Serbien – Allgemeines, Reisetipps, Historisches und mehr

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Landesname

Република Србија (Republika Srbija) – der offizielle Name lautet Republik Serbien. Manche assoziieren das Land nach wie vor mit dem Namen Југославија (Jugoslawien). Serbien bestand vorerst aus dem Rumpfland sowie zwei autonomen Provinzen: Kosovo im Süden, welches erst unter UN-Kontrolle gestellt und 2008 schliesslich seine Unabhängigkeit erklärt hatte, sowie der Vojvodina im Norden Serbiens. Der Autonomiestatus wurde von der Zentralregierung 1989 aufgehoben; seit 2002 jedoch wieder in Kraft gesetzt. Diese Seiten umfassen Informationen über die Republika Srbija (Republik Serbien), der Vojvodina und dem Kosovo (dessen Unabhängigkeit von Serbien nicht anerkannt wird), nicht jedoch über die Republika Srpska (eine der beiden Gliedstaaten von Bosnien und Herzegowina). Mehr zu Montenegro – heuer komplett unabhängig von Serbien und von letzterem auch anerkannt, siehe unter Montenegro.

Fläche & Bevölkerung

Anklickbare Karte von Serbien
Anklickbare Karte von Serbien

Serbien ist 88,361 km² gross (so gross wie Schottland) – ohne Kosovo sind es 77,474 km².

Die Bevölkerung liegt bei 9,4 Millionen Einwohner (2003). Serbien ohne den Kosovo hat rund 7,1 Millionen Einwohner – Tendenz stark rückläufig.

Die Bevölkerung ist trotz der Kriege und Vertreibungen recht gemischt: Die offiziellen Zahlen für Serbien – ohne dem Kosovo sind wie folgt: Serben: 83%, Ungarn: 4%, Bosniaken: 2%. Der Rest (mehr als 10%) sind Montenegriner, Roma, Kroaten, Slowenen, Albaner, Rumänen usw. (laut Volkszählung 2002).

Religion

65% sind Serbisch-Orthodox, 19% Moslems (die meisten davon im Kosovo), 4% Römisch-Katholisch, 1% Protestanten, 11% Andere.

Zeitzone

GMT +01 Stunde (mitteleuropäische Zeit), auch mit Sommerzeit (+1 Stunde) im Sommer.

Sprache

Serbisch. Wurde bis vor wenigen Jahren mit anderen Sprachen zusammengefasst unter dem Begriff Serbokroatisch. Im Gegensatz zu Kroatien benutzt man in Serbien und Montenegro das kyrillische Alphabet. Serbisch gehört wie auch Kroatisch zur Sprachgruppe der südslawischen Sprachen. Auch in Bosnien benutzt man in einigen Gebieten Serbisch. Serbisch und Kroatisch sind sich sehr ähnlich, aber es gibt diverse Unterschiede in der Grammatik, dem Wortschatz und der Aussprache: Ein langes serbisches [e] wird im Kroatischen [ije] ausgesprochen – [reka] (Fluss) wird im Kroatischen zu [Rijeka]. Ein kurzes serbisches [e] wird oft, aber nicht immer, zu [je]. Man benutzt die meisten kyrillischen Buchstaben, die auch im Russischen benutzt werden, mit folgenden Ausnahmen:

  • Ђ ( ђ ) Etwa wie [ dsh ]. Gibt es im Deutschen nicht – Aussprache wie das „j“ in „Punjab“. Wird als lateinische Variante Đ ( đ ) geschrieben!
  • J ( j ) Gibt es normalerweise nicht im Kyrillischen. Gesprochen wie das deutsche [ j ] wie in „Jahr“.
  • Љ ( љ ) Mischung aus „L“ und Weichheitszeichen, gesprochen als [ lj ], wie das „lli“ in „Million“.
  • Њ ( њ ) Mischung aus „N“ und Weichheitszeichen, gesprochen als [ nj ], wie das „ñ“ in „Cañon“.
  • Ћ ( ћ ) Etwa wie [ tch ] – wie das „t“ im englischen Wort „future“. Wird im Lateinischen Ć ( ć ) geschrieben.

