Košice

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Name

Košice, gesprochen etwa [Koschize]. Der Ortsname leitet sich womöglich vom slowakischen Wort koša ab, was so viel wie Lichtung bedeutet. Da die Stadt schon früher multiethnisch war, gibt es zahlreiche andere Namen: Die Ungarn nennen die Stadt Kassa, die Deutschen Kaschau (obwohl man diesen Namen kaum noch hört) und die Polen Koszyce. Die Stadt ist auch Namensgeber des südwestlichen Bezirks der Slowakei.

Lage

Die Stadt liegt im Südosten der Slowakei knapp 100 km westlich der Grenze zur Ukraine und gute 20 km nördlich der Grenze nach Ungarn. Die Hauptstadt Bratislava ist rund 450 km entfernt. Kosice selbst liegt im Flusstal des kleinen Flusses Hornád und wird von Gebirgszügen umschlossen. Im Westen erstreckt sich das Slovenské rudohorie (Slowakisches Erzgebirge), im Osten die kleinen, aber auch über 1’000 m hohen Slanské vichy (Slansker Höhen). Die Stadt selbst ist jedoch, zumindest im Zentrum, topfeben.

Einwohner

Rund 235’000 Einwohner. Damit ist Kosice die zweitgrösste Stadt des Landes und die unumstrittene Nummer Eins in der Ostslowakei. Deshalb ist sie auch Zentrum des Košický kraj (Kaschauer Bezirk) mit einer Dreiviertelmillion Einwohner.

Stadtbild

Im Nordosten der Stadt erstreckt sich eine Bergkette, auf der ein paar Neubauviertel abgeworfen wurden. Zwischen der Staré Mesto (Altstadt) und den Neubauvierteln liegt die Bahnlinie mit dem žl. st. Košice (Bahnhof) und direkt daneben dem Autobusová stanica (Busbahnhof). Vor dem Bahnhof liegt der Bahnhofsvorplatz mit den Strassenbahn- und Bushaltestellen sowie, rechts daneben, der reichlich große Mestský park (Stadtpark).

Die Innenstadt von Kosice an der Hlavná
Die Innenstadt von Kosice an der Hlavná

Läuft man vom Bahnhof Richtung Westen die Mlynská ul. (Mühlenstr.) entlang, so steht man nach 750 m im absoluten Zentrum der Stadt – am Hlavné nám. (Hauptplatz). Die Altstadt ist trapezförmig und erstreckt sich westlich und östlich der schlicht Hlavná ul. (Hauptstr.) genannten, breiten Mittelachse. Vor allem der Südtteil der Innenstadt ist allerdings eher modern. Dort findet man auch die Touristeninformation. Im Westen und Süden der Innenstadt wird selbige durch einen Grünstreifen vom Rest der Stadt begrenzt.

So ziemlich alle Sehenswürdigkeiten liegen in der 1200 m langen und im Schnitt 700 m breiten Altstadt. Dazu zählen etliche Kirchen, Museen und so weiter. Und so ist man mehrere Stunden gut beschäftigt, die Stadt zu erkunden.

Geschichte

Besiedelt war das Gebiet in und um Kosice zwar schon länger, aber eine richtige Siedlung wurde erst von den Slawen errichtet. Anfang des 13. Jahrhunderts gründeten deutsche Händler, in die Region gerufen nach dem Mongoleneinfall, eine weitere Siedlung direkt neben den Slawen. Der Ort als solcher wurde jedoch erst 1230 erstmals erwähnt. 1248 bekam Kosice das Stadtrecht. Die Stadt gedieh daraufhin prächtig und wurde sogar zur drittwichtigsten Stadt im Ungarischen Königreich. Zu Habsburger Zeiten kam es jedoch vor allem im 17. Jahrhundert zu schweren Aufständen in und um Kosice.

