Odessa (Одеса)

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Name

Одеса (Odesa) ist der ukrainische Name, und der ist nahezu identisch mit dem russischen Namen Одесса (Odessa). Beide Namen sind häufig zu finden. Mit lateinischen Buchstaben geschrieben findet man, so z.B. im Englischen, eher die Schreibweise Odesa. Der Name wurde der Stadt 1794 von den Russen verliehen – davor gab es hier eine kleine Siedlung mit dem türkischen Namen Khadjibey.

Lage

Odessa liegt im Südwesten der Ukraine an der Schwarzmeerküste im Zentrum des grossen Bezirks Odessa Oblast, welcher sich von Rumänien beginnend entlang der Küste bis hinter Odessa erstreckt. Die Grenze zu Moldau (Moldawien) ist nur ein paar Kilometer entfernt.

Einwohner

Jüngst knackte die Stadt die 1-Millionen-Einwohner Marke – in 2007 wurden 1’001’000 Einwohner gezählt.

Geschichte

Entlang der Primorski-Allee: Art noveau so weit das Auge reicht
Entlang der Primorski-Allee: Art Noveau so weit das Auge reicht

Odessa hat eine lange Geschichte, die bis in die Zeiten des alten Griechenlandes reicht. Die eigentliche Stadt, wie sie jetzt existiert, wurde allerdings erst 1794 auf Weisung Katherina der Grossen gegründet – hier sollte Russlands Tor zum Schwarzen- und Mittelmeer entstehen. Heute hat die Stadt bereits mehr als eine Million Einwohner und stellt den wichtigsten Hafen der Ukraine dar. Dass die Stadt eine Millionenstadt ist, merkt man im Stadtzentrum allerdings nicht – sondern erst, wenn man den Zug Richtung Osten verlässt. Am grossen Bahnhof erwartet den Reisenden der Slogan „Stadt der Helden“, was nicht ganz unberechtigt ist: 1905 gab es hier einen Aufstand (siehe Potjemkinsche Treppen), und während der deutschen Besetzung gab es rege Partisanenaktivität in der Region – mit der Konseqenz, dass Odessa stark zerstört wurde. Unter der Stadt gibt es ein etwa 1000 km (!) langes Tunnelsystem, genannt Katakombi, von dem aus die Partisanen aktiv wurden. Ein Teil davon wurde zum Museum (das ist allerdings weit ab vom Schuss).

Stadtbild

Dass die Stadt eine Millionenstadt ist, merkt man im Stadtzentrum allerdings nicht – sondern erst, wenn man den Zug Richtung Osten verlässt.Das eigentliche Zentrum der Stadt beginnt beim Hauptbahnhof und erstreckt sich Richtung Nordosten bis hin zum Hafen – bis dahin sind es gute 3 km. Wer allerdings eine schöne Aussicht auf das Meer erwartet, wird vergeblich danach suchen. Odessa liegt in einer Bucht; der Küstenbereich nahe des Stadtzentrums ist Hafengelände und stark industrialisiert. Der eigentliche Badestrand der Odessiter befindet sich bei Arkadija etwa 8 km südlich der Stadt.

Viele Gebäude in der Altstadt sind reichlich farbenfroh
Viele Gebäude in der Altstadt sind reichlich farbenfroh

Die Stadt ist reich – zumindest hat man den Einruck, wenn man durch das Zentrum bummelt. Viele teure Läden und Restaurants zeugen davon. So gibt es mindestens drei japanische Restaurants mit gepfefferten Preisen. Den Reichtum verdankt die Stadt hauptsächlich dem Hafen und den daraus resultierenden Besuchern. Die kommen allerdings selten aus westlichen Ländern. Ein Fernsehteam fing mich in der Innenstadt ab – sie wollten auf Russisch von mir wissen, warum ich die Stadt besuche – als Tourist oder als Geschäftsreisender. Ich antwortete, dass ich nicht sehr viel Russisch verstehe – und weg waren sie. Mit so einem Touristen hatten sie wohl nicht gerechnet – dabei hätte ich mich hier sogar mal interviewen lassen – schliesslich hätte ich ja das Ergebnis nicht mit ansehen müssen…

Im Zentrum von Odessa - kleine Häuser, schöne Architektur, viel Grün - hier lohnt sich ein längerer Aufenthalt
Im Zentrum von Odessa – kleine Häuser, schöne Architektur, viel Grün – hier lohnt sich ein längerer Aufenthalt

Sicher hat Odessa viele Sehenswürdigkeiten – siehe unten – doch auch ohne diese Orte wäre ein Besuch Odessas lohnenswert. Die Innenstadt ist (fast) im Schachbrettmuster angelegt worden. Nahezu alle Gebäude stammen aus ein und der gleichen Epoche. Von Kirchen einmal abgesehen gibt es keine hohen Gebäude. Zudem säumen viele Bäume die Strasse – ein schönes Beispiel dafür ist die Primorskii Allee oberhalb der Potemkinschen Treppe. Beeindruckend ist die Farbenvielfalt (siehe Photo rechts): Neben einem lindgrünen Haus folgt ein altrosanes, dann ein veilchenblaues, ein hellbraunes und schliesslich ein gelbes Haus. Das meiste ist zudem gut gepflegt. Erst wenn man sich dem Bahnhof nähert mischt sich moderne Architektur mit dem Alten, alles wird ein bisschen schäbiger und

