Südkorea

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Vorwort / Reiseroute

Diese Seiten über Südkorea entstanden nach einer Tour durch die Republik im Januar 1999 – um es vorwegzunehmen – nicht die günstigste Jahreszeit, denn es ist bitterkalt. Nach Südkorea zu fliegen lag damals nahe, denn zu der Zeit studierte ich in Japan. Dort hatte ich bereits unzählige Koreaner getroffen. Einige von ihnen wurden im Laufe der Zeit zu sehr guten Freunden.

Meine japanische Begleiterin und ich folgten in Korea unter anderem einer Einladung einer guten Freundin, wodurch wir einiges mehr als üblich von der Kultur erfahren konnten. Wie immer ging es ansonsten völlig ohne Plan voran – Übernachtungen waren nicht gebucht und eine Reiseroute stand nicht fest.

Diese Seiten über Korea bestehen aus zwei Teilen – einem allgemeinen Teil (siehe Menü rechts) mit Informationen über das Land, die Kultur und die Sprache. Und einem Teil über Orte, die wir besuchten. Allerdings ist letzterer im Tagebuch-Stil geschrieben: Wer systematisch lesen möchte, sollte bei Seoul beginnen, mit Pusan fortfahren und über Gyeongju weiterlesen.

Da ich seit 2005 in Japan lebe, werden wohl weitere Korea-Besuche erfolgen – und damit ein Update dieser Seiten. So zum Beispiel 2010 nach einem Abstecher nach Sokcho an der Ostküste.
Da viele der hier niedergeschriebenen Erfahrungen von 1999 sind, bitte ich den Leser, jegliche Transport-, Übernachtungs- und sonstige kurzlebige Information mit äusserster Vorsicht zu geniessen. Preise ändern sich. Die Situation für ausländische Reisende ändert sich. Adressen ändern sich. Trotzdem viel Spass beim Lesen!

Geographie

Hört man in Deutschland von Südkorea, dann meist in Verbindung mit Nordkorea, Streiks oder Studentenprotesten. Auch Kampfsportfreunden ist das Land meist ein Begriff. Doch als Reiseziel liegt das Land weit hinter China, Japan, oder gar Thailand, zurück. Dafür mag es einzelne Gründe geben, doch ist es auf jeden Fall eine Reise wert. Ganz Korea befindet sich auf der gleichnamigen Halbinsel zwischen Gelbem und Chinesischen Meer- mit Landesgrenze zu China und Russland im Norden und unmittelbarer Nähe zu Japan im Südosten. Nord- und Südkorea sind zusammen rund 220,000 km² groß, wobei Südkorea etwas kleiner ist als der Norden
(in etwa so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen). Doch während in Nordkorea nur rund 20 Millionen Menschen leben, sind es im Süden gut 45 Millionen – damit ist die Bevölkerungsdichte fast doppelt so groß wie die Deutschlands. Getrennt sind beide Staaten etwa entlang des 38. Breitengrades durch die wohl weltweit gefährlichste Grenze. Ganz Korea ist überwiegend gebirgig mit Höhen bis zu 1950 m in Südkorea und über 2700 Metern im Norden. Korea hat – gerade in jüngerer Zeit – eine sehr abwechslungsreiche und tragische Geschichte erfahren.

