Iaşi (Iasi)

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Name

Iaşi (gesprochen Jasch) auf Rumänisch. Mitunter taucht der Ort auch unter dem Namen Jassy auf. Laut Xenopol (rumänischer Namensforscher) könnte der heutige Name vom slawischen Namen Askytorg abstammen. Da Iaşi in Moldawien liegt und damit in einem Gebiet, in dem Ungarn und/oder Deutsche nie siedelten, gibt es keinen deutschen oder ungarischen Namen.

Lage

Mitten in Moldawien, mehr als 300 km Luftlinie nördlich von Bukarest und nur 20 km westlich der Grenze zum Staat Moldau (Moldawien). Die Gegend um Iaşi ist eher hüglig und stark landwirtschaftlich genutzt. Der Süden der Stadt wird vom Flüsschen Bahlui durchflossen.

Einwohner

Mit knapp 350’000 Einwohnern ist Iaşi die drittgrösste Stadt Rumäniens nach Bukarest und Constanţa.

Stadtbild

Die Stadt wuchert etwas vor sich hin im Flusstal und ist leicht chaotisch. Umgeben ist Iasi von kleineren Bergen, auf denen hier und da Klöster thronen. Mittelpunkt der Stadt ist der Piaţa Unirii (Platz der Einheit) – umgeben von selten hässlichen Betonblöcken. Der Bahnhof liegt gerade mal ca. 700 m westlich des Bahnhofs – unmittelbar davor liegt ein kleiner Busbahnhof und eine grosse Strassenbahnhaltestelle. Vom Piaţa Unirii geht die Prachtstrasse der Stadt ab – der Blvd. Ştefan cel Mare şi Sfânt (Boulevard Stefan der Grosse und Heilige), welche von modernen Läden und Restaurants sowie zahlreichen Kirchen gesäumt wird. Am Ende des Boulevards steht der gigantische Kulturpalast.

Geht man vom Piaţa Unirii gen Nordwesten über den Piaţa Eminescu den schnurgeraden Blvd. Copou lang, so kommt man an zahlreichen Universitätsgebäuden vorbei zum grossen Botanischen Garten der Stadt. Wer das Zentrum, die Klöster und den Botanischen Garten sehen möchte, ist auf öffentliche Verkehrsmittel und/oder Taxis angewiesen – die Orte liegen zu weit auseinander.

Das nicht allzu hübsche Zentrum
Das nicht allzu hübsche Zentrum

Anreise

Mit Bus oder Bahn. Es gibt Züge zu fast allen grösseren Städten des Landes. Ein Zug fährt durch nach Cluj-Napoca (9h, 315’000 Lei mit dem Acc.) und hält dabei nach fast 2h auch in Suceava. Natürlich gibt es auch einigeDirektzüge nach Bukarest.

Wer nach Moldau (Moldawien) will, kann mit dem Zug fahren. Dauert bis zur Hauptstadt Chişinău sechs Stunden wegen der unterschiedlichen Spurbreite der Eisenbahn. Der Zug fährt danach weiter nach Kiew. Etwas schneller ist der Minibus: Der braucht nur knappe 5 Stunden bis Chişinău und fährt dann weiter nach Orhei. Bis zur Hauptstadt kostet es 170’000 Lei (ca. 4 Euro). Achtung: Der Minibus fährt nicht vom Busbahnhof vor dem Bahnhof ab, sondern vom Autogară Vest ab – liegt ein paar Strassenbahnhaltestellen vom Bahnhof entfernt. Es gibt drei Busse pro Tag: 7:45, 10:00 und 15:45. Tickets gibt es nicht im Voraus. Der Minibus sammelt auch Passagiere vor dem Billa Supermarkt in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs ein.

Sehenswertes

Erst ab der zweiten Hälfte des 14. Jhd. entwickelte sich hier eine Stadt, die aber, begünstigt durch mehrere Handelsrouten, sich schnell entwickelte. Nach heftigen Schlachten mit den vorrückenden Ungarn konnte sich in und um Iasi das Moldawische Reich etablieren. Der moldawische Nationalheld Ştefan cel Mare (Stefan der Grosse), welcher nachwievor in Ostrumänien und dem heutigen Staat Moldau (Moldawien) sehr verehrt wurde, führte hier gegen Endedes 15. Jhd. den Widerstand gegen die Türken an.

