Bát Tràng

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Name

Der Name der Gemeinde lautet Bát Tràng (Bat Trang) – von der Aussprache her klingt das ein bisschen wie „Batschan“. „Bát“ bedeutet Schüssel, Schale und Tràng bedeutet Manufaktur. Mit chinesischen Schriftzeichen wurde der Ort 鉢塲 geschrieben, und auch das bedeutet ähnliches – „Ort der Schüsseln“.

Lage

Bat Trang ist eine Gemeinde im Distrikt Gia Lâm, welcher wiederum zum Bezirk Hanoi gehört. Das Dorf liegt am linken Ufer des Roten Flusses. Bis zur Hauptstadt Hanoi im Nordwesten sind es gerade mal 13 Kilometer. Direkt an den Ort grenzt der grosse Phố Trúc Ecopark – ein luxuriöses Wohnviertel für Ausländer und reiche oder gut verknüpfte Vietnamesen. Rund zwei Kilometer östlich von Bát Tràng verläuft die Schnellstrasse zwischen Hanoi und Haiphong.

Einwohner

Bat Trang hat rund 5’000 Einwohner – von denen rund 90% der Erwerbstätigen im Keramikgeschäft beschäftigt sind.

Hauptstrasse von Bat Trang
Hauptstrasse von Bat Trang

Stadtbild

Bát Tràng ist ein etwas gross geratenes Dorf mit typischer Struktur: In der Dorfmitte befindet sich die Endhaltestelle der Busse sowie alle wichtigen Geschäfte und ein Restaurant, doch je weiter man sich von dort entfernt – vor allem Richtung Fluss – desto ruhiger wird es. Ein Spaziergang lohnt sich auf jeden Fall, denn es gibt an allen Ecken und Enden ältere und sehr interessante Häuser mit einer für Vietnam eigenen Mischung aus vietnamesischer und europäischer Architektur. Läuft man von der Bushaltestelle ein paar Meter Richtung Fluss (Westen), gelangt man zur etwas grösseren Strasse Giang Cao. Läuft man diese Strasse knappe 200 Meter Richtung Norden, kommt man zu einem kleinen, baumbesäumten Teich mit grossartiger, sehr ruhiger Atmosphäre.

Geschichte

Die Geschichte des Dorfes reicht angeblich gute 1,000 Jahre zurück. In der Gegend soll es insgesamt 72 Hügel aus weissem Lehm geben, der sich hervorragend zur Herstellung von Keramik eignet. Und so begann man sich im Ort auf die Herstellung von Porzellan – anfangs auf das damals typische blaue Muster auf weissem Porzellan. Das sprach sich herum, und so begann man zum Beispiel im 16. Jahrhundert, Keramik aus Bat Trang in Japan einzuführen. Japanern hat es vor allem Keramik mit einem Libellenmuster angetan – und noch heute findet man in Bat Trang verschiedene Keramik mit Libellenmuster. Aufgrund des Lehmvorkommens hat Bat Trang seine Rolle als Keramikhauptstadt von Vietnam behalten, und auch heute produziert man nicht nur für den heimischen Gebrauch sondern auch für den Export.

Bat Trang: Keramikverkauf auf offener Strasse
Bat Trang: Keramikverkauf auf offener Strasse

Anreise

Nach Bat Trang kommt man von Hanoi mit dem Bus oder mit dem Taxi. Busse der Linie 47 fahren vom Busbahnhof Long Biên im Norden der Altstadt von Hanoi im Viertelstundentakt direkt bis nach Bát Tràng – jenes ist die Endhaltestelle; man kann also nicht viel falsch machen. Die einfache Fahrt kostet 7,000 VDN, also keine 0.30 Euro. Die Fahrt dauert ca. 45 Minuten, da der Bus einen weiten Umweg fährt und man sowieso erstmal im Stau in Hanoi steckenbleibt. Mit dem Taxi sollte die Fahrt nicht mehr als 130,000 VDN (5 Euro) kosten.

Sehenswertes

In Vietnam gibt es durchaus noch etliche Orte, in denen man sich auf ein ganz spezielles Handwerk spezialisiert. In der Nähe von Hanoi gibt es zum Beispiel das Dorf V?n Phúc, das sich auf Seidenherstellung bzw. -verarbeitung spezialisiert hat, und eben das komplett auf die Produktion von Keramik eingestellte Dorf Bát Tràng. Keramik hat in ganz Ostasien einen höheren Stellenwert als zum Beispiel in Europa: Viele Ostasiaten – ob nun Japaner, Koreaner oder Chinesen – sind ganz versessen nach Keramik und fahren mitunter nur aus diesem Grund in ein anderes Land. Bát Tràng zum Beispiel ist in Japan relativ bekannt, und für die meisten Japaner, die nach Vietnam reisen, ist ein Besuch in dem Dorf ein fester Bestandteil der Reiseroute.