Später setzte die Industrialisierung ein. Zu dieser Zeit stellten Deutsche einen relativen grossen Teil der Einwohner. Während des Zweiten Weltkrieges griff sich Ungarn die Stadt und hielt sie bis 1945 besetzt. Da Kosice relativ früh von der Roten Armee befreit wurde, erklärte man die Stadt zur provisorischen Hauptstadt der neu zu gründenden Tschechoslowakei. In den 1990ern hat sich viel getan – die ganze Innenstadt hat ein umfassendes Facelifting erfahren – das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.

Anreise

Die Verkehrsanbindung ist ziemlich gut, da sich hier eine wichtige Ost-West sowie eine Nord-Süd-Trasse kreuzen. So kann man westwärts bis nach Prag und ostwärts bis nach Kyiv (Kiew) fahren. Es gibt auch direkte Züge nach Budapest und nordwärts bis nach Krakau. Mehr dazu siehe Anreise Slowakei.

Wer weiter in die Ukraine möchte, kann direkt mit dem Bus nach Krčava / Vyšné Nemecké im Osten fahren. Dauert rund 2½ Stunden und kostet 126 Sk. Von dort kann man zu Fuß zur nahen Grenze laufen und ist dann gleich in Ushgorod. Wer gen Tschechien will, kann nach Prag über Olomouc fahren. Bis Olomouc dauert es 6½ Stunden und kostet 740 Sk.

Sehenswertes

Wie oben bereits erwähnt, konzentriert sich alles in Kosice rund um die breite Hlavná (Hauptstr.). In der Stadtmitte teilt sich diese für den Verkehr gesperrte Strasse, in der Mitte stehen diverse Baudenkmäler. Dazu zählt das Štátne divadlo (Staatliche Oper) – errichtet Ende des 19. Jhd. und von einer Art, wie man sie in zahlreichen ehemaligen Städten der k.u.k.-Monarchie finden kann. Auch heute wird sie als Oper benutzt. Nördlich der Oper, quasi dahinter, steht eine Pestsäule aus dem 18. Jahrhundert.

Kosice: Die staatliche Oper
Kosice: Die staatliche Oper

Wenn man vor der Oper steht und sich umdreht, baut sich vor dem Besucher der Dóm sv. Alžbety (Dom der Hl. Elisabeth) auf. Der wurde um das Jahr 1506 beendet und ist immerhin die grösste Kirche der gesamten Slowakei. Es dauerte gute 150 Jahre, diesen spätgotischen Bau fertigzustellen, was man gerne glaubt, wenn man das aufwendig ausgestattete Innere und Äussere sieht. In der Krypta befindet sich das Grab des Prinzen von Siebenbürgen, Fürst Ferenc Rákóczi II.. Dieser führte von 1703 bis 1711 den von Ungarn ausgehenden Aufstand gegen die Habsburger an, wurde jedoch später gefasst und ins Osmanische Reich verbannt, wo er 1735 verstarb.

Dom und Turm, fotografiert vom Platz der Freiheit
Dom und Turm, fotografiert vom Platz der Freiheit

Vor dem Dom, von der Oper aus gesehen, steht der separate Urbanova Veža (Stadtturm). Der wurde im 14. Jahrhundert gebaut. Südlich des Doms liegt der lange Nám. slobody (Platz der Freiheit) mit einer kleinen gotischen Kapelle, genannt Kaplinka sv. Michala, in der Mitte. Dort findet man auch unterirdische Ausgrabungsstätten, bedeckt von einem Glasdach, so dass man sich selbige von oben ansehen kann. Weiter südlich wird es dann wesentlich moderner. Entlang der Hlavná reihen sich zahlreiche Restaurants und Cafés aneinander. Es lohnt sich auch durchaus, in das Geflecht von Gassen östlich des Doms einzutauchen. Dort findet man interessante Häuser, eine Synagóga und viele kleine Läden.

