Armenien (Hayastan) – Allgemeines, Reisetipps, Historisches und mehr

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Allgemeines

Armenien ist eines der drei Länder südlich des Kaukasus und grenzt an Georgien, Aserbaidschan, Iran und die Türkei. Mit einer Fläche von nur ca. 30’000 km² zählte es zu den kleinsten Republiken der ehemaligen Sowjetunion. Im ganzen Land leben ca. 3,8 Millionen Menschen – es ist also eher spärlich besiedelt. Die meisten Armenier gehören dem armenisch-apostolischen Glauben an.

Armenien war einst Teil des Mazedonischen Imperiums Alexanders des Grossen, doch nach dessen Verfall wurde Armenien seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. ziemlich mächtig – es beherrschte ein weites Gebiet vom Euphrat bis zum Kaspischen Meer. Allerdings wurde dies bald von den Römern erobert. Im Jahre 301 u.Z. adoptierte Armenien das Christentum
und machte es zur Staatsreligion – als erster Staat der Welt. Danach gaben sich Perser, Ottomanen, Kreuzfahrer, Mameluken, Mongolen u.a. in Armenien die Klinke. 1828 fiel Armenien letztendlich an Russland – abgetreten von den Persern.

Genozid-Mahnmal in Jerevan
Genozid-Mahnmal in Jerevan

Oft ist von Gross-Armenien die Rede – dieses reichte bis weit ins Ottomanische Reich respektive der heutigen Türkei. Im Türkisch-Russischen Krieg schlugen sich viele Armenier auf die russische Seite, so dass viele aus dem Ottomanischen Reich fliehen mussten. Rund 1? 1,5? 2,5? Millionen jedoch blieben (es gibt tausende verschiedene Angaben). Bereits Ende des 19. Jahrhundert wurden viele Armenier ermordet, doch 1915 beschlossen die Türken, dass die Armenier komplett deportiert werden müssen, um keinen Ärger mit Russland zu bekommen. So wurden nahezu alle entweder in ihren Siedlungen ermordet oder in die Wüste geschickt, wo hunderttausende schlichtweg verdursteten, verhungerten oder von den Soldaten getötet wurden. Andere konnten fliehen, so dass es heute eine sehr grosse Diaspora überall in der Welt gibt – ähnlich der jüdischen. So gibt es ein armenisches Viertel in Jerusalem und sehr viele Auswanderer in der westlichen Welt. Es wird nach wie vor heiss darüber gestritten, ob man es als Genozid bezeichnen soll oder nicht – es beherrscht noch immer das Verhältnis zur Türkei, da diese eine Schuld an den Ereignissen nicht zugeben.

Ein weitaus jüngerer Konflikt ist der um Nagorny-Karabakh in Aserbaidschan. Deren Einwohner forderten schon lange Anschluss an Armenien – schon seit den 80ern des 20. Jhd. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion brach hier einer der vielen ethnischen Konflikte in der Region vollends aus – der dauerte bis zum Waffenstillstandsabkommen 1993 und endete mit einem Sieg der Armenier. Allerdings haben bis dahin die meisten Einwohner – Azeris wie Armenier – die Region verlassen. Sie besetzten gleich noch den Landstreifen zwischen Armenien und Nagorny-Karabakh mit. Nagorny Karabakh zählt allerdings nicht zu Armenien – man braucht ein spezielles Visum. Aber um welchen Preis! Azeris (Bewohner Aserbaidschans) und deren Verbündete drehten den Armeniern Strom und Gas und Warenzufuhr ab – Armenier erlebten bitterkalte Winter, besonders 1991 bis 1992, ohne Strom und Heizung. Sehr viele Wälder wurden zu Brennholz verarbeitet. Die Wirtschaft des einst für sowjetische Verhältnisse relativ wohlhabenden Armeniens brach komplett zusammen. Zwar ist jetzt ein spürbarer Aufschwung in Armenien zu sehen, doch Rentner bekommen z.B. nur 8 Euro Rente pro Monat, es gibt viele sehr verarmte Menschen, das Embargo belastet den Staat schwer.