Aufgrund dieser Sonderzeichen entfallen die sonst in vielen kyrillischen Alphabeten benutzten Zeichen für я ja , ю ju, щ sowie die Hartheits- (ъ) und Weichheitszeichen ь ђ, њ, љ. Wer ein bisschen Russisch kann, wird relativ leicht zurechtkommen. Obwohl viele Wörter grundverschieden sind – „danke“ heisst zum Beispiel auf Russisch спасибо = spasibo, auf Mazedonisch благодарам = blagodaram und auf Serbisch хвала = hvala.

Für eine Tabelle mit den wichtigsten Vokabeln nebst Vergleich mit anderen slawischen Sprachen bitte hier klicken. Ansonsten kommt man mit Englisch und oft auch mit Deutsch gut klar.

Reiseinfos

Vorwort

Nachdem im Mai 2003 die extrem schwierigen Visaregulierungen abgeschafft wurden, ist es jetzt ein leichtes, nach Serbien zu fahren (nach Montenegro sowieso). Und es lohnt sich durchaus – es gibt einiges zu entdecken. Die Menschen in Novi Sad und Belgrad sind sehr weltoffen und freundlich – wie mag es wohl im Rest des Landes aussehen?

Zwei Jahre später trieb es mich deshalb wieder nach Serbien – erneut in die Hauptstadt, aber hauptsächlich nach Novi Pazar in Südserbien, eine völlig andere Welt, und in den Kosovo – hauptsächlich nach Prizren, wo der Spiess bereits umgedreht wurde: Dort litten nicht mehr die Kosovaren, sondern die verbliebenen Serben. So sich eine Gelegenheit ergibt, würde ich wieder fahren – das Land und die Leute sind sehr interessant.

Visa

Seit Mai 2003 nicht mehr nötig. Reisepass reicht; jener sollte bei Einreise noch einige Monate gültig sein. Stempel rein und fertig – dass ist Europa (wie es sein sollte). An der Grenze fragten wir, ob wir uns in den jeweiligen Orten bei der Polizei melden müssen. Man sagte uns, das dies bei nur einer Nacht nicht nötig sei. In den Hotels bekommt man ein weisses Kärtchen – eine Bestätigung, dass man dort übernachtet hat. Bei der Ausreise wurden wir aber nicht danach gefragt. Kann gut sein, dass man die trotzdem besser aufheben sollte.

Geld

Erst gab es in ganz Jugoslawien gültiges Geld. Dann kam die Hyperinflation. Dann wurde der Novi Dinar (neuer Dinar) eingeführt. Zu Kriegszeiten wurde fast nur noch die Deutsche Mark benutzt.

Neuer Jugoslawischer 500-Dinar-Schein
Neuer Jugoslawischer 500-Dinar-Schein

Erst gab es in ganz Jugoslawien gültiges Geld. Dann kam die Hyperinflation. Dann wurde der Нови Динар Novi Dinar (neuer Dinar) eingeführt. Zu Kriegszeiten wurde fast nur noch die Deutsche Mark benutzt. Jetzt gibt es den neuen Novi Dinar – allerdings ist der nicht mehr in Montenegro und schon gar nicht im Kosovo gültig. Die Inflation scheint vorerst besiegt. 2003 galt 1 Euro = 65 Dinar, 2019 waren es 120 Dinar pro Euro. Es gibt 1, 2 und 5 Dinar-Münzen und 10, 20, 50, 100, 200, 500 usw. Dinar-Scheine. Auf den neuesten Scheinen steht nicht mehr Bank von Jugoslawien, sondern nur noch Staatliche Bank Serbiens.

Achtung: Es gibt keinen Geldtausch-Schwarzmarkt und damit auch keine Schwarzmarktrate mehr!!! In Belgrad gibt es Geldautomaten, die alle gängigen Kreditkarten, Maestro und Cirrus akzeptieren zu scheinen. Da die sehr neu sind und wir nicht sicher waren ob der Umtauschrate, beliessen wir es beim Geldtausch in einem Belgrader Hotel. Achtung: Serbisches Geld ist schwer ausserhalb des Landes tauschbar. In Ungarn und Tschechien hatten wir keine Chance, den Rest einzutauschen – auch in Serbien selbst gibt es kaum Wechselstuben.

