Reiseberichte

Route:

München? Zagreb?
	Split? Dubrovnik?
		Kotor? Mostar?
			Sarajevo? Osijek?
				Vukovar? Pécs?
					Szeged? Budapest? 
						Ljubljana? Bled
							Trieste? München

Zeit: Sommer 2001

Tag 1: Halle?München?Zagreb

Auf nach Ex-Jugoslawien! Nach etlichen Touren vornehmlich nach Asien und den Nahen Osten sollte es endlich mal wieder in die nähere Nachbarschaft gehen - nach Ex-Jugoslawien. Erst konnte man nicht hin, da man DDR-Bürger war. Dann konnte man zwar hin, aber da ein paar wild gewordene Ex-Jugoslawen beschlossen, das fragile Kunstgebilde namens Jugoslawien mit grossem Rabatz zu zerlegen, war eine ausgedehnte Reise in die Region nicht unbedingt ratsam.

Flugzeuge sind gut und schön, aber es gibt ja noch die Bahn, dank derer man wirklich das Gefühl hat, sich bewegt zu haben. Nicht allzu üppig mit Zeit ausgestattet, entschieden wir uns für das Kroatien-Ticket: Zu zweit um die 250 Euro von Halle nach Split. Leider durfte man die Strecke nicht variieren, aber man konnte ja auch unterwegs ein- und aussteigen. Unsere Route war erstmal völlig unklar - erstmal nach Split und dann weitersehen.

Die Stefanskathedrale in Zagreb
Die Stefanskathedrale in Zagreb

Die Tour begann kurz nach Mitternacht im Nachtzug nach München mit einer Überraschung - wir haben zwar keine Liegeplätze, aber die grossen Sitze sind richtig angenehm. Nach einer halbwegs entspannten Fahrt kamen wir gegen 7 Uhr morgens in München an, und keine halbe Stunde später ging es schon mit dem EC quer durch die österreichischen Alpen gen Zagreb. Leider war das Wetter zu gut und die Landschaft zu schön, um etwas Schlaf nachzuholen. Über Villach, dort wurde der Zug geteilt, näherten wir uns der slowenischen Grenze, die man durch einen langen Tunnel passiert.

In Jesenice stand der Zug eine Weile, und schon ging es weiter durch eine Gegend, die ein bisschen an die Sächsische Schweiz erinnert. Nur dass es hier fast nur Kalkstein gibt. Die Dörfer, die Strassen, die Bahnhöfe - alles sah ein bisschen aus wie in Ostdeutschland. Gegen zwei Uhr hielt der Zug in Ljubljana - dort wollten wir erst zum Ende der Tour hin. Und immer entlang eines schönen, blauen Flusses ging es weiter. Irgendwo wehte plötzlich eine kroatische Flagge - nanu, wo war denn jetzt die Grenze?

Schnell das Gepäck in Zagreb verstaut und auf zu einem Rundgang. Der Bahnhof - pfui. Der Bahnhofsvorplatz - hui! Eine angenehme Stadt ganz mit ohne Touristen und überhaupt mit sehr wenigen Leuten auf der Strasse. Die verbleibenden Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit nutzten wir voll und ganz. Dann ging es zurück zum Bahnhof, wo uns gleich mal Zigeunerkinder um Zigaretten anbettelten. Der Zug sollte kurz vor 23 Uhr abfahren. In unserem Abteil sass schon ein älterer Kroate, dem ich versuche zu erklären, dass man im Abteil nicht rauchen darf. Muss ja nicht sein wenn man da schlafen muss. Irgendwie freunden wir uns aber später noch an, trinken ein Bier zusammen und haben Spass mit dem Schaffner. Alles in allem ein positiver erster Eindruck.

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Tag 2: Zagreb ? Split ? Brač ? Split

Bei nur drei Mann im 6-Personenabteil bleibt sogar Platz für etwas Schlaf. Die zweite Nacht im Zug. Als wir aufwachen, lächeln uns ein Sonnenaufgang und die dalmatinische Küste an. Pünktlich kurz vor acht Uhr durchqueren wir einen langen Tunnel und kommen im Bahnhof von Split an. Sofort umringen uns ein paar ältere Damen und bieten Zimmer an. Des Kroatischen nicht mächtig versuche ich es mit Russisch.

Nachtbasar am Diokletian-Palast
Nachtbasar am Diokletian-Palast
Nach zwei, drei Worten heisst es "Oh, sie können Kroatisch!?" Na bitte, klappt doch! Zumindest bei allgemeinen Sachen. Ansonsten, dass haben wir schon gemerkt, ist Deutsch tatsächlich hilfreicher als Englisch. Auf die Frage "wieviel" wird zurückgefragt "Wie lange?". Eine Nacht. Und schon verdüstert sich die Miene. Zu zweit 40 Euro. Die nächste will 30 Euro. Nun gut, es ist Hochsaison. Aber das Zimmer ist wenigstens sehr zentral.