1859 wurde Moldawien mit der Wallachei vereint, und so der erste moderne rumänische Stadt geschaffen. Dessen Hauptstadt wurde erstmal die Stadt Iasi – aber nur drei Jahre lang. 1860, also während dieser Zeit, wurde die noch heute bedeutende, erste rumänische Universität gegründet. Während des Ersten Weltkrieges wurde der Regierungssitz wieder hierher verlegt.

Der gewaltige Kulturpalast
Der gewaltige Kulturpalast

Wer am Bahnhof ankommt und den Berg hinauf zum Piaţa Unirii läuft, wird die Stadt gleich wieder verlassen wollen: Der zentrale Platz ist eine selten hässliche Symphonie aus Beton. Erst wenn man die Prachtstrasse (siehe oben) gen Südosten läuft, kommt der Aha-Effekt: Am Ende des Boulevards steht der Palatul Culturii – ein gewaltiger neogotischer Bau aus den Jahren 1906 bis 1925. Er diente der Stadtverwaltung und wurde auf den Ruinen des ehemaligen Prinzenpalastes gebaut. Heute enthält der Palast vier Museen und eine Bibliothek – darunter die grösste Kunstausstellung des Landes.

Grosser Blendbogen der Moldawischen Kirche
Grosser Blendbogen der Moldawischen Kirche

An Gotteshäusern mangelt es nicht in der Stadt: Gleich drei Kirchen stehen quasi nebeneinander am Stefan-cel-Mare Boulevard. Die schönste heisst Biserica Sfinţilor Trei Ierarhi (Kirche der drei Hierarchen) mit genialer Steinmetzkunst entlang der Aussenmauer. Leider ist sie momentan komplett eingerüstet (Stand Mai 2004). Gebaut wurde sie im 17. Jhd. und erinnert in ihrer Form stark an die der Cinci Mănăstiri (5 Klöster).

Links daneben steht die Römisch-Katholische Kirche und weiter oberhalb die riesengrosse Mitropolia Moldovei – die Kathedrale der Hauptstadt Moldawiens. Sie wurde Anfang des 19. Jhd. gebaut und ist schon wegen ihrer Ausmasse beeindruckend. Im Inneren befindet sich der Sarg des Hl. Freitag – viele Gläubige stehen an, um den Sarg und andere Reliquien zu verehren. Übrigens: Noch zu Beginn des 20. Jhd. waren rund zwei Drittel der Stadtbevölkerung Juden und die Stadt damit eines der ganz grossen Zentren jüdischer Kultur in Osteuropa. So gab es auch 127 Synagogen, von denen gerade mal eine Einzige die Pogrome überstand.

Im Botanischen Garten
Im Botanischen Garten

Noch mehr Superlative: Im Nordwesten der Stadt befindet sich der rund 80 ha grosse Grădină Botanică – seines Zeichens der grösste des Landes. Der nimmt einen grossen Hang ein und besteht aus Innerem Teil (Gewächshäuser, 17’000 Lei) und Äusserem Teil (20 km Wege, 10’000 Lei). Obwohl beides bezahlt, versperrte man uns jedoch ohne Grund grosse Teile der Tropenabteilung. Erklärungen sind nur in Rumänisch und äusserst dürftig. Hinzu kommt, dass eine Fotoerlaubnis sagenhafte 250’000 Lei (6 Euro) kostet. Fazit: Der Botanische Garten ist sehenswert, aber die Sache ist schon ärgerlich. Zum Garten kommt man mit der Strassenbahn Linie 1 vom Zentrum (übrigens: fast alle Strassenbahnen stammen aus Halle/S. – komplett mit der Hallenser Werbung!) Richtung Kopou. Kostet 6’000 Lei. Aussteigen, sobald man links das Stadion sieht.

