Macao – Allgemeines, Reisetipps, Historisches und mehr

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Landesname

Aufgrund seiner Geschichte hat Macau zahlreiche Namen: Der ganz offizielle Name lautet 中華人民共和國澳門特別行政區 – Zhōnghuá Rénmín Gònghéguó Àomén Tèbié Xíngzhèngqū – „Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China Aomen“. Dies sind die alten Schriftzeichen (die nur noch in Hongkong, Macao und Taiwan in Gebrauch sind). Im Rest der Republik schreibt man Macao 中华人民共和国澳门特别行政区. Die offizielle portugiesische Bezeichnung ist die exakte Übersetzung des chinesischen Namens: Região Administrativa Especial de Macau da República Popular da China.

Natürlich benutzt niemand die langen Namen. Auf Chinesisch wird Macao mit 澳門 (澳门) abgekürzt. Im Kantonesischen (der mit Abstand am verbreitetsten Sprache in der Gegend) klingt das in etwa wie „Oomun“, im Hochchinesischen wie „Aomen“. Auf Portugiesisch wird die Enklave Macau geschrieben – und so auch im Englischen – aber es klingt eher wie „Macao“. Daher wird im Deutschen und zahlreichen anderen Sprachen Macao benutzt.

Bleibt nur noch die Frage, was der Name Macau bedeutet. Als Portugiesen erstmals dort strandeten, nannten die Einheimischen den Namen Ma-gao (媽閣).
Ma stammt von A-ma, einer Schutzgöttin aller Seefahrer, sowie gao (eigentlich gak, kak), was unter anderem Küste bedeutet. Daraus wurde schliesslich Macao. Der chinesische Name 澳門 bedeutet hingegen Tor zur Bucht.

Fläche & Bevölkerung

Macao ist gerade mal 29,2 km² (2008, im Jahr 1989: 17,4) gross* – im Vergleich dazu ist Berlin 32 mal grösser und Hongkong 40 mal grösser. Tendenz: Steigend – Macao wird grösser.

Anklickbare Karte von Macao
Anklickbare Karte von Macao

In Macao leben rund 544,000 Menschen (2009) – das sind fast 18,500 Einwohner pro Quadratkilometer (Berlin: 3,800, Hongkong: 6,000) – Tendenz: fallend.*. Damit ist Macao das dichtbesiedeltste Gebiet (bzw. politische Einheit) auf der Erde. Macao hat noch einen Rekord: Die Lebenserwartung ist hier mit über 84 Jahren (2008) am höchsten und die Kindersterblichkeitsrate am geringsten. Macao hat ca. 1.5 Mio Besucher pro Monat (die im Schnitt 1.5 Tage bleiben).

Über 95% sind Chinesen. Eine besondere Gruppe stellen die Macanesen (rund 2%), die aus Mischehen zwischen Chinesen und Portugiesen entstanden. Portugiesen gibt es auch, aber man muss schon nach ihnen suchen. Ca. 47% der Bewohner wurden im Festlandschina geboren, mit dem Grossteil aus den nahen Provinzen Kanton und Fujian.

Religion

Aus historischen Gründen ist das Christentum verhältnismässig stark – knapp 10 Prozent (die meisten davon Katholiken) sind Christen. Ansonsten findet man die üblichen chinesischen Religionen: Buddhismus, Konfuzianismus, Taoismus usw.

Zeitzone

Peking-Zeit – während der Sommerzeit in Mitteleuropa ist Macao 6 Stunden voraus, im Winter 7 Stunden (es gibt keine Sommerzeit in China/Taiwan/Macao/Hongkong).

Sprache

Fast 90% der Macanesen sprechen 粵語 Yuèyǔ (Kantonesisch) als Muttersprache. Kantonesisch gehört zum Chinesischen, unterscheidet sich aber in zahlreichen Aspekten vom Hochchinesischen: Aussprache, Tonhöhen, Vokabeln und zum Teil sogar die Schriftzeichen unterscheiden sich. Die Aussprache ist etwas schwerer als im Hochchinesischen – dort gibt es „nur“ 4 Tonhöhen, im Kantonesischen 6. Im Gegensatz zum Hochchinesischen gibt es Verschlusslaute, also Silben, die zum Beispiel auf -k oder -t enden.

