Veliko Tarnovo (Велико Търново)

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Allgemeines

Name

Lage von Veliko Tarnovo
Lage von Veliko Tarnovo

Велико Търново (Veliko Târnovo). Die Schreibweisen variieren stark – von Weliko Tirnowo über Weliko Tarnowo bis zu Veliko Tarnovo. Phonetisch korrekt ist die erste Schreibweise in Klammern; der Einfachheit halber benutze ich hier aber die letzte Schreibweise. Im Mittelalter hiess die Stadt zeitweise auch Târnovgrad (grad=Stadt). Veliko bedeutet einfach nur „groß“ – was die Existenz eines Klein-Tarnovo vermuten lässt. Jeniges gibt es auch – es heisst entsprechend Malko Târnovo, befindet sich aber ganz woanders – im äussersten Südosten des Landes (siehe Umgebung von Burgas).

Lage

In der Mitte Nordbulgariens, nördlich der Stara Planina (Balkangebirge). Hier schlängelt sich der Jantra-Fluss, welcher weiter nördlich in die Donau mündet, durch die Berge – Veliko Tarnovo erstreckt sich über die Hügel und Täler entlang des Flusses. Über den Schipka-Pass im Süden kommt man direkt in das Rosental und weiter nach Stara Sagora (gute 100 km). Richtung Norden kommt man schnell nach Russe an der Donau (etwa 100 km).

Einwohner

Rund 75’000

Stadtbild

Die Stadt ist sehr interessant aufgrund ihrer Lage entlang der Schlucht des Jantra-Flusses. Jener umfliesst mäanderförmig fast vollständig den Царевец Zarevez-Hügel. Westlich davon erstreckt sich dann auf einem Sporn die Altstadt, in der wirklich bis an die Felskanten heran gebaut wurde. Im Süden befindet sich ein weiterer Berg – der bewaldete Света Гора Sveta-Gora Park, auf dem sich einst namhafte Klöster befanden. Die Bahnlinie ist auch interessant – sie unterläuft durch einen Tunnel die komplette Altstadt. Der Bahnhof liegt ziemlich abgelegen im Süden. Die engen Strassen der Altstadt geben dem Besucher ein ungefähres Gefühl, wie es hier im Mittelalter ausgesehen haben mag. Die Neustadt von Veliko Tarnovo erstreckt sich weiter westlich von der Altstadt und stört den Eindruck damit kaum.

Geschichte

Thraker und Römer gründeten hier erste Siedlungen im 5. Jhd. u.Z. – so wurde auf dem Zarevez-Hügel eine byzantinische Festung von Kaiser Justinian errichtet. Im 7. Jhd. wurde der Ort von den Slawen erobert. Die eigentliche Geschichte der Stadt beginnt aber eigentlich erst im Jahr 1185 – sie wurde hier zum ersten Mal im Zusammenhang mit einem grossen Aufstand gegen die Byzantiner erwähnt. Dieser wurde von den Brüdern Asen und Peter (siehe auch Geschichte Bulgariens) geführt und leitete die Gründung des Zweiten Bulgarischen Reiches ein – Veliko Tarnovo wurde somit von 1187 bis 1393 Hauptstadt des Landes und nach Konstantinopel die zweitwichtigste Stadt des ganzen Balkans. In dieser Zeit florierte die Stadt sowohl wirtschaftlich als auch im kulturellen Sinne. So wurde eine Literaturschule gegründet, die Studenten selbst aus Russland anzog. Im Juli 1393 war damit Schluss – die Osmanen nahmen nach dreimonatiger Belagerung die Stadt ein und zerstörten sie vollständig. Man baute die Stadt aber wieder auf, so dass Veliko Tarnovo auch in den nachfolgenden fünf Jahrhunderten osmanischer Besetzung eine relativ wichtige Rolle spielte. 1877 wurde die Stadt endgültig von der russischen Armee befreit. Heute zählt wie auch einst das Handwerk eine wichtige Rolle. Dazu kommt der Tourismus, der sich hier mehr und mehr entwickelt.

