BlogRaucherparadies Japan - ändert sich was? Oder doch nicht?

Raucherparadies Japan – ändert sich was? Oder doch nicht?

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Vor 11 Jahren habe ich einen Beitrag mit dem Titel Schwere Zeiten auch für Raucher in Japan ins Netz gestellt – damals fing man damit an, dass Rauchen auf der Straße in einigen Stadtvierteln von Tokyo zu verbieten. Jedoch – Raucher, die in den vergangenen Jahren in Japan weilten, werden es bestätigen können: Japan ist noch immer Paradies für Raucher – zumindest im Vergleich zu vielen anderen, westlichen Ländern. Komischerweise treibt man in Japan jedoch nicht die Raucher auf die Straße, sondern eher andersrum: Man verjagt sie von der Straße ins Innere.
Natürlich ändern sich auch die Zigarettenpreise, doch der Anstieg ist im Vergleich zu anderen Ländern eher moderat: Zahlte man vor 20 Jahren rund 270 Yen pro Schachtel, sind es heute eher um die 440 Yen. Ein Anstieg auf 1’000 Yen ist seit Jahren im Gespräch, doch man befürchtet damit einhergehende Steuereinnahmen. Und mehr und mehr Cafés und Restaurants ergreifen Maßnahmen, um Nichtrauchern entgegenzukommen – manchmal durch Rauchverbote, mehr aber durch 分煙 bun’en – „Rauchtrennung“ – durch gesonderte „Abteile“. In den meisten Bars und Restaurantkneipen wird jedoch weiterhin fröhlich gequalmt. In dieser Woche nun brachte das Gesundheitsministerium eine Gesetzesvorlage im Parlament ein, nach derer das Rauchen in öffentlichen Bereichen, inklusive Restaurants, gänzlich verboten werden soll. Bei einer ersten Diskussion im Parlament schlug dem Ministerium jedoch heftiger Protest entgegen: Vor allem Vertreter der regierenden Liberaldemokraten halten die Maßnahme für zu radikal und argumentierten sogar damit, dass das Gesetz womöglich verfassungsrechtlich bedenklich sein könnte, da es die Rechte der Menschen einschränkt. Man solle sich eher auf Maßnahmen wie besagte Rauchtrennung beschränken.
Letztendlich wird Japan sicherlich in Sachen Nichtraucherschutz den gleichen Weg wie andere Länder einschlagen. Nur eben nicht so radikal. Das kann man gut am Flughafen beobachten: Während man zum Beispiel im gesamten, riesengroßen internationalen Flughafen von Peking nirgendwo rauchen kann (das geht erst, wenn man ins Land eingereist ist – und dann nur außerhalb des Terminals), gibt es in Japan sogar einen kleinen, abgetrennten Raum in der großen Gepäckhalle des Internationalen Terminals von Haneda, Tokyo. Omotenashi für Raucher eben.

tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Das finde ich spannend, da ich Japan als Nichtraucherin eigentlich sehr angenehm finde. Gut, das könnte daran liegen, dass ich generell nicht in Bars gehe und auch selten in Restaurants mit schlecht abgetrenntem Raucherbereich, aber im Vergleich mit meiner Zeit in der Schweiz finde ich Japan paradiesisch.
    In der Schweiz musste ich nur einmal fünf Minuten am Bahnhof oder an einer Bushaltestelle stehen, um danach wie ein Aschenbecher zu riechen, die Leute rauchen bis zur letzten Sekunde vor Einsteigen in die Bahn und stinken dann das ganze Abteil voll, manche rauchen auch illegal in den Toiletten, und sogar Marihuana kann man an jeder Ecke und zu jeder Tageszeit erschnüffeln, und das Zeug bleibt penetrant in der eigenen Kleidung. Und solche Orte kann man eben leider nicht einfach meiden.
    Da lobe ich mir Japan.

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