HokkaidoShiretoko-Halbinsel

Shiretoko-Halbinsel

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Region 北海道 Hokkaidō
Bezirk オホーツク Okhotsk
Rang 5 von 5 Sternen: Absolut sehenswert
Name 知床 – (shire) bedeutet „Wissen“, (toko) bedeutet „Boden“, aber auch „Bett“. Wie bei so vielen Ortsnamen auf Hokkaido sind diese Schriftzeichen jedoch lediglich 当て字 „ateji“ – man hat also einfach Schriftzeichen mit ähnlicher Lesung ausgesucht, um den vorher bestehenden Namen mit Zeichen schreiben zu können. Die Ainu nannten den Ort – so zumindest eine Version – „sir-etok“, was so viel bedeutet wie „Ende des Landes“ (beziehungsweise Kap).
Lage Die Shiretoko-Halbinsel liegt im äußersten Nordosten der Insel Hokkaido. Der Südostteil der Halbinsel gehört zur Unterpräfektur Nemuro, der Nordwestteil zur Unterpräfektur Okhotsk. Die Präfekturhauptstadt Sapporo liegt rund 400 Kilometer entfernt, die russische Insel Kunashir hingegen nur 25 Kilometer.
Ansehen Natur. Die Berggipfel der Shiretoko-Bergkette, darunter der Rausu-dake und der Iōzan (Schwefelberg). Die heißen Quellen am Strand. Das Wildleben.

Shiretoko – Beschreibung

Die Halbinsel Shiretoko ist eine im Durchschnitt 25 Kilometer breite und 70 Kilometer lange Halbinsel, die wie ein Dorn in den Pazifik ragt. Im Nordosten grenzt sie an das Okhotskische Meer, im Süden an die Nemuro-Meerenge, die Hokkaido von der russischen Insel Kunashir trennt. Dominiert wird die Halbinsel von einer Bergkette mit Gipfeln bis über 1,500 Metern. Die Berglandschaft beziehungsweise die gesamte Halbinsel ist stark vulkanisch geprägt; die Küste ist von der Meereserosion gezeichnet. Aufgrund der rauen Landschaft, der Abgelegenheit , dem Mangel an landwirtschaftlich nutzbarem Land und dem nasskalten Klima war die Halbinsel noch nie für Siedler von Interesse. Noch nie gab es eine Strasse, die bis zum Shiretoko-Kap führte, und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Aus diesem Grund ist Shiretoko sehr naturbelassen.

Berge der Shiretoko-Halbinsel: - selbst im Juni liegt noch sichtbar viel Schnee
Berge der Shiretoko-Halbinsel: – selbst im Juni liegt noch sichtbar viel Schnee

Aus diesem Grund wurde hier bereits im Jahr 1964 der 38,600 Hektar grosse 知床国立公園 Shiretoko-Nationalpark eingerichtet. Trotz der Abgelegenheit zählt der Nationalpark alljährlich bis zu 1,7 Millionen Einwohner, doch die zuständigen Behörden geben sich grosse Mühe, den Fußabdruck der Besucherscharen so gering wie möglich zu halten. Seit 2005 ist zudem ein fast doppelt so großes Gebiet auf der Halbinsel UNESCO-Weltnaturerbe – lange bevor dem Fuji-san die gleiche Ehre zuteil wurde. Das Weltnaturerbe umfasst auch Teile der Nemuro-Meerenge sowie einen Teil der russischen Kunashir-Insel – hier ist also internationale Zusammenarbeit gefragt.