Geschichte

Schon in sehr früher Zeit eingewanderte Stämme vereinigten sich und gründeten im 1. Jahrhundert u.Z. das erste koreanische Königreich. Dieses teilte sich jedoch später, bis sich im 3. Jhd. drei bedeutende Königreiche herausbildeten und in dieser Form rund 400 Jahre lang überdauerten. Sie hießen Koguryo, Paekche und Shilla, befanden sich im stetigen Austausch mit China und bedingt auch mit Japan – dies stellten eine erste große Blütezeit dar. Mit dem 7. Jhd. wurde Shilla immer stärker, bis es schließlich ganz Korea in einem Reich vereinigte. Doch im 9. Jahrhundert wurde das Reich immer schwächer, und es folgte die Koryo-Dynastie. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts fielen die Mongolen in Korea ein und verwüsteten das Land. Die nachfolgende Invasion Japans schlug jedoch fehl (siehe Geschichte Japans). Die Dynastie wurde stark geschwächt und musste hohen Tribut an die Invasoren leisten. Bald erstarkte die Yi- (auch Choson genannte) Dynastie, in deren Verlauf Korea prosperierte. Diese erneute Blütezeit fand 1592 ein jähes Ende, als Japan die Halbinsel in nur einem Monat überrannte. Zwar dauerte die Annexion nicht sehr lange, doch waren die Folgen verheerend, da fast alles zerstört und die Intelligenz nach Japan verschleppt wurde. Die Japaner wurden mit Hilfe Chinas vertrieben, doch wenige Jahrzehnte später wurde Korea von der Mandschurei annektiert. Später folgte eine Zeit der Landesabschließung, in der kein Ausländer das Land betreten durfte, doch wie auch in Japan wurde Ende des 19. Jhd. die Öffnung von außen – namentlich von Japan – erzwungen.

Im Japanisch-Chinesischen und anschließend im Russisch-Japanischen Krieg bekam Korea zu spüren, was es bedeutet, zwischen zwei Großmächten eingekeilt zu sein. 1910 schließlich wurde Korea endgültig von Japan annektiert und zur Kolonie erklärt. Damit endete die Yi-Dynastie. Aufstände gegen die Fremdherrschaft wurden brutal unterdrückt, ebenso die eigene Kultur. Japanisch wurde zum Pflichtfach. Das Land wurde in den folgenden 35 Jahren zudem hemmungslos ausgebeutet. Diese Zeit kann man wohl als die eines kulturellen Genozids bezeichnen, und viele Koreaner – auch die Jüngeren – sind seitdem nicht gut auf Japaner zu sprechen.

In Japan traf ich einen koreanischen Auslandsstudenten, der mir sagte, dass er Japan und die Japaner nicht leiden könne. Ich fragte ihn daraufhin, warum er dann nach Japan gekommen sei. „Um zu sehen, ob meine Abneigung begründet ist“ antwortete er. Ob er diese Abneigung in Japan bestätigt sieht, fragte ich ihn daraufhin. Seine Antwort war ein entschiedenes „Ja“.

Kaum befreit von der Fremdherrschaft 1945, wurde Korea, wie auch Deutschland, von den USA, der UdSSR und Großbritannien aufgeteilt, doch jetzt nicht in Ost und West, sondern in Nord und Süd, wobei geographisch gesehen logischerweise der Norden zu sowjetischem Einflussgebiet wurde. Alle Mächte zogen zwar bald ihre Streitkräfte ab, doch versorgte die UdSSR Nordkorea massiv mit Waffen. Unter Kim Il Sung schließlich wurde 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea proklamiert. Kim Il Sung, der bis zu seinem Tode 1994 regierte und offensichtlich von seinem Sohn, Kim Song Il abgelöst wurde, errichtete die weltweit einzige kommunistische Monarchie. 1950 schließlich fiel Nordkorea im Süden ein.

Die UNO entsandte zwar eine Armee zur Abwehr des Angriffs, doch Nordkorea nahm schnell fast die ganze Halbinsel ein – bis auf ein kleines Gebiet rund um Pusan. Doch General MacArthur (vorher Oberbefehlshaber des Generalhauptquartiers im Nachkriegsjapan) landete mit einer Armee bei Inch’on nahe Seoul und drängte die Invasoren bis zur mandschurischen Grenze zurück. Doch China unter Mao Tsetung schritt ein. Die Frontlinie pendelte sich schließlich um den 38. Breitengrad herum ein, und es kam zum Waffenstillstand und der Schaffung einer demilitarisierten Zone (DMZ). Seoul allein wechselte vier Mal den Besitzer, in P’yongyang gab es angeblich kein einziges Haus mehr nach dem Krieg. Ganz Korea lag in Schutt und Asche, es gab bis zu zwei Millionen Tote und Verwundete. Ironischerweise profitierte Japan wirtschaftlich durch den Erfolg, da die USA das Land als Brückenkopf und Nachschublieferanten nutzte.