Anreise

Mit dem Zug ist es nicht ganz so einfach, denn es gibt nur wenige Direktverbindungen. Wenn man nach Sofia will, sollte man mit dem Bus oder einem lokalen Zug ins nahe, nördlich gelegene Gorna Orjahoviza fahren. Dort hält dann zum Beispiel auch der internationale Zug von Bukarest nach Istanbul. Auch nach Varna kommt man dann leicht. Es gibt auch Züge nach Kasanlak im Rosental, von wo aus man dannleicht nach Plovdiv kommt. Desweiteren gibt es Direktzüge nach Russe im Norden.

Wer das Umsteigen und alles nicht mag, kann zu all diesen Orten natürlich auch mit Bussen fahren – der zentrale Busbahnhof liegt westlich der Altstadt in der Neustadt.

Sehenswertes

Von der Zeit, als Veliko Tarnovo Hauptstadt des Zweiten Bulgarischen Reiches war, ist nicht allzu viel übrig, da die Stadt ja 1393 zerstört wurde. Zu den Überresten zählt die Zarevez-Zitadelle auf dem gleichnamigen Hügel (Eintritt 3 Leva). Auf dem gleichen Hügel befindet sich auch eine alte Kirche und unterhalb davon Reste des Königlichen Palastes, welcher momentan restauriert wird. Von hier herrschten insgesamt 22 Könige – der Grund, warum Veliko Tarnovo auch Stadt der Zaren genannt wird. Weiter nördlich findet man den Hinrichtungsfelsen, von dem die dem Tode Geweihten in den Jantra-Fluss gestossen worden.

Blick auf den Zarevez-Hügel bei absolutem Sauwetter
Blick auf den Zarevez-Hügel bei absolutem Sauwetter

Läuft man westlich des Hügels entlang der Stefan Stambolov-Str., so befindet man sich direkt in der Altstadt, in der man viele Häuser im Wiedergeburtsstil sowie zahlreiche Museen und Kirchen findet. Unten am Fluss gibt es eine schmale Brücke über den Fluss – überquert man selbige, steht man vor dem obeliskähnlichen 1185-Denkmal. Von hier kann man auf den Света Гора (Sveta Gora, „Heiliger Berg“) genannten Hügel klettern und sich die eng und bis an den Abgrund gebaute Altstadt von der anderen Seite ansehen. Oder man spaziert ziellos durch die Stadt – sie ist an allen Ecken und Enden interessant anzusehen. Es mangelt bei weitem auch nicht an Restaurants und kleinen Läden, die Handwerkskunst aus Veliko Tarnovo verkaufen.

Umgebung

In unmittelbarer Nähe, genauer gesagt keine 10 km weiter nördlich, befindet sich die Kleinstadt Арбанаси Arbanasi – eine wahrscheinlich von Albaniern gegründete Stadt, die gerade in der osmanischen Zeit aufblühte und gut erhalten blieb. In der Stadt findet man ca. 100 Architekturdenkmäler, darunter auch einige Klöster und Kirchen.

Ebenfalls nahgelegen ist Етър Etâr – ein ethnographisches Dorfmuseum, in dem traditionelle Handwerksberufe vorgeführt werden.

Südlich von Veliko Tarnovo befindet sich der etwa 1300 m hohe Шипка Schipka-Pass – in der Schlacht um den selbigen zwischen Osmanen und Russen fielen schätzungsweise 200’000 Russen und Bulgaren. Diese waren letztendlich aber siegreich gegen die osmanische Übermacht. Auf dem Pass steht ein den Kriegsgefallenen gewidmetes, grosses Denkmal. Der Schipka-Pass kennzeichnet den Übergang nach Südbulgarien.

Übernachtung

Weiss leider nicht mehr, wo wir da übernachteten. Es mangelt aber nicht an Privatunterkünften, Hotels und Hostels im Stadtzentrum. Am Bahnhof und Busbahnhof wird man darob auch angesprochen.

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