Nach einer erfrischenden Dusche ging es weiter. Bei der Hitze in der Stadt herumlaufen bringt nichts - also fahren wir erstmal zur nächstgelegenen Insel. Viele, viele Urlauber, die sich in der Sonne räkeln. Aber ein angenehmes Hinterland. Trotzdem - kein Platz, an dem ich lange verweilen möchte. Und so fahren wir mit einer ehemals japanischen Fähre zurück. Split selbst ist voller Touristen, aber der Diokletian-Palast erklärt, warum. Eine schöne, vielseitige Altstadt mit grossartigen Artefakten. Der glattgeschliffene Kalkstein als Strassenbelag lässt die Sonne auch von unten blenden. Ein Spaziergang auf den Berg westlich des Zentrums offenbart eine grossartige Ansicht der Stadt und des Umlandes. Viele Kakteen und überhaupt das Klima lassen daran erinnern, dass man sich im Mittelmeerraum befindet. Abends kehren wir in ein italienisches Restaurant ein - kroatische Restaurants scheint es nicht so viele zu geben. Die Bedienung ist genauso nett wie vergesslich. Was bisher auffiel - egal, wo man hingeht, die Leute, auch bzw. vor allem in den Restaurants, sind sehr freundlich.

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Tag 3: Split ? Dubrovnik

Schnell, das Feuer für die Lunte!!!
Schnell, das Feuer für die Lunte!!!

Der Bus fährt schon um 8:30 morgens nach Dubrovnik, und so trennen wir uns bereits von Split und besteigen nach einem gepflegten Espresso - wir sind ja in Segafredo-Land - den Bus. Der ist nicht überraschend voller Touristen. Amerikaner sind auch darunter, aber vor allem Deutsche. Vor uns sitzt eine junge deutsche Familie mit kleinem Kind. Er, etwas "alternativ" ausschauend, sitzt da mit nacktem Oberkörper. Freilich als einziger. Das gefällt weder dem Busfahrer noch anderen kroatischen Passagieren. Und so bitten sie ihn, das Hemd wieder anzuziehen. Aber nein - es sei so warm, und warum soll er das Hemd wieder anziehen!? Und so lamentiert er. Mein Gott, denkt er etwa, er ist der einzige Warmblüter im ganzen Bus? Wäre sein Kind nicht dabei, hätte ich ihm sehr gern sehr weh getan.

Die dalmatinische Küste ist in der Tat atemberaubend, und so finden wir es fast schade, dass die Fahrt schon zu Ende ist. In Dubrovnik. Dort das gleiche Schauspiel wie in Split - zumeist ältere Frauen stürzen sich auf die Passagiere. Eine elegant aussehende Frau nähert sich uns zielstrebig und bietet eine Behausung an - sie ist sehr sympathisch und macht die Wahl leicht. Ein paar hundert Meter Fussmarsch, und schon stehen wir vor einer grossen Villa mit einem schattigen Garten und unzähligen Katzen. Eine geniale Pension, in der sich nachts die Gäste im Garten niederlassen und mit den anderen Familienmitgliedern ein Schwätzchen wagen können. Nahezu paradiesisch. Neben den zahlreichen Katzen gibt es sogar einen Quotenhund. Der arme....

Über Dubrovnik gibt es nicht viele Worte zu verlieren - die Stadt wird ihrem Ruf gerecht und ist schlichtweg genial. Allein die vollständige Stadtmauer ist Wahnsinn. Ja, die Stadt ist völlig überlaufen, aber man kann schliesslich im Sommer nicht erwarten, sich nicht dieses Plätzchen mit tausenden Anderen teilen zu müssen. Man kann sie ja trotzdem geniessen. Genauso wie die lokale Küche - Meeresfrüchte in allerlei Variationen, durchaus auch von den Katzen im Restaurantgarten hochgeschätzt, die da auf Beute lauerten.

Im Flur unserer Gastgeber bewundern wir ein paar Fotos - zum Beispiel von brennenden Yachten und Qualm, der aus der Altstadt aufsteigt. In der Tat - dieser paradiesische Flecken wurde vor wenigen Jahren massiv von der Artillerie unter Feuer genommen.

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Tag 4: Dubrovnik ? Kotor (Montenegro) ? Dubrovnik

Am Busbahnhof hatten wir bemerkt, dass es Busse nach Kotor in Montenegro gibt. Montenegro bildet zusammen mit Serbien Rest-Jugoslawien, und die Visabestimmungen für Serbien sind seit dem Krieg so verschärft worden, dass man kaum eine Chance hat. Aber was ist mit Montenegro!? In der Gefahr, an der Grenze abgewiesen zu werden, setzen wir uns in den Bus. Unsere nette Familie in der Unterkunft rümpfte die Nasen, als sie von unserem Plan hörten. Sie hassen Montenegro, denn Montenegriner haben mit den Serben zusammen die Stadt belagert und beschossen. Der Sohn weiss, wovon er redet - er war bei den Kämpfen dabei.

Sonnenuntergang an der dalmatinischen Küste
Sonnenuntergang an der dalmatinischen Küste

Es geht immer entlang der nachwievor beeindruckenden Küste gen Südosten. Irgendwann verlässt die Strasse die Küste, und schon stehen wir vor dem Grenzübergang. Also alle raus aus dem Bus und zur Grenzhütte. "SR Jugoslavija" steht auf dem Schild. Wir gehen zum Grenzbeamten, und siehe da - man lässt uns herein. Wie schön. An der Grenze wartet ein montenegrinischer Bus, in den alle umsteigen. Weiter geht es im Mordstempo durch Igalo entlang der Bucht von Kotor. Tatsächlich - ein Fjord, mitten in Südeuropa! Und mörderischer Verkehr. Innerhalb kurzer Zeit sehen wir drei schwere Verkehrsunfälle. An einer Stelle liegen blutgetränkte Brotlaibe um ein völlig zerquetschtes Auto herum, an anderer Stelle steckte ein Auto vornüber in der Erde fest, darüber durchbrochene Leitplanken.

