KyushuMiyazakiEbino - die Stadt am Rande des Vulkans

Ebino – die Stadt am Rande des Vulkans

-

Region: 九州 Kyūshū
Präfektur: 宮崎 Miyazaki

えびの Ebino

3 von 5 Sternen: Durchaus sehenswert

Name:

Ebino. Den Namen hat man sich vom nahegelegenen Plateau „geborgt“, wobei der Ursprung nicht ganz gesichert ist. Er könnte möglicherweise von 葡萄色 (Ebi-iro) stammen – das bedeutet weinrot und könnte die Chinaschilf-Wiesen am Berg meinen. Eine andere Theorie besagt, dass der Name 江火野 geschrieben wurde – „Bucht (von Kagoshima)“ – Feuer (der Kirishima-Vulkan)-Feld. Unüblich für diese Gegend Japans wird der Ortsname prinzipiell mit Hiragana, dem Silbenalphabet, geschrieben.

Lage:

Die Stadt Ebino liegt im äußersten Westen der Präfektur Miyazaki und grenzt im Süden an Kagoshima sowie im Norden an Kumamoto. Die Präfekturhauptstadt Miyazaki liegt 60 km Luftlinie entfernt im Osten. Der Flughafen von Kagoshima liegt nur 30 Kilometer entfernt.

Ansehen:

Die Ebino-Hochebene mit Ökozentrum, dem rauchenden Schwefelberg und dem Karakuni-dake.

Ebino – Beschreibung

Ebino als Name einer Siedlung gibt es erst seit 1966 – damals wurden im Zuge einer der vielen Gebietsreformen in Japan die Siedlungen 飯野町 Iinochō, 加久藤町 Kakutō-chō und 真幸町 Masaki-chō zur Gemeinde Ebino-chō zusammengeschlossen. 1970 verlieh man dem Ort das Stadtrecht – seither heisst der Ort entsprechend Ebino-shi (-shi = Stadt). Das dazugehörige Gebiet ist rund 280 Quadratkilometer gross und hat rund 18’000 Einwohnern. Mit gut 60 Einwohnern pro Quadratkilometer ist der Ort für japanische Verhältnisse eher dünn besiedelt, und der Trend ist seit Jahrzehnten rückläufig- in den 1950ern gab es hier noch über 40,000 Einwohner.

Der Sendai-Fluss im Stadtgebiet von Ebino

Die dünne Besiedlung ist der Lage und der Topographie geschuldet. Das Meer ist weit, und ein grosser Teil der Stadt wird von bis zu 1’700 m hohen Bergen geprägt. Das Zentrum des Ortes befindet sich am 川内川 Sendai-gawa, dessen Quelle sich zwar im Stadtgebiet, im Kirishima-Massiv, befindet, der aber schon nach wenigen Kilometern eine beachtliche Grösse erreicht. Das ist kein Wunder: Das Quellgebiet des Flusses, die Ebino-Hochebene (siehe unten) hält den Rekord für die höchste innerhalb eines Jahres gefallene Niederschlagsmenge innerhalb eines Jahres in Japan: In 1993 war das, und in dem Jahr fielen 8’670 mm Regen, also fast 9 Meter, und damit mehr als 20 mal so viel wie in Berlin. Gerade in der Regenzeit, die hier meistens besonders heftig ausfällt, fallen innerhalb weniger Tage mehrere Meter Regen. Das Zentrum des Ortes wird zwar durch Deiche geschützt, aber der Fluss tritt trotzdem des öfteren über seine Ufer.

Das Zentrum des Ortes hat definitiv schon bessere Tage gesehen
Das Zentrum des Ortes hat definitiv schon bessere Tage gesehen

Ebino ist im gewissen Sinne eine typische neue japanische Stadt, zusammengewürfelt aus mehreren Orten. Die Stadt ist einige Kilometer lang und folgt dem Sendai-Fluss. Es gibt zwei kleinere Stadtzentren – die Gegend nahe des Bahnhofs Ebino sowie Kyōmachi weiter im Westen. Verbunden sind diese durch eine gut befahrene Strasse, an der sich die üblichen Filialen diverser Ketten entlangreihen. In dem Sinne ist der Ort Ebino selbst eher weniger von Interesse.

えびの高原 Ebino-Hochebene

Südlich des Stadtzentrums erhebt sich das bis zu 1’700 Meter hohe Kirishima-Massiv, ein ganzer Komplex aktiver Vulkane mit dem 1’700 Meter hohen Karakunidake als höchster Erhebung. Wie der Name schon sagt, ist die Ebino-Hochebene ein kleines Plateau inmitten des Massivs. Das Tal ist fast 5 Quadratkilometer gross und wird umsäumt vom 韓国岳 Karakunidake, 蝦野岳 Ebinodake, 白鳥山 Shiratoriyama und dem 甑岳 Koshikidake. Die Lage sorgt für aussergewöhnliche klimatische Bedingungen – hier fällt wesentlich mehr Regen als im Rest des Landes (siehe oben), und hier wurde auch die tiefste jemals auf Kyushu erfasste Temperatur gemessen – das waren -20.2 Grad im Jahr 1968. Kyushu liegt dabei wohlgemerkt auf dem gleichen Breitengrad wie Jerusalem!