Noch immer gibt es zwischen beiden koreanischen Staaten keinen Friedensvertrag, sondern nur einen Waffenstillstand. Noch immer gibt es Provokationen seitens Nordkoreas (Tunnel an der Grenze, Anschläge auf Politiker, Spionage, militärische Provokationen durch Flugzeuge und U-Boote etc.), die jedoch stets bestritten werden. Die Armee Nordkoreas gilt als sechstgrößte der Welt – zwar hat sie relativ wenig Material, aber geschätzte eine Million Soldaten (fast halb so viel wie die chinesische Armee!). Da die Politik aus dem Norden nach wie vor unberechenbar zu sein scheint (zumal seit dem Tod Kim Il Sung’s, der von 1948 bis 1994 das Land als erster kommunistischer Monarch regierte, eine klare Linie fehlt), ist die Bedrohung aus dem Norden allgegenwärtig und bei genauerer Betrachtung in Südkorea deutlich spürbar. Dazu kommt die unmittelbare Nähe der Hauptstadt Seoul zur nordkoreanischen Grenze und die für mich seltsam erscheinende Lage des Regierungsviertels, das nördlich von Seoul, also noch näher zur Grenze hin, errichtet wurde.

Während Nordkorea seit Beendigung des Krieges eine einheitliche, verhängnisvolle Linie verfolgte, war die Lage in Südkorea eher unruhig – mit Putschversuchen und Militärdiktaturen, Unruhen und Skandalen. Einige Korruptionsskandale und die Aufarbeitung der Zeit der Militärdiktatur sind aktuelle Themen, wobei auch die letzte Wirtschaftskrise Ostasiens schwere Folgen für Südkorea hatte. Seit dieser Krise und dem starken Verfall der Landeswährung Won wurde das Land aber auch wieder attraktiver für Touristen. Läuft man heute durch Städte wie Seoul oder Pusan, so erkennt man leicht, dass das Land im Aufschwung begriffen ist. Mit dem Wirtschaftsboom kommt auch der Trend zur Konsumgesellschaft, der dafür sorgt, dass es an manchen Orten schon aussieht wie in Tokyo, Singapur oder anderswo. Trotzdem ist die eigene, koreanische Kultur nach wie vor einfach unverkennbar.

Klima

Das Klima Koreas ist stark jahreszeitlich geprägt und zeigt zudem ein starkes Nord-Süd-Gefälle. Es gibt wie in Europa vier Jahreszeiten. Der Sommer ist dabei feucht-schwül mit durchschnittlich über 30 Grad tagsüber. Kommt man aus Japan (außer Hokkaido) nach Korea, so wird man keinen großen Unterschied zu dieser Jahreszeit feststellen. Im Juli und August fällt auch das Gros der Gesamtniederschlagsmenge. Frühling und Herbst hingegen warten mit moderaten Temperaturen und annehmbaren Niederschlagsmengen auf – sicher die beste Zeit für eine Korea-Reise. Im Winter zeigt sich das Temperaturgefälle von Nord und Süd deutlich. Der kalte Wind aus Sibirien lässt das Quecksilber nahe der chinesischen Grenze bis unter -30 Grad fallen. In Seoul liegen die Wintertemperaturen durchschnittlich unter dem Gefrierpunkt; – 10 Grad und weniger sind nachts die Regel.

In Pusan im Süden ist es deutlich wärmer. Am wärmsten ist es jedoch auf der Ferieninsel Cheju-Do. Niederschläge sind dabei relativ selten. Als ich im Januar in Korea weilte, war es mit – 10 Grad und weniger in Seoul recht kalt, und es schneite nur einmal kurz. 500 km weiter südlich, in Pusan, war es zur gleichen Zeit richtig angenehm, tagsüber war es bis +10 Grad warm. Doch lediglich gut 50 km weiter nördlich wehte bei – 10 Grad tagsüber ein eiskalter, starker Wind bei blauem Himmel, der den Aufenthalt draußen denkbar erschwerte. Das sich bei diesen Temperaturen kaum Touristen blicken lassen, gereicht natürlich zum Vorteil. Wer also Korea ohne Hektik und Trubel genießen möchte und nichts gegen Kälte hat, sollte am besten im Winter fliegen, zumal Anreise billiger und die Hotelsuche einfacher wird.