Ich sprach mit Armeniern über den Konflikt – sie betrachten den Krieg als Befreiungskrieg und damit als legitim. Der Konflikt ist nicht völlig ausgestanden – das Verhältnis zur Türkei und Aserbaidschan ist nachhaltig gestört, die Grenzen sind dicht.

Das die innenpolitische Lage nicht allzu stabil ist, zeigt ein Ereignis im November 1999. Zahlreiche Bewaffnete drangen in das Parlament ein, erschossen den Premierminister, seinen Sprecher und ein paar andere Abgeordnete. Die Hintergründe sind unklar.

Sprache

Armenisch zählt zu den indo-europäischen Sprachen – wie die meisten in Europa. Allerdings gibt es zahlreiche Wörter aus dem Persischen. Im 5. Jahrhundert entwickelte man ein eigenes Alphabet mit 38 Zeichen, unterschieden in Groß- und Kleinbuchstaben, welche mitunter völlig unterschiedlich aussehen. Alles in allem sieht die Schrift aber leicht erlernbar aus (siehe oben: Landesname in Armenisch). Das armenische Wort für „ja“ hat einen Preis verdient: ay-yo.

Lingua Franca ist auch in Armenien Russisch. Die Älteren sprechen es nahezu perfekt, die Jüngeren mehr oder weniger gut. Auch Englisch ist bei den jüngeren Armeniern relativ verbreitet, aber oft schwer verständlich.

Natur & Klima

Armenien besteht aus vielen Bergen, zahlreichen Hochplateaus und ein paar Tälern. Nur ein Zehntel des Landes liegt unter 1000 m Höhe. Die tiefste Region ist die bei Jerevan entlang der türkischen Grenze, der höchste Berg ist der Mt. Aragats mit 4090 m Höhe. Von Jerevan aus kann man nahezu täglich den auf türkischer Seite liegenden Berg Ararat sehen – ein erhabener Anblick. Ein Highlight und einer der höchstgelegenen grossen Seen der Erde ist der rund 1000 km2 grosse Sewan-See auf 1900 m Höhe. Vor allem der Nordwesten liegt auf einer Verwerfungslinie und ist akut erdbebengefährdet. 1988 verwüstete eine sehr schweres Erdbeben die Städte Gyumri (damals Leninakan) und Spitak – von letzterer blieb nichts übrig (wurde jedoch wieder aufgebaut).

Armenien ist viel niederschlagsärmer als z.B. Georgien und ist sogar stark dürregefährdet. Selbst in Jerevan wird Wasser im Sommer stark rationiert –
viele Bewohner haben sich deshalb extra Wasserspeicher in den Wohnungen angelegt. Im Sommer ist es, zumindest um Jerevan, sehr heiss und sehr trocken; im Winter wird es durchaus frostig. In den Bergen ist es natürlich permanent kühler – im Sommer ist es am Sewan-See zum Beispiel sehr angenehm.

Reiseinfos

Armenisches Visum
Armenisches Visum

Nahezu jeder, auch deutsche Staatsbürger, braucht ein Visum für Armenien. In der Türkei kann man es nicht bekommen, und so weit ich gehört habe, dauert es bei der Botschaft in Georgien eins, zwei Wochen. Man kann es angeblich auch an der Grenze, also sofort bekommen. Komisch nur, dass man mir im Bus vor Abfahrt von Tbilissi nach Jerevan erklärte, dass ich ohne Visum gar nicht erst in den Bus steigen darf. Also besser Visum vor Abreise besorgen. Adresse der Botschaft in Deutschland ist die Hillmannstr. 5 in 13467 Berlin. Am unkompliziertesten ist ein 21-tägiges Touristenvisum, denn dazu braucht man keine Einladung. Es kostet 65 Euro. Formular anfordern (mit Rückumschlag),
Überweisungsbeleg, Passphoto und einen mindestens noch ein halbes Jahr gültigen Pass hinschicken. Dauert eine Woche, auf dem Postweg 2 Wochen. Postweg kostet 7 Euro extra. An der Grenze (Landesgrenze zu Georgien) gab es gar keine Probleme. Offene Landesgrenzen gibt es zu Iran und Georgien – wie eingangs erwähnt sind die Grenzen zur Türkei und Aserbaidschan dicht. Visa für Nagorny-Karabakh gibt es in Jerevan.