Deutsch
Mandarin
Kantonesisch
Danke 谢谢 (xiè​xie​) 多謝 (do1 ze6)
Bitte* (qǐng)​ 唔該 (m4 goi1)
Ja ** (shì)​​ (hai6)
Nein 不是 (bù shì)​​ 唔係 ng4 hai6
Wie geht’s? 你好(嗎) (nǐ hǎo {mà}) 你點呀 (nei5 dim2 aa1)
Nicht als Antwort auf „Danke“, sondern wenn man um etwas bittet.
** Wird jedoch kaum alleinstehend benutzt

Selbst in Punkto Schriftzeichen gibt es zwei grosse Unterschiede: Zum einen verwendet man im Kantonesischen Schriftzeichen, die im Hochchinesischen kaum oder gar nicht verbreitet sind (Beispiel „Kakerlake“: Im Kantonesischen 曱甴, im Mandarin 蟑螂 geschrieben). Zum anderen hat die VR China einst ca. 2,500 Schriftzeichen vereinfacht – Taiwan, Hongkong und Macao benutzen hingegen nachwievor die alten Zeichen (Beispiele für die Vereinfachung: 衛 → 卫, 議 → 议).

 

Es dürfte eine Weile dauern, bis man nicht nur ein paar Wörter Kantonesisch sprechen kann, sondern auch die Antworten verstehen kann. Das liegt vor allem an oben erwähnten Tonhöhen. Es gibt jedoch – wie bei allen Sprachen – eine gewisse Toleranzschwelle. Sagt man zum Beispiel 唔該,埋單 m4 goi1, mai4 dan1 im Restaurant und achtet grob darauf, dass m und mai tief, goi und dan hingegen etwas höher gesprochen werden, wird man in der Regel verstanden: Aha, die Rechnung bitte. Problematischer wird es bei kurzen Ortsnamen zum Beispiel, wo es wirklich um die richtige Tonlage geht.

Was Ausschilderungen anbelangt, so ist man in Macao zwei- bis dreisprachig: Strassennamen und Wegweiser sind generell in Kantonesisch und Portugiesisch vorhanden, manchmal auch in Englisch. Portugiesisch hört man jedoch nicht allzu oft, und Englisch ist ebenfalls nicht allzu verbreitet – man kommt damit eher schlecht als recht voran. Aber: Es reicht aus, um sich halbwegs verständigen zu können. Hochchinesisch hingegen wird vielerorts verstanden. Dies spiegelt die Besucherzahlen wieder: Die meisten Kurzbesucher in Macao kommen aus Hongkong und Festlandschina, nicht aus Europa oder Amerika.

Zu guter letzt sollte noch Macanesisch (auch: Patúa oder Macaista) erwähnt werden: Eine Kreolsprache, in diesem Fall ein stark malaiisch gefärbtes Portugiesisch (da vor Jahrhunderten viele Portugiesen Malaien in Malacca ehelichten und dann nach Macao kamen). Macaista wird jedoch nur von wenigen tausend Bewohnern gesprochen und ist vom Aussterben bedroht.

Allgemeines

Prolog

Ausfüllen und fertig: Einreise in Macao
Ausfüllen und fertig:
Einreise in Macao

Es gibt mehrere China auf der Erde: Die Volksrepublik China, dann Taiwan, Hongkong und das China ausserhalb Chinas – also in Singapur zum Beispiel und in den Chinatowns in den USA, Japan und vielen anderen Ländern. Macao ist ein weiteres China: So sieht China aus, wenn es ca. 500 Jahre europäischem Einfluss unterliegt. Macao hat die höchste Dichte an UNESCO-Weltkulturerbestätten, ist gleichzeitig das Las Vegas Asiens mit zahllosen Riesenhotels und Kasinos. Dazu gibt es trotz der Enge noch Natur. Macao ist eine kulturelle Insel in Ostasien und vielseitiger als jeder andere Ort, den ich bislang besucht habe. Ich erwartete viel von Macao – und alle Erwartungen wurden übertroffen. Hongkong oder Macao? Macao!

Visa

Macao wurde 1999 an die Volksrepublik China zurückgegeben. Staatsangehörige der meisten Nationen benötigen nach wie vor ein Visum für die VR China. Macao behält allerdings bis 2049 seinen Sonderstatus, und das betrifft auch die Einreise: Die meisten EU-Bürger (auch Deutsche) können visafrei einreisen: Ein gültiger Reisepass genügt. Bei der Einreise füllt man ein kleines Formular (siehe rechts) aus und das war es auch schon.