Preise

Serbien ist ziemlich preiswert – billiger zumindest als zum Beispiel Skopje oder Ungarn. Trotz Zweipreispolitik kostete uns ein Doppelzimmer mit Bad und inkl. Frühstück in Belgrad nur 22 Euro. Essen ist auch ziemlich billig – ab einem Euro für ein ausreichendes Mahl ist man dabei. Zug- und Busfahrten sind verhältnismässig billig. Internationale Züge, zum Beispiel nach Ungarn, sind allerdings relativ teuer.

Anreise

Bus, Bahn, Flugzeug, Auto – alles möglich. Es gibt mittlerweilen auch kein Nachbarland mehr, für das man ein Visum braucht. Direkte Flugverbindungen nach Belgrad gibt es – scheinbar aber nur von Müchen. Charterflüge wird es ins küstenlose Serbien freilich nie geben.

Etliche Busse fahren von Deutschland direkt nach Serbien. Ob man sich die lange Fahrt und die ganzen Grenzkontrollen antun möchte, sollte man sich jedoch genau überlegen. Busse sind allerdings wahrscheinlich der billigste Weg – vom Trampen mal abgesehen. Es gibt auch direkte Busse in Nachbarländer wie Mazedonien oder auch Bulgarien. Direkt in den Kosovo einzureisen dürfte immer noch schwer werden. Mit der Eisenbahn kommt man auch nach Serbien. Es gibt direkte Züge von Sofia, Zagreb, Thessaloniki – welcher auch in Skopje hält, Budapest, und Bukarest.

Es gibt zwei direkte Züge am Tag von München nach Belgrad über Salzburg, Ljubljana und Zagreb. Kauft man das Ticket in Belgrad, zahlt man 94 Euro. Bis Zagreb/ Ljubljana (von Belgrad aus gesehen) ist der Zug extrem leer, danach kann es sehr voll werden. Die ganze Fahrt dauert rd. 16 Stunden.

Von und nach Wien gibt es auch direkte Verbindungen. Der Dacia-Express z.B. fährt über Budapest nach Belgrad. Das kostet 72.80 € ohne Ermäßigung und nochmal gute 13 € Reservierung – letzteres ist gerade bei Nachtzügen im Sommer eine extrem gute Investition, da der gen im Sommer eine extrem gute Investition, da der Zug ab Budapest brechend voll werden kann. Der Express führt auch Kurswagen nach Sofia und Bukarest.

Von Skopje nach Belgrad zahlt man gute 15 Euro; die Fahrt dauert 9 ½ Stunden. Von Novi Sad nach Budapest kostet es fast 30 Euro, die Fahrt dauert ca. 6 Stunden. Natürlich kommt man auch nach Montenegro mit dem Zug – an der Küste selbst ist man jedoch auf Busse angewiesen. Der Zugverkehr nach Kosovo ist nach wie vor unterbrochen. Mehr zur Anreise in den Kosovo siehe Kosovo.

Mit dem Auto geht es natürlich auch. Über Tschechien oder Österreich, evtl. die Slowakei und Ungarn, den Autoput entlang nach Belgrad oder wo immer man hin will.

Grenzübergänge

Es gibt welche nach Montenegro, Bulgarien, Mazedonien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Ungarn sowie Rumänien. Diversen Berichten zufolge ist es noch immer nicht ratsam, über den Kosovo in Serbien einzureisen! Mehr zur Anreise in den Kosovo siehe unter Novi Pazar.

Essen & Trinken

Čevapčići und Pljeskavica, Razvnjići und Duveč – gegrilltes Fleisch hat viele Namen. Ist aber zum Teil wirklich sehr lecker. Manchmal mit Käse oder Gemüse gebraten, mal mit Gemüse, mal mit Brot oder Reis. Es gibt neben viel Fleisch auch viele Salate. Die hier so berühmte „serbische Bohnensuppe“ habe ich indes nirgendwo gesehen (na gut, ich habe auch nicht so eifrig danach gesucht). Süsses gibt es auch – sehr türkisch angehaucht und damit einfach nur extrem süss. Wer von all dem genug hat – italienische Restaurants sind sehr verbreitet. Jedoch kann serbisches traditionelles Essen wirklich sehr gut schmecken.

