Sighetu Marmaţiei

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Name

Sighetu Marmaţiei, also „Sighet in Maramureş“. Ein alter Name ist Sighetul Maramuresului, der ungarische Name lautet Marmaros-Sziget. Rumänen nennen die Stadt allerdings kurz und bündig Sighet. Bedeutet „Festung“.

Lage

Sighet ist die nördlichste Stadt des Landes und liegt an der Grenze zur Ukraine. Bis nach Bukarest sind es mehr als 400 km. Durch die Stadt fliesst die Iza. Selbige fliesst vor der Stadt in die Tisa (Theiss), die, aus der Ukraine kommend, schliesslich gen Ungarn und Serbien fliesst. Im Norden und Süden der Stadt liegen die Waldkarpathen.

Einwohner

Rund 40’000. Damit ist die Stadt das Zentrum der Region.

Stadtbild

Bahnhof und Busbahnhof liegen sich praktischerweise gegenüber und etwas nördlich des eigentlichen Zentrums. Läuft man von dort die Str. Iuliu Maniu keine 10 Minuten gen Süden, kommt man auf die parallel verlaufenden Strassen Str. Traian & Str. Ioan Mihaly de Apşa. Das Geschehen spielt sich entlang und zwischen diesen Strassen an – hier stehen all die Kirchen, Hotels, Restaurants usw. Das Zentrum ist überraschend schön, man findet zahlreiche Häuser im Barockstil. Und es ist dank des Parks zwischen den beiden Strassen schön grün.

Anreise

Zwar liegt die Stadt an der ukrainischen Grenze, aber als Ausländer darf man hier leider nicht herüber. Dumm nur, dass die Bahnlinie hier zu k.u.k.-Zeiten gebaut wurde, als alles eins war – zwei der drei Richtungen führen in die Ukraine und werden nicht befahren, die dritte nach Borşa in den Bergen sowie auch nach Cluj-Napoca. Wer in die nahen Grossstädte Baia Mare und Satu Mare will, sollte den Bus nehmen. Nach Satu Mare dauertes drei Stunden und kostet 125’000 Lei (3 €). Nach Vişeu de Sus kommt man auch mit dem Bus. Dauert 1½ h (50’000 Lei).

Sehenswertes

Sighet ist eine alte Handelsstadt, die bereits im 14. Jahrhundert gegründet wurde. Sie ist das lokale Zentrum des Nordteils der Maramureş genannten, landwirtschaftlich geprägten Region. Die Dörfer in diesem Teil des Landes sind einzigartig und spiegeln ein Europa wieder, dass anderswo schon vor vielen Jahrzehnten verschwand. Sighet selbst ist eine verschlafene Kleinstadt, die ihren Charme der Zeit um 1900 und früher wahren konnte.

Im schönen Stadtzentrum von Sighet
Im schönen Stadtzentrum von Sighet

Auffallend sind die vielen Kirchen im Zentrum, darunter die Reformierte Ungarische Kirche im gotischen Stil aus dem 15. Jhd., sowie die nur unwesentlich jüngere Rumäisch-Katholische Kirche. Eine Synagoge sowie ein jüdischer Friedhof künden von der Vergangenheit der Juden in dieser Stadt.

Im alten Hochsicherheitsgefängnis
Im alten Hochsicherheitsgefängnis

Mitten im Zentrum, in der Str. Corneliu Coposu, befindet sich ein Museum mit dem langen Namen Muzeu al Gândirii Arestate şi Centru Internaţional de Studii asupra Totalitarismului – man erahnt schon den Zweck. Das Museum war in den Jahren um 1950 ein Hochsicherheitsgefängnis, in dem u.a. der ehemalige Ministerpräsident und viele andere Mitglieder der antikommunitischen Intelligenzia eingesperrt waren. Obwohl hochbetagt, wurden die Insassen zu Schwerstarbeit gezwungen, und viele überlebten dies nicht.

