BlogKommt der Zwangssprachtest für Wahljapaner?

Kommt der Zwangssprachtest für Wahljapaner?

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Heuer hat der Aussenminister Komura Masahiko etwas verlauten lassen, was so bisher noch nie zur Debatte stand: Man überlegt, Ausländer, die über eine längere Zeit (=mehrere Jahre?) in Japan wohnen, einen Japanisch-Test machen zu lassen.
Dazu ein Mitarbeiter des Aussenministeriums, anonymerweise: „Es geht nicht darum, Ausländern neue Einschränkungen aufzuerlegen“. Nein, es ist ja nur gut für die Ausländer, so der Tenor, denn so hätten sie die Motivation, Japanisch zu lernen und sich damit besser in die Gemeinschaft einzufügen. Ausserdem soll der Test nicht Chancen nehmen, sondern Chancen geben. Ausländer, die den Test meistern, sollen hernach „belohnt“ werden. Das ist Politikersprache. Gemeint ist, dass der, der den Test meistert, damit belohnt wird, das er bleiben darf.
Japan wäre nicht das erste Land, das solche Tests einführt (siehe Schweden z.B.). Prinzipiell ist das Grundanliegen auch mehr als verständlich. Wenn man irgendwo für Jahre zu Gast ist, sollte man sich schon ein paar Sachen aneignen. Es bleibt freilich jedoch abzuwarten, a) wann der Test kommt (ich könnte mir gut vorstellen, dass das vor 2010 wird) und b) wie dieser Test aussieht. Werden auch Schriftzeichen getestet? In dem Fall sehe ich für einige Bekannte schwarz…

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

7 Kommentare

  1. Einerseits ist es nachvollziehbar, natürlich. Aber meistens hat man als Ausländer die Priorität mit den einfachsten Gegebenheiten klarzukommen und mit einigen Feldern kommt man inhaltlich nie in Berührung. Man stelle sich vor, welche Wörter in diesem Test vorkommen könnten.
    Belohnen…tsss… Das ist echt heftig. Man macht es den Leuten wirklich nicht leichter.

  2. So ein Test halte ich für durchaus sinnvoll. Wer in einem anderen Land lebt, sollte nebst der Kultur auch zumindest ansatzweise die Sprache und Schrift verstehen. Ich frage mich nur, ob solche Auflagen wirklich notwendig sind, da 1. der Ausländeranteil extrem niedrig ist und 2. die meisten Ausländer die länger in Japan leben sowieso etwas japanisch sprechen und lesen können. Europäische Länder sollten jedoch sehr schnell auf breiter Ebene mit solchen Tests anfangen.

  3. @Kyra
    Man darf in der Tat gespannt sein. Wenn es nur um Alltagsfloskeln (was ist Dein Lieblingsessen!!) usw. geht, mag es ja noch gehen. Aber da kommt bestimmt mehr

    @Felix
    Na da bin ich ja neugierig, wann der Zwangstest für Rätoromanisch kommt! Gerade in der Schweiz stelle ich mir das etwas schwer vor – viele Schweizer würden wahrscheinlich auch in einigen Ecken des Landes durchfallen.
    Übrigens ist es ein Irrglaube, dass Leute, die lange in Japan leben, unbedingt Japanisch sprechen können. Ich kenne mehr Fälle, bei denen das ebend nicht der Fall ist, als halbwegs gut japanisch sprechende, geschweigende lesende, Ausländer.

  4. Hi, ich sag es mal so. Ich bin einer von denn über die ihr hier schon geschrieben habt also von den in Japan leben aber kaum Japanisch lesenden und schreibenden Ausländeranteil.

    Ich hab nichts gegen einen Test, den leg ich ab und gut ist. Stellt sich aber die Frage wie viele Ausländer dann noch übrig bleiben von den wenigen und stellt sich auch die Frage ob es denn nicht schon solch einen Test gibt? Der allerdings Freiwillig ist und einmal im Jahr abgehalten wird, sowie alle vorstehenden Punkte bereits beinhaltet. Allerdings die nicht genanten Punkte nicht erfüllen kann wie Ausländeranteil in Japan noch weiter zusenken und so weiter.
    Gruß E.