Kultur

Obwohl Japan und China in der Geschichte ständig aufs Neue versuchten, Korea zu vereinnahmen, hat dieses Land seine eigene Kultur und Traditionen stets bewahren können. Dass jedoch die Nachbarn in Korea Spuren hinterließen, ist selbstverständlich. Historisch gesehen war Korea stets ein Bindeglied zwischen China und Japan. Fast alle Gesandtschaften zwischen diesen beiden Ländern durchquerten Korea, und so profitierte Korea – zumindest in Friedenszeiten – von seiner Lage. Dazu muss jedoch gesagt werden, dass der kulturelle Austausch eher einseitig war – das vor 1500 Jahren wesentlich weiterentwickeltere China hatte vor allem zu jener Zeit einen unglaublich großen Einfluss auf Korea und Japan. So waren es Chinesen, die die Metallherstellung, die Schrift, den Buddhismus (der zwar eigentlich nicht aus China stammt, dort aber stark abgewandelt wurde) oder auch den Konfuzianismus einführten. Es wäre jedoch falsch, als Koreareisender permanent Vergleiche mit China anzustellen, denn die koreanische Kultur ist eine Eigene, und die Koreaner sind sehr stolz darauf.

Trotzdem gibt es einige kleine Parallelen. Eine davon liegt im Aberglauben. Im Japanischen und Koreanischen gibt es jeweils zwei Zählsysteme – eines in der Landessprache und ein aus dem Chinesischen eingeführtes. So klingt das Wort für die Zahl 4 in allen drei Sprachen gleich wie das für „Tod“, im Chinesischen „si“, im Japanischen „Shi“ und im Koreanischen „Sa“. Gerade wenn es um den Tod geht, gibt es in beiden Ländern sehr viele Dinge zu beachten, und eine Verletzung dieser Etiketten ruft wahrhaftig Bestürzung hervor. Dies macht die Zahl 4 zur Unglückszahl Nummer 1, gefolgt von der 9 (die gleich klingt wie das Wort für „Leiden“). Deshalb gibt es in Korea wie auch in Japan in keinem Krankenhaus eine 4. Etage, nach 3 kommt 5. Genauso ist es sehr oft bei Zimmernummern oder auch bei Hotelbauten. Andere, ganz große Fauxpas sind zum Beispiel das Steckenlassen der Stäbchen im Reis oder mit den Stäbchen etwas von den Stäbchen eines anderen anzunehmen (vor allem keine Knochen!) – beides Teile des Beerdigungsrituals und deshalb definitiv tabu. Gerade bei Koreanern, so schien mir, ist der Aberglaube sehr weit verbreitet.

Religion

Südkorea ist ein Land mit vielen Religionen. Eine große Religionsgemeinschaft ist die der Christen – katholisch wie auch evangelisch, also einer „importierten“ Religion. Fährt man durch die Neubaugebiete Seouls, so wird man erstaunt sein über die Anzahl der Kirchen. Alle 200 Meter findet man ein gerade erbautes Gotteshaus mit einem Neonkreuz auf dem Turm. Diese Kirchen sehen alle gleich aus – als stammten sie aus der Fließbandproduktion. Ähnlich groß ist die Gemeinschaft der Buddhisten. Wie auch in Japan gibt es viele verschiedene Sekten, wobei die als Zen-Buddhismus bekannte Form eine sehr große Rolle spielt. Fast alle Sekten lehren den Mahayana-Buddhismus (besser bekannt als „Großes Fahrzeug“, was im Gegensatz zum Hinayana, dem „kleinen Fahrzeug“ besagt, dass jeder die Erleuchtung erlangen kann). Auch der Schamanismus, also Naturreligionen, spielen nach wie vor eine große Rolle. Dazu kommt der Konfuzianismus, der ja auch in China und Japan von großer gesellschaftlicher Bedeutung ist. Genannt werden müssen auch sonstige Religionen wie die mittlerweile legendäre Moon-Sekte und andere.

