Zurück zum Start also: Schneller als von den Politikern scheinbar erwartet, erwiesen sich die 蔓防 „mambō“-Maßnahmen zur Minderung des Infektionsgeschehens als nicht ausreichend, und so zeichnet sich nun also die Ausrufung des dritten Ausnahmezustandes ab. Obwohl der Name „Ausnahmezuständchen“ in Japan angebrachter wäre, da ja die Maßnahmen auch dieses Mal bei weitem nicht so drastisch ausfallen wie in Deutschland oder vielen anderen Ländern. Damit sind dann auch erstmal die ersten beiden Prophezeiungen des vorangegangenen Artikels eingetroffen. Anbei ein kleiner Überblick über die Unterschiede bei den Ausnahmezuständen:
1. Ausnahmezustand | 2. Ausnahmezustand | 3. Ausnahmezustand | |
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Dauer | 7. April – 25. Mai 2020 | 8. Januar – 21. März 2021 | 23 April – 11. Mai? |
Geltungsbereich | Zuerst Tokyo, Osaka und 5 weitere Präfekturen, später landesweit | Zuerst Tokyo und die 3 umliegenden Präfekturen, später andere Ballungsgebiete | Tokyo und umliegende Präfekturen, Osaka, Hyogo? |
Maßnahmen | Schließung oder verkürzte Öffnungszeiten für Restaurants & Bars, Kinos, Theater, Clubs, Kaufhäuser etc. | hauptsächlich Restaurants und Bars (20 Uhr Ladenschluß) | Schliessung von Kaufhäusern, Bars, Themenparks usw.? Verbot von Alkoholausschank? |
Strafen | keine | keine, später nach Gesetzesänderung bis zu 300,000 Yen Strafe für Geschäfte | bis zu 300,000 Yen Strafe für Geschäfte |
Schulen | Entscheidung auf kommunaler Ebene, viele Schulschließungen in etlichen Gemeinden | keine | wahrscheinlich keine |
Patrouillen | keine | keine | zahlreich, auf kommunaler Ebene |
Der dritte Ausnahmezustand soll nun also sehr wahrscheinlich morgen, am 23. April, beginnen – und Gerüchten zufolge bis zum 11. Mai andauern. Das ist allerdings sehr fragwürdig – eine Verlängerung bis Juni (3. Prophezeiung!) ist da schon eher wahrscheinlich.
Osaka und Hyogo (Kobe etc.) weisen noch immer die höchste Inzidenz auf – bei Osaka liegt die 7-Tage-Inzidenz gar bei knapp 90 pro 100,000 Einwohnern. Das ist – auf Präfekturebene – absolutes Neuland für Japan, denn bisher lagen die Werte nur bei unter 50. In Tokyo liegt die Inzidenz noch bei 32 und führte dazu, dass die Gouverneurin dieses Mal nicht rief „verlasst Tokyo nicht“, sondern „kommt nicht nach Tokyo“. Momentan weisen übrigens alle Präfekturen Neuinfektionen auf – allein in Shimane liegt die Inzidenz bei unter 1.
Leider hat sich an der Impflage auch nicht viel geändert. Der Plan lautete ja, bis Ende Juni die 36 Millionen Senioren des Landes zu impfen. In der ersten Woche seit Beginn der verspäteten Kampagne wurden jedoch nicht einmal 10,000 Menschen pro Tag geimpft. Diese Zahl ist nun auf rund 120,000 Menschen pro Tag angestiegen, aber die Mathematik stimmt trotzdem nicht: Wenn nur 120,000 Menschen pro Tag geimpft werden, braucht man 10 Monate, bis zumindest die älteren Mitbürger versorgt sind – man wäre nicht einmal in diesem Jahr fertig. Und es geht dabei wohlgemerkt noch nicht einmal um die vollständige, sondern um die erste Impfung.
Kurzum: Das gleiche Spielchen wiederholt sich zum dritten Mal, und eine Besserung ist noch lange nicht in Sicht.
Ist schon ein Witz: „Kommt nicht nach Tokyo!“ Was soll das denn sein? Aus Tokyo raus ist also kein Problem? GoSpreadTheVirus? Die japanische (Un-)Regierung wird’s nie lernen. Und alles im Sinne der Olypmischen Spiele.