BlogWenn selbst Katzenpfoten helfen... Personalmangel immer akuter

Wenn selbst Katzenpfoten helfen… Personalmangel immer akuter

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Im Japanischen gibt es eine schöne Redewendung, die da kurz nekonote借りkariたいtai lautet – „ich möchte eine Katzenpfote ausleihen“. Bekanntermassen sind Katzenpfoten zwar äußerst niedlich, aber als Greifwerkzeuge kaum zu gebrauchen. Wer also diese Redewendung benutzt, ist ganz dringend auf der Suche nach Hilfe, egal von wem. So geht es nun leider auch immer mehr Firmen in Japan – bei einer heute veröffentlichten Umfrage1 von Tokyo Shoko Research fand man heraus, das knapp 3 von 4 Firmen (an der Umfrage, die Anfang Februar durchgeführt wurde, haben sich knapp 5,000 Firmen beteiligt) unter Personalmangel leiden. Ganz besonders leiden die Gastronomie, Modegeschäfte und Personalvermittler unter dem Personalmangel – dort gaben jeweils mehr als 90% an, zu wenig Personal zu haben.

Die angespannte Lage liegt einerseits daran, dass sich diverse Industriezweige aufgrund der veränderten Pandemielage wieder halbwegs erholt haben, und andererseits an der seit Jahrzehnten anhaltenden, extrem niedrigen Geburtenrate. Immer mehr Menschen gehen in Rente – doch es gibt nicht genügend junge Leute, die die Lücken auffüllen können.

Für Arbeitssuchende ist das sicherlich eine erfreuliche Nachricht, schließlich wächst das Angebot an Arbeitsstellen, und die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt wird dafür sorgen, dass sich Firmen mit attraktiveren Angeboten – vor allem, was das Gehalt, aber auch was Überstunden und dergleichen anbelangt, durchsetzen werden. Da eine Besserung jedoch auf Dauer nicht in Sicht ist, führt der Personalmangel zwangsläufig auch zu schlechterer Dienstleistung (diesen Trend kann man in Japan schon seit einer Weile beobachten) sowie dazu, dass einige Firmen, vor allem im Einzelhandel und der Gastronomie aufgeben müssen – zugunsten großer Unternehmen.

Angespannt ist die Lage auch im Fremdenverkehr – da sich die Besucherzahlen von Touristen aus dem Ausland schneller als gedacht erholen, kämpfen viele Unterkünfte, aber auch Reiseveranstalter, mit einem enormen Personalmangel. Die Situation wird sicherlich ab Mai noch weiter eskalieren, denn dann wird das Corona-Virus in seiner Gefährlichkeit stark herabgestuft und mit dem Grippevirus freigesetzt – man kann erwarten, das es dann richtig viele Japaner nach draußen zieht.

  1. siehe hier
tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

5 Kommentare

  1. Man sollte auch mal die positiven Seiten sehen – die Anzahl der Besuchsversuche von NHK-Geldeintreibern (auf der Beliebtheitsskala vergleichbar mit unserer GEZ, nur auf noch unsicherer gesetzlicher Grundlage… ;-) ) hat extrem abgenommen…

  2. Ich bin kein Wirtschaftswissenschaftler, kenne mich mit diesen Dingen nicht gut aus. Grundsätzlich verstehe ich aber die ganze Diskussion nicht. In Deutschland ist es ja eine ähnliche Situation. Arbeitskräfte sind doch immer und überall eine knappe Ressource. Unternehmen würden sich immer wünschen möglichst wenig Lohn zu zahlen. Offensichtlich können einige den aktuellen Marktpreis für Arbeitskräfte nicht zahlen, also wird der Markt dies „regeln“ wie man so schön sagt. So wie es ja bei allen knappen Ressourcen ist. Es ist ja nicht so, als hätten Unternehmen je unendlich Arbeitskräfte zur Verfügung. Selbst wenn der Top-Ingenieur für 1 Euro die Stunde arbeiten würde – Unternehmen würden lieber 50 Cent pro Stunde zahlen, wenn es denn ginge. Historisch gesehen wurden große Sprünge in Bezug auf Lebensstandard von Arbeitern, Arbeitnehmerschutz und -rechte so weit ich weiß oft in Phasen gemacht in denen Arbeitskräfte eben besonders knapp waren, nach Epidemien, nach Kriegen. Natürlich war das für Kapitaleigner unangenehm und sie werden sich sicher auch beklagt haben. Nur verstehe ich nicht warum das als gesamtgesellschaftliches Problem aufgefasst werden sollte. Natürlich wird dadurch auch der Konsum teurer, Dienstleistungen teurer bzw. wenn gleichbleibend teuer dann schlechter. Aber wie sich das insgesamt ausgeht für den Durchschnittsbürger ist denke ich offen. Zum Beispiel geht der Trend ja in Richtung 4-Tage Woche in vielen Branchen – was für ein Gewinn an Freiheit für Arbeitnehmer!

  3. Hallo,
    zum Glück habe ich Flug und Unterkunft für Mai schon Gebucht, allerdings blicke ich bei den neuen Einreiseregeln noch nicht wirklich durch. Ich habe mich zwar auf der Website angemeldet, aber wo genau ich jetzt meine Reisedaten eingebe……., naja wird sich hoffentlich noch finden.

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