Obwohl die Shiretoko-Halbinsel nicht sehr groß ist, gibt es große klimatische Unterschiede, bedingt durch die Lage und der Bergkette in der Mitte. Die Südostküste ist vor allem in den Sommermonaten oft unter einer dichten Nebeldecke versteckt und deshalb kühler. In den Wintermonaten fällt hier zudem mehr Schnee, aber es wird nicht ganz so kalt. Die Nordwestküste hingegen erlebt im Sommer nicht selten Fönwinde, weshalb hier die Temperatur nicht selten auf 25 bis Grad ansteigen kann. Im Winter jedoch ist das Meer oft komplett eisbedeckt – dieses Eis sorgt dafür, dass das wärmere Meer die Küstengegend nicht erwärmen kann – es wird dementsprechend knackig kalt, mit Nachttemperaturen bis unter -25 Grad und Tagestemperaturen unter dem Gefrierpunkt.

Das besondere an der Shiretoko-Halbinsel ist nicht nur die Landschaft, sondern auch die Flora und Fauna. Obwohl die Berge hier „nur“ gute 1,500 m hoch sind, wachsen in den Gipfellagen viele hochalpine Pflanzenarten sowie Pflanzen, die man nur in dieser Gegend, sprich in Shiretoko und auf Kunashiri, findet.

Die Tierwelt ist ebenfalls beachtlich – hier gibt es Füchse, Riesenseeadler, Braunbären, Largha-Robben (gefleckte Robben, die nur in der Arktis und Subarktis vorkommen) sowie in der Nemuro-Meerenge Killerwale. Die Bärendichte ist hier eine der höchsten der Welt – auf die rund 17,000 Einwohner der Halbinsel kommen hier geschätzte 500 Bären, also ein Bär auf 35 Einwohner. Deshalb kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, bei denen Bären Haushunde reißen oder sich Menschen nähern. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, bei Wanderungen gut auszurüsten (mit einer Glocke zum Beispiel, oder Bärenspray, fest verschlossene Behälter für Essen und Essensabfälle und dergleichen).

Füchse (hier eine Fähe mit ihrem Geheck) sind keine Seltenheit auf Shiretoko
Füchse (hier eine Fähe mit ihrem Geheck) sind keine Seltenheit auf Shiretoko
Auch an Rehen mangelt es nicht auf Shiretoko
Auch an Rehen mangelt es nicht auf Shiretoko

Da es sich hier um einen Nationalpark handelt, sind die Regeln natürlich strikt. Tier- und Pflanzenwelt dürfen nicht beschädigt oder beeinträchtigt werden, und natürlich ist das Füttern von Tieren auch verboten. Trotzdem gibt es natürlich immer wieder Besucher, die diese Regeln mißachten und zum Beispiel Füchsen Futter zuwerfen. Vor allem Reineke Fuchs weiss das und verlegt sich deshalb teilweise auf Wegelagerei – die Tiere setzen sich auf die Strasse und hoffen auf vorbeifahrende Autos mit unvernünftigen Fahrgästen. Für Hobbyfotografen eine Freude, ist das ganze natürlich für die Tiere gefährlich, denn sie können entweder überfahren werden oder das falsche Futter bekommen.

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Rausu 羅臼

Rausu, genauer gesagt Rausu-chō, liegt am südöstlichen Eingang zur Hauptinsel und gehört zur Stadt Nemuro. Der Ortsname ist ungewöhnlich für Japan – das liegt daran, dass der Ursprung von den Ainu stammt. Man nimmt an, dass der Name von „ra-us-i“ abstammt und so viel bedeutet wie „Ort, an dem es Knochen von Wildtieren gibt“. Die Gegend war historisches Jagdgebiet der Ureinwohner.

Rausu hat heute knapp 4,600 Einwohner, und die Zahl ist stark rückläufig – zu Spitzenzeiten, in den 1960ern, lebten hier ziemlich genau 9,000 Menschen. Die Gemeinde ist gross und umfasst die gesamte Südhälfte der Shiretoko-Halbinsel, aber die meisten Bewohner leben im Ortskern von Rausu. Der liegt entlang einer langen Strasse, eingezwängt zwischen den Bergen und dem Meer. Vom gesamten Stadtgebiet ist, so es nicht neblig ist, eine ungetrübte Sicht auf die heute zu Russland gehörende Insel Kunashir (siehe Nördliche Territorien unter Nemuro).