In Armenien gibt es sehr, sehr wenige Touristen. Es ist auch sehr teuer, direkt mit dem Flugzeug hinzufliegen – am billigsten ist es, von der Türkei über Georgien einzureisen. Reisen im Land braucht wie in Georgien viel, viel Zeit. Ein Zug braucht für 70 km 3 Stunden, ein Sammeltaxi ist nicht wesentlich schneller. Die Menschen sind sehr, sehr nett und Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen. Wie in Georgien auch wird man nicht mehr abkassiert als Einheimische. Gerade mit etwas Russisch kommt man hervorragend zurecht.

Armenisches Geld - 5000 Dram
Armenisches Geld – 5000 Dram

Währung in Armenien ist der Dram. Für einen Euro gibt es rund 500 Dram. Die Inflationsrate ist seit Jahren sehr gering. Us-Dollar sollte man dabeihaben. In Jerevan gibt es zwei, drei Geldautomaten, die Kreditkarten akzeptieren. Überflüssige Dram kann man problemlos und ohne grossen Verluste zurück tauschen – allerdings nur in Armenien. Armenien ist sehr billig – in Bezug auf Transport- und Verpflegungskosten. In Jerevan gibt es keine Hostels oder billigen Hotels – in jeglicher Hinsicht am besten sind Privatunterkünfte. Armenien ist ein ziemlich kleines Land, man kann also ruhig in Erwägung ziehen, in Jerevan zu bleiben und das Land in Tagestouren zu erkunden.

Die sagenhafte, weite Landschaft im Nordwesten, die Berge im Südosten, der Sewan-See in der Mitte, die Kultur- und historischen Denkmäler rund um Jerevan sowie die pulsierende Hauptstadt selbst mit den schönen Parkcafes und Museen im Stadtinneren – Armenien hat sehr viel zu bieten. Mir blieben leider nur drei Tage – ein flüchtiger Einblick nur, aber immerhin ein Einblick. Selbst wenn man drei Wochen bleibt – langweilig wird es bestimmt nicht. Armenien schien mir auch sehr sicher – selbst in Bussen, Zügen, Vororten, am Abend usw. Es ist, soweit ich weiss, auch nichts anderweitiges bekannt – im Gegensatz zu Georgien.

3 COMMENTS

  1. Es ist seit mind 4 Jahren möglich ,zumindest für deutsche Staatsbürger, an der Grenze das Visum on the spot – sofort ausgestellt zu bekommen (Flughafen Zwartnoz in Eriwan kostet ein 21 tägiger Touristenvisa ca. 30 Dollar).

  2. ich war letztes Jahr in armenien, es war sehr schön dort aber leider wir haben eine sehr schlechte erfahrung gehabt in Dilijan mit “Dili Villa” Hotel ( http://www.dilitours.de) Das Hotel is nicht sauber, wenig freundlich, bei Problemen unfreundlich bis uneinsichtig, Null Toleranz und Kulanz, nicht kritikfähig, und problematisch bei Reklamationen !!
    Eriwan gefält uns sehr gut Ich wünsche Armenien alles Gute für die Zukunft und das es schafft, aus dem wirtschaftlichen Schlamassel wieder heraus zu kommen. Und….ich hoffe, dass nicht zu viele Armenier mehr ihr Land verlassen..denn ohne EUCH wird das nichts!
    grüße Sebastian

  3. Ich war dieses Jahr im gasthaus Dili Villa/ Dilijan – Armenien (www.dilitours.de)
    Freunde!!!! Bucht nie dieses gasthaus !!!!!
    Unfreundliches Personal, Dreckige Zimmer. im Zimmer ist ausgenutzte Möbel, sehr unbequeme Betten. Keine normalen Waschbecken, kaputte Duschvorhang. Das Zimmer schlecht aufgeräumt, der Boden wird überhaupt nicht geputzt. Zimmern ist lieblos und drekig. Essen schmeckt überhaupt nicht: alles fettig und keine grosse Auswahl. Das gasthaus hat keinen stern verdient.

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