KantoTokyo: Koto-ku

Tokyo: Koto-ku

-

Lage von Koto
Region: 関東 Kantō
Präfektur: 東京 Tokyo

江東区 Kōtō-ku (koto)

4 von 5 Sternen: Sehenswert!
Name:

„Kōtō (Koto)“ bedeutet Osten der Mündung – gemeint ist der Teil östlich des Sumida-gawa 隅田川 (Sumida-Flusses).

Lage:

Am Nordrand der Bucht von Tōkyō zwischen den Flüssen Sumida-gawa und Arakawa (der Sumida ist ein Nebenarm des Arakawa). Fast der komplette Bezirk ist auf Neuland gebaut und zählt im Falle eines Erdbebens zu dem gefährlichsten Bereich der Stadt. Liegt ausserhalb der Yamanote-Linie. Kōtō-ku ist 39.2 km² gross – Tendenz steigend, denn neue Inseln sind in Bau – und hat 361’000 Einwohner, da der Südteil fast vollständig aus Industrie- und Hafengelände besteht.

Blick über die Neulandinseln des Koto-Distrikts in Tokyo
Blick über die Neulandinseln des Koto-Distrikts in Tokyo
Ansehen:

Die Neulandinseln. Das Museum für Zeitgenössische Kunst (Gendai bijutsukan 現代美術館). Das gigantische Sumidagawa-Feuerwerk (Hanabi) ganz im Nordwesten von Koto-ku – mehr dazu siehe unter Tokyo – Sumida. Am letzten Samstag im Juli – selbst wenn es regnet. Die Olympischen Spiele im Jahr 2020 – 12 der 37 Wettkampfstätten befinden sich im Koto-Bezirk. Tokyo Big Site. Die Tokyo Gate Bridge

埋立地 Neuland

Die neueste Insel und ehemalige Mülldeponie
Die neueste Insel und ehemalige Mülldeponie

Seit der Meiji-Zeit wurden in der Bucht von Tokyo massiv Neulandinseln angelegt – schliesslich ist die Bucht relativ flach und Land knapp. Bei den älteren Neulandinseln – sie beginnen unweit der Ginza – merkt man kaum, dass man auf künstlichem Land steht. Am besten sind die Neulandgebiete vom Nihon Terekomu Sentaa 日本テレコムセンター (Nihon Telecom Center) zu sehen – einem gigantischen Neubau unweit von Odaiba, zu erreichen mit der Yurikamome-Linie ゆりかもめ線. Das ganze geht nicht ohne Probleme ab. Wie das Erdbeben von Kōbe gezeigt hat, sehen die Neulandinseln bei schweren Erdstössen schlecht aus – das Material wird dynamisch und aufgrund geringer werdender Zwischenräume fast flüssig – die darauf stehenden Gebäude gehen schlichtweg unter (ekijōka 液状化).

Momentan werden zwei neue – aufgrund bereits fehlenden Platzes vielleicht die letzten – Neulandinseln erbaut. Aufgefüllt werden sie mit nicht brennbarem Hausmüll der Stadt. Die Faulgase werden in einem kleinen Methangaskraftwerk verarbeitet. Und – Premiere! – zwei Windkrafträder gibt es hier seit kurzem – die ersten in Tokyo. Die beiden Inseln haben noch keinen richtigen Namen.

青海 Ōmi & 有明 Ariake

Blick auf die Insel Ariake 有明
Blick auf die Insel Ariake 有明

Die westliche Neulandinsel von Kōtō-ku heisst Ōmi 青海, auf der sich auch Odaiba お台場 befindet. Aber hier hat man ein Problem – man findet keine Bauherren. Klassischer Fall von Fehlplanung und kein Wunder bei den exorbitanten Bodenpreisen. Weitere Inseln sind u.a. Ariake 有明, Toyosu 豊洲, Tatsumi 辰巳 – fast alle sind Hafen- und Handelsgebiete. Entlang der Mündung des Arakawa-Flusses liegt Wakasu 若洲 – auf welcher sich unter anderem ein Campingplatz (!) und ein Golfplatz befinden. Nördlich davon liegt Shinkiba 新木場 – der „Neue Holzplatz“, vor dem immer noch importierte Holzstämme in rauhen Mengen im Wasser gelagert werden.

Nördlich davon liegt die Insel Yume no shima 夢の島 – die „Trauminsel“. Kein schlechter Name für eine ehemalige Müllkippe! Heute findet man auf Yume no shima einen Tropischen Botanischen Garten. Die Inseln kann man schön sehen, wenn man mit der Keiyō-Linie 京葉線 vonTokyo nach Chiba fährt.


Koto-ku spielt bei den Olympischen Sommerspielen im Jahr 2020 eine wichtige Rolle – 12 von 37 olympischen Stätten liegen in diesem Bezirk, und salopp gesagt kommen die Olympischen Spiele gerade richtig, denn weite Flächen der Neulandinseln von Koto liegen seit Jahrzehnten brach. In punkto Sport hat man zudem eine gewisse Tradition aufzuweisen — so wird die Tennisanlage von Ariake schon lange als Bühne für internationale Tennisturniere benutzt. Und inmitten all der Hafenanlagen, Wohn- und Industrieviertel gibt es sogar einen Golfplatz – auf der Yume-no-shima, gleich hinter Tokyos größtem Heliport. An dieser Stelle beginnt auch eine weitere, ziemlich neue Attraktion der Stadt – eine gewaltige Brücke.

東京ゲートブリッジ Tokyo Gate Bridge

Zwei Wochen vor der feierlichen Eröffnung des Tokyo Sky Tree im Februar 2012 wurde ein ebenfalls massives, neues Bauwerk eingeweiht: Die Tokyo Gate Bridge. Diese verbindet die Insel Yume-no-shima in Koto mit der ehemaligen Müllinsel 中央防波堤外側埋立地 Chūō Bōhatei Sotogawa Umetatechi, von wo es dann unterirdisch weitergeht bis nach Kawasaki. Das Monstrum ist 2’618 Meter lang, und die Entfernung zwischen zwei zentralen Brückenpfeilern beträgt immerhin 440 Meter. Auf der Koto-Seite gibt es einen Fahrstuhl bis nach oben, und dort kann man auch ein Stück weit auf der Brücke laufen — man kann sie aber nicht gänzlich zu Fuss überqueren. Die Aussicht von oben auf die Bucht von Tokyo und die Stadt selbst ist je nach Wetter grandios, und Flugzeugfreunde kommen auch auf ihre Kosten, denn der Flughafen Haneda ist nicht weit und die Brücke liegt genau in einer der Einflugschneisen.

Die Tokyo Gate Bridge - mit Blick Richtung Chiba
Die Tokyo Gate Bridge – mit Blick Richtung Chiba

東京ビッグサイト Tokyo Big Site

Ebenfalls in Koto befindet sich ein futuristischer Bau, der aussieht, als ob man eine abgesägte Pyramide verkehrtrum auf vier gigantische Stelzen gestellt hat. Das ist Tokyo Big Site — ein grosses Messegelände, auf dem zum Beispiel alljährlich die TIBF (Tokyo International Book Fair, Anfang Juli), aber auch die beliebte Design Festa (Ende Oktober) abgehalten werden. Letztere ist wirklich interessant, da hier zahllose Amateure ihre Kunst vorstellen – und verkaufen.

Design Festa in Tokyo Big Site
Design Festa in Tokyo Big Site
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tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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