Vor allem in den Sommermonaten ist Rausu einer der kühlsten Orte des Landes – aufgrund häufigen Hochnebels zwischen Juni und September liegt die Durchschnittstemperatur selbst im Hochsommer bei unter 20 Grad – eine echte Wohltat, wenn man aus einer anderen Ecke Japans angereist ist. In den Wintermonaten wiederum herrschen rund 4 Monate lang Minustemperaturen, und es fällt viel Schnee.

Stadtzentrum von Rausu mit dem Rausu-dake im Hintergrund
Stadtzentrum von Rausu mit dem Rausu-dake im Hintergrund
Blick von Rausu auf den sehr markanten Vulkan Tyatya auf der russischen Insel Kunashir
Blick von Rausu auf den sehr markanten Vulkan Tyatya auf der russischen Insel Kunashir

Japaner landeten erstmals im Jahr 1615 in der Gegend des heutigen Rausu, und die ortsansässigen Ainu verhielten sich zuerst freundlich gegenüber dem Matsumae-Clan. So wurde Vertretern des Clans in einer Zeremonie ein Otterfell überreicht. Die Gegend wurde damals Menashi genannt und wurde zu einem Zentrum des Handels zwischen Japanern und Ainu. Im Jahr 1789 kam es jedoch zu einem Aufstand der Ainu von Menashi und Kunashir – die Gründe dafür sind nicht ganz klar, aber es wurde berichtet, dass 71 Japaner getötet wurden. Der Matsuemae-Clan liess daraufhin über 30 mutmaßliche Anführer der Rebellion exekutieren.

Die Zahl der Ainu nahm mit Zunahme der japanischen Siedler rapide ab – vor allem durch eingeschleppte Krankheiten wie die Windpocken. Siedelten vorher zehntausende Ainu im Nordosten von Hokkaido, so waren es bei einer Zählung 1891 schon nur noch 381 Menschen.

Die Bewohner von Rausu leben heute vom Tourismus sowie vom Fischfang – und der Kombu-Produktion (siehe hier). Der Kombu (Riementang) von Rausu ist in ganz Japan bekannt und erhältlich. Ansonsten ist die Gegend für Dorsch- und Schollen bekannt.

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Aidomari 相泊

Im Zentrum von Rausu macht die Hauptstrasse der Gegend einen scharfen Knick und führt vom Meer weg quer durch die Berge auf die andere Seite der Halbinsel. Eine enge Nebenstrasse führt jedoch rund 25 Kilometer weiter gen Norden, immer am Meer entlang, zum kleinen Örtchen Aidomari. Dort ist quasi die Welt zu Ende. Bis zum Kap Shiretoko sind es von hier nur 10 Kilometer Luftlinie, doch das Kap gilt als das am schwersten zugängliche Kap in Japan. Wanderer machen hier besser kehrt, denn ab hier muss man durch tiefe Flüsse waten und steile Hänge klettern, um weiterzukommen. Nur wenige wagen die Tour, und man sollte vorsichtshalber zwei, drei Tage einplanen.

Seseki-Wasserfall an der Strasse von Rausu nach Aidomari
Seseki-Wasserfall an der Strasse von Rausu nach Aidomari
Fischerboot mit der russischen Insel Kunashir im Hintergrund
Fischerboot mit der russischen Insel Kunashir im Hintergrund

Nun gibt es zwar ab Aidomari keine Wege oder Strassen, aber dennoch gibt es unterwegs hier und da ein paar Hütten – die werden von den Fischern betrieben, die dort mit den Booten anlanden, Kombu einsammeln und trocknen. In Aidomari selbst gibt es eigentlich nichts zu sehen, aber die Strasse dorthin ist sehr schön – mit Wasserfällen direkt am Meer, einem freien Blick auf die russische Kunashir-Insel, sowie zwei heiße Quellen direkt am Meer – die 瀬石温泉 Seseki-Quelle sowie die 相泊温泉 Aidomari-Quelle. Hier tritt wirklich direkt am Meer sehr heißes Wasser aus dem Untergrund, und man hat dort kleine, provisorische Becken errichtet, in die man sich setzen kann. Das wird auf Japanisch 露天風呂 rotenburo genannt – wörtlich übersetzt „Bad unter freiem Himmel“. Die heißen Quellen von Seseki und Aidomari kann jeder frei benutzen, aber die Bäder sind nicht gewartet und ziemlich verschmutzt – man braucht ein bisschen Mut. Zudem sei angemerkt, dass das Wasser sehr heiss ist.

