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Gröjaz Ohtani & vermehrte Erdbebenaktivität vor der Küste von Chiba

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Langsam reicht es, dachte ich schon seit geraumer Zeit, denn welche Nachrichtensendung man auch sieht, welche Webnews man auch anklickt, welche Zeitung man auch durchblättert – es geht überall seit Monaten nur noch um Ohtani, den 29-jährigen Ausnahmeathleten, der seit einiger Zeit die amerikanische Baseballliga aufmischt. Jede Geste, jedes Wort, jeder geworfene Ball wird aufs kleinste Detail hin durchleuchtet, alberne Requisiten werden en masse in Nachrichtensendungen präsentiert, jeder Ausländer, der seine Liebe für Ohtani ausdrückt, wird sofort vor die Kamera gezerrt. Man hat ganz den Anschein, dass Ohtani nunmehr der Gröjaz ist. Nicht, dass ich es ihm nicht gönne, aber es wird langsam einseitig. Doch damit nicht genug: Gestern kam das Sahnehäubchen, also Ohtani vor ein paar Pressevertretern lapidar mitteilte, dass er geheiratet habe. Dafür wiederum muss man ihn bewundern: Obwohl er seit so langer Zeit vollkommen im Fokus der japanischen Presse steht, hat er es tatsächlich geschafft, nicht nur die geplante Hochzeit, sondern auch die Tatsache, dass er überhaupt mit jemandem liiert ist, zu verbergen. Hut ab, das ist sicherlich nicht immer ganz einfach gewesen. Für baseballresistente Mitteleuropäer wie mich ist es natürlich völlig einerlei – es bedeutet nur, dass der ganze Rummel um ihn nun noch extremer wird, denn natürlich wollen nun alle wissen, wie seine Gemahlin, angeblich eine „ganz gewöhnliche Japanerin“, wohl aussieht.

Doch nun zu einem anderen Thema – seit mehreren Tagen brummt mein Handy mehrfach am Tag, weil die Erde ein paar Kilometer vor der Küste der Nachbarpräfektur Chiba bebt. Heute morgen war das Beben sogar kräftig genug, um es deutlich in Tokyo, Yokohama und Umgebung zu spüren (siehe Bild rechts). Das hebt die Spannung, denn diese vermehrte Zahl von nicht vulkanisch bedingten Erdbeben kann mehrere Sachen bedeuten:

1) Im Untergrund hat sich Spannung aufgebaut, die sich nun stückchenweise entlädt

2) Der Spannungsherd liegt weiter entfernt – zum Beispiel in der Sagami-Bucht – und die Beben sind nur ein Vorzeichen für ein sehr starkes Erdbeben etwas weiter entfernt

3) Es war nur ein kleineres Erdbeben, das ein paar weitere, kleine Nachbeben, wie bei einem Dominoeffekt, nach sich zieht.

 

Natürlich hofft man in Situationen wie diesen immer, dass es sich um 1) oder 3) handelt. Die plattentektonische Situation vor der Pazifikküste rund um Tokyo ist leider dermassen kompliziert, dass noch kein funktionierendes Vorhersagemodell existiert. In dem Sinne heißt es vorerst, die Lage aufmerksam zu beobachten und gegebenenfalls seine Erdbebenreserven zu überprüfen.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

2 Kommentare

  1. Der Rummel um Otani uebertrifft nochmal alles, was sich um Ichiro, Matsui etc abgespielt hat. Was ich an ihm allerdings bewundere, ist die Tatsache, dass er sein Liebesleben tatsaechlich vor allen Paparazzi verbergen konnte!
    Ich war auch kein Baseball-Fan – bis ich in der hiesigen Muckibude auf Trey Hillman (damals Trainer der Nippon Ham Fighters) traf, den ich natuerlich nicht erkannte… Danach haben mich andere angesprochen, dass sie neidisch waeren, dass ich mich mit ihm unterhalten koennte… Beim naechsten Zusammentreffen hat er mir dann geduldig Baseball-Regeln erklaert und mich zu einem Spiel in den „Sapporo Dome“ eingeladen – seither gucke ich auch Baseball… ;-)

  2. Den Personenkult kann ich aus erster Hand bestätigen. Meine japanische Gattin hat mir nämlich vor kurzem erst gebeichtet, dass ich lediglich die zweite Wahl hinter Ohtani war. Muss ich wohl mit leben ;)

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