Die Fahrt entlang der verzweigten Bucht scheint kein Ende zu nehmen. Viel später als erwartet erreichen wir Kotor und laufen schnurstracks zur Altstadt. Und sind restlos begeistert - klein Dubrovnik, ebenfalls mit einem leichten italienischen Flair und sehr engen Gassen. Und einer intakten Stadtmauer. Gänzlich ohne Touristen. Ein echtes Juwel! Am Marktplatz essen wir in einem Restaurant - ein Essen kostet 8 DM. Ja, D-Mark. Da ich Geld sammle, bin ich darob etwas verärgert - ich möchte jugoslawische Dinar, keine zerknitterten 5-Mark-Scheine. Also gehen wir kurz zur staatlichen Bank, aber selbst dort gibt es nicht die Landeswährung.

Leider fährt kein Bus zurück nach Dubrovnik, doch unser Gepäck ist noch dort und wir hatten schon für die Übernachtung gezahlt. Also nehmen wir einen Bus nach Igalo, unweit der Grenze. Der Fahrer muss verrückt sein - er überholt alles, auch in Ortschaften. Und dort ist viel Verkehr, denn scheinbar ganz Serbien macht wohl gerade Urlaub an der Küste. In Igalo angekommen erkennen wir, dass es keine anderen Busse mehr gibt. Das heisst Trampen. Es dauert ein bisschen, aber irgendwann nimmt uns ein kroatisches Päarchen mit - jedoch nur bis kurz vor Dubrovnik. Den Rest erledigt der nächste Kleinbus.

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Tag 5: Dubrovnik ? Ploče ? Metković ? Mostar

Es gibt einen direkten Bus von Dubrovnik nach Mostar und Sarajevo, jedoch kann man die Fahrkarten nicht im Voraus kaufen. Rechtzeitiges Erscheinen sichert die besten Plätze, erfahren wir zu unserem Leidwesen, denn der Bus ist schon dreissig Minuten vor Abfahrt restlos ausverkauft. Laut Landkarte gibt es eine Bahnlinie von der Küste nach Mostar. Dazu müssen wir Richtung Split nach Ploče. Um dort festzustellen, dass der nächste Zug erst am Abend, also in mehr als acht Stunden fährt. Aber ein anderer fährt zumindest bis zur Grenze. Also zuckeln wir in einem 50er Jahre-Zug, Holzklasse, nach Metković. Man kann sogar auf den Übergängen zwischen den Waggons im Freien stehen. Genial. Das ist noch echtes Reisen...

Die völlig zerbombte Altstadt von Mostar
Die völlig zerbombte Altstadt von Mostar

Der Bahnhof ist weit entfernt von der Grenze, also gilt es zu laufen. Irgendwann kündigt sich die Grenze durch eine lange Autoschlange an. An der wir grinsend vorbeilaufen - macht nichts, später werden die Autofahrer grinsen, wenn sie uns, trampenderweise, überholen. Der Grenzübergang ist schnell erledigt. Dumm dastehen und trampen ist nicht meine Sache, also laufen wir los. Und wir laufen eine ganze Weile - alles in allem rund 10 Kilometer. Uns ist nicht ganz wohl dabei - ist das Gebiet minenfrei? Was laufen und fahren hier für Leute herum? Aber wir haben keine Wahl. Endlich erbarmt sich ein Student aus Sarajevo, der uns gleich mitteilt, dass wir wahnsinnig sein müssen, hier frei herumzulaufen.

Unterwegs sehen wir die ersten zerschossenen und niedergebrannten Dörfer - eine Einstimmung auf den Wahnsinn Mostar. Der Student nimmt uns bis Mostar mit, wo wir völlig erschöpft erstmal ein sehr neues Restaurant aufsuchen. Sieht doch gar nicht so schlimm aus hier, dachten wir anfangs. Bis wir die muslimische Altstadt auf der Suche nach einer Übernachtung durchqueren. Oh mein Gott. Alles ist völlig zerschossen. Wir wollen endlich unser Gepäck loswerden und finden nach langer Suche eine Pension. Die Familie sitzt quietschvergnügt im Wohnzimmer und begrüsst uns stürmisch. Ein lustiger Verein. Dann sehen wir uns die Stadt an. Wenn wir schon mal hier sind, können wir uns auch die ehemalige Frontlinie ansehen. Total durchlöcherte Wohnhhäuser, in denen Badewannen nur am Rohr noch befestigt in der Luft hängen. Aber selbst hier leben noch Leute. Ein furchtbarer Ort bei strahlend blauem Himmel. Was mich jedoch am meisten stört ist der Wettkampf im Kirchen- und Moscheenbau, nach dem Motto "Sieh her, mein Gotteshaus ist prächtiger und damit auch mein Gott!".