Leider gibt es auch Schmuckwerke, die kurz vor dem Zusammensturz zu sein scheinen
Leider gibt es auch Schmuckwerke,
die kurz vor dem Zusammensturz zu sein scheinen

Anreise

Im Jahre 2003 zumindest gab es einen direkten Zug von Odessa nach Chisinau (Moldau), welcher vorher das Gebiet von Transnistrien (PMR) und die dortige Hauptstadt Tiraspol durchquert. 2008 konnte ich diese Zugverbindung nirgendwo mehr finden, es könnte also gut sein, dass es den Zug nicht mehr gibt.

Odessa hat zahlreiche interessante Zugverbindungen ins In- und Ausland. Züge in die Hauptstadt Kyiv (Kiew) benötigen cirka 10 Stunden für die 600 km, eine Fahrkarte im Abteil (kupe) kostet ab € 7. Es gibt einen Nachtzug nach Simferopol auf der Krim. Jener braucht geschlagene 14 Stunden für die 540 km – die billigste Fahrkarte (Grossraumabteil „Plazkartnyi“) kostet rund € 4. Zudem gibt es auch direkte Züge nach Dnepropetrowsk, nach L’viv (L’wow) bis hin nach Ushgorod (Uzhhorod) – letzterer fährt auch über Lviv.

Der Hauptbahnhof. Wie so oft in der ehemaligen Sowjetunion, beinahe wie ein Palast gestaltet.
Der Hauptbahnhof. Wie so oft in der ehemaligen Sowjetunion,
beinahe wie ein Palast gestaltet.

Es gibt auch direkte Züge bis nach Minsk (Belarus) (22½ Stunden) sowie nach Moskau (24 Stunden). Bei beiden Verbindungen muss man im Voraus ein Visum besorgen

Ismail ist das weiteste, was man westlich von Odessa erreichen kann. Es sollte beachtet werden, dass es keinen Grenzübergang zwischen der Ukraine und Rumänien südlich von Moldawien gibt. A propos Moldawien – der kürzeste Weg dorthin von Odessa führt über den nahen Grenzübergang Pervomaisk – der allerdings geht erstmal in die abtrünnige Republik Transnistrien (PMR). Diese Route nach Moldawien ist für Ausländer geöffnet und befahrbar, doch Reisende sollten gewarnt sein: Berichte von mehr oder weniger heftigen Bestechungsgeldern, gerade wenn man mit eigenem Vehikel unterwegs ist, gibt es reichlich, man sollte also mit Willkür rechnen (da Transnistrien auch von kaum einem Land anerkannt wird, gibt es auch keine reelle Chance, sich irgendwo darüber zu beschweren). Wer das Risiko umgehen möchte, muss sich nach Ismail begeben – von dort gibt es direkte Busverbindungen nach Moldawien. Die Busse fahren durch Comrat (Gagausien) und weiter bis in die Hauptstadt Chisinau (Moldau). Diese Route ist zwar sicherer, aber es dauert auch wesentlich länger: Der Zug von Odessa nach Ismail braucht geschlagene 7 Stunden, es fährt auch nur einer pro Tag.

Zumindest im Jahr 2003 gab es keine brauchbare Fährverbindung nach Rumänien, Bulgarien, Georgien und andere Schwarzmeer-Anrainerstaaten. Dies kann sich natürlich ändern.

Sehenswertes

Потёмкинська Лестница (Potemkinska Lestnitsa – Potemkinsche Treppe)

Nur wenige Baudenkmäler verdanken ihren Ruf in solchem Masse einem Film wie die Potemkinschen Treppen (oft auch Potjomkinsche oder Potjemkinsche geschrieben) in Odessa. Erstmal zur Treppe selbst – zwei Sachen sind an ihr interessant. Zum einen sieht man von oben die Treppe selbst gar nicht – nur einige wenige breite Stufen, welche die Treppenabsätze säumen. Steht man allerdings vor ihr, sieht man nur die Treppe. Des weiteren ist die oberste Stufe 12.5 Meter, die unterste 21.6 Meter breit – was man beim Treppensteigen freilich nicht bemerkt. Das allerdings hat den Effekt, dass sie lang und gewaltig erscheint… Gebaut wurde das ganze innerhalb von vier Jahren – 1841 war sie vollendet.

Potemkinsche Treppe - Gruss von Eisenstein!
Potemkinsche Treppe – Gruss von Eisenstein!

