BlogKindergarten - aber welcher?

Kindergarten – aber welcher?

-

Kindergarten in Urayasu
Kindergarten in Urayasu
Langsam wird es an der Zeit, meinen jüngsten auf die Gesellschaft loszulassen. Im nächsten Jahr wird er 4 Jahre alt, und die Vorstellung, ihn bis zur Einschulung allein zu erziehen, dürfte keinem so richtig gefallen. Nun hat man in Japan ziemlich viel Auswahl: Man kann sein Kind bereits im Alter von wenigen Monaten in eine Kinderkrippe (保育園 – hoikuen) stecken. Oder ab 3 Jahren in einen Kindergarten (幼稚園 yōchien). Oder einfach bis zur Einschulung zu Hause behalten. Kinderkrippen sind jedoch nicht allzu zahlreich vorhanden und werden nur von berufstätigen Müttern genutzt. Die meisten Mütter arbeiten jedoch nach der Geburt für ein paar Jahre nicht. Die Option, dass der Mann ein paar Monate oder gar Jahre Erziehungsurlaub nimmt / nehmen kann, ist in Japan quasi unbekannt und momentan auch undenkbar.
Dass mit den Kindergärten ist dabei gar nicht so einfach. Es gibt Gemeinden mit vielen Kindergärten und Gemeinden mit absolutem Mangel. Vor allem in Tokyo bekommt man oftmals keinen Kindergartenplatz, wenn man nicht arbeitet. Oder man wird auf eine Warteliste gesetzt und wartet so lange auf den Platz, bis das Kind gross genug für die Schule ist. Eine Liste von Fragen bestimmt dabei, wie dringend der Fall scheint. Leben die Großeltern in der Nähe? Ganz schlecht für die Warteposition. Nicht erwerbstätig? Kann man gleich vergessen.
Kleiner Bereich des hinteren Teils des 900-Seelen-Kindergartens
Kleiner Bereich des hinteren Teils des 900-Seelen-Kindergartens
In meinem vorherigen Wohnort Urayasu lief das so ab: Wir bewarben uns um einen Platz, damit unsere Tochter mit 3 in den Kindergarten gehen kann. Und verloren in der Kindergartenplatzlotterie. Also ein weiteres Jahr zu Hause. Dann wurde sie 4 Jahre alt und die Wahrscheinlichkeit, einen Platz zu bekommen, grösser. Im Wesentlichen hatten wir zwei Wahlmöglichkeiten: Kindergarten A oder B, beide ungefähr gleich weit entfernt und beide mit der Stadt als Träger. In unserer neuen Heimat sieht es da schon anders aus. Es gibt keine Lotterie, keine Warteliste – aber auch keine öffentlichen Kindergärten. Null. Alle Kindergärten hier sind privat, und sie verlangen alle mehr oder weniger das Gleiche: Rund 180,000 yen Einschulungsgebühr und ca. 30,000 yen (also rund 240 Euro) pro Monat. Plus Schulbuskosten. Plus Kindergartenuniformkosten (so es das gibt, und in den meisten Kindergärten gibt es das). Plus Exkursionskosten. Und so weiter und so fort.
Leider hilft es da wenig, über die hohen Kosten zu klagen, also schauen wir uns nach Kindergärten in der Nähe um, und im Umkreis von 4 Kilometern scheint es mindestens 4 zu geben. Ein Kindergarten entpuppte sich als ein Nachwuchshort für die Sekte Sōkagakkai – das erfuhren wir allerdings eher zufällig. Vorgestern schauten wir uns einen anderen an: Ein Riesenkindergarten für insgesamt 900 Kindern, aber schön versteckt zwischen Feldern und Wäldern, mit unglaublich vielen Spielmöglichkeiten draussen, Beeten, auf denen die Kinder Sachen anbauen und so weiter und so fort. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sicherlich – die Anzahl der Kinder ist Wahnsinn, aber alles in allem sieht der Kindergarten so aus, als ob jemand, der Kinder sehr mag – und spielerisch Dinge erlernen lassen möchte – jenigen gebaut hat.

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel
tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Wenn der Kindergarten gut organisiert ist und die Mitarbeiter ansprechend sind, spielt es doch keine Rolle, ob da 900 oder mehr Kinder untergebracht sind. Ich fahre täglich 30 km zu meinem Wunsch-Kindergarten (4jährige Tochter), weil ich ein ganz bestimmtes pädagogisches Konzept vertrete. Naja, die Prioritäten muss aber jeder für sich selbst setzen – insofern man die Wahl hat.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Soziale Medien

0FollowerFolgen
0FollowerFolgen
0AbonnentenAbonnieren

Neueste Beiträge

Fast 50% der japanischen Ehepaare sexlos

Laut der jüngsten und nunmehr 9. Umfrage der JFPAsiehe hier, der "Japan Family Planning Association (日本Nihon家族kazoku計画keikaku協会kyōkai)", Webseite siehe hier,...

Bunga Bunga jetzt auch in Japan

Denkt man an japanische Politiker, hat man meist Greise vor Augen, die untereinander tuscheln und alles irgendwie im Hinterzimmer...

Erste Maßnahmen gegen zu viele Touristen

Das Stichwort "Overtourism" macht schon lange die Runde -- vor allem seit sich die Besucherströme nach Ende der Pandemie...

Vereinheitlicht Japan endlich sein Transkriptionssystem?

Seit Monaten, wenn nicht Jahren, wird darüber gemunkelt, dass Japan möglicherweise sein Transkriptionssystem, sprich, die Regeln dafür, wie japanische...

Gröjaz Ohtani & vermehrte Erdbebenaktivität vor der Küste von Chiba

Langsam reicht es, dachte ich schon seit geraumer Zeit, denn welche Nachrichtensendung man auch sieht, welche Webnews man auch...

Nikkei-Index auf Rekordhoch – der Beginn einer neuen Bubble?

Die Aufregung war groß am Ende der vergangenen Woche - der Nikkei-Index, gemeint ist damit in der Regel der...

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you

%d