Geld

Macao hat sein eigenes Geld, und das nennt sich Pataca. Ein Pataca besteht aus 100 Avos. Bei Preisausschreibungen wird meistens das Kürzel MOP benutzt. Den chinesischen Namen 澳門圓 (Aomen Yuan) sieht man so gut wie nie. Die Währung ist an den Hongkong-Dollar gekoppelt: Der Umtauschkurs beträgt immer 1 HK$ = 1.03 MOP. In Macao kann man so gut wie überall Hongkong-Dollar benutzen (und bekommt das manchmal auch als Wechselgeld zurück) – manche Geschäfte lehnen allerdings die Annahme von 1’000 HKD-Scheinen ab. In Geschäften geht man von einem 1:1 Kurs aus.

Vielfalt dominiert: 100 Pataca-Schein der Bank of China und einer portugiesischen Bank
Vielfalt dominiert: 100 Pataca-Schein
der Bank of China und einer portugiesischen Bank

Die Vielfalt ist nicht so gross wie in Hong Kong, aber sie ist da: Alle Geldscheine gibt es in verschiedenen Ausführungen: Von der Bank of China und der Banco Nacional Ultramarino (Übersee-Nationalbank von Portugal). Oftmals existieren davon auch noch alte und neue Versionen. Das ist allerdings kein Problem: Man hat sich auf Farbe und Grösse geeinigt – egal ob alt oder neu, Bank of China oder BNU – 100-MOP-Scheine sind blau, 10-MOP-Scheine rot usw.

Bei Münzen gibt es lediglich jeweils eine Variante – im Umlauf sind 10 und 50 Avos sowie 1 MOP und 5 MOP-Münzen. Banknoten zirkulieren im Wert von 10, 20, 50, 100, 500 und 1’000 MOP. Der Wechselkurs beträgt 1 € = 11,4 MOP (September 2009). Geldautomaten gibt es reichlich – die meisten akzeptieren alle gängigen Kreditkarten aber auch CIRRUS-Karten.

Preise

Vor allem in Macao gilt: Wer viel Geld da lassen möchte, kann das sehr einfach tun: Die Kasinos helfen gerne dabei. Davon einmal abgesehen, ist Macao im Vergleich zu Hongkong, Japan oder Taiwan verhältnismässig preiswert. Für eine Taxifahrt bezahlt man maximal 80 MOP, meistens aber um die 30 oder 40. Alle Taxis haben ordentliche Fahrtzähler installiert – je nach Betreiber zahlt man aber oft noch 3, 4 MOP drauf. Essen kann man zu zweit inkl. Getränke in traditionellen Restaurants für ca. 100 MOP – man kann aber auch bei etwas besseren Restaurants schnell 400 MOP und mehr ausgeben.

Ein Doppelzimmer in einem anständigen Hotel kostet um die 500 MOP – man kann jedoch viel sparen, wenn man bei den richtigen Stellen online bucht. Man kann auch problemlos zehnfache zahlen. Getränke – alkoholfrei oder Bier – kosten meist um die 5 MOP in Convenience Stores wie 7 Eleven. Wer sparsam lebt, kann mit ca. 500 MOP pro Tag problemlos auskommen. Spartipp: Es gibt unzählige Shuttle-Busse, die die Besucher vom Fährhafen und vom Grenzübergang zu den einzelnen Hotels fahren. Die sind kostenlos, und es ist den Betreibern egal, ob man wirklich in dem Hotel übernachtet oder nicht. Damit kommt man entsprechend kostenlos und bequem von A nach B.

Anreise

Flugzeug, Auto, Schiff, Hubschrauber, zu Fuss, Bus – diese Varianten gibt es, aber die meisten Besucher kommen mit dem Schiff. Macao hat seit 1995 seinen eigenen 澳門國際機場 Internationalen Flughafen, doch der hat mittlerweilen keine Interkontinentalverbindungen mehr (gab es früher nach Portugal). Direktflüge gibt es nur nach Singapur, Indonesien, Bangkok, Osaka, Tokyo (Narita) – dies jedoch unregelmässig – Peking, Taipei, Malaysia und die Philippinen. Das bedeutet, dass man, so nicht aus Asien kommend, immer umsteigen muss. Der Flughafen ist relativ klein und sehr verständlich gegliedert. Vom und zum Flughafen fahren Linienbusse, Shuttlebusse zu einigen grossen Hotels und Taxis. Mit letzteren bezahlt man vom Flughafen ins Zentrum ca. 80 MOP – umgekehrt jedoch weniger (ca. 50 MOP).