Aber die Altstadt war bestimmt mal schön, so viel ist klar. Doch wir wollen auch die ältere Geschichte erleben und begeben uns ins Türkische Haus. Der Besitzer ist sehr freundlich und erklärt uns das ganze Haus bzw. Museum bereitwillig. Zufällig mit uns ist ein in Deutschland aufgewachsener und ebenfalls sehr freundlicher türkischer Jugendlicher. Meiner Begleiterin wird flugs Haremskleidung angelegt ...mmmh, könnte einem gefallen. Zum Ende der sehr interessanten Führung fragen wir, was es kosten soll. Soviel, wie es uns wert ist. Nach dem Anblick der geschundenen Stadt diesen freundlichen Menschen zu treffen ist eigentlich unbezahlbar.

Abends laufen wir durch dunkle Gassen zu einer Art Imbissbude. Eins ist offensichtlich - irgendwie herrscht gedrückte Stimmung in der Stadt, man sieht viele verhärmte Gesichter. Noch in der Stadt blättern wir in unserem japanischen Reiseführer. Dort entdecken wir die Zeile "Es ist dringend davon abzuraten, nachts in Mostar ausser Haus zu gehen." Zu spät.

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Tag 6: Mostar ? Sarajevo

Hier gibt es noch viel zu tun
Hier gibt es noch viel zu tun

Wir belassen es bei einem Tag in dieser schönen, aber bedrückenden Stadt, und bewegen uns mit dem Bus nach Norden, genauer gesagt nach Sarajevo. Unterwegs sehen wir weitere zerstörte Dörfer und viel Armee in Form von IFOR-Truppen. Die spektakuläre Landschaft endet schliesslich im langen Talkessel von Sarajevo. Angeblich gibt es in ausrangierten Eisenbahnwaggons nahe des Bahnhofs eine billige Pension. Die finden wir schliesslich - geschlossen vor. Also laufen wir ins Stadtzentrum zu einer Privatzimmervermittlung, welche uns für teures Geld bei einem sehr alten Ehepaar einquartiert. Aber das ist besser als gar nichts, und ungefragt fängt der alte Herr an, über die Belagerungszeit zu erzählen. Warum die Bäume rund um die Stadt bis zu einer klar sichtbaren Linie gefällt wurden. Es sind nur wenige Stunden mit dem Bus, erst recht mit dem Flugzeug, bis Deutschland. Und doch ist diese Welt hier so fremd - nicht nur örtlich, sondern auch zeitlich weit entfernt.

Sarajevo ist eine wundervolle und vielschichtige Stadt. Viele Kriegsschäden wurden auch entfernt - sieht man mal von der Frontlinie südlich des Flusses ab, wo man hochmoderne Espressobars in von Kugeln durchsiebten Wohnhäusern findet. Der Traum einer multikulturellen Stadt, geplatzt im Granatenhagel. Und doch überwiegt in Sarajevo ein positiver Eindruck - mit Unterstützung zahlreicher Nationen, deutlich sichtbar an Bauschildern und Strassenbahnen usw., wurde die Stadt wieder zu grossen Teilen hergerichtet. Und wenn jemand vom Krieg genug hat, dann die Einwohner Sarajevos.

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Tag 7: Sarajevo ? Tuzla ? Osijek

Die Pfarrkirche von Osijek
Die rote Pfarrkirche von Osijek

Wir haben noch einen weiten Weg vor uns - da meine Begleiterin noch nie in Ungarn war, soll dies das nächste Ziel werden. Dazwischen liegt Kroatien. Der internationale Schnellzug von Sarajevo nach Budapest ist noch immer nicht in Betrieb, und so bleibt nur der Bus. Aber es gibt auch keinen direkten Bus nach Ostslawonien, dem schmalen Streifen Kroatiens zwischen Bosnien und Ungarn. Also müssen wir erst nach Tuzla, der ehemaligen UN-Schutzzone. Es geht durch Wälder und Hügel und Felder - das könnte genauso gut Thüringen sein - nach Norden. Wir sitzen ganz hinten im Bus und sind die einzigen Ausländer. Ich schaue kurz nach vorn und bemerke, wie eine Wespe durch die Dachluke fliegt. Sie kommt schnurstracks auf mich zu, dann sehe ich sie nicht mehr, verspüre aber Sekunden später einen stechenden Schmerz. Und sehe die Wespe wieder - sie fliegt schnurstracks ins Freie. Ich höre sie noch kichern. Das gibt es doch gar nicht - war die auf Ausländer abgerichtet!?

Viel Zeit bleibt uns nicht in Tuzla - wir laufen ein bisschen umher in der trostlosen Industriestadt, aber schaffen es nicht ins Zentrum. Schon fährt der nächste Bus weiter nach Norden. Vor der Grenze fahren wir durch riesige, staubige Märkte. An der kroatischen Grenze werden alle Passagiere ordentlich gefilzt, was ziemlich lange dauert. Bis wir endlich weiterfahren und, es ist schon früher Abend, Osijek erreichen. Dort bemerken wir, dass wir ein bisschen angeschmiert sind. Es gibt nur drei Hotels, mehr nicht - man kann wählen zwischen teuer, teuer und teuer. Also nehmen wir das teure Hotel. Liegt wenigstens direkt am zentralen Platz. Osijek ist so völlig anders als Zagreb oder Split oder Dubrovnik. In allen Belangen. Aber das macht den Abstecher auch interessant.

