Kaifeng 开封

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Allgemeine Fakten

Kâifêng (Aussprache allerdings eher wie „Kaifong“) ist eine mit einer halben Million Einwohner verhältnismässig kleine Stadt und befindet sich wie auch Luòyáng in der Provinz Hénán. Schon vor Beginn der Tang-Dynastie im 7. Jhd. war die Stadt einmal Hauptstadt. Später, zwischen dem 10. und 12. Jhd., diente sie ebenfalls einigen Kaisern als Hauptstadt.

Die Stadt hatte Zugang zum nahe gelegenen Huang He (Gelber Fluss), und lag damit zwischen den wohlhabenden Städten an der Ostküste und den wichtigen Städten Kâifêng und Xî’ân im Westen.

Die Stadt hatte um die Jahrtausendwende herum schätzungsweise eine Million Einwohner – mehr als heute. Im Jahre 1644 gab es einen erheblichen Einschnitt: Die Mandschuren bekämpften die Truppen der Ming-Dynastie und rückten immer weiter gen Süden vor. Um die Eroberer zu stoppen, beschloss man die Deiche des Huang He zu öffnen und damit Kâifêng zu opfern. Das hat angeblich ca. 300’000 Einwohnern das Leben gekostet. Dazu muss man wissen, dass der Huang He sich mit seiner enormen Lössfracht ein Bett geschaffen hat, das höher als das Umland liegt: Das Umland ist durch natürliche Dämme geschützt – wenn die allerdings zerstört werden, kommt (kam) es zur Katastrophe.

Heute ist die Stadt angenehm ruhig. Die grossen Parkanlagen und ein altes, gut erhaltenes historisches Zentrum machen es möglich, China einmal anders zu erleben.

Menschen, die sich umfassend mit der jüdischen Geschichte, insbesondere der Diaspora, befassen, stossen zwangsläufig auf Kaifeng: Etliche Juden flohen vor dem Naziterror auch gen Osten – einige liessen sich dabei in Kaifeng nieder.

Anreise

Kâifêng liegt in etwa zwischen Shanghai und Xi’an. Von Xi’an zum Beispiel gibt es direkte Züge, von Peking nicht. Langstreckenbusse fahren allerdings fast überall hin.

Viele Besucher kommen über die Provinzhauptstadt Zhèngzhôu (auch oft Tschengtschou geschrieben) nach Kâifêng. Das ist lediglich 66 km entfernt und ein grosser Verkehrsknotenpunkt.

Mit der Holzklasse, also der dritten? vierten? Klasse im Zug von Xi’an dauert es gute zehn Stunden und kostet 40 Yuan plus 3 Yuan Klimaanlagenaufschlag (Klimaanlage bedeutet hier Fenster auf oder zu). Von 22:40 bis 9:00 im extrem vollen Zug – überall Leute und Riesenreissäcke auf dem Boden, auf dem Klo wird Karten gespielt, es ist irrsinnig laut und – jeder, aber auch wirklich jeder, raucht! Da es draussen kalt war, blieben die Fenster freilich geschlossen.

Vom Busbahnhof fahren auch Busse direkt nach Peking. Einer fährt um 13:00 ab und kommt am nächsten Morgen um 5:30 in Peking an. Es ist ein Liegebus – man kann seinen Sitz fast bis ganz nach unten klappen. Nicht empfehlenswert ist das Essen unterwegs – man hält an grossen Raststätten an, in denen es selten schlechtes Essen – wie aus dem Trog – gibt. Fahrpreis ist 68 Yuan – es ist also sehr billig.

Übernachtung

Erstaunlicherweise gibt es in Kâifêng eine grosse Auswahl billiger Hotels! Eines davon ist das Biànliáng-Hotel 汴梁旅社. Es ist nur 100 m vom Bahnhof entfernt – aus dem Bahnhof herausgehen, schräg links. Ein Doppelzimmer kostet hier gerade mal 50 Yuan. Das Hotel ist ziemlich abgewrackt und dunkel, aber im wesentlichen in Ordnung. Es befindet sich in der 中山路南段 zhongshanlu (möglicherweise gibt es das Hotel allerdings nicht mehr).

Sehenswertes

Auch wenn durch die Flutung der Stadt im 17. Jhd. vieles verloren gegangen ist, gibt es so einiges zu sehen in der Stadt. Eine wichtige Sehenswürdigkeit der Stadt ist der Xiàngguó-sì 相国寺 – der „Tempel des Kaiserlichen Ministeriums“. Erstmals im Jahre 555 erbaut, war er seinerzeit einer der wichtigsten Tempel Chinas. Allerdings fiel er den oben erwähnten Fluten anheim. Was man heute sieht, stammt aus dem 18. Jhd. Im Inneren gibt es unter anderem einen Tausendarmigen-Tausendäugigen Kannon-Buddha und zahlreiche andere Figuren zu sehen. Eintritt kostet 10 Yuan.

Läuft man vom Bahnhof aus immer die Zhôngshân-lù 中山路 entlang, so findet man rechterhand den oben beschriebenen Xiàngguó-sì. Läuft man weiter geradeaus, kommt man in die Chuángdài yîtiáo- jiê 床代一条街 genannte Altstadt. Hier findet man wunderschöne, rotlackierte traditionelle Holzhäuser – die einstige Prachtmeile der Stadt.