Bier und Kaffee, Wein und ein Vinjak genannter Weinbrand sowie die üblichen Softdrinks gibt es natürlich hier auch. Alles ist vergleichsweise billig.

Serbische Topographie, Natur und Klima

Die Republik Serbien selbst hat keine Küste – die Adriaküste gehört vollständig zum sonst eher bergigen und jetzt unabhängigen Montenegro. Serbien selbst ist landschaftlich in Norden und Süden unterteilt – durch die von West nach Ost fliessende Дунав Dunav (Donau) als wichtigsten Fluss. Immerhin 588 km ist die serbische Donau lang, wobei sie im Osten die Grenze zu Rumänien und im Westen die Grenze zu Kroatien bildet. Der Süden besteht überwiegend aus Bergen und Plateaus- so auch der Kosovo. Dort gibt es auch den höchsten Berg des Landes – den Ðeravica mit 2’656 m Höhe.

Zusammenfluss von Save und Donau bei Belgrad
Zusammenfluss von Save und Donau bei Belgrad

Der Norden ist vorwiegend plattes Land, durchzogen von hunderten Kanälen und, da fruchtbar, genutzt als Kornkammer des Landes. Des weiteren wird in Nordserbien auch Öl gefördert. Im ganzen Land gibt es grade mal sechs Großstädte (mehr als 100’000 Einwohner) – darunter Ниш Niš (Nisch), Суботица Subotica (Szabadka), Нови Сад Novi Sad (Neusatz) und die alles bestimmende Hauptstadt Београд Belgrad (Beograd) (die anderen sind Kragujevać und Priština, Kosovo).

Serbische Geschichte – kurzer Überblick

Serbien wurde weit vor Beginn unserer Zeitrechnung erst von Illyrern, dann von Kelten besiedelt. Die Römer eroberten die Region im 3. Jhd. v.u.Z. und benannten sie Moesia Superior – die Donau bildete dabei die nördliche Grenze. 395 u.Z. wurde das römische Reich geteilt – das heutige Serbien wurde byzantinisch, das heutige Kroatien hingegen weströmisch.

Im 6. Jhd. kamen slawische Stämme in die Region – Slowenen, Kroaten und Serben, die 895 von den Mönchen Kyrill und Method zum Christentum bekehrt wurden. 1217 wurde das erste unabhängige Königreich Serbien gegründet. Im 14. Jahrhundert regierte dies Stefan Dushan – hier erlebte Serbien eine erste Blütezeit. So entstanden während seiner Regentschaft zahlreiche Klöster. Die schöne Zeit war nach seinem Tod schnell vorbei – in der Schlacht auf dem Косово Поље Kosovo Polje (Kosovo-Feld) 1389 gegen die Osmanen unterlagen die Serben und wurden fortan ein halbes Jahrtausend (!) von den Osmanen regiert. 1815 gab es einen ersten grossen Aufstand – Serbien wurde quasi-unabhängig; die Osmanen gewährten 1829 schliesslich den Status einer Autonomie. Richtig unabhängig wurde Serbien jedoch erst 1878.

1914 erschoss ein serbischer Attentäter den Erzherzog Ferdinand in Sarajevo – was Österreich-Ungarn veranlasste, Serbien zu annektieren, was den Ersten Weltkrieg auslöste. Nach dem Ende des Krieges und der Niederlage der k.u.k. Monarchie wurden Slowenien, Kroatien und die Војводина Vojvodina mit Serbien, Montenegro und Mazedonien vereinigt. 1929 benannte man das Gebilde – zum ersten Mal – in Jugoslawien um.