Brücke von Aidomari. Hier ist die Welt zuende. Rechts im Hintergrund: Russland.
Brücke von Aidomari. Hier ist die Welt zuende. Rechts im Hintergrund: Russland.
Heiße Quelle Seseki-Onsen direkt am Meer
Heiße Quelle Seseki-Onsen direkt am Meer

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Shiretoko-goko (5 Seen von Shiretoko) 知床五湖

In Japan hat man es irgendwie mit der Zahl 5 und Seen. Am Fuji-san liegen die berühmten 5 Seen des Fuji, am Bandai-san die fünffarbigen Seen – und auf der Shiretoko-Halbinsel gibt es die 5 Seen von Shiretoko. Und wenn es so etwas wie eine Postkartenansicht der Halbinsel gibt, dann sind es genau diese Seen. Die Shiretoko Goko liegen 15 Kilometer nordöstlich von Utoro an der Nordküste der Halbinsel und direkt am Fusse der Berge. Dort befindet sich auch das Shiretoko Goko Field House – ein kleines Naturkundemuseum. Von dort kommt man über schöne Holzstege auf eine große, mit Bambusgras, zwergwüchsigen Ajan-Fichten und Sachalin-Tannen bewachsene Fläche, auf der hier und da kleinere Seen versteckt liegen. Diese heißen schlicht und ergreifend 一湖 (ikko – See 1), 二湖 (See 2) und so weiter.

Schon früher war die Shiretoko-Halbinsel bekannt als Naturparadies, aber sie war kaum erschlossen, und es fehlte „das Highlight“, mit dem alle Besucher den Nationalpark verbinden würden. Forstarbeiter begannen deshalb in den 1970ern, rund um die vorher gut versteckt liegenden Seen Stege zu bauen. Das dauerte bis in die 1990er. Dass man von den Stegen etwas Wildleben sehen kann, und dass man hier mit etwas Glück mit dem Wetter die sich im Wasser spiegelnden Berge sehen kann, sprach sich schnell herum – so schnell, dass man 2011 beschloss, den Zutritt zu beschränken und kurze Pflichteinweisungen vor dem Betreten zu geben, da es zu voll wurde, und da sich natürlich einige Besucher nicht an die Regeln hielten, die Tiere fütterten und dergleichen. Ausserdem wurde der  Zutritt kostenpflichtig – man zahlt 250 Yen Eintritt (die Karten kann man im Field House kaufen).

Die Shiretoko-Bergkette
Die Shiretoko-Bergkette, vom See 1 aus gesehen. Ganz rechts: Der Rausu-dake.

Es gibt drei verschiedene Routen um die Seen:

  1. Der 高架木道 (Kōka Mokudō, „Holzstelzenweg“) führt auf hohen Holzpfaden rund um den See 1 – die Länge beträgt 1,6 Kilometer. Die bekannteste Aussicht ist die von der Plattform am See 1 Richtung Berge.
  2. Die kleine Runde des 地上遊歩道 (chijō yūhodō, „Spazierweg auf dem Boden“) umfasst Weg 1), führt dann aber auf normalem Boden wieder zurück und ist ebenfalls 1,6 Kilometer lang. Man umkreist quasi den See 1 und kommt auch am See 2 vorbei.
  3. Die große Runde des oben genannten Spazierweges umfasst ebenfalls Weg 1), führt dann aber von dort an den Seen 2 bis 4 vorbei zum Ausgangspunkt. Diese Route ist 3 Kilometer lang.