Tickt für die Fähre von Hongkong nach Macao
Ticket für die Fähre von Hongkong nach Macao

Am Südostende der Halbinsel Macao und sehr leicht zu finden liegt der 澳門外港客運碼頭 – Fährhafen für Fähren ausserhalb Macaos. Von dort fahren tagein tagaus unzählige sehr schnelle Fähren nach Hongkong, Shenzhen Airport, Shekou (Shenzhen), Jiangmen, Zhuhai. Die Fähren laufen verschiedene Orte in Hongkong an – es gibt Fähren nach Hongkong (中環 – Zentrum), nach 九龍 Kowloon sowie zum 香港国際空港 (HKIA) Hongkong International Airport. Bei letzterem muss man noch nicht mal in Hongkong einreisen – man kann bequem nach Hongkong fliegen und gleich mit der Fähre weiterfahren. Die Fähren sind alle sehr schnell und benötigen etwas weniger als eine Stunde. Von Macao nach Hongkong und Kowloon bezahlt man 140 MOP, andersrum ab 130 HK$ (Preise sind unterschiedlich, je nach Zeit und Wochentag). Die Fahrt vom Flughafen nach Macao kostet 180 HK$, andersrum kostet es 200 HK$.

Grenzübergänge

Genau genommen gibt es 4 Grenzübergänge: Einmal den Flughafen, dann den Fährhafen, sowie zwei Landübergänge. Der bekannteste ist der grosse Übergang 關閘 Portas do Cerco (=Grenztor) im äussersten Norden von Macao. Auf der anderen Seite liegt 拱北 Gongbei – ein Stadtteil von 珠海 Zhuhai. Viele tausend Menschen passieren diesen Grenzübergang zu Fuss, man sollte also etwas Zeit mitnehmen. In der grossen Einreisehalle auf der chinesischen Seite gibt es ganz rechts eine Treppe zur 2. Etage: Dort kann man ein Visum für die VR China erwerben: Die Ausstellung dauert nur 15 Minuten (wenn man allein ist) und kostet 160 RMB. Achtung: Das dort erhältliche Visum ist nur 3 Tage gültig und gilt nur für die Sonderwirtschaftszone Zhuhai: Eine Weiterreise damit nach Shenzen, Guangdong usw. ist ausgeschlossen.

3-Tage-Visum für Zhuhai
3-Tage-Visum für Zhuhai

Seit neuestem gibt es eine moderne Brücke von Cotai zur Heng Qing-Insel: die 蓮花大橋 Ponte Flor de Lotus (Lotusbrücke). Die darf man jedoch nicht zu Fuss überqueren – man muss den Bus nehmen.

Essen und Trinken

Die Geschichte spiegelt sich auch in der örtlichen Küche wieder – es gibt vorwiegend chinesische Küche, aber auch viel portugiesische Küche. Die portugiesische Küche bietet viel mit Oliven und Olivenöl, Sardinen, Brot, Kartoffeln, Ochsenschwanz, Spanferkel, Ente usw. Man bekommt dazu vielerorts sehr anständigen Wein aus Portugal. Auch wird oft anständiges Brot gereicht: Wer seit mehreren Jahren in Ostasien lebt, weiss so etwas sehr zu schätzen. Auch an süssen Spezialitäten mangelt es nicht.

Die chinesische Küche bietet in erster Linie Gerichte aus den Nachbarprovinzen Guangdong und auch Fujian. Aufgrund der Lage gibt es sehr viel mit Meeresfrüchten – Krebs, viele Muschelsorten, viel Fisch usw. Die Küche unterscheidet sich erwartungsgemäss stark von dem, was man zum Beispiel in Peking serviert bekommt.