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Tag 8: Osijek ? Vukovar ? Pécs (Ungarn)

Wir beschliessen morgens, den kürzesten Weg nach Ungarn zu nehmen - in die nächstgrössere Stadt. Die heisst Pécs und ist laut Karte sowohl nicht weit entfernt als auch mit der Eisenbahn erreichbar. Und so laufen wir zum Bahnhof von Osijek und stellen fest, dass der Zug erst in vielen Stunden fährt. Es gilt also, Zeit totzuschlagen. Wir schauen am Busbahnhof nach, wohin all die Busse fahren. Ein Bus lässt den Motor an - wir schauen auf das Schild und lesen Vukovar. War da nicht was? Im Krieg? Wir springen in den Bus und brausen nach Osten. Die Stadt kündigt sich durch grosse und weitestgehend zerschossene Industriekombinate an. Die Fahrt dauert nicht mal eine Stunde. Wir springen aus dem Bus und laufen Richtung Donau. Der Anblick erinnert uns stark an Mostar - nur, dass es in Mostar allein entlang der Frontlinie so arg aussah. Vukovar war die Front - die ganze Stadt ist hinüber. Völlig durchsiebte Häuser, gekappte Schornsteine und das einstmals schöne, aber nunmehr im Inneren von Pflanzen eroberte Schloss Eltz. Hier hat man ganze Arbeit geleistet. Allein die Donau fliesst daher, wie eh und je, und auf der anderen Seite lockt das grüne, serbische Ufer. Um das Bild Ex-Jugoslawiens wenigstens ein bißchen zu verstehen, müssen wir dort rüber. Aber nicht heute.

Leider kein seltener Anblick in Vukovar
Leider kein seltener Anblick in Vukovar

Vukovar ist kein Ort zum Verweilen, und so nutzen wir den Luxus, mit dem nächsten Bus für immer aus Vukovar zu verschwinden. Obwohl es interessant wäre, diese Stadt in vielen Jahren wieder zu besuchen. Schweigend geht es zurück nach Osijek, und wir haben immer noch Zeit. So nehmen wir den erstbesten Zug nach Beli Manastir, denn das liegt an der Bahnlinie nach Ungarn. In Beli Manastir, schlicht und ergreifend ein Provinznest, laufen wir ein bisschen umher. Ein Polizist sieht uns aus dem Zug steigen und fragt sofort, was wir hier wollen. Als er hört, dass wir mit dem nächsten Zug nach Ungarn verschwinden, wird er freundlicher.

Der nahezu vollständig leere Zug entpuppt sich als Bummelzug. Die ungarischen Grenzer machen Scherze und fragen, ob wir unsere Pässe gestempelt haben wollen. Ich hänge meine Nase in den kaum spürbaren Fahrtwind und habe dazu gute zwei Stunden Zeit. Endlich in Pécs. Und endlich raus aus dem monotonen Flachland. Wir laufen schnurstracks zur Touristeninformation, um ein Privatzimmer zu suchen. Auf den ersten Blick eine sehr schöne Stadt! Man vermittelt uns ein Zimmer und schickt uns mit einer unvollendeten, kleinen Stadtkarte auf den Weg. Dumm nur, dass kaum Strassennamen eingezeichnet sind und auch die Pension falsch eingetragen wurde. Ich verlaufe mich nur selten, aber wenn dann richtig. Nach mehr als einer Stunde fanden wir es endlich - und die Dame des Hauses erklärt, dass die Plätze nunmehr schon vergeben sind. Aber ihre Bekannte, sie sei zwar etwas alt, lebt in der Vorstadt und habe ein Zimmer.

Ich wollte schon immer in einer ungarischen Vorstadt übernachten - ist wenigstens weit weg vom Geschehen. Wir finden das farblose Quartier überraschend schnell. Die alte Dame muss um die 80 Jahre alt sein, so auch die Wohnungseinrichtung, und spricht kein Wort ausländisch. Aber sie redet und redet - und sie klingt genau wie das Fünfte Element aus dem gleichnamigen Film. "Vendéglõ!?" (Restaurant) werfe ich ihr zu, denn wir haben einen Mordshunger. Das Wort erregt einen weiteren Wortschwall. Aber irgendwie kommen wir doch ins Geschäft und finden den passenden Ort für eine mehr als ausreichende, sprich ungarische Atzung. Die Innenstadt ist leider zu weit weg, aber wir sind sowieso fertig mit diesem Tag.

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Tag 9: Pécs ? Szeged

Wie Phönix aus der Asche: Szeged
Wie Phönix aus der Asche: Szeged

Früh am Morgen verabschieden wir uns von der alten Dame, mit der wir uns wirklich prächtig verstanden haben, auch wenn wir eigentlich nichts verstanden haben. Aber der gute Wille zählt ja. Mit dem Bus geht es zurück ins Zentrum, Wo wir die schöne Stadt auf uns einwirken lassen können. Pécs ist, wie zuvor Kotor, naja, nicht ganz, eine echte Überraschung und auch kein bißchen überlaufen. Die wenigen verbliebenen osmanischen Elemente im Stadtzentrum sind gut eingebunden und ergeben eine interessante Atmosphäre. Nach einigen Stunden ausgedehnten Stadtspaziergangs marschieren wir zurück zum Bahnhof, bzw. dem Busbahnhof. direkt daneben. Nach Serbien - geht nicht, Visa ist nicht beschaffbar. Rumänien? Wäre machbar, aber wir könnten dort nur maximal zwei Tage bleiben, und das lohnt nicht. Szeged in Südungarn erscheint jedoch lohnenswert, und so setzen wir uns in den Bus nach Szeged.

