KantoTokyo-toTokyo: Koganei-shi

Tokyo: Koganei-shi

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Region: 関東 Kantō
Präfektur: 東京 Tokyo

小金井市 Koganei-shi

2 von 5 Sternen: Kann man Sehen, muss man aber nicht

Name:

Koganei. Das „i“ muss als einzelner Laut gelesen werden – also „koGAne-i“. Die Schriftzeichen bedeuten „klein“, „Geld/Gold“ und „Brunnen“. Einer Entstehungsgeschichte zufolge wurde der Ort früher 黄金井 gelesen – „kogane“ ist das Gold, und zusammengesetzt bedeutete der Name, das hier so viel gutes Wasser entspringt, dass das Land Gold wert ist.

Lage:

Koganei liegt gut 20 Kilometer westlich des Kaiserpalastes. Die Stadt grenzt im Süden an Fuchu, im Westen an Kodaira, im Norden an Tanashi und im Osten an Musashino und Mitaka. Die Stadt liegt beidseitig der bedeutenden Chuo-Bahnlinie.

Koganei – Allgemeines

Die Präfektur Tokyo besteht aus 23 Sonderbezirken („ku“), 26 Städten („shi“), einer Gemeinde („gun“) sowie mehreren abgelegenen Inseln. Koganei-shi ist eine dieser Städte und befindet sich außerhalb des Stadtzentrums von Tokyo. Die Stadt ist rund 11 Quadratkilometer gross und hat gut 125’000 Einwohner – Tendenz immer noch steigend. Vor einhundert Jahren war hier noch alles voller Reisfelder, mit einem gelegentlichen Gehöft hier und dort. Die starke Bevölkerungszunahme begann mit dem Bau der Bahnlinie, die hier 1926 den Betrieb aufnahm und damit die Fahrzeit zum Zentrum der Stadt erheblich verkürzte.

Die kerzengerade Chuo-Linie, die Tokyo mit dem Westen der Präfektur Tokyo (und schliesslich Yamanashi) verbindet, zerschneidet Koganei in einen Nord- und einen Südteil, die fast gleich gross sind. Die einzigen zwei Bahnhöfe besagter Bahnlinie sind Musashi-Koganei (Musashi ist der alte Name dieser Region) und Higashi-Koganei (Ost-Koganei), und rund um diese Bahnhöfe gibt es auch die meisten Geschäfte, Bars und Restaurants. Der Rest der Stadt besteht aus Wohngebieten, Universitätscampus (zum Beispiel der Tokyo Gakugei Universität) sowie diversen Parks. Durch den Süden der Stadt fliesst der 野川 Nogawa (Gawa=Fluss), wobei es sich eher um einen Bach handelt. Längere Strecken des Deiches sind baumbestanden – darunter gibt es auch etliche Kirschbäume, was besonders während der Kirschblüte Ende März/Anfang April überwältigend aussieht und von den Anwohnern für laustarke Picknicks (花見 hanami) genutzt wird.

Edo-Tokyo Freilichtarchitekturmuseum

Ganz im Norden von Koganei liegt der gleichnamige Stadtpark. Dieser ist immerhin 0.8 Quadratkilometer gross (also einen Kilometer mal 800 Meter) und hat unter anderem Waldstücke, Kinderspielplätze, Grillplätze, zahlreiche Sportanlagen – und den 江戸東京たてもの園 Edo-Tokyo Tatemono-en, auf Englisch offiziell Edo-Tokyo Open Air Architectural Museum genannt. Dieses Freilichtmuseum ist eine Zweigstelle des famosen Edo-Tokyo-Museums in Sumida-ku.

Für Ghibli-Fans hält das Museum einen kleinen Leckerbissen bereit: Hier findet man die Vorlage für den Arbeitsraum des sechsarmigen Kamaji, dem „Kesselopa“, der in dem Meisterwerk „Chihiros Reise ins Zauberland“ die heissen Quellen am Laufen hält und diverse Kräuter aus dutzenden kleinen Schubladen holt. Der Nachbau des 武居三省堂 Takei Sanseidō-Schreibwarenladens erinnert sofort an den Film und lässt Kamaji problemlos vor dem geistigen Auge erscheinen.

Im Schreibwarenladen, der zur Vorlage des Ghibli-Films wurde
Im Schreibwarenladen, der zur Vorlage des Ghibli-Films wurde

Und nicht nur das — auch das 銭湯 sentō (Öffentliches Bad) diente als Vorlage für „Chihiros Reise ins Zauberland“. Das Freilichtmuseum in seiner heutigen Form öffnete 1993 seine Pforten, aber es gab bereits seit 1954 einen Vorgänger. Insgesamt wurden mehr als 30 Gebäude aus den verschiedensten Epochen und Stadtteilen Tokyos hier in liebevoller Arbeit wiederaufgebaut – und das beschränkt sich nicht nur auf japanische Architektur. Hier steht unter anderem auch die „Lalande-Residenz“, gebaut vom deutschen Architekten Georg de Lalande, der 1903 ein Architekturbüro in Yokohama übernahm und bis zu seinem frühzeitigen Tode 1914 in Japan zahlreiche Bauten entwarf (so auch das japanische Regierungsgebäude in Seoul, da ja Korea ab 1905 japanisches Protektorat und ab 1910 japanische Kolonie war).

Erinnert aus gutem Grund an Deutschland: Die Lalande-Residenz

Das Museum ist in verschiedene Bereiche unterteilt. Die zentrale Zone beherbergt das Besucherzentrum, untergebracht in dem hierher verlegten 光華殿 Kōkaden, eine Festhalle, die 1940 zum 2600-jährigen kaiserlichen Jubiläum am Kaiserpalast aufgebaut und ein Jahr später hierher verlegt wurde. In der Westzone findet man sowohl ganz alte japanische Häuser als auch europäisch geprägte Architektur aus der Zeit um 1900. Die Ostzone ist besonders fotogen – hier wurden zahlreiche alte Geschäfte aus der Vorkriegszeit originaltreu aufgebaut – sowie das 子宝湯 Kodakara-yu, ein öffentliches Bad mit interessanten Fresken, das 1929 in Senju im Stadtviertel Adachi-ku gebaut wurde (siehe Foto oben).

Das Kodakara-Bad im Freilichtmuseum von Koganei

Das Freilichtmuseum ist von 9:30 bis 17:30 (im Winter 16:30) geöffnet, am Montag ist jedoch grundsätzlich zu (falls der Montag ein Feiertag ist, ist am folgenden Tag geschlossen). Der Eintritt kostet 400 Yen. Rund 3 Stunden sollte man für einen halbwegs guten Einblick einplanen. Es fahren zahlreiche Busse der Seibu-Buslinie und Kanto-Buslinie vom Nordausgang des Bahnhofs Musashi-Koganei.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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