  5. @tabibito

    he he.. ich glaub beim rätoromanisch dürfen wir eine Ausnahme machen ;), unsere lieben steibocktschinggen sprechen eigentlich auch immer Deutsch, resp. italienisch.

    Mit den meisten Ausländer in Japan meinte ich die Koreaner und Chinesen, die entweder in Japan geboren sind oder schon länger dort wohnen. Soweit ich informiert bin (aber then again, ich wohne ja selber nicht in Japan), können die meisten von ihnen einigermassen bis perfekt japanisch. Die „weisse“ Bevölkerungsgruppe, welche in Japan lebt, spricht vermutlich deutlich schlechter japanisch. Allerdings sind sie im Verhältnis zur Bevölkerung eine sehr, sehr kleine Minderheit und IMHO gesellschaftlich daher auch kein Problem (will heissen, selber schuld wer die Sprache nicht kann, aber auf die Gesellschaft ohne grösseren Einfluss).

    In Europa hingegen und in der Schweiz insbesondere (über 20% Ausländeranteil) ist die Integration deutlich wichtiger. Ich habe Freunde, deren Eltern auch nach 35Jahren in der Deutschschweiz keine deutsche Unterhaltung führen können. Für sie ist das Zusammenspiel mit den Behörden praktisch nur über die Söhne möglich. Ausländer die die Sprache nicht beherrschen grenzen sich aus und werden auch ausgegrenzt. Für einen wirtschaftlichen Erfolg eines Landes nicht gerade eine gute Sache.

    Wenn ich an meine Frau denke, so bin ich sehr froh, dass sie aus eigenem Antrieb fleissig deutsch gelernt hat. Ohne diese Kenntnisse hätte sie es wirklich um einiges schwieriger in diesem Land. Würden nun die meisten so denken, bräuchte es auch keine neuen Gesetze. Leider kommen jedoch sehr viele Migranten in die Schweiz ohne den Willen sich zu integrieren. Viele sehen auch keine Notwendigkeit, da sie eh planen ein paar Jahre später wieder in Ihre Heimat zu gehen. Die Kinder von solchen Eltern haben es dann jedoch doppelt schwierig. Niemand in der Familie der ihnen bei den Hausaufgaben helfen kann, niemand der sie über ihre Rechten und Pflichten informiert. Nie die gleichen Chancen wie ein Kind, welches von Anfang an die Sprache gelernt hat.

    Schlussendlich sind Anreize zur Sprachförderung sicher besser als Gesetze und Tests. Auch denke ich, dass es sich bei der Japanischen Version eher um eine Schikane als um einen Integrationsversuch handelt.

    Damit aber unterschiedliche Völker in Harmonie zusammenleben können, denke ich schon, dass das erlernen der Landesprache (resp. Landesteil, ich selber kann praktisch auch kein französisch) erstrebenswert ist. Ob ich allerdings die japanische Sprache je beherrschen könnte (hab nach ein paar Versuchen aufgehört) steht auf einem anderen Blatt geschrieben.. ein bisschen Druck von oben würde mir sicher helfen.

    Gruss Felix

  6. Ich verschlinge zwar fast jede Dokumentation über Japan im Fernsehen (das Land fasziniert mich irgendwie, habe es aber noch nie besucht), aber hatte bisher immer den Eindruck, dass man ohne Japanisch dort nicht allzu weit kommt.

    Ich bin auch immer völlig entsetzt, wenn ich im TV über eine von diesen Auswanderer-Sendungen stolpere und die Leute da nicht einen Funken Ahnung von der Landessprache haben.
    Gut, Japanisch mag nun ein sprachlicher Extremfall sein, aber es zwingt einen ja nun auch niemand, dorthin zu ziehen. (Oder bin ich da jetzt naiv?)

    Vielleicht bin ich ja eine seltene Pflanze, aber selbst wenn ich Urlaub in einem anderen Land mache, büffele ich schon Monate vorher, um mir wenigstens ein paar Grundzüge der Sprache anzueignen. Ich gehe grundsätzlich nie davon aus, dass die Leute Englisch (oder gar Deutsch – wie abartig *g*) sprechen, wo ich hinkomme.

    Gruss,
    Felix, II.

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