrand mit einer bebauten Fläche von fast 4’000 Quadratmetern. Die Manufaktur wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet – und hat schon bessere Zeiten gesehen – vor 20, 30 Jahren arbeiteten hier noch hunderte von Leuten; heute sind es nur noch ein paar Dutzend.

Die Herstellung des Porzellans erfordert zahlreiche Schritte, und die kann man bei einem Spaziergang mitten durch die Manufaktur schön nachvollziehen. Von der Formgebung über die Trocknung, das erste Brennen (bei 900 Grad und 24 Stunden lang) , die Glasur, das Hauptbrennen (48 Stunden bei 1’300 Grad), das Schleifen, die Mustergebung und eine letzte Brennung (12 Stunden bei 800 Grad) – insgesamt sind 11 größere Prozesse erforderlich.

Ein Gebäude der Kouraku-Manufaktur
Ein Gebäude der Kouraku-Manufaktur
In der Manufaktur kann man die verschiedenen Zwischenstufen und Arbeitsschritte sehen
In der Manufaktur kann man die verschiedenen Zwischenstufen und Arbeitsschritte sehen

In der Manufaktur kann man eine Besichtigung auf eigene Faust buchen – diese kostet 1,100 Yen pro Person. Außerdem kann man auch auf トレジャーtreasureハンティングhunting – auf Schatzjagd – gehen. Es gibt zwei großen Hallen voller Kisten mit B-Ware, und man kann entweder mit einem kleinen Korb oder mit einem großen Korb nach Herzenslust durch die Stiegen wühlen und den Korb vollmachen. Der kleinere Korb kostet 5’500 Yen, der größere 11’000 Yen. Es geht jedoch nicht nur um die Körbchengröße – komplizierteres, farbenvolleres Porzellan der hinteren Halle kann nur mit dem 11’000-Yen-Korb gesammelt werden. Mehr über die Schatzjagd sowie über die Manufaktur selbst erfährt man auf der Internetseite des Kōraku Kiln – siehe hier: kouraku.jp.net.

Die Koraku-Manufaktur hält auch ein paar sehr günstige und einfache Betten auf Airbnb bereit – für rund 5’000 Yen pro Übernachtung. Ideal für Besucher, die gänzlich in die faszinierende Welt der Porzellanherstellung abtauchen wollen.

Ob man nun auf Schatzjagd geht oder nicht – die dort ausliegende Ware ist zum Teil Jahrzehnte alt und natürlich nicht selten angestaubt. Doch das führt dem Besucher vor Augen, wie zeitlos Porzellan eigentlich ist – man sieht gutem Porzellan einfach nicht an, wie alt es ist.

Hier kann man auf Schatzjagd gehen
Hier kann man auf Schatzjagd gehen
Einer der Brennöfen in der Manufaktur
Einer der Brennöfen in der Manufaktur

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Umgebung: Ōkawachiyama 大河内山

Nur gute 5 Kilometer Luftlinie nördlich von Arita entfernt befindet sich das kleine Dorf 大川内山 Ōkawachiyama, welches bereits zur Nachbargemeinde 伊万里 Imari gehört. Allerdings liegen zwischen den beiden Orten ein paar hohe Berge, durch die keine Straßen führen, weshalb die Straßenentfernung bei rund 13 Kilometern liegt.

Während heuer eigentlich nur der Name „Arita“ den Menschen ein Begriff ist, war Imari-yaki früher mindestens genauso berühmt (und Kennern natürlich auch heute noch ein Begriff). Dieses Porzellan wird unter anderem in dem kleinen, aber feinen Keramikdorf Ōkawachiyama hergestellt. Das Dorf ist durchaus bemerkenswert, denn diese Art von Straßenzügen findet man in Japan relativ selten – das Dorf wird von engen, gepflasterten Wegen, einigen alten Essen und zahlreichen Herbergen, Restaurants und natürlich Porzellangeschäften bestimmt.

Das malerische Töpferdorf Okawachiyama in Imari
Das malerische Töpferdorf Okawachiyama in Imari
Enge Gassen und feines Porzellan - hier läßt es sich aushalten
Enge Gassen und feines Porzellan – hier läßt es sich aushalten

Okawachiyama trägt den Beinamen hinosato – die „Heimat der geheimen Brennöfen“. Der Name hat seinen Grund. Das Dorf liegt abgelegen und ist von drei Seiten von steilen Bergen umgeben. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert war der Ort streng bewacht, denn hier ließ der Nabeshima-Clan feinstes Porzellan anfertigen, und man war sehr darauf bedacht, dass die Geheimnisse der Herstellung nicht nach außen dringen. Deswegen wurde eigens ein Zollamt am Ortseingang gefertigt, um zu kontrollieren, was in den Ort gelangte und was heraustransportiert wurde. Das oft muster- beziehungsweise farbenfrohe Porzellan aus Ōkawachiyama wird als „Nabeshima-yaki“ oder einfach nur „Nabeshima“ bezeichnet.

