BlogAusnahmeschwimmerin Ikee mit Leukämie diagnostiziert

Ausnahmeschwimmerin Ikee mit Leukämie diagnostiziert

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Rikako Ikee ist zweifellos ein Ausnahmetalent: Die jetzt 18-jährige erschwamm bei den Asienspielen in Indonesien im letzten Jahr 8 Medaillen, sechs davon waren Gold (und zudem in Rekordzeit). Das sympathische Talent schaffte es damit in alle Schlagzeilen, und zu recht wurde sie zu einer der größten Medaillenhoffnungen für die 2020 stattfindenden olympischen Spiele in Tokyo. Ikee (gelesen Ikëe) wurde 2000 in Tokyo geboren und aufgrund ihrer Leistungen bereits mit 14 Jahren in die Schwimmnationalmannschaft aufgenommen. Mit 16 Jahren vertrat sie so auch ihr Land bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, wo sie es bis ins Finale schaffte.


Rikako Ikees Tweet, in dem sie die Erkrankung bekanntgab
Bei einem Trainingslager in der vergangenen Woche in Australien wirkte sie jedoch sehr abgeschlagen, so dass man sie zum Arzt und letztendlich zu weiteren Untersuchungen nach Hause schickte. Die niederschmetternde Diagnose: 白血病 hakketsubyō – Leukämie. Diese auch Blutkrebs genannte Krankheit ist zwar heilbar, und ihre Ärzte deuteten bereits an, dass sich die Krankheit wohl noch in einem sehr frühen Stadium befindet, doch die Qualifikation wird sie aller Voraussicht nach verpassen und somit nicht an den Spielen im eigenen Land teilnehmen können.
Der für die Olympischen Spiele zuständige Minister Sakurada kommentierte die obige Meldung mit den Worten dass er „schwer enttäuscht“ („gakkari“) sei – ein Wort, das hier unpassender nicht sein könnte, da es suggeriert, dass die Schwimmerin selbst an der Krankheit schuld sei. Aber was soll man auch schon von einem Minister erwarten, der nicht einmal seine eigenen Resorts richtig aussprechen kann (siehe hier: Geballte Inkompetenz hat einen Namen). Oppositionsparteien forderten umgehend seinen Rücktritt, Sakurada entschuldigte sich und Abe lehnt das Rücktrittsersuchen ab. Das gleiche Spiel wie immer.
Um dem ganzen jedoch wenigstens etwas positives abzugewinnen: Das Schicksal von Ikee geht so vielen Japanern ans Herz, dass es wohl einen plötzlichen Andrang bei den Knochenmarkspendenzentren gibt, was Japan womöglich dabei helfen kann, eine brauchbare Spenderdatenbank aufzubauen. Ansonsten kann man sich nur Thomas Bach, dem IOC-Präsidenten, anschliessen, der Ikee in erster Linie eine schnelle Heilung wünscht.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Die Freundin meines kleinen Bruders hat damals in einem ähnlichen Alter Leukämie bekommen. Deshalb kenne ich mich da ein bisschen aus. Es gibt verscheidene Typen von Leukämie, manche haben höhere Heilungsraten andere Niedrigere. In jedem Fall kann es immer sein, dass die Krankheit tödlich endet.
    Die Freundin meines Bruders hat nach mehreren Jahren des Kampfes am Ende verloren und es war ein großes Drama für meine ganze Familie, mitanzusehen, wie die Krankheit eine kluge, starke junge Frau Stück für Stück zerstörte.
    Worauf ich hinaus will, ist: „heilbar“ ist zwar nicht falsch, suggeriert aber eine Sicherheit, die es nicht gibt.
    „Diese auch Blutkrebs genannte Krankheit ist zwar heilbar“ würde ich also umformulieren, z.B. so: „Die Heilungschancen für diese auch Blutkrebs genannte Krankheit sollten in Ikee’s Fall gut sein“.

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