Menschen

Was in Südkorea jeden Besucher angenehm überrascht, ist die Gastfreundlichkeit und Offenheit der Bewohner. Hat man Orientierungsprobleme, so ist sofort jemand zur Stelle und erklärt – Sprachbarriere hin oder her – bereitwillig und freundlich den Weg. Das gilt auch für die Arbeiter in Restaurants oder Hotels. Als Besucher sollte man sich jedoch, wie überall, den jeweiligen Regeln und Sitten anpassen. Gerade in Korea sind die Rollenverteilungen sehr deutlich – auf den Konfuzianismus basierend. Das Verhältnis zwischen Jungen und Alten, zwischen Kindern und Eltern, vom einfachen Arbeiter zum Vorarbeiter und nicht zuletzt zwischen Mann und Frau ist klar definiert und unbedingt zu beachten.

Solange man Englisch mit Koreanern spricht, kann man sich diesem Schema entziehen, denn der größte Teil wird durch die Sprache ausgedrückt – mittels tausender fester Formen und spezieller Wörter, durch die das Verhältnis zwischen den Gesprächspartnern fest definiert wird. Das mag für Europäer starr und unzeitgemäß wirken und lässt, genauso wie im Japanischen übrigens, Menschen, die diese Sprache lernen wollen, schier verzweifeln. Es gibt dutzende Respekts- und Ehrerbietungsbezeugungen; je nach dem Gegenüber ist die Sprechweise sehr unterschiedlich. Doch ist dies ein Teil der landeseigenen Kultur und sollte deshalb nicht von Außenstehenden verurteilt werden. Doch wie in Japan scheinen sich Veränderungen anzubahnen – durch eine neue Generation von Jugendlichen. Damit werden in Zukunft viele traditionelle Sachen verschwinden – ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Als Besucher schließlich wird man stets Fehler machen, doch auch in Korea ist das kein so großes Problem (solange man nicht ignorant wirkt), denn von einem Ausländer erwartet man kein perfektes Verhalten. Trotzdem ist es besser, sich vorher über Tabus zu informieren. So ist zum Beispiel das Barttragen in Korea verpönt, und wenn man eine koreanische Familie besucht, so sollte man nie rauchen, bevor der Hausherr dies tut.

Sprache

Landessprache in ganz Korea ist Koreanisch – eine Sprache, die vermutlich zur uralo-altaischen Sprachfamilie (zu deren uralischen Zweig zum Beispiel Finnisch und Ungarisch gehören) zählt. Zur altaischen Gruppe zählen ebenso Mongolisch und Japanisch. Alle diese Sprachen sind agglutinierend, was bedeutet, das die Grammatik durch an Verben angehängte Endungen geregelt wird. In der Tat ist Koreanisch sehr ähnlich mit dem Japanischen. Die Satzstruktur ist die Gleiche, auch klingen viele Wörter ähnlich. Wie oben bereits erwähnt, gibt es in beiden Sprachen sehr viele Höflichkeitsabstufungen und feinste Nuancen. So gibt es beispielsweise viele Wörter für „ich“ oder „du“ – je nachdem, wem man gegenüber steht.

Ein interessantes Kapitel wie überall in Ostasien ist die Schrift. Genau wie in Japan, wurden vor rund 1500 Jahren chinesische Schriftzeichen nach Korea gebracht. Das war in beiden Sprachen sehr schwierig, da sie eigentlich nicht das Geringste mit dem Chinesischen zu tun haben. Die Zeichen wurden in einem sehr langwierigen Prozess assimiliert; mit den Zeichen kamen auch viele Lehnwörter aus dem Chinesischen. So haben rund 60 % des Koreanischen ihren Ursprung im Chinesischen. So gibt es ähnlich klingende Wörter in allen drei Sprachen. Südkorea heißt so im Chinesischen Hanguo, im Koreanischen Hanguk und im Japanischen Kankoku. Die Schriftzeichen sind dafür in allen drei Sprachen die Gleichen. Da die Schriftzeichen nur bedingt kompatibel waren, entwickelten Koreaner wie auch Japaner eigene Schriftsysteme. Während man in Japan gleich zwei Systeme entwickelte und diese zusammen mit den Schriftzeichen immer noch benutzt, entwickelte man im 15. Jhd. die Hangul, mit denen heute fast alles geschrieben wird. Einer der Gründe dafür, dass chinesische Schriftzeichen nicht mehr benutzt werden, ist vielleicht, dass Japan während der Besatzungszeit alle Koreaner zu deren Benutzung zwang. Hangul hingegen sind eine koreanische Erfindung und wesentlich einfacher zu erlernen.