1941 trat Jugoslawien der faschistischen Achse Berlin-Rom-Tôkyô bei – was einen Staatsstreich auslöste. Peter II. war nun König und drehte den Spiess herum, indem er die Achse umgehend verliess. Das veranlasste natürlich Hitler, umgehend einzumarschieren und das Land zwischen Deutschland, Italien, Ungarn und Bulgarien aufzuteilen. Fast gleichzeitig wurde die Kommunistische Partei unter Josip Broz Tito aktiv und erklärte den bewaffneten Aufstand.

1945, nach Kriegsende, gewannen die Kommunisten die Macht und beendeten die Monarchie. Bosnien, Montenegro und Mazedonien erhielten nun Republikstatus; Kroatien und Slowenien hatten diesen Status schon vor dem Krieg. Den Albanern in Kosovo und den Ungarn in der Vojvodina verweigerte man den Republikstatus – mit der Begründung, dass sie vor dem Krieg auch keine Republiken waren und ausserhalb des alten Jugoslawien lagen. Die Föderative Republik Jugoslawien war geboren – mit dem serbischen Belgrad als Machtzentrum.

Folgen der NATO-Luftangriffe im Zentrum von Belgrad
Folgen der NATO-Luftangriffe im Zentrum von Belgrad

Tito sagte sich jedoch im Gegensatz zu den meisten anderen Staaten Osteuropas schon 1948 von Stalin und der Sowjetunion los – was ihm finanzielle und sonstige Hilfe seitens Westeuropas und der USA einbrachte. Das blieb auch bis in die 1980er Jahre so – gewöhnlichen DDR-Bürgern zum Beispiel war eine Reise nach Jugoslawien nicht möglich – dafür war das Land, zumindest die Adriaküste, beliebtes Reiseziel von Westdeutschen.

Das fragile, künstliche Gebilde Jugoslawien hielt nur bis 1986 – spätestens hier wurde der Grundstein für den Kollaps gelegt. Die Serbische Akademie der Wissenschaften betrieb geistige Brandstiftung, indem sie eine stärkere Rolle Serbiens in Jugoslawien forderte. 1987 wurde Slobodan Milosevic Vorsitzender der Kommunistischen Partei und mischte sein Programm mit serbisch-nationalistischen Ideen. Als Resultat erklärten Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit. Nun ging es Schlag auf Schlag: Die jugoslawische, serbisch dominierte Armee JNA annektierte Slowenien. Nach ein paar Scharmützeln innerhalb eines zehn-Tage-Krieges zog sich die JNA jedoch zurück – es gab keine begründeten serbischen Ansprüche in Slowenien. 1992 erkannte die EU die Unabhängigkeit Sloweniens und Kroatiens an und verhängte ein Waffenboykott (immerhin!).

Als nächstes brachen schwere Kämpfe mit Kroatien aus – Hauptgrund waren die sogenannten Krajina-Serben (mehr dazu siehe Kroatische Geschichte). Der Kampf der Serben gegen die Kroaten weitete sich zwangsläufig auf Bosnien- Herzegowina aus. Jenes wollte ebenfalls, gleichzeitig mit Mazedonien, die Unabhängigkeit von Jugoslawien. Mazedonien war von marginalem Interesse für Serbien, und so war es das einzige Land, das ohne einen einzigen Schuss in die Unabhängigkeit entkam. Anders Bosnien – hier wurde der Konflikt besonders grausam. Er wurde zum ethnischen Konflikt, zum Krieg der Religionen – obwohl die vorher nie eine so grosse Rolle spielten. Sarajevo allein wurde drei lange Jahre belagert, was allein dort 10’000 Opfer kostete. Serbien versuchte (wie allerdings auch Kroatien) mit aller Macht, Teile Bosniens an Serbien anzugliedern. Zwar war die UNO in Form der UNPROFOR vor Ort, aber völlig hilflos: Vor den Blauhelmen wurde z.B. der bosnische Vizepräsident aus einem UNO-Fahrzeug gezerrt und umgehend erschossen. Auch das Massaker in Srebenice – eigentlich UNO-Schutzzone – wurde nicht verhindert (das ganze, sehr peinliche Dilemma wird vom britischen Film „Warriors“ gut um nicht zu sagen zu gut dargestellt).