Es gibt einiges zu beachten — die Rundwege sind in den Wintermonaten, von November bis Anfang Mai, geschlossen. Ausserdem werden Route 2) und 3) des Öfteren außerplanmäßig geschlossen – wenn Bären gesichtet wurden. Da nun auch Zugangsbegrenzungen gelten, kann man bei Überfüllung auch schon mal abgewiesen werden. Mehr erfährt man auf der Webseite, die allein dieser Sehenswürdigkeit gewidmet ist: www.goko.go.jp. Dort erfährt man auch etwas über die angebotenen Führungen vor Ort. Zu den 5 Seen kommt man am besten von Utoro (14 km) – Busse der „Shari Bus“-Gesellschaft fahren bis zum Nature Center. Manchmal verkehren auch eigens Shuttlebusse.

Der 1,562 m hohe Iōzan (Schwefekberg) - links im Bild
Der 1,562 m hohe Iōzan (Schwefelberg) – links im Bild

Schaut man von den 5 Seen auf die Shiretoko-Bergkette, so fällt unter anderem ein schroffer Gipfel ganz links auf – das ist der 硫黄山 Iōzan, wörtlich „Schwefelberg“ – ein aufgrund des aktiven Vulkanismus kein allzu seltener Bergname in Japan. Dieser Vulkan brach mindestens 5 Mal im 19. Jahrhundert aus sowie ein Mal im 20. Jahrhundert, von 1935-1936.  Eine Besonderheit der letzten Ausbrüche war der Ausstoss flüssigen Schwefels. So gibt es auch heute noch Fumerolen, die Schwefelgase ausstossen, und ganze Schwefelfelder nahe des Gipfels.

Wie auch die anderen Gipfel ist auch der Schwefelberg besteigbar. Da es aber weit und breit keine Infrastruktur gibt und die Wanderung anspruchsvoll ist, von wilden Bären und dergleichen ganz zu schweigen, ist es ratsam, sich einer Gruppe anzuschliessen oder einen Guide zu heuern.

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Kamuiwakka-Quelle und Wasserfall カムイワッカ

Gute 10 Kilometer nordöstlich der 5 Seen von Shiretoko fließt der kurze Kamuiwakka-Fluss von den Bergen ins Meer. Das besondere an dem Fluss ist das warme Wasser, denn das durch vulkanische Hitze erwärmte Wasser ist eigentlich ein Onsen, eine heiße Quelle. Über mehrere Kaskaden fliesst der Fluss so gen Meer. Am Oberlauf (wenn man das so sagen kann – schliesslich ist der Fluss nur wenige Kilometer lang) gibt es eine größere heiße Quelle im Freien, doch die wurde schon vor vielen Jahren wegen der akuten Gefahr von Steinschlägen abgesperrt. Bis zur Sperrung war Kamuiwakka eine der beliebtesten (beziehungsweise bekanntesten) heißen Quellen Japans. Der Name stammt übrigens aus der Sprache der Ainu und wird deshalb mit Katakana geschrieben. „Wakka“ bedeutet „Wasser“, und „Kamui“ ist der Begriff für die Götter der Ainu.

Heute kann man nur noch knapp 150 Meter vom Parkplatz Richtung Quelle laufen. Aber selbst auf dieser kurzen Strecke merkt man schon, wie das Wasser immer wärmer wird. Selbst auf dieser Ministrecke sollte man jedoch vorsichtig laufen, denn der Untergrund ist steil und rutschig. An der Küste stürzt der Fluss schliesslich 20 Meter tief direkt ins Meer. Die Kamuiwakka-Quelle ist aufgrund des Schwefels stark azid und hat einen pH-Wert von circa 1.6. Für Menschen mit empfindlicher Haut ist ein kurzes Bad deshalb nicht empfehlenswert.