Auch das sollten wir nicht bereut haben. Gut, die Stadt ist fast vollständig bei einem Hochwasser Ende des 19. Jhd. weggespült worden, aber was da mit zu damaliger Zeit sensationeller internationaler Zusammenarbeit aus den Fluten gestampft wurde, läßt sich durchaus sehen. Einzig die Votivkirche im Zentrum ist erstaunlich hässlich und wird umgehend in "Lebkuchenkirche" umbenannt. Aber wir haben wieder etwas Pech mit der Unterkunft - dort, wo wir übernachten wollten, wurden wir brüsk abgewiesen. Wir suchen ein Studentenwohnheim auf, und dort kommen wir in einer Kemenate unter. Schade, daß kaum andere Studenten da sind, sonst hätte man ja vielleicht etwas unternehmen können. So streunen wir allein durch die Strassen auf der Suche nach Kurzweil. Ach ja - wir haben nach Szegediner Gulasch gesucht. Scheint es überall zu geben, nur nicht in Szeged.

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Tag 10: Szeged ? Budapest

So richtig will ich nicht noch mal nach Budapest. Aber es ist zwölf Jahre her, dass ich dort war. Und allzu viel ist davon auch nicht mehr in Erinnerung. Damals war es eine geschichtsträchtige Zeit - die DDR löste sich langsam auf, und die Vorbeben waren deutlich in Ungarn zu spüren, als irgendwelche Leute Flugblätter verteilten, auf denen verkündet wurde, dass die Grenze zu einem uns allen bekannten Alpenland während eines Festes geöffnet wird. Zurück nach Ungarn. Meine Begleiterin war noch nicht in Ungarn und damit natürlich auch noch nicht in Budapest. Und da es so schön auf dem Weg liegt...

Rumänische Musiker auf dem Burghügel
Rumänische Musiker auf dem Burghügel

Mit einem Expresszug geht es direkt in die Hauptstadt. Zwecks Übernachtung konsultieren wir unseren Reiseführer und machen ein billiges Hostel aus. Am Bahnhof der Hauptstadt werden wir sofort von diversen Leuten belagert, die uns irgendwelche Hotels unterjubeln wollen. Auch vor dem Bahnhof werden wir angesprochen - und drückt uns Gutscheine für exakt die Herberge in die Hand, zu der wir sowieso schon wollen.

Es gab zwei Gründe für die Wahl der Unterkunft - ein vernünftiger Preis und die 24-Stunden-Bar. Seit Dubrovnik haben wir keine anderen Reisenden mehr gesehen - höchstens mal eine Rentner-Reisegruppe. Uns dünkte es nun nach ein wenig Gesellschaft. Aber das Hostel ist furchtbar eng, mit Kinder-Holzpritschen ausgestattet und reichlich laut. Jetzt waren wir aber nun mal da und beliessen es dabei. Ein stundenlanger Spaziergang durch die Hauptstadt bei schönem Wetter entschädigt durchaus. Ja, Budapest ist eine schöne, pulsierende Stadt. Wahrscheinlich bekommt man aber als Durchreisender die wirklich schönen Viertel nicht mit. Das dürfte aber bei jeder Großstadt der Fall sein.

Nach einem ausgiebigen Abendessen lassen wir uns in der Hostelbar nieder. Da ist wirklich viel los - Traveller aus aller Herren Länder feiern ausgelassen. Richtig seltsam, nach all den vergleichsweise ruhigen Orten zuvor. Eins fällt aber immer wieder auf - fast alle nehmen die gleichen Routen. Kaum jemand bricht aus der Reihe und fährt auf gut Glück in einen Ort, der in keinem Reiseführer erwähnt wird. Schade eigentlich - aber man hat es ja selbst auch oft so gemacht. Auf zu neuen Ufern, kann man da nur sagen. In der Bar erfahren wir jedoch von jemandem, daß Serbien ausnahmsweise seine Grenzen für drei Monate aufgemacht hat. Diese Info kommt etwas zu spät.

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Tag 11 & 12: Budapest ? Esztergom ? Szentendre ? Budapest

Vor der Kathedrale von Esztergom
Vor der Kathedrale von Esztergom

Den elften Tag dieser Reise verbringen wir wie echte Touristen und durchstreifen nochmals die Stadt - sowohl Buda, als auch Pest und Óbuda werden stundenlang erlaufen. Obwohl nun schon anderthalb Tage in der Stadt, kratzen wir eigentlich nur an der Oberfläche. Aber es ist schön erholsam, auch durch die ganzen Parks zu streifen. Auf dem Burgberg findet ein nettes Festival statt - mit rumänischen Volksmusikanten und Mittelaltermarkt. Das macht die Sache etwas abwechslungsreicher. Rund um den Szabadság-Platz südlich des Parlamentsgebäudes stossen wir auf einige wunderschöne Art Noveau-Gebäude. Zumindest für mich das Highlight des Tages.