Hangul ist das einzige Schriftsystem, das nach einem wissenschaftichen Prinzip entwickelt wurde und genial einfach ist. Die lateinische Schrift zum Beispiel ist zwar relativ einfach zu erlernen, doch wieso zum Beispiel „k“ und „g“ so grundverschieden aussehen, obwohl sie phonetisch nahe sind, ist nicht mehr nachvollziehbar. Anders bei den Hangul – es steckt ein gewisses System dahinter und meiner Meinung nach ist es die am schnellsten erlernbare Schrift. Es gibt insgesamt 24 Elemente – 10 Vokale bzw. Halbvokale, und 14 Konsonanten.

Elemente der Konsonanten*
k|g|k n t|d|t r|r,n|l m p|b|p s,sh|s|t **|ng|ng ch|j|t ch’|ch’|t k’|k’|k t’|t’|d p’|p’|p h|h|ng

Der erste Buchstabe steht für die Lesung, wenn das Element an erster Stelle im Zeichen und Wort steht. Die zweite steht für die Lesung, wenn das Element in der Mitte des Zeichens und Wortes steht. Die letzte Lesung steht demzufolge für die Lesung am Zeichen- und Wortende.

** Dieses Element wird nicht gelesen, wenn ein Vokal, Halbvokal oder Diphthong dahinter steht.

Des weiteren gibt es Doppelkonsonanten, bei denen der entsprechende Konsonant einfach doppelt geschrieben wird:

Doppelkonsonanten
kk|gg|k tt|dd|- pp|bb|- ss|ss|t tch|tch|-

Als nächstes die zehn Elemente der Vokale und Halbvokale:

Vokal- und Halbvokalelemente
a ya ŏ o yo u yu ŭ i

Aus diesen Vokalen werden bestimmte Diphthonge (Doppelvokale) und Halbvokale gebildet. Oftmals ist die Lesung aufgrund obiger Vokalelemente nachvollziehbar – manchmal aber auch ebend nicht:

Halb- und Mischvokale
ae yae e ye wa wae oe wo we wi ŭi

Koreanisch ist eine Silbensprache wie zum Beispiel auch Japanisch. Japanisch allerdings ist eine offene Silbensprache (jede Silbe endet auf einen Vokal), während Koreanisch aus geschlossenen und offenen Silben besteht. Ein koreanisches Zeichen setzt sich immer aus mindestens zwei, maximal aber vier der obigen Elemente zusammen, wobei genau ein Element ein Vokal, Diphthong oder Halbvokal ist. Betrachtet man den Aufbau eines koreanischen Zeichens, so gibt es im wesentlichen folgende Anordnungen der Elemente:

1
2

1 2

1 2
3

1 2
3 4

1
2
3

1
2

1. 2. 3. 4. 5. 6.

Die Reihe der Nummern kennzeichnet auch die Reihenfolge beim Schreiben und natürlich beim Lesen. Die gelben Felder kennzeichnen die Position der Vokale – also immer die zwei. Schreibt man nur einen Vokal oder steht der Vokal an erster Stelle, muss man davor oder darüber das Zeichen [] schreiben. Möchte man also ein „A“ schreiben, so schreibt man davor das Konsonantelement [] welches hier allerdings nicht betont wird. So liest man das Zeichen [] also lediglich als „a“. Wie man erkennen kann, handelt es sich hier um die 2. Anordnung (siehe oben). Im Falle von komplexeren Doppelvokalen und Diphthongen wie z.B. [] oder [], befindet sich das Konsonantelement links oben – siehe 6. Anordnung. Das Zeichen [] wird also einfach nur „oe“ gelesen (siehe Struktur 6).