Bekannt wurde die Treppe durch Sergej Eisensteins Stummfilm „Panzerkreuzer Potemkin“. (ausführliche Infos zum Film und zu Eisenstein gibt es beim Deutschen Filminstitut) Der Film wurde 1925 gedreht und handelt von einem Aufstand auf dem Panzerkreuzer Potemkin, im Laufe dessen sich die Stadtbewohner mit den Matrosen verbünden. Der Aufstand wird allerdings brutal niedergeschlagen – schiessend bewegt sich eine Kette von Kosaken unbarmherzig die Treppe hinunter – viele Tote und Verwundete bleiben liegen und ein Kinderwagen nebst Kind stürzt die Treppe herunter…der Film erzählt in sehr eindringlichen, aufrüttelnden Bildern. Szenen aus dem Film kommen unweigerlich ins Gedächtnis, wenn man vor der Treppe steht.

Potemkin war einst der Fürst der Odessaer Region im zum Ende des 18. Jhd. Bekannt ist der Begriff „Potemkinsche Dörfer“. Angeblich hat er Scheindörfer mit schönen Fassaden errichten lassen, um damit Katherina der Grossen, seiner Gönnerin, „blühende Landschaften“ (den Begriff schon mal gehört???) vorzugaukeln. Alles in allem wird aber viel Gutes über ihn berichtet. Schliesslich hatte er für Russland die Krim erobert und war ein fähiger Administrator.

Überquert man die Strasse unterhalb der Treppen, gelangt man direkt zu einem grossen Pier, auf dem sich auch ein neues Luxushotel befindet. Oberhalb der Treppen wiederum befindet sich ein sehr schöner Platz mit einem Denkmal für Emmanuel Richelieu – seines Zeichens eigentlich ein franzözischer Herzog, der 1789 vor der Revolution nach Russland floh und sich dort am Hof nützlich machte. Das brachte ihm 1803 den Posten des Governeurs von Odessa ein. Er sorgte dafür, dass sich viele deutsche Aussiedler im Raum Odessa niederliessen. Seltsamerweise zeigt ihn das Denkmal umhüllt mit römischer Toga.

Академічний Театр Опери та Балету
(Akademichnii Teatr Opery ta Baletu – Das Opernhaus von Odessa)

Schön anzusehen und dazu auch noch berühmt ist das Opernhaus von Odessa – sie wird von vielen als eine der schönsten der Welt bezeichnet. Die Oper wurde nach den Plänen eines Wiener Architekten gegen Ende des 19. Jhd. erbaut. Irgendwo zwischen Renaissance und Barock angesiedelt, ist dieses Haus der Stadt mehr als angemessen. Über dem Haupteingang stehen grosse Statuen der Musen für Musik, Tanz, Lustspiel und Drama. Doch wer tritt innen auf? Wohl alles, was Rang und Namen hat. Zudem sollen die Eintrittskarten richtig günstig sein. Dumm nur, dass wir zu spät in Odessa ankamen und am nächsten Abend wieder weitermussten…ein Besuch lohnt sich bestimmt. Überhaupt ist die Musik- und Theaterkultur in Russland und der Ukraine sehr beeindruckend – allerdings auch häufig in argen finanziellen Schwierigkeiten, nachdem vieles privatisiert wurde.

Das Opernhaus von Odessa
Das Opernhaus von Odessa

вул. Дерібасівська – Deribasiwska-Strasse

Vor dem Theater oder danach – oder auch ohne Theater: Irgendwann findet jeder zur Deribasiwska-Strasse im Zentrum. Hier tummelt sich jeder, der Geld hat. Die teuersten Restaurants und Boutiquen reihen sich hier einander. Ein grosser Teil davon ist Fussgängerzone und mit seinen Strassencafé’s recht einladend. In einem durchschnittlichen Restaurant hier kommt man zu zweit bei einem ausgedehnten Abendmahl leicht auf gute 20 Euro – andererorts in der Ukraine kaum denkbar.

Die Kirche gegenüber des Bahnhofs: Sind die Türme nicht ein kleines bisschen zu gross!?
Die Kirche gegenüber des Bahnhofs: Sind die Türme nicht ein kleines bisschen zu gross!?

Übernachtung

Uns hatte es nach kurzer Sache ins Hotel Zentralnyi verschlagen, obwohl es nicht so aussah, als ob das Hotel unserer sonst gebräuchlichen Preisklasse entsprechen würde. Zudem sagte uns die Empfangsdame, dass sie nur noch eine Suite hätten. Die kostete allerdings nur 130 UAH (€ 22) und war riesengross – es war beinahe unwirklich. Das war 2003 – die Preise haben sich womöglich stark geändert seitdem. Hier ist die Adresse:
Vul. Preobrashenska 40
Tel.:(0482)-268406
Lage: Mitten im Zentrum, nahe Deribassiwska-Str.

Suite im Hotel Zentralnyi, Odessa
Suite im Hotel Zentralnyi, Odessa

WWW

  • www.odessa.ua/: Offizielle Internetpräsenz von Odessa – brauchbar und auch auf Englisch vorhanden.

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