Bei Novi Sad: Brücken waren primäres Ziel der NATO
Bei Novi Sad: Brücken waren primäres Ziel der NATO

Erst 1994 griff die NATO mit Kampfflugzeugen ins Geschehen ein. 1995 wurde endlich der Vertrag von Dayton abgeschlossen – welcher vorläufige Ruhe und eine Zweiteilung des Landes vorsieht. Noch immer sind KFOR – Soldaten im Land sowie Milosevic vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal. Und weiter ging es – das 1992 neu gegründete Dritte Jugoslawien – bestehend aus Serbien und Montenegro – sprach dem Kosovo (in Serbien Косово и Метохија (Kosovo i Metochiya) genannt) den Autonomiestatus ab. Permanente Provokationen, vor allem durch die JNA, sorgten 1998 zum Ausbruch von Kämpfen im zu 90% von Albanern bewohnten Kosovo. Man begann – wie einst in Bosnien, mit ethnischen Säuberungen und vertrieb hunderttausende Albaner, die nach Albanien oder Mazedonien fliehen mussten. Auch hier wurden wieder Massaker verübt. Konsequenterweise mischten sich militante Albaner in Form der UCK ins Geschehen ein. Diesmal reagierte die NATO ein kleines bisschen schneller – nach dutzenden erfolglosen Drohungen und einem ebenso fruchtlosen Handelsembargo trug man den Krieg erstmals nach Serbien. Zurecht befürchtete man einen aufreibenden Bodenkrieg, und so beliess man es bei Bombardements, bis Serbien nach 78 Tagen einlenkte. Der Witz des Jahres war die versehentliche Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad. Begründung – die CIA verfügte nicht über aktuelle Stadtpläne. Wer’s glaubt…Sollte die militärische Intelligenz wirklich so dumm sein, dann gnade uns Gott…

Es ist noch ziemlich unklar, wie sich das Land weiterentwickelt. Nach der lange fälligen Entmachtung von Milosevic sah es nach Besserung aus – demokratische und wirtschaftliche Reformen kamen ins Rollen. Doch das tödliche Attentat auf Ministerpräsident Zoran Ðinđić – angeblich durch die Mafia – ist der Sache sicherlich nicht dienlich. Läuft man durch die Strassen von Belgrad und Novi Sad, mag man gern an eine Besserung glauben. Doch was brodelt da unter der Oberfläche!? Und wie geht es weiter mit dem Kosovo? Was denkt das Volk über den jetzigen EU-freundlichen Kurs der Regierung? Das Kapitel Balkankonflikt scheint noch lange nicht beendet zu sein. (Anmerkung: Kommentar von 2005!)

2006 erklärte Montenegro – friedvoll – seine völlige Unabhängigkeit von Serbien. Der auslösende Volksentscheid dazu war allerdings denkbar knapp.

Mehr zum Lesen: Interessante Links

  • www.gov.yu: Offizielle Seite der Regierung von Serbien und Montenegro. Englisch und Serbisch.
  • www.serbia.sr.gov.yu: Webauftritt der Regierung Serbiens. Durchaus informativ!!
  • www.serbia-tourism.org Die Adresse ist Programm. Motto: „Three Times Love“. (Zumeist orthodoxe Serben küssen sich drei Mal auf die Wange, daher der Slogan)
  • www.montenegroforum.de Privat betriebenes, nicht kommerzielles und sehr gut gemachtes deutschsprachiges Forum über alles, was mit Montenegro zu tun hat.
  • www.montenegro-reisefuehrer.de: Sehr ausführliche Seite über Montenegro und auch über Kotor. Auf Deutsch.
  • www.rottens.salzburg.at: Private Seite einer Fahrradtour von Belgrad ans Schwarze Meer
  • www.serbien-montenegro.de: Deutschsprachiges, unabhängiges Informationsportal über Serbien und Montenegro mit brauchbaren Infos und grosser Linksammlung.
Startseite Ins schöne Kroatien Auf ins Land der Adlersöhne! Gehört zu Serbien, hat aber nicht mehr viel damit zu tun: Kosovo (Kosova) Nach Novi Pazar Ins jetzt unabhängige Montenegro

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