Schwefelberg und Fudōike auf der Ebino-Hochebene
Schwefelberg und Fudōike auf der Ebino-Hochebene

Auf der Hochebene findet man einen grossen Parkplatz und eine Bushaltestelle – umsäumt von mehreren Gebäuden, die unter anderem das Ebino-Eco-Museum-Center, ein Besucherzentrum, Restaurants, Souvenirläden und einiges mehr beherbergen. Ausserdem gibt es in der unmittelbaren Nähe auch einen Zeltplatz, einen Grillplatz und Herbergen. Im Winter kommt zudem eine Schlittschuhbahn hinzu. Vom Zentrum der Hochebene führen zahlreiche Wanderwege in die Umgebung, und da ist für jeden etwas dabei – man kann sich zu einem kleinen Bummel zu den drei Seen, dem 不動池 Fudōike, dem 六観音三池 Rokkannon-Miike und dem 白紫池 Byakushiike. Letzterer ist ein trauriger Zeuge der globalen Erwärmung: Bis in die 1980er fror der Byakushiike alljährlich mit Sicherheit zu und wurde zum Schlittschuhlaufen genutzt. Seitdem wurde die Eisdecke jedoch immer dünner, so dass man ihn nicht mehr nutzen kann.

Ebino-Hochebene. Im Hintergrund: Der Karakuni-dake
Ebino-Hochebene. Im Hintergrund: Der Karakuni-dake

Mitten in der Hochebene liegt auch der 硫黄山 Iōyama, wörtlich Schwefelberg, der die Hochebene gerade mal um 100 Meter überragt. Hier wurde seit Jahrhunderten Schwefel abgebaut, doch damals wie heute ist dieser kleine Nebenkrater sehr aktiv. Davon zeugen die vulkanischen Gase mit dem charakteristischen Schwefelgeruch und die fehlende Vegetation. Prinzipiell ist der Schwefelberg begehbar, doch je nach vulkanischer Aktivität wird der Zugang auch gelegentlich gesperrt. Wer etwas mehr Zeit und ein wenig Ausdauer mitbringt, kann auch den Karakuni-dake besteigen – vom Parkplatz sind es schliesslich nur 600 Höhenmeter. Die Route ist gut abgesteckt und nicht anspruchsvoll – wer nicht allzu langsam läuft, kann den Hin- und Rückweg in gut zwei Stunden bewältigen. Die Aussicht vom Gipfel ist überwältigend, kann man doch von dort in einen riesigen Krater schauen – sowie auf die Bucht von Kagoshima mit dem rauchenden Vulkan Sakurajima in der Mitte.

Blick vom Karakuni-dake auf einen der Vulkankrater

Bei Wanderungen im Kirishima-Massiv sollte man sich vorher gut informieren, denn einige der Vulkane sind noch äusserst aktiv, sprich gefährlich, und da geht es nicht nur um plötzliche Eruptionen, die durchaus vorkommen, sondern vor allem um die vulkanischen Gase. Für Landschafts- und Wanderfans, sowie für Geographen und Geologen ist der Geopark Kirishima ein Paradies. Tipp: Durchaus im Besucherzentrum vorbeischauen. Ältere Herrschaften, die dort ehrenamtlich arbeiten, beantworten dort mit sehr viel Hingabe alle Fragen; es gibt auch gutes Kartenmaterial. Auch das Eco-Museum ist gut gemacht.

Zur Hochebene fahren Busse von Ebino sowie von der Stadt 小林 Kobayashi (Präfektur Miyazaki) sowie vom Flughafen von Kagoshima. Die Strasse gen Süden, Richtung Bucht von Kagoshima, ist landschaftlich besonders reizvoll.

Anreise

Ebino ist an das Eisenbahnnetz angeschlossen – die 肥薩線 JR Hisatsu-Linie verbindet den Ort mit Yatsushiro in Kumamoto – dort hat man Anschluss an den Kyushu-Shinkansen – und Hayato nahe der Bucht von Kagoshima, von wo man schnell nach Kagoshima kommt. Die Bahnlinie führt auch dicht am Flughafen von Kagoshima vorbei. Mit dem Bummelzug braucht man über 2 Stunden von Yatsushiro, die Fahrt kostet 1,680 yen. Mit dem Izaburō-Express braucht man zwar ziemlich genau die gleiche Zeit, bezahlt aber mit 3’050 yen fast das Doppelte. Warum? Der Izaburō ist ein wunderschön gestalteter Nostalgiezug. Der Bahnhof in Ebino auf der Hisatsu-Linie heisst 真幸 Masaki und liegt etliche Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.

Die JR 吉都線 Kitto-Linie verbindet die nahegelegene Stadt 吉松 Yoshimatsu (daher das Schriftzeichen 吉) mit 都城 Miyakonojō (daher das 都) in Miyazaki. Yoshimatsu liegt nur 14 Minuten (260 yen) entfernt, bis Miyakonojō sind es 1¼ Stunden (1’130 yen). Diese Linie hat zwei Bahnhöfe – えびの Ebino und 京町温泉 Kyōmachi-Onsen, beides Stadtzentren von Ebino.

Übernachtung

Am Eingang zur Kyōmachi, zwischen Bahnhof und Fluss, steht das 松尾旅館 Matsuo-Ryokan, ein sehr altes 旅館 Ryokan. Die Unterkunft ist, genau wie die Belegschaft, sehr sehr alt – man kann nur telefonisch buchen. Aber man kommt in den Genuss heissen Quellwassers im Gebäude. Eine Übernachtung (ohne Essen) kostet 3’850 yen. Das Ryokan ist praktisch, wenn man nachts noch ein bisschen ausgehen möchte – direkt in der unmittelbaren Umgebung gibt es ein paar Restaurants und Bars. Die Adresse: 〒889-4151 宮崎県えびの市大字向江626 (889-4151 Miyazaki Pref., Ebino-shi, Mukae 626), Telefon: 0984-37-1511. Eine Liste weiterer Unterkünfte – und heisser Quellen – in Ebino gibt es hier: www.kyomachionsen.com/spa/

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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