Die Schrift Hangul wird in derselbigen [ 한글 ] geschrieben. Während wir im Lateinischen für das Wort Hangul sechs Buchstaben benötigen, sind es im Koreanischen also nur zwei. Logischerweise steht das erste Zeichen für [HAN] und hat eine Anordnung wie unter 3.). Das zweite wird entsprechend [GŬL] gelesen und ist angeordnet wie unter 5.). Das erste Element [] im zweiten Zeichen wird normalerweise am Anfang und am Ende „k“ gelesen – hier allerdings liest man es als „g“, da es in der Wortmitte steht. Kompaktere Zeichen wie zum Beispiel [] – eine Mischung aus der 4. und 5. Anordnung – sind eher selten. Am häufigsten sind Zeichen der 1. bis 3. Anordnung. Das Schreiben der Hangul zu lernen ist kein Problem, doch gibt es bei der Lesung noch einige weitere Ausnahmen, was das Lesen etwas problematischer macht. Denn: Wie traditionellerweise auch im Chinesischen und Japanischen, gibt es (meistens) keine Leerzeichen zwischen den Wörtern – ein Satz erscheint also als kompakter Block. Solange chinesische Schriftzeichen dabei sind, ist dieses kein Problem; sind es jedoch nur Hangul, ist es für Ausländer nur schwer verständlich, denn wenn man in einem Satz ein oder zwei Wörter nicht kennt, kann man nicht mehr unterscheiden, wann ein Wort aufhört und wann das nächste beginnt – damit weiss man also auch oft nicht, wie die Elemente gelesen werden – ob nun zum Beispiel als „k“ oder als „g“. Zwar werden manchmal schon Leerzeichen verwendet, doch findet man nach wie vor sehr viele Schriften ohne Leerzeichen. Ausländer, die des Japanischen mächtig sind, werden wesentlich leichter zurechtkommen in Südkorea, denn Japanisch wird wesentlich öfter und besser gesprochen als Englisch.

Kosten

Südkorea gehört nicht zu den preiswertesten Ländern Asiens, doch spätestens seit dem Kurssturz des Won ist auch dieses Land erschwinglicher geworden. War 1995 ein Euro noch rund 1000 Won wert, so waren es 1999 knapp 1400 Won. Wie fast überall, ist für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel etwas dabei. Man kann in sehr teuren, renommierten Hotels übernachten oder in sehr günstigen, „Yŏgwan“ genannten Herbergen. Letztere berechnen zumeist um die 20000 Won (rund 15 Euro) für ein Doppelzimmer. Der Preis kann natürlich stark schwanken und hängt natürlich oft vom Angebot ab. Die Yŏgwans ins Seoul sind jedoch oft ein bisschen enger und schmutziger als ähnlich teure außerhalb der Hauptstadt. In manchen alten Herbergen kommt man im Winter in den Genuss einer traditionellen koreanischen Heizung, genannt Ondul. Da in Korea wie auch in Japan traditionellerweise auf dem Fußboden geschlafen wird, ist diese koreanische Erfindung bei Außentemperaturen weit unter 0 Grad ein wahrer Segen.

Koreanischer 1000-Won-Schein
Koreanischer 1000-Won-Schein

Landeswährung in Korea ist der Won. 10000 Won waren im Februar 1999 cirka 7 € wert. Man kann bei nahezu jeder Bank Geld tauschen, auch Traveller Cheques u.a. sind kein Problem. Je nach Anspruch und Tagesprogramm kann man im Durchschnitt mit ca. 15 € pro Tag auskommen – vorausgesetzt, man reist zu zweit, isst in Garküchen und leistet sich keinen weiteren Luxus. Ansonsten ist man mit 25 € am Tag gut dabei, zumal Reisen mit Bus und Bahn sehr günstig ist.