Teich in der Ortsmitte an der Giang Cao
Teich in der Ortsmitte an der Giang Cao

Natürlich ist man in dem Dorf recht geschäftstüchtig. Kaum steigt man aus dem Bus, nähern sich auch schon die ersten Laden- und Werkstattbesitzer und bieten ihre Dienste an. So kann man in vielen Werkstätten – unter Anleitung – seine eigene Keramik selbst herstellen (wenn man mit Kindern unterwegs ist, ist das natürlich ein grosser Spass für die Kinder). Man zahlt dabei ein bis zwei Euro pro Stück Keramik: Dafür darf man das Kunstwerk gleich vor Ort brennen lassen und anschliessend selbst bemalen. Das ist zwar spassig und auch nicht teuer, aber man sollte dabei schon etwas aufpassen: Ein Stück Keramik herstellen dauert nur eins, zwei Minuten, und so lange man nicht „Stopp!“ sagt, kommen die Angestellten pausenlos mit neuen Lehmklumpen, und eh man sich versehen hat, hat man plötzlich 10, 20 Stück Keramik, die zwar im Augenblick der Herstellung ganz toll aussehen, sich im Nachhinein jedoch als nicht alltagstauglich erweisen. Die Chance sollte man sich also nicht entgehen lassen, aber es ist ratsam, im richtigen Augenblick anzudeuten, dass man genug hat.

Großer Keramikmarkt gegenüber der Bushaltestelle
Großer Keramikmarkt gegenüber der Bushaltestelle

Die Keramikvariationen sind sehr vielfältig. Von Alltagsgeschirr bis Kitsch gibt es nahezu alles. Früher wurde nur das aus China hinlänglich bekannte weisse Porzellan mit dem typischen Cobaltoxid-blauen Muster hergestellt, doch der Phantasie sind heute keine Grenzen gesetzt. Am häufigsten sieht man freilich Reis- und andere für Essen benutzte Schälchen, Vasen (mitunter bis zu 2 m hohe) und Teegeschirre sowie die für Vietnam typischen Kaffeegestecke. Die Preise sind dabei recht günstig, wenn man die Qualität der Waren bedenkt. Es lohnt sich auf jeden Fall, durch mehrere Läden zu ziehen, um zu vergleichen. Feilschen geht in Ordnung – vor allem, wenn man nicht einfach den Preis herunterhandeln möchte, sondern nach Extras fragt. Etliche Händler sprechen auch mehr oder weniger gut Englisch.

Früher dominierte hier blau-weisses Porzellan
Früher dominierte hier blau-weisses Porzellan

Selbst wenn man kein grosser Porzellanfan ist, lohnt sich ein Besuch des Dorfes allemal. Würde man in einem x-beliebigen Dorf in Vietnam als Europäer einfach so durch die Gassen laufen, würde man sehr schnell auffallen wie ein bunter Hund. In Bat Trang ist man jedoch Besucher gewohnt und kann so recht unauffällig durch das Dorf stromern. Und es lohnt sich: Die Architektur zahlreicher Häuser bietet eine eigenartige Melange aus fernöstlicher und europäischer, sprich französischer Bauweise. Einige der Gassen sind gerade mal einen guten Meter breit und haben ihren ganz besonderen Charme.

In den kleinen Gassen gibt es viele schöne Häuser zu entdecken
In den kleinen Gassen gibt es viele schöne Häuser zu entdecken

Läuft man von Bat Trang rund einen Kilometer Richtung Osten, gelangt man zum sogenannten Th? ?i?m Ecopark, einem erst vor wenigen Jahren aus dem Boden gestampftes, sehr luxuriöses Wohnviertel für Ausländer und wohlsituierte Vietnamesen. Großzügige Parks, breite Boulevards, schöne Wohnhäuser — der Ecopark ist eine wahre Oase und liegt genau im richtigen Abstand zum quirligen, stets dampfenden Hanoi. Mitten im – wohlgemerkt frei zugänglichen – Ecopark befindet sich übrigens ein Aeon Supermarkt (Aeon ist ein riesiger japanischer Einzelhandelskonzern) – dort findet man ein grosses Angebot importierter Speisen und Getränke. Zu ordentlichen Preisen, versteht sich.

Schmale Gasse in Bát Tràng
Schmale Gasse in Bát Tràng

Umgebung

Siehe Umgebung von Hanoi.

Übernachtung

In Hanoi übernachtet – von daher keine persönlichen Empfehlungen. Eine Unterkunft, geschweige denn ein Hotel haben wir im Ort allerdings nicht gesehen – dafür liegt die Stadt wohl doch zu nah an Hanoi dran.

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