Den nächsten Tag nutzen wir dazu, etwas in der Umgebung herumzufahren. Und so fahren wir mit einem Bummelzug nach Esztergom im Norden. Eine nette Kleinstadt mit einer riesengrossen Kirche nebst sehr bemerkenswerter Krypta. Auf der anderen Seite des Flusses liegt die ?Slowakei - die ist aber ohne Visum für meine Begleiterin tabu. Was sich hoffentlichbald ändern wird. Nach einer ausgiebigen Besichtigung des doch recht kleinen Ortes geht es weiter mit dem Bus entlang des Donauknies. Ziel ist die Kleinstadt Szentendre nördlich von Budapest - ein ziemlich netter, aber völlig überlaufener Ort, aus dem wir schnell wieder fliehen. Die dritte Nacht in der engen, lauten Behausung soll auch die letzte in Budapest sein - die Stadt ist nett, aber in den nächsten Jahren muss ich nicht noch mal unbedingt hierher.

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Tag 13: Budapest ? Ljubljana

Letztes Ziel dieser Reise soll Slowenien sein. Das ist Land Nummer 5 nach nur knapp zwei Wochen. Mein Gott, wir flitzen nur so durch die Gegend auf traditionelle japanische Art und Weise. Aber die Zeit haben wir genutzt und viel gesehen - soviel ist klar. Es gibt zwei Arten, zu Reisen - langsam und gemächlich, vielleicht sogar zu Fuss oder mit dem Fahrrad.

Doppelte Treppe im Schlossturm von Ljubljana
Doppelte Treppe im Schlossturm von Ljubljana
Man sieht viel von einer Gegend und lernt sie richtig kennen. Braucht aber auch viel Zeit. Oder man reist kreuz und quer und manchmal in grossen Schritten - man erhascht zum Teil nur einen oberflächlichen Blick, kann aber Vergleiche anstellen und vielleicht lassen sich die Momentaufnahmen ja später wie ein Puzzle zusammensetzen.

Nun soll es also von Budapest mit dem Schnellzug nach Ljubljana gehen. Und am Fahrkartenschalter werden wir erstmal geschockt. Da kostet die Fahrkarte tatsächlich um die 45 € - hin und zurück, denn die einfache Fahrt wäre dank eines abstrusen Rabattsystems noch teurer. Und so trösten wir uns damit, daß wir die Fahrkarten vielleicht in Ljubljana an andere Reisende verscherbeln können. Der Zug ist sehr modern, ziemlich bequem aber auch voll. Und so geht es im klimatisierten Wagen erst durch Westungarn, dann ins bergigere Slowenien. Nach vielen Stunden fahren wir durch Maribor - Sloweniens zweitgrößte Stadt, über die man komischerweise nie etwas hört. Ob es sich lohnt, hier auszusteigen? Aber nun haben wir schon mal die Fahrkarten bis Ljubljana. Dort kommen wir - nach gut neun Stunden - endlich an. Ein Hotel ist schnell gefunden. Die Zeit reicht gerade noch für einen kurzen Spaziergang, und schon wird es Nacht...

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Tag 14: Ljubljana ? Bled ? Ljubljana

Einer der Gründe schlechthin, nach Slowenien zu fahren, ist angeblich Bled und der gleichnamige See im Nordwesten des Landes nahe der Grenze zu Österreich. Denken nicht nur wir, sondern auch viele andere Reisende, die mit uns im Bus sitzen. Die Fahrt dauert nicht allzu lange, und man nähert sich deutlich erkennbar den Julischen Alpen und dem fast dreieckigen Triglav .

Prächtiges Wolkenspiel am See von Bled
Prächtiges Wolkenspiel am See von Bled

Vom Busbahnhof laufen wir durch den kleinen Ort, in dem sich lauter schicke Hotels und Restaurants aneinanderreihen. Dann stehen wir vor dem See und sind beeindruckt - deshalb kommen so viele Leute hierher! Glasklares, mal Blau und mal Grün schimmerndes Wasser. Eine nette Insel nebst Kirche in der Mitte des Sees. Und ganz viel Umgebung drumherum. Es ist Mittagszeit, und so essen wir in einer eher billig aussehenden Gaststätte an der Uferpromenade. Die Qualität ist eher mässig, aber dafür sind die Preise weit über dem Durchschnitt. War ja klar. Wir laufen aus dem Ort heraus, um den See zu umrunden. Keine weite Strecke, und man findet gegenüber des Ortes sogar ein ruhiges Plätzchen. Auf einer Karte erkennen wir, dass es einen Bahnhof gibt. Dort laufen wir hin, aber es gibt keinen brauchbaren Zug. Und so laufen wir querfeldein zurück zum Busbahnhof.

