TohokuIwateTono (Tōno) - Stadt der Legenden

Tono (Tōno) – Stadt der Legenden

-

Lage von Iwate
Region: 東北 Tōhoku
Präfektur: 岩手 Iwate

遠野 Tōno

2 von 5 Sternen: Muss man nicht unbedingt hin
Name:

Tono (korrekt transkribiert: Tōno – das „ō“ wird lang gesprochen). Wörtlich „Entferntes Feld“. Das trifft es auch ziemlich auf den Punkt, denn Tōno liegt weitab der alten Handelsrouten.

Lage:

Tōno liegt in einem Talkessel im Süden der Präfektur Iwate zwischen Küste und der Hauptverkehrsachse durch die Präfektur. Nahe der Stadt befinden sich bis fast 2’000 Meter hohe Berge.

Ansehen:

Das Folkloremuseum und einige der alten Bauernhäuser in der Gegend. Die Stadt selbst ist weniger interessant.

Tono – Beschreibung

Tono ist eine Kleinstadt im gleichnamigen Talkessel mitten in den Bergen in der Präfektur Iwate. Das Stadtgebiet ist rund 825 km² gross und hat knapp 30’000 Einwohner – Tendenz stark rückläufig. Das Tal war früher, bis zum Zweiten Weltkrieg, für seine Pferdeproduktion bekannt. Ansonsten hatte der Ort nie eine besondere Bedeutung – Tōno liegt einfach zu weit entfernt von der Küste und den grossen, alten Handelswegen.

Panorama von Tōno und Umgebung
Panorama von Tōno und Umgebung

Bekannt ist die Region um Tōno jedoch für seine Märchen und legendären Kreaturen. Die bekannteste Kreatur dürfte der 河童 Kappa sein. Über seine Gestalt gibt es verschiedene Ansichten – alle eint jedoch, dass der Kappa im bzw. bei Flüssen wohnt, menschenähnlich aussieht und auf dem Kopf eine kleine Vertiefung hat. Darin befindet sich eine Flüssigkeit, die dem Kappa besondere Kräfte verleiht. Die benutzt er dazu, einsam umher wandernde Menschen zu Boden zu ringen und ihnen anschliessend die Eingeweide aus dem Allerwertesten herauszuziehen.

Tōno: Der kleine Bahnhof
Tono: Der kleine Bahnhof

Nein, in punkto Legenden ist man auch in Japan nicht zimperlich. Jedoch: Auch der Kappa kennnt ein gewisses Mass an Höflichkeit. Deshalb der überlebensnotwendige Tipp bei einer Begegnung mit dem Kappa: Höflich verbeugen. Der Kappa erwidert die Verbeugung und kippt damit die Flüssigkeit auf seinem Kopf aus – und wird damit seiner Zauberkräfte verlustig. Ganz einfach. Eine andere, allerdings etwas weniger bekannte Fabelfigur ist die 座敷童子 Zashiki-Warashi – kleine Hausgeister, welche die dort lebende Familie beschützen (oder auch nicht, wenn sie verärgert wurden).

Hauptstrasse von Tōno
Hauptstrasse von Tōno

Diese und andere Legenden machen Tōno in ganz Japan berühmt. Die Stadt als solche ist eigentlich völlig uninteressant, aber im Stadtgebiet gibt es zum Beispiel den カッパ淵 Kappa-fuchi – ein Stück naturbelassener Bachlauf, an dem sich angeblich häufig Kappa herumtreiben. Im Stadtzentrum gibt es zudem das とおの昔話村 Tōno Mukashibanashi-Mura – ein Komplex alter Häuser, in denen man sich über das Leben früher und einige der Legenden und deren Entstehung informieren kann.

Im Dorf der Folkloregeschichten
Im Dorf der Folkloregeschichten

Im Stadtgebiet (welches, wie oben erwähnt, sehr gross ist) gibt einige weitere Sehenswürdigkeiten – zum Beispiel das 千葉家の曲り家 Chiba-ke no Magariya – ein grosses, L-förmiges altes Holzhaus mit Reetdach, oder auch das 遠野ふるさと村 Tōno-Heimatdorf mit einigen traditionellen Häusern. All diese Sehenswürdigkeiten sind allerdings über ein recht grosses Gebiet verteilt. Das kann man – so nicht im Winter – mit dem Fahrrad abklappern (man kann sich zum Beispiel am Bahnhof Fahrräder ausleihen, und seltenerweise gibt es in Tōno sogar richtig gute Radwege) oder mit einem Leihwagen. Man kann sich auch ein Taxi mieten – eine 1-stündige Tour kostet 5,000 yen, aber es gibt auch 2 und 3-stündige Touren, die entsprechend teurer werden.

Nabekura-Aussichtsturm im alten Schlosspark
Nabekura-Aussichtsturm im alten Schlosspark

Tono sollte man besser nicht im Winter (jener ist relativ lang in dieser Gegend) besuchen – die Tage sind sehr kurz, es wird sehr kalt und unwirtlich. Man sollte sich auch nicht allzu viel von der Stadt versprechen. Wie eingangs erwähnt, ist die Stadt selbst eher uninteressant, und die wenigen Sehenswürdigkeiten sind in der Hauptsaison ziemlich überlaufen. Andererseits ist Tōno freilich interessant, da es sehr abgelegen und noch immer sehr traditionell ist.

Gepflegte Strasse im Zentrum von Tono
Gepflegte Strasse im Zentrum von Tono

Anreise

Die 釜石線 Kamaishi-Linie fährt von Kamaishi an der Küste bis nach 花巻 Hanamaki und von dort in einigen Fällen weiter bis Morioka. Unterwegs hält dieser Zug in 新花巻 Shin-Hanamaki (shin=neu) – dort halten auch die Shinkansen. Von Kamaishi bis Tōno braucht der Schnellzug rund 45 Minuten, die einfache Fahrt kostet 820 Yen. Nach Hanamaki braucht der Zug eine knappe Stunde und kostet ebenfalls 820 Yen. Die gesamte Strecke ist landschaftlich sehr sehenswert.

Übernachtung

Nördlich des Bahnhofes von Tono (das Zentrum ist im Süden) befindet sich die Herberge (minshuku) とおの屋 Tōno-ya, die nebenher ihren eigenen Sake (gennannt Doburoku) herstellt. Die Zimmer sind schlicht und typisch für eine Minshuku. Für eine einfache Übernachtung bezahlt man 3’500 Yen; für eine Übernachtung mit Abendessen 6’000 Yen. Da es nicht allzu viele Restaurants in Tōno gibt und das Essen sehr gut ist, ist eine Buchung mit Abendessen auf jeden Fall nicht verkehrt. Die Adresse: 岩手県遠野市材木町2-17 Iwate-Ken Tōno-shi 2-17 Zaimoku-chō, Telefon: 0198-62-4395. Die Webseite – sogar mit englischer Version – befindet sich hier.

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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