Mehr europäisch als chinesisch: Gebratener Reis mit Entenbrust
Mehr europäisch als chinesisch:
Gebratener Reis mit Entenbrust

Häufig zu findende Gerichte sind Ochsenschwanzsuppe, gebratener Reis mit Ei und Hackfleisch, gebackener Reis mit Entenbrust, gegrillte Sardinen, sehr dünne, breite Nudeln mit Meeresfrüchten (Fujian-Küche), Fischfrikadellen usw. usf. Die meisten Restaurants sind spezialisiert: Sie haben entweder portugiesische oder chinesische Küche, manchmal auch macanesische (Mischform). Es kommt jedoch auch schon mal vor, dass man in einem chinesischen Restaurant plötzlich „Entenbrust mit Rotwein-Pfeffer-Sauce“ auf der Karte sieht.

In vielen Restaurants gibt es Bildermenüs – man wählt einfach nach Foto aus, was die Sache sehr einfach macht. Von typisch chinesischen „Kantinen“, bei denen teils vor dem Restaurant gekocht wird (sehr billig) bis hin zu Luxusrestaurants gibt es alles. Natürlich auch Fast Food. Auch italienische, japanische und andere Restaurants gibt es in Macao.

Tipp am Rande: Im Nordwesten von Taipa gibt es den Hyper Gourmet, ein kleiner Supermarkt mit sehr vielen Importlebensmitteln. Ist definitiv einen Besuch wert, so man nicht nur für ein paar Tage zu Besuch aus Europa da ist. Dort findet man viele Sachen, die man sonst nur selten oder sehr schwer in Ostasien bekommt.

Macaos Topographie, Natur und Klima

Kaum ein Gebiet auf der Erde hat sich in so kurzer Zeit so stark topographisch verändert wie Macao, was bei der Grösse jedoch auch nicht allzu schwer ist. Macao liegt auf der rechten Seite der 珠江口 zyu¹ gong¹ hau² – Flussmündung des Perlflusses. Jener fliesst hier ins Südchinesische Meer. Die Küste in dieser Region ist gekennzeichnet durch zahllose kleine Inseln – und ein sehr flaches Meer, das geradezu dazu einlädt, selbiges zwischen den Inseln trockenzulegen und damit Neuland zu gewinnen. Die Flussmündung selbst ist ein Ästuar – hier treffen sich mehrere grosse Flüsse und bilden eine grosse, kilometerbreite Flussmündung.

Blick von Coloane nach China
Blick von Coloane nach China

Historisch gesehen bestand Macao nur aus der lang gestreckten Península de Macau – Halbinsel Macao – verbunden mit dem Festland durch einen langen, schmalen Streifen Land (der heutige Hauptgrenzübergang zur VR China im Norden markiert die Mitte des Isthmus), sowie einer vorgelagerten Insel, genannt Ilha Verde (Grüne Insel), die ca. 1 km von der Küste entfernt lag. Halbinsel und Insel waren damals (bis 1890) ca. 3,4 km² gross. 1851 okkupierte Portugal die vorgelagerte Insel Taipa, die jedoch in Wahrheit damals aus zwei Inseln bestand und insgesamt 2,3 km² gross war. 1864 verleibte sich Portugal die noch ein Stück weiter südlich gelegene Insel Coloane ein – die war damals immerhin 5,9 km² gross.

1890 begann man mit dem Anbau: Die Insel Ilha Verde wurde durch einen künstlichen Damm mit dem Land verbunden. Das Land im Norden der Halbinsel wurde allmählich aufgeschüttet. Auch rund um die Halbinsel wurde angebaut. Heute ist die (ehemalige) Halbinsel Macao satte 9,3 km² gross, wobei die Ilha Verde auf Karten noch als Ex-Insel identifizierbar ist, jedoch schon lange in die eigentliche Halbinsel einverleibt wurde. Auch Taipa wurde grösser – 2009 war die (Ex-)Insel 6,5 km² gross. Coloane – seit jeher weniger stark besiedelt – ist nunmehr 7,6 km² gross. Seit den 1990ern sind COloane und TAIpa keine einzelnen Inseln mehr – das Gebiet zwischen den beiden Inseln wurde aufgeschüttet und logischerweise Cotai getauft – dieses Gebiet ist flach, mit nagelneuen Hotels und Kasinos vollgebaut und 5,2 km² gross. Geographisch – nicht historisch gesehen – wurden somit innerhalb von guten 100 Jahren aus 11,6 km² insgesamt 28,6 km² – das ist mehr als das 2,5-fache der ursprünglichen Fläche allein durch Neulandgewinnung.