Kosice: Kirche der Hl. Mutter Maria
Kosice: Kirche der Hl. Mutter Maria

Auch sonst lohnt sich ein ausgedehnter Spaziergang. Im Westteil der Altstadt geht es ruhiger zu. Dort findet man unter anderem die Kirche der Hl. Mutter Maria und eine Dominikaner-Kirche (auf dem Foto im Hintergrund zu sehen). Erwähnt werden sollten auch ein paar Museen. Das grösste ist das Východoslovenské múzeum (Ostslowakisches Museum) am Nordende der Hauptstrasse und untergebracht in zwei separaten Bauten. Dort kann man einen erst 1935 entdeckten Goldschatz bewundern. Es gibt zudem noch ein Technikmuseum, ein Rakoczi-Museum (für das man sein osmanisches Haus hierher brachte) und mehr. Montag ist übrigens ein ganz schlechter Tag für eine Stadtbesichtigung: Alle Museen haben geschlossen.

Die Wasserspiele vor der Oper
Die Wasserspiele vor der Oper

In der Mitte der Nordhälfte der Hauptstrasse verläuft ein winzig kleiner Kanal mit bunten Scheinwerfern. Der führt zur Oper – vor der man dann auf dem grünen Hauptplatz die Wasserspiele bewundern kann. Die sind zudem musikalisch – robuste Lautsprecher verbreiten Musik und das Wasser tanzt in allen möglichen Farben zum Takt. Etwas kitschig, aber trotzdem sehr amüsant.

Persönlich fand ich Kosice angenehmer und interessanter als Bratislava – das mag allerdings an der kompakten Grösse von Kosice liegen. Ein angenehmer Ort zum verweilen!

Umgebung

Der Nordosten des Landes, also die Region im Dreiländereck von Polen, der Ukraine und der Slowakei gilt als besonders ursprünglich. Hohe Berge, viel Wald, hier und da ein paar Felder, einige versprengte Dörfer und mittelalterliche Städte – ideal zum Wandern, Radfahren oder sonstwie durchstreifen. Bis dahin sind es von Kosice nur rund 100 km. Der dortige Gebirgszug Vihorlatské vrchy (Vihorlatsker Höhen) mit über 1000 m Höhe leitet bereits die Waldkarpaten ein, die weit in die Ukraine reichen.

Im äussersten Nordosten der Slowakei
Im äussersten Nordosten der Slowakei

Auch Richtung Nordwesten wird es interessant, denn dort findet man die Tatra. Hier soll auch die Bahnstrecke von Kosice nach Poprad anempfohlen sein – eine der schönsten Bahnstrecken Europas. Wer die Strasse nimmt, kommt auf dem Weg zur Tatra an der Spišský hrad vorbei – der grössten Burgruine der Slowakei, die majestätisch auf einem Hügel thront.

Übernachtung

Am südlichen Ende der Hauptstrasse liegt das obch. dom Dargov – das Kaufhaus der Stadt. Dadrin befindet sich eine Touristeninformation (davon gibt es mehr!), die auch Zimmer vermittelt. Uns schickte man zu einer grösseren Unterkunft in der Jesenského ul. – nämliche liegt nördlich des Stadtparks und ist nur wenige hundert Meter vom Nordende der Hauptstrasse entfernt – die Lage ist quasi sehr günstig. Dort bezahlten wir für ein jugendherbergsähnliches, aber neues Doppelzimmer gerade mal 460 Sk (12 Euro). Die Adresse der Pension habe ich leider nicht mehr, aber sie ist leicht zu finden: Die Jesenske-Str. beginnt am Nordende des Parks, die Pension liegt nach gut 100 m auf der rechten Seiten.

WWW

  • www.kosice.sk: Offizielle Seite der Stadt – nicht allzu informativ, aber mit aktuellen Hinweisen. Slowakisch und Englisch.
  • www.cassovia.info: Cassovia ist der lateinische Name von Kosice – die Adresse ist Programm. Englische, optisch sehr schön gemachte Seite, die allerdings noch nicht allzu viel Inhalt hat.

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