Läuft man nun weiter geradeaus, befindet man sich plötzlich auf einem Weg, der beiderseits von grossen Teichen – dem Yángjiâ-hú 杨家湖 – begrenzt wird. In dem See befinden sich kleine Inseln, bebaut mit Pagoden. Am Ende des Weges steht man nun vor dem prächtigen Lóngtíng 龙亭 – dem „Drachenpavillon„. Dieser ist rot und steht auf einem grossen Erdwall – auf den Resten eines ehemaligen Kaiserpalastes. Gebaut wurde er 1692. Die etwas verworrene Struktur sowie der Ausblick von oben sind grandios.

In der Nähe befinden sich noch weitere Sehenswürdigkeiten – so etwa die Eisenpagode (die nur so heisst weil sie so aussieht) u.a. Hinter dem Drachenpavillon setzt sich ein Park fort, in dem man zahlreiche mit viel Liebe und Mühe phantasievoll zugeschnittene Büsche begutachten kann – ein interessantes, wenn auch etwas kitschiges Beispiel chinesischer Gartenbaukunst.

Unbedingt zu empfehlen ist auch die kulinarische Spezialität dieser Stadt – Gebratener, süss-saurer Karpfen 鲤鱼焙面 aus einem der Teiche der Stadt.

In den Parks der Stadt kann man schön spazieren gehen – alles ist hier entspannter als in den Grossstädten. Ein wirklich empfehlenswerter Zwischenstopp!

Photos

Kaifeng (auch Kaifong genannt) ist eine mittelgrosse Stadt (etwa eine halbe Million Einwohner) auf halbem Wege von Xi’an nach Shanghai. Chinesen zählen sie zu den drei grossen historischen Städten Chinas (die anderen beiden sind Luoyang und Xi’an). Kaifeng kann auf eine 3’000-jährige Geschichte zurückschauen und war unter vielen verschiedenen Herrschern Hauptstadt. Die Stadt ist sehr beschaulich und hat unglaublich viel zu bieten. Dazu zählt auch diese alte, sehr gut erhaltene Prachtstrasse, genannt song-dai yi-tiao jie 床代一条街.

Altstadt von Kaifeng
Altstadt von Kaifeng

Hier sieht man eine morgendliche Parade auf dem song-dai yi-tiao lu mit viel Musik und Tanz und Marschiererei. Morgens kann man viele Menschen in Parks und an den Strassen Tai-chi praktizieren sehen. Dazu muss man allerdings sehr früh aufstehen.

Kaifeng: Parade auf der song-dai yi-tiao jie
Kaifeng: Parade auf der song-dai yi-tiao jie

Der Eingangsbereich zur  song-dai yi-tiao jie, die direkt zwischen zwei grossen Teichen zum Longting 龙亭 führt. Unweit dieser Strasse kann man sich in diversen Restaurants zum Beispiel am Karpfen gütlich tun. Der wird im nahen Huang He gefangen und süss-scharf serviert (genannt liyu bei mian 鲤鱼焙面)- eine Spezialität von Kaifeng und meiner Meinung nach ein weiterer Höhepunkt dieser Stadt.

Kaifeng: Eingang zur song-dai yi-tiao jie
Kaifeng: Eingang zur song-dai yi-tiao jie

Ein traditionelles Schiff auf dem linken der beiden Teiche, dem Yangjia- See 杨家湖, so man Richtung Longting läuft. Der grosszügig angelegte Park hält etliche Augenweiden parat.

Kaifeng: Traditionelles Boot auf dem Yangjia-Teich
Kaifeng: Traditionelles Boot auf dem Yangjia-Teich

Auch dieses Inselchen befindet sich einsam und verlassen auf dem Yangjia-Teich. Man bedenke den Aufwand, der einst betrieben wurde, um diesen schönen Park incl. der Wasserflächen zu schaffen.

Kaifeng: Inselchen auf dem Yangjia-Teich
Kaifeng: Inselchen auf dem Yangjia-Teich

Hat man die beiden Teiche passiert, steht man vor dem Longting, einem Palast, der einstmals als Kaiserhof diente. Er befindet sich auf einem grossen, erdfarbenen Podest. Von ihm aus erkennt man erst die Ausmasse des gesamten Longting-Parks 龙亭公园.

Kaifeng: Blick vom Longting
Kaifeng: Blick vom Longting

Eine weitere Attraktion Kaifengs ist der xiangguo-Tempel 相国寺 (Eintritt 15 Yuan). Dieser Tempel wurde 555 begründet; die heutigen Gebäude stammen allerdings aus der Zeit der Ts’ing-Dynastie. Darin befindet sich ausser zahlreichen sakralen Gegenständen wie diesem tausendarmigen Buddha auch ein kleineres Museum.

Kaifeng: Im Tempel
Kaifeng: Im Tempel

Im xiangguo-Tempel finden sich zahlreiche Abbildungen von Sagen- und anderen Gestalten. Diese sind meist sehr angestaubt und man weiss nicht, was man von der Tatsache halten soll, dass diese aus Pappmache zu sein scheinen. Das wirkt eher wie eine Farce oder ein angestaubter Fundus aus dem Theater. Möglicherweise sind die Originalfiguren während der Wirren der Kulturrevolution verlustig gegangen !?

Kaifeng: Im xiangguo-Tempel
Kaifeng: Im xiangguo-Tempel

Hinter dem Longting-Palast erwartet den Besucher der dazugehörige Park mit Paradebeispielen chinesischer Gartenbaukunst wie zum Beispiel diesem aus Büschen zurechtgestutzten Drachen.

Kaifeng: Im Longting-Park
Kaifeng: Im Longting-Park

Hier sieht man weitere Beispiele aus der Rubrik „Kreativer Gartenbau“ – sicherlich eine extrem pflegeaufwendige Angelegenheit mit einer sehr langen Tradition.

Kaifeng: Im Longting-Park
Kaifeng: Im Longting-Park

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