Macao ist mit der nun eins gewordenen Insel Taipa/Coloane/Cotai durch drei Brücken verbunden. Erst die dritte im Bunde ermöglicht es den Einwohnern, selbst bei einem Taifun hin und her zu fahren – die anderen beiden Brücken mussten bei einem Taifun stets gesperrt werden; die Inseln wurden somit jedes Mal von der Aussenwelt abgeschnitten. Man begann zudem damit, ein rund 29 km langes Brücken-Tunnel-System nach Hongkong zu bauen – die sogenannte Hong Kong-Zhuhai-Macau Bridge. Der Bau begann 2011 und die Eröffnung soll Ende 2018 stattfinden.

Das Klima in Macao ist feucht und subtropisch. Selbst im Winter fallen die Temperaturen kaum unter 15 Grad. Im Sommer liegen die Temperaturen tagsüber meist bei knapp über 30 Grad, nachts fallen sie dabei kaum. Insgesamt fallen über 2’000 mm Niederschlag pro Jahr (mehr als das 4-fache von Berlin), der allergrösste Teil davon zwischen April und Oktober. Die Luftfeuchtigkeit ist im Sommer meistens extrem hoch: Das merkt man zum Beispiel beim Fotografieren, da die Linse generell nach eins, zwei Sekunden sofort beschlagen ist. Im Herbst ist des weiteren Taifunsaison – gelegentlich treffen dabei Taifune direkt auf die Region und legen den kompletten Verkehr lahm.

Geschichte – kurzer Überblick

Macao hat eine bemerkenswerte Geschichte – diese winzige Enklave an der Südostküste Chinas war immerhin 442 Jahre lang in europäischer Hand und gehörte zusammen mit Hongkong zu den letzten europäischen Kolonien in Asien. Archäologen haben festgestellt, dass die (Ex-)Inseln von Macao schon seit mehreren Jahrtausenden bewohnt waren. In den Annalen des Chinesischen Kaiserreiches fanden sie vor allem im Jahr 1277 Beachtung, als die Mongolen die gesamte Region unsicher machten: Geschätzte 50,000 Menschen flüchteten vor den Mongolen ins heutige Macao und konnten dort ihre Stellung halten.

Zeugen der portugiesischen Geschichte gibt es überall
Zeugen der portugiesischen Geschichte gibt es überall

Im 16. Jahrhundert schickten sich alle grossen Mächte in Europa an, die Welt zu erkunden und – zu erobern. Die Portugiesen machten da keine Ausnahme – in Indien machten sie Goa zur Kolonie, im heutigen Malaysia das Gebiet um Malakka sowie weiter im Südosten und bereits nahe Australien Portugiesisch-Timor (heute: Osttimor). Auch mit China versuchte man vorerst, freundschaftliche Kontakte zu knüpfen. Das ging anfangs auch gut, dort 1521 änderte der Ming-Kaiserhof in China seine Meinung und warf die Portugiesen quasi aus dem Land. Die halfen jedoch kurze Zeit später dabei, Piraten von der Küste zu vertreiben und erhielten 1557 das Recht, Macao als Handelsstützpunkt zu nutzen und eine Siedlung zu bauen. Macao wurde von den Portugiesen gemietet und verwaltet, doch für die Bevölkerung galt nach wie vor chinesisches Recht.

Macao gedieh daraufhin als Handelsstützpunkt. Fast der gesamte Warenverkehr zwischen China und dem sich ab dem 17. Jahrhundert abschottenden Japan lief über Macao: Seide nach Japan, Silber nach China. Einziger anzulaufender Hafen in Japan war damals Nagasaki. Aber auch der Warenverkehr von und nach Manila, Goa, Lissabon und zum Teil Malakka lief über Macao – die Stadt wuchs schnell und war sehr reich. Rund um 1600 vereinigten sich die portugiesischen und spanischen Königshäuser, wodurch die Stadt ebenfalls profitierte – allerdings weckte das bei den Holländern Begehrlichkeiten. Die Stadt wurde mehrmals attackiert, konnte sich jedoch halten und wurde mehr und mehr zur Festung ausgebaut.

Die Portugiesen importierten und exportierten nicht nur Waren, sondern auch Religion: Via Macao gelangten viele Jesuitenpriester zur Missionsarbeit nach Japan, wo sie jedoch 1637 gewaltsam vertrieben wurden. Die Bedeutung Macaos sank zudem weiter, als China das Monopol aufhob und anderen Nationen ebenfalls Handel – und das nicht nur in Macao – genehmigte. Malakka ging schliesslich an die Holländer verloren, womit die Stadt weiter an Bedeutung verlor.