Heute gibt es noch immer über 20 Porzellanmanufakturen in dem winzigen Ort – und mindestens genauso viele Läden, in denen Porzellan verkauft wird. Einige Verkäufer sind dabei sehr geschickt und ziehen alle Register, indem sie die Kunden umgarnen und mit Preisnachlässen locken. Nicht alles Porzellan ist unbedingt sehr teuer – es gibt durchaus auch preiswerte Keramik, aber die wahren Prachtstücke haben natürlich ihren Preis.

Selbst die einzige Brücke zum Ort ist mit Porzellan verziert: Okawachiyama
Selbst die einzige Brücke zum Ort ist mit Porzellan verziert: Okawachiyama
Eingang zum Take-Schrein bei Okawachiyama
Eingang zum Take-Schrein bei Okawachiyama

Läuft man aus dem Ort heraus Richtung Berge, so gelangt man nach rund 10 Minuten Fußmarsch auf einem Waldweg zu dem alten take神社jinja Take-(Gipfel)-Schrein. Dieser wurde wahrscheinlich im 17. Jahrhundert angelegt und ist keinen geringeren Göttern als Izanami und Izanagi gewidmet – den shintōistischen Gotteltern, wenn man so will (mehr dazu siehe unter Shintoismus).

Natürlich gibt es im tourismusorientierten Okawachiyama auch diverse Festivitäten – darunter einen großen Keramikmarkt Anfang April. Mehr zu den Veranstaltungen sowie den verschiedenen Manufakturen im Ort findet man auf dieser Webseite: imari-ookawachiyama.com.

Ob man Porzellanfan ist oder nicht – wenn man schon in der Gegend ist, sollte man unbedingt einen Abstecher nach Ōkawachiyama machen, denn allein der Ort selbst und die Lage sind definitiv sehenswert. Vor Ort gibt es auch einige kleine, aber feine Übernachtungsmöglichkeiten.

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Anreise

Arita hat mehrere Bahnhöfe. Der Hauptbahnhof heißt einfach nur Arita, und von hier verkehrt die JR佐世保線 (JR Sasebo-Linie), welche Sasebo in Nagasaki mit 江北 Kōhoku im Zentrum von Saga verbindet. Unterwegs hält die Linie auch in 武雄温泉 Takeo-Onsen, seit 2022 Startpunkt des Westkyushu-Shinkansens, welcher Takeo mit Nagasaki verbindet. Sasebo liegt 20 Kilometer von Arita entfernt und Takeo-Onsen nur 15 Kilometer.

In Arita beginnt und endet auch die Zuckelbahn der 松浦鉄道 Matsuura-Eisenbahn, einer von einem Drittanbieter betriebenen JR-Linie. Die fast 100 Kilometer lange und relativ neue Linie hat über 50 Bahnhöfe und fährt den Nordwestzipfel von Kyushu ab – über Imari, Matsuura und Hirado geht es schließlich nach Sasebo.

Der Bahnhof von Arita
Der Bahnhof von Arita

Mit dem Midori-Express der Sasebo-Linie braucht man rund eine halbe Stunde bis Sasebo, die einfache Fahrt kostet 980 Yen. Wer ganz viel Zeit hat, kann auch mit der Matsuura-Linie nach Arita fahren – das dauert dann mal eben geschlagene 3 Stunden, ist aber landschaftlich sehr schön.

Wer von Hakata (Fukuoka) anreist, kann dies mit dem ハウステンボス Huis-ten-Bosch-Express oder oben erwähnten Midori-Express tun – diese brauchen gut 80 Minuten und kosten 3’050 Yen. Der Huis-ten-Bosch-Express fährt anschließend weiter nach Huis-ten-Bosch.

Von Nagasaki Stadt braucht man nunmehr dank Shinkansen nur noch 45 Minuten – dazu muss man in Takeo-Onsen umsteigen. Die Fahrt kostet insgesamt 3,940 Yen – mit Bummelzügen kostet die Fahrt zwar nur 1,680 Yen, dauert aber rund eine Stunde länger.

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Übernachtung

Da Arita sehr berühmt ist, gibt es zahlreiche Hotels und kleinere Unterkünfte. Zu letzteren zählt zum Beispiel das Guesthouse Keramiek mitten in der Altstadt von Arita. Der Name läßt es schon erahnen – hier ist jemand aus den Niederlanden beteiligt. Und in der Tat – die Besitzerin ist eine fröhliche und sehr hilfsbereite Niederländerin. Das alte Haus ist sehr schön und liebevoll eingerichtet. Für eine einfache Übernachtung bezahlt man ab 5’000 Yen, je nachdem, wann und wo man bucht. Die Besitzerin ist äußerst hilfreich wenn es darum geht, den Aufenthalt in Arita so gut wie möglich zu gestalten. Die Adresse: 佐賀県西松浦郡有田町幸平2-2-2 (2-2-2 Kobira, Nishimatsuura-gun, Arita-chō, Saga Pref. 844-0005. Die Webseite befindet sich hier:
keramiekarita.com.

Guesthouse Keramiek in Arita, Saga
Guesthouse Keramiek in Arita, Saga

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

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tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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