Am Kamuiwakka endet auch die Strasse, die auf den letzten 10 Kilometern bis hierher sowieso eher nur eine Schotterpiste quer durch den Wald ist. Wer viel Zeit hat – und ein sehr robustes Auto oder Bike, kann von hier jedoch noch mal rund 10 Kilometer weiter fahren – einen Waldweg entlang, bis zur Mündung des Rusha-Flusses. Dafür muss man eine große Schranke öffnen und auf einem Zettel ausfüllen, auf eigene Gefahr zu handeln.

Unterer Teil des Kamuwakka-Wasserfalls, der wohlgemerkt sehr warm ist
Unterer Teil des Kamuwakka-Wasserfalls, der wohlgemerkt sehr warm ist

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Rausu-dake & Shiretoko-Pass 羅臼岳・知床峠

Es gibt genau eine Strasse auf der Shiretoko-Halbinsel, die diese von der Südost- bis zur Nordwestküste durchquert. Diese Strasse beginnt in Rausu und ist insgesamt 27 Kilometer lang. Vor allem die Südhälfte ist dabei sehr kurvenreich – in zahlreichen Serpentinen geht es immer weiter bergauf, bis zum 知床峠 Shiretoko-tōge (tōge = Pass), der immerhin 738 m hoch ist. Die gesamte Strasse ist dabei die Hälfte des Jahres, von Ende Oktober bis Ende April, komplett für den Verkehr gesperrt.

Am Shiretoko-Pass gibt es einen großen Parkplatz, und das ist auch gut so, denn von hier hat man einen hervorragenden Blick auf die Kushiro-Meerenge, die nun russische Insel Kunashir(i) sowie auf den majestätischen 羅臼岳 Rausu-dake (dake = Gipfel), dem mit 1,661 Metern höchsten Gipfel der Halbinsel. Der Stratovulkan gilt noch immer als aktiv, brach aber schon seit mehr als 500 Jahren nicht mehr aus. Gelegentliche Schwarmbeben deuten jedoch darauf hin, dass der Rausu-dake immer noch aktiv ist.

Der Rausu-dake ist begehbar, aber Vorsicht ist geboten: Einerseits kann hier das Wetter ganz besonders schnell umschlagen, andererseits ist hier Braunbärenland. Aufgrund seiner Prominenz und der schönen Form gehört dieser Berg zu den „Hyakumeizan“ – den 100 berühmtesten Bergen Japans (mehr dazu nebst vollständiger Liste gibt es hier).

Am Shiretoko-Pass - im Hintergrund der Rausu-dake
Am Shiretoko-Pass – im Hintergrund der Rausu-dake

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Utoro ウトロ (宇登呂)

Am touristischsten wenn man so will ist die Gemeinde Utoro an der Nordwestküste der Shiretoko-Halbinsel. Diese gehört zur Stadt 斜里 Shari, wobei das Zentrum von Shari gute 40 Minuten mit dem Auto entfernt liegt. Utoro liegt an einer Bucht, hat einen kleinen Fischereihafen sowie eine Reihe von Übernachtungsmöglichkeiten nebst Onsen. Im Winter ist es hier bis minus 20 Grad kalt, und es fallen im Schnitt über 6 (!) Meter Schnee pro Jahr. Zudem drückt das Treibeis von Norden in die Bucht – so kann man hier zum Beispiel mit einem Führer auf dem Treibeis spazieren gehen.

Auf der Shiretoko-Halbinsel gibt es nur zwei nennenswerte Siedlungen – Rausu (siehe oben) und Utoro. Während in Rausu der Hund begraben ist, befinden sich die meisten Übernachtungsmöglichkeiten in und um Utoro und machen den Ort somit zum idealen Sprungbrett zur Erkundung des Nationalparks.