Anreise / Visum

Wer nach Südkorea will, braucht – zumindest als deutscher Staatsbürger – kein Visum. Anders sieht es mit Nordkorea aus. Dort braucht jeder ein Visum, und dies zu bekommen ist wohl sehr schwierig und sollte am besten in Peking geholt werden. Die Grenze zwischen Nord- und Südkorea ist absolut dicht – niemand darf dort passieren (mit Ausnahme südkoreanischer Touristengruppen zu einem festgelegten Ziel seit jüngerer Zeit). Man kann nach Südkorea entweder mit dem Schiff (zum Beispiel von Shimonoseki in Japan) oder mit dem Flugzeug reisen. Der Landweg ist, wie bereits erwähnt, ausgeschlossen.

Fast alle internationalen Flüge führen zum Kimp’o- Airport in der Nähe von Seoul. Das wird sich in absehbarer Zukunft ändern, denn vor der Stadt Inch’ŏn (Incheon) ist bereits ein neuer Flughafen im Meer, auf Neuland, in Bau. (Nachtrag: Mittlerweilen landen nahezu alle internationalen Flüge in Incheon).
Ähnliche Projekte wurden bereits in Hongkong, OsakaTokyo etc. realisiert. Der neue Flughafen wird also noch weiter vom Stadtzentrum entfernt sein, aber man kann sicher sein, dass eine schnelle Verkehrsanbindung im Projekt beinhaltet ist (Bahnanbindung folgt 2007). Kimp’o Airport ist gute 20 Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt entfernt, man kann vom Flughafen bequem mit der U-Bahn ins Zentrum fahren. Dabei ist die Haltestelle am Flughafen noch nicht einmal die Endhaltestelle.

Essen

Auch beim Essen gibt es eine große Preisspanne – je nachdem, ob man bei Straßengarküchen oder in teuren Spezialitätenrestaurants isst. Wer scharfes Essen nicht mag, wird möglicherweise Probleme haben, denn fast alles ist mehr oder weniger scharf. Am bekanntesten ist Kim’chi, ein in Chilipaste gelagerter, leicht fermentierter Chinakohl. Ihn gibt es, kalt, zu wirklich jedem Essen und er schmeckt jedes Mal anders – mal mehr, mal weniger scharf und leicht süss bis sauer. Wie man Kim’chi jedoch zum Frühstück essen kann, bleibt zumindest mir ein Rätsel. Ansonsten findet man Kimchi in allen Variationen: Kimchi-Burger, Kimchi-Reis (mit Reis angebraten), Kimchi-Pasta usw. usf.

Koreanisches gegrilltes Fleisch - mit tausenden Beilagen
Koreanisches gegrilltes Fleisch – mit tausenden Beilagen

Sehr berühmt ist auch Bulgogi, eine Art gebratenes Fleisch, und Kalpicchi, ein Rippchen-Stew. Jedes Gericht besteht aus sehr vielen Nebengerichten, so dass man bis zu 10 Tellerchen vor sich stehen hat. Weniger bekannt ist, dass Gerichte mit Hundefleisch auch in Korea nicht allzu üblich sind – diese gibt es zumeist nur in speziellen Restaurants, in die auch gelegentlich unwissende Touristen tappen (aber solange man nicht weiß, dass es Hund war, kann das den ahnungslosen Touristen nicht stören). Bestimmt auch nicht jedermanns Sache sind gegarte Seidenraupen- Larven, die man in unzähligen Garküchen findet (wobei mich zumindest hauptsächlich der Geruch abschreckte). Außergewöhnlich sind die metallenen Stäbchen. Wer bereits gut mit Stäbchen klarkommt, wird trotzdem anfangs Probleme haben, die Nudeln aus der Suppe zu fischen.

Links

Interne Links

  • Tabibitos China-Seiten:
    Wer mit Südkorea zu tun hat, sollte sich auch etwas in die chinesische Historie vertiefen.
  • Tabibitos Blog aus Japan: Mit regelmässigen Updates über das gespaltene Verhältnis zwischen Korea (Nord- und Süd) und Japan. Immer aktuell und live vor Ort.

Externe Links

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