Abends gelüstet es uns nach Unterhaltung, und so laufen wir eine nette Fußgängerzone entlang auf der Suche nach einer Bar oder ähnlichem. Wir finden auch eine - aus dem Inneren ertönt sowas wie Punkmusik. Ein netter, kleiner Club? In der Bar sitzen ein paar seltsame Gestalten. Die Bedienung ist freundlich, aber irgendwie reserviert. Wir bestellen ein Bier. Irgendwann sind Textfetzen der Musik deutbar, und ich erschrecke mich gewaltig. Von wegen Punk - das ist Nazimusik von der übelsten Sorte, und zwar auf Deutsch. Mitten in Ljubljana sind wir in eine Faschokneipe geraten. Slowenische Nazis - was für eine Ironie. Nun heisst es kühlen Kopf bewahren - wir trinken etwas schneller als sonst das Glas aus, zahlen und gehen, so gelassen wie möglich, gen Ausgang. Immerhin ist meine Gefährtin aus Japan - das kommt nicht gut. Die suspekten Gestalten rufen etwas und - werfen meiner Gefährtin eine leere Dose hinterher. Ich überlege einen kurzen Moment, ob ich den Idioten mal ebend auf Deutsch erklären soll, was Hitler von Slawen im Allgemeinen hielt. Angesichts der Übermacht und der Tatsache, daß ich nicht weiß, ob meine Auslandskrankenversicherung noch gültig ist, lasse ich es lieber. Was bleibt ist die nüchterne Bestätigung, daß es überall auf der Welt sehr kranke Menschen gibt. Und ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Gefährtin.

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Tag 15: Ljubljana ? Koper ? Trieste ? Ljubljana

Ljubljana liegt wirklich schön zentral - es gibt viel, was man innerhalb eines Tages sehen kann. Mich reizt Trieste - ist zwar nicht Slowenien, aber sobald ich die Möglichkeit habe, nach Italien zu fahren, ergreife ich sie. Das soll der fünfte !? Ausflug nach Italien werden. Fünf mal in Italien, und trotzdem noch nie in Rom, Mailand, Venedig oder Neapel gewesen. Stattdessen in Orten wie Melazzo, Bari, Padova und nun ebend Trieste. Ein Bus bringt uns dazu erstmal nach Koper an die Küste, ein weiterer ins Zentrum von Trieste. Nun aber haben wir den Balkan endgültig verlassen - in Trieste herrscht gewohntes italienisches Verkehrschaos. Erstaunlich, wie sehr die Gegend um die Stadt boomt.

Am Canale von Trieste...
Am Canale von Trieste...

Was uns in Trieste verblüfft, ist eine prächtige russisch-orthodoxe Kirche. Überhaupt bietet die Stadt einen witzigen Stilmix. An einem Abschnitt sieht es aus wie in Venedig (nun ja, so wie ich es von Bildern her kenne), an einem anderen eher habsburgisch. Der Genuss eines grossen Tellers Parmaschinken mit Melone allein rechtfertigt den Kurzbesuch. Und das ganze auch noch ohne Coperto. Die Stadt ist erstaunlich gross und vom Aufbau ziemlich chaotisch. Das bestätigt sich auch bei einem Blick von der Festung. Nach etlichen Stunden, die wir wirklich gut genutzt haben, ziehen wir wieder zum Busbahnhof und fahren über Koper zurück.

Beim abendlichen Bummel entlang des Flüsschens Ljubljanica entdecken wir eine Pizzeria, die irgendwie interessant aussieht. Da wir ja nun schon mal tagsüber in Italien waren, können wir den Abend ruhig auch so beschliessen. Es gibt zwei Pizzagrößen - normal und groß. Wir entscheiden uns für die normale Größe und glauben an einen Scherz, als man uns zwei Wagenräder bringt. Fast 50 cm Durchmesser sind eine Kampfansage. Wer die Herausforderung liebt - der Laden heisst Ljubljanski Dvor. Man muss aber gestehen, daß die Qualität hervorragend ist. Ich staune noch heute, daß ich die Pizza geschafft habe. Der Kellner kommt irgendwann wieder und sagt, als er die nur halb fertige Pizza meiner Begleiterin sieht, "Na, das ist doch ZU groß, oder?". Da hat er recht. Schade, daß wir die große Variante dieser Pizza nicht gesehen haben.

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Tag 16: Ljubljana ? Postojna ? Ljubljana ? München

Das soll es also schon gewesen sein - der letzte Tag bricht an. Kurz vor Mitternacht fährt unser Nachtzug nach München ab. Bis dahin haben wir noch ziemlich viel Zeit. Slowenien ist bekannt für seine Karstlandschaft. Die wiederum wird dem Besucher hauptsächlich in zwei Höhlensystemen präsentiert. Die natürlichere der beiden ist allerdings schwer ohne eigenes Auto oder Fahrrad erreichbar, und so müssen wir zu der Höhle, zu der Jeder fährt. Postojna nennt sich der Ort. Heerscharen von Touristen machen es unmöglich, den Eingang zu verfehlen. Und wir sind in Disneyland gelandet. Mit einer putzigen Bahn (Achterbahn!? oder Geisterbahn!?) geht es hinab ins Dunkle. In grossen Gruppen werden wir durch die stellenweise arg beschädigten Höhlen gescheucht. Nach 1½ Stunden ist der Spuk endlich vorbei.

Die Zeit reicht für einen weiteren, ausgiebigen Stadtrundgang in Ljubljana, bevor wir uns zum Bahnhof begeben. Das war ein richtig erholsames Ende für diese Reise. Ein Schnupperkurs zum Thema Balkan. Den wir mit Sicherheit in Bälde wieder heimsuchen werden. Mit dem ziemlich überfüllten Nachtzug geht es zurück nach München. Und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich die Gelegenheit, mir München etwas anzusehen. Jaja, zu den wüstesten Orten fahren, aber die eigene Heimat nicht kennen... Aber jetzt fehlt ja nur noch Saarbrücken. Und Dortmund. Und Trier. Usw. Fortsetzung folgt.

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