1842 fiel Hongkong in britische Hände und lief schnell Macao den Rang als wichtiger Hafen und Handelstützpunkt ab. Die Portugiesen begannen daraufhin, den chinesischen Einfluss zu dämmen und den Hafen zum Freihafen zu erklären. 1849 erklärte man die Unabhängigkeit Macaos von China und beendete die Mietzahlungen. In den folgenden Jahren eroberte man noch die beiden Inseln Taipa und Coloane. 1887 wurde der Status von Macao in einem Vertrag zwischen Lissabon und China festgeschrieben.

Im 2. Weltkrieg war Macao für ein paar Jahre der einzige neutrale Hafen in Ostasien – Singapur und Hongkong wurden von Japan kontrolliert, doch Macao erhielt den Status eines Protektorats. Nach dem Krieg, im Jahre 1949, erklärten Mao Tsetungs Kommunisten den Vertrag von 1887 für ungültig, doch man unternahm nichts, um die Lage zu ändern. 1966 kam es jedoch im Schatten der Kulturrevolution in Festlandschina zu blutigen Ausschreitungen. Am 3. Dezember 1966 wurden so 11 Menschen bei einem Aufstand erschossen. Die portugiesische Verwaltung entschuldigte sich wenige Wochen später und trat zurück. Portugal bot zudem China die Rückgabe von Macao an – das wurde jedoch abgelehnt.

Nach der Nelkenrevolution in Portugal 1974 änderte das Land seine Haltung und gab jegliche Kolonialansprüche auf. Trotzdem blieb Macao unter portugiesischer Kontrolle – China wollte nach wie vor nicht das Gebiet übernehmen. Erst 1987, nach jahrelangen Gesprächen, wurde ein Vertrag abgeschlossen, in dem die Übergabe Macaos an China für den 20. Dezember 1999 beschlossen wurde. So wurde Macao schliesslich – 2 Jahre nach Hongkong feierlich an die VR China zurückgegeben – unter dem Leitbild des 一國兩制 – ein Land, zwei Systeme. Das bedeutet, das Macao zwar nunmehr vollständig unter chinesischer Kontrolle steht, sich aber am System nichts ändert. Das ist vertraglich bis 2049 garantiert. Und so gibt es andere politische Spielregeln, eine andere Wirtschaft, andere Gesetze, eine feste Grenze mit China, eine eigene Währung usw. trotz Rückgabe.

Da Hongkong schon lange vorher Macao den Rang als Welthafen und Haupthandelsumschlagplatz abgelaufen hatte, suchte man nach Alternativen: 1962 wurde so das Glücksspiel genehmigt – jenes ist ansonsten in Ostasien verboten. Kasinos wurden gebaut, und die zogen vor allem Spieler aus Hongkong an. Bis 2002 hielt die Sociedade de Turismo e Diversões de Macau das Monopol auf das Glücksspiel, seitdem dürfen andere Betreiber mitmischen. Im Jahre 2006 überholte Macao erstmals Las Vegas – an keinem anderen Ort der Erde wird mehr bei Glücksspielen umgesetzt als in Macao. Hier gibt es auch das grösste Kasino der Welt (Sands Macau) sowie das dritt- und viertgrösste Gebäude (nicht höchste!) der Welt (Venetian Macau und MGM Grand Macau). Und – es wird immernoch gebaut! Ca. 70% der Einnahmen Macaos werden durch das Glücksspiel erzielt.

Kasinos gibt es in rauhen Mengen
Kasinos gibt es in rauhen Mengen

Macao gehört – zum grossen Teil dank des Glücksspiels – zu einem der meistbesuchten Orte der Erde. Ca. 25 Millionen Besucher kommen pro Jahr nach Macao (bei 0.5 Millionen Einwohner!). Knapp 50% der Besucher kommen von Festlandschina, 32% aus Hongkong, 6% aus Taiwan (gefolgt von Malaysia, Japan, Thailand usw. – Zahlen für erstes Halbjahr 2009 vom Statistics and Census Service Macao SAR Government).

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1 COMMENT

  1. Ich komm ursprünglich aus Macau und war seid meiner Kindheit leider nicht mehr da. Würde echt gern mal wieder in mein Heimatland reisen.

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