Sonnenuntergang an der Bucht von Utoro
Sonnenuntergang an der Bucht von Utoro

Als in den 1970ern Teile der Gegend nördlich von Utoro gerodet wurden, um zahlreiche grosse Hotelanlagen zu bauen, kam man auf eine famose Idee – ein Programm mit dem Namen しれとこ100平方メートルの運動 (Shiretoko-100 Quadratmeter-Bewegung). Japaner wurden aufgerufen, mit einer Spende von 8,000 yen ein 100 Quadratmeter grosses Stück Land zu „kaufen“. Dafür erhielten sie ein Zertifikat sowie eine alljährliche Einladung, bei der Wiederaufforstung mitzuhelfen. Mehr als 50,000 Menschen nahmen daran teil, und bisher wurden so über 420,000 Bäume gepflanzt. Dank dessen wurden die Hotelanlagen nie gebaut. Mehr kann man bei der Webseite des Programms (das noch immer läuft!) erfahren: 100m2.shiretoko.or.jp.

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Anreise

Die Shiretoko-Halbinsel ist die einzige größere Halbinsel auf Hokkaido, die noch nie an das Schienennetz angeschlossen war. Früher gab es eine Eisenbahnlinie nach 標津 unweit der Halbinsel, doch die wurde 1989 stillgelegt. Der nächstgelegene Bahnhof ist heute 知床斜里 Shiretoko Shari. Dort kommt man von Sapporo aus am schnellsten via Kushiro – das dauert allerdings selbst mit dem Express fast 7 Stunden. Von Kushiro braucht man mit dem Bummelzug (die Landschaft unterwegs ist sehr sehenswert!) fast 2½ Stunden.

Am praktischsten ist die Anreise mit dem Flugzeug. Der nächstgelegene Flughafen ist der 根室中標津空港 Nemuro-Nakashibetsu-Flughafen südlich der Shiretoko-Halbinsel. Es gibt allerdings nur 4 Flüge pro Tag von und nach Nakashibetsu – drei von und nach Sapporo, und ein Direktflug nach Tokyo Haneda. Alle Flüge werden von ANA betrieben. Die Kushiro-Rausu-Busverbindung führt am FLughafen vorbei – bis Rausu braucht man knapp 2 Stunden.

Wesentlich mehr Flüge (inklusive LCC) gibt es zum 女満別空港 Memanbetsu Flughafen bei Abashiri. Von dort brauchen Busse bis Utoro am Eingang zur Shiretoko-Halbinsel gut 2 Stunden. Auch der Kushiro-Flughafen bietet sich an, aber von dort braucht man knapp 4 Stunden mit dem Bus.

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Übernachtung

Die Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten ist begrenzt auf der Shiretoko-Halbinsel. In Rausu gibt es kaum Möglichkeiten – fast alle Unterkünfte konzentrieren sich auf Utoro. Dort ist zum Beispiel das いるかホテル Iruka-Hotel (Delphin-Hotel) sehr empfehlenswert. Die Zimmer sind sehr sauber, es gibt eine schöne Terasse mit Blick auf das Meer und die Shiretoko-Bergkette, und die Angestellten sind sehr, sehr freundlich. Es gibt auch einen großen Gemeinschaftsraum mit einer großen Küche, die man zum Teil auch als Gast benutzen kann. Eine Übernachtung dort kostet 6,500 Yen (Einzelzimmer) bis 5,200 Yen (bei vier Personen in einem Zimmer). Die Webseite des Hotels ist recht ausführlich: www.iruka-hotel.com. Die Adresse: 〒099-4354 北海道斜里郡斜里町 ウトロ西5 (zip 099-4354 Hokkaido, Shari-gun Shari-chō Utoro Nishi 5).

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

Zimmer mit Meerblick im Iruka-Hotel in Utoro, Shiretoko
Zimmer mit Meerblick im Iruka-Hotel in Utoro, Shiretoko

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tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

2 Kommentare

    • Das Iruka-Hotel war für mich die seltene Gattung Volltreffer. Genau das, was ich auf Reisen möchte… mit Terrasse, netten Besitzern, großer Küche und dergleichen. Wirklich empfehlenswert. Anders gesagt – Du hast Geschmack :)

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