Mahnmal auf dem Gefängnishof
Mahnmal auf dem Gefängnishof

Heute beherbergt der Bau ein interessantes Museum über die Unterdrückung der Meinungsfreiheit und auch von Minderheiten, welches sich auch mit Ceauşescus grössenwahnsinnigen Projekten (Donau-Kanal u.a.), Massenumsiedlungen usw. beschäftigt. Die Mini-Ausstellungen sind in den vielen Zellen untergebracht und sehr lehrreich. Leider sind nur wenige Erklärungen auf Englisch oder Deutsch. Ein Besuch lohnt trotzdem. Im Gefängnishof sieht man eine ausdrucksstarke Skulpturengruppe und ein weiteres, ebenfalls beachtliches Denkmal. Eintritt für Ausländer kostet 4 Lei, eine Fotoerlaubnis 3 Lei. Man bekommt aber immerhin eine kurze Führung auf Englisch.

Umgebung

Vişeu de Sus

Fährt man von Sighet Richtung Südwesten, so kommt man, nachdem man ein paar bewaldete Berge überquert hat, ins Tal des kleinen Flüsschens Vişeu. Ca. 75 km von Sighet entfernt, liegt das alte Städtchen Vişeu de Sus – ein langgezogener Ort mit einer interessanten Holzkirche im Zentrum, die typisch für diese Region ist. In der Nähe wird viel gerodet, und so gibt es eine spezielle Schmalspurbahn zum Abtransport der Stämme, wobei teilweise noch Dampflokomotiven eingesetzt werden. Die Innenstadt ist klein und grün, aber ansonsten nicht allzu interessant.

Mahnmal auf dem Gefängnishof
Holzkirche im Zentrum von Vişeu des Sus

Borşa

Fährt man von Viseu de Sus weiter das Tal hinauf, gelangt man nach guten 20 km zum mondänen Erholungsort Borşa, in dem sich Hotelkomplexe aneinanderreihen. Kein Wunder, der Ort liegt am Fuss der bis zu 2300 m hohen Rodna-Berge, die selbst im Frühjahr noch schneesicher sind. Hier sieht es eher aus wie in den Alpen als im ländlichen Rumänien. Folgt man der Strasse weiter nach Südosten, gelangt man zum Prislop-Pass und damit in die Region Südbukowina (Buchenland).

Borşa und die Rodna-Berge
Borşa und die Rodna-Berge

Sowohl in der Südbukowina als auch in Maramureş sieht man Dörfer mit frisch hochgezogenen Villen hier, aber auch zahlreichen Pferdegespannen dort. Armut? Sieht, zumindest auf den ersten Blick, nicht so aus. Zumindest hört man das nicht heraus, wenn man mal mit solchen Leuten spricht. Sie sind sehr nett und interessiert. Anders in den Städten: Ein kleines Restaurant in Sighet hält zumindest bei mir den persönlichen Rekord: Innerhalb von 30 Minuten kamen 8 Bettler, darunter die Hälfte Kinder und ein Mann, der uns – gerade beim Essen – seine grosse Wunde im Bauch präsentierte.

Pferdewagen sind noch immer oft anzutreffen
Pferdewagen sind noch immer oft anzutreffen

Übernachtung

Allzu viele Möglichkeiten gibt es, zumindest in der Stadt selbst, scheinbar nicht. Eine Möglichkeit ist das Hotel Tisa mitten im Zentrum. Ein altes, ehrwürdiges Haus. Ein Doppelzimmer mit grossem Balkon und inkl. Bad und Frühstück kostet jedoch 45 Lei (11 Euro) pro Person. A propos Bad: Von Mitternacht bis 5 Uhr morgens gibt es kein Wasser im Hotel! Ich erwähne es besser hier, denn die Leute an der Rezeption erwähnen es nicht! Adresse: Piaţa Libertăţii 8, Tel.: (062)-312 645.

WWW

2 COMMENTS

  1. In Viseu de Sus gibt es die Pension Nagy, ein auch für westliche Besucher durchaus komfortables und doch sehr familiäres Haus. Es wird deutsch gesprochen.

  2. es gibt seit 2006 eine Brücke nach Solotvyno in der Ukraine, die man auch als Ausländer benutzen darf. Ich habe diese Variante selbst im Februar 2007 ausprobiert – ohne Probleme. Auch mit dem Zug kann man von Sighet in die Ukraine reisen, wenn auch nur an zwei Wochentagen, und es ist nicht immer einfach, die entsprechenden Abfahrtszeiten im Internet zu finden (am besten über die Website der ukrainischen Bahngesellschaft unter der Rubrik der Elektromotorzüge, nach Bezirken geordnet).

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