Im Cetăţuia-Kloster
Im Cetăţuia-Kloster

Wenn man Iasi bereist, sollte man auf keinen Fall einen Besuch im Mănăstirea Cetăţuia genannten Kloster verpassen. Nämliches thront auf einem kleinen Berg ca. 10 km südlich des Zentrums und wurde 1672 angelegt. Mit seinen 7 Meter hohen Mauern und der günstigen Lage sollte es auch Verteidigungsanlage dienen. Eintritt ist frei, aber eine Fotoerlaubnis kostet 25’000 Lei (0.60 Euro). Die Anlage ist sehr gut gepflegt und wird auch heute noch als Kloster genutzt. Da kein Bus bis dort fährt, kann man nur laufen oder ein Taxi nehmen – kostet 65’000 Lei (1.50 Euro) vom Zentrum.

Die Kirche im Cetăţuia-Kloster
Die Kirche im Cetăţuia-Kloster

Wer das Kloster aussen entlang umrundet, bekommt einen schönen Blick über ganz Iasi. Und wird neben Wohn- und Industrievierteln auch noch weitere Klöster erblicken – von denen gibt es nämlich etwa sieben Stück in der Stadt. Alle haben sie eins gemein – sie wurden bzw. werden restauriert und gut genutzt. Der Glauben ist in Rumänien fest verankert – so ziemlich jeder bekreuzigt sich, wenn er/sie eine Kirche, ein Kreuz, einen Pfarrer oder Popen sieht und sogar, wenn man den Zug oder Bus besteigt.

Blick von oben auf das Frumuosa-Kloster
Blick von oben auf das Frumuosa-Kloster

Nur gute 10 Minuten zu Fuss vom obigen Kloster entfernt liegt das Frumuoasa-Kloster – eine Oase in der Grossstadthektik. Auch dieses Kloster wurde jüngst restauriert und ist Heimstatt mehrerer Nonnen.

Im wiederaufgebauten Galata-Kloster
Im wiederaufgebauten Galata-Kloster

Nochmal gute 15 Minuten Fussweg später steht man vor dem Galata-Kloster, welches, ebenfalls durch Aussenmauern gut geschützt, auf einem Hügel thront. Gebaut wurde es 1582 und gehört damit zu den ältesten Klöstern der Stadt. Dieses Kloster bzw. die Kirche darin ist beliebt als Trauungsort.

Übernachtung

Auch Iasi wartet mit zahlreichen Unterkünften auf, obwohl nicht allzu viele Touristen bis hierher kommen. Ein paar konzentrieren sich am Piaţa Unirii. Keine schlechte Wahl ist das ältere, aber sehr saubere Hotel Continental keine 100 m vom Piaţa Unirii entfernt. Doppelzimmer mit Frühstück (immerhin inkl. Kaffee!) aber Gemeinschaftsbad kostet 790’000 Lei (knapp 20 Euro). Im Erdgeschoss befindet sich eine Bar. Adresse: Str. Cuza Vodă 4, Tel.: (032)-114-320.

Im Lonely Planet und japanischen Reiseführern wird das Restaurant Casa Bolta Rece hochgelobt. Zurecht. Das Restaurant im Keller hat Klasse und Stil, es wird gute rumänische und moldawische Küche geboten – in sehr guter Qualität und zu sehr vernünftigen Preisen (für ein üppiges Mahl zu zweit zahlt man um die 200’000 Lei, also rd. 5 Euro). Ist etwas schwer zu finden, da es zwischen kleinen Wohnhäusern versteckt liegt. Adresse: Str. Rece 10.

Zwei Warnungen: Bloss nicht ins Restaurant VIPO (Horia/Cloşca) gehen! Jämmerliche Qualität zu Preisen, die über dem des Bolta Rece liegen. Numero 2: Restaurant Zefir (Cuza Vodă): Vorne Nachtclub, hinten Restaurant. Die Bedienung ist unglaublich freundlich, aber das Essen ist leider einfach nur schlecht. Daneben befindet sich übrigens ein nagelneues Hostel – sah von aussen sehr sympathisch aus!

WWW

1 COMMENT

  1. Vielen Dank für den wirklich interessanten und informativen Artikel über Iaşi! Ich habe über den Wikipedia-Eintrag hierher gefunden und bin froh, dass von dort hierher verlinkt wurde: ein echter Gewinn!

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