BlogNoch was für den Gabentisch gesucht? Japan-Buchempfehlungen

Noch was für den Gabentisch gesucht? Japan-Buchempfehlungen

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Dass der Conbook-Verlag gute Bücher verlegt, ist kein grosses Geheimnis — schliesslich ist ja auch eines meiner Bücher dort zu Hause (und in guten Händen). Was viele jedoch vielleicht nicht wissen, ist die Tatsache, dass selbiger Verlag eine ganze Reihe guter Japanbücher verlegt hat – von zahlreichen Autoren. Die Mischung macht es dabei – für jeden ist etwas dabei. Deshalb möchte ich an dieser Stelle mal drei Bücher von vielen aus dem Portfolio des Conbook-Verlages vorstellen.

1. Kawaii Mania: Japans niedlichste Abgründe (von Andreas Neuenkirchen)

„Kawaii“ bedeutet „niedlich“ (kurz umschrieben), und rein theoretisch dürfte niemand meckern, wenn Japan sich dazu entschliessen sollte, dieses Wort mitten auf die eigene Landesfahne zu schreiben, denn es ist quasi das inoffizielle Motto des Inselvolkes. Man liebt alles, was kawaii ist – bei den Frauen angefangen über Maskottchen, das Präsentieren von Essen, ganz gewöhnlichen Haushaltsgegenständen und so weiter. Auf sehr amüsante Art und Weise, und mit zahllosen Fotos eindrucksvoll belegt, wurde hier ein 110% kawaii-Buch zusammengestellt – mit einem Titel, der passender nicht sein könnte. Die offizielle Buchbeschreibung lautet wie folgt:
Ein Land, ein Wort: Kawaii heißt ›niedlich‹ und noch viel mehr. Von der knüppelharten Heavy-Metal-Band bis zum dringlichen Mahnschreiben vom Finanzamt – alles in Japan muss kawaii sein. Süße Figuren erklären das Land und begleiten durchs Leben. Hello Kitty kennt alle Welt, doch sie ist nur die Spitze des Eisbergs.
Andreas Neuenkirchen taucht in Japans Niedlichkeitswahn ein und berichtet von den Wahlen der beliebtesten Lokalmaskottchen, bei denen längst mit ähnlich harten Bandagen gekämpft wird wie in der richtigen Politik. Ausführlich widmet er sich dem Mythos des japanischen Schulmädchens und führt in die Straßen von Shibuya, Harajuku und Akihabara, wo kawaii als Mode und Lifestyle gelebt wird.
Wenn das Kindchenschema zum Erwachsenenfimmel wird und auch Unerfreuliches mit putzigen Bildchen verharmlost wird, zeigt der Niedlichkeitswahn seine dunkle Seite. Doch wenn man lang genug in den Abgrund hineinschaut, schaut er mit großen feuchten Kulleraugen zurück. Ohne selbige wäre die Welt um so manches Werk ärmer. Und auf jeden Fall weniger kawaii.
Fazit: Kurzweiliger Lesestoff mit sehr vielen interessanten Hintergrundinformationen zum Thema „Kawaii“. Wer sich vor der nächsten Japanreise dieses Buch anlegt hat, hat gleich viel mehr Spass im Land, denn vieles fügt sich nach Lektüre des Bandes zusammen, und man sieht manche der Charaktere mit ganz anderen Augen.
Das Buch gibt es natürlich bei Amazon und im gutsortierten Buchhandel.


2. Fettnäpfchenführer Japan: Die Axt im Chrysanthemenwald (von Kerstin und Andreas Fels)

Gleich vorneweg: Dieses Buch ist ein absoluter Bestseller, und man ist jetzt bei der zweiten Auflage. Die Axt, das ist in diesem Fall der fiktive (?) Herr Hoffmann, und der Chrysanthemenwald ist Japan. Die Autoren lassen den armen Herren jedes erdenkliche Fettnäpfchen mitnehmen und nehmen dabei den Besucher mittels zahlreicher Zusatzinformationen an die Hand, um ihn schonend auf die fernöstlichen Sitten vorzubereiten. Und darin liegt sicherlich auch ein Erfolg in dem Buch: Es spricht ein bisschen die Ängste derer an, die sich in Japan nicht blamieren wollen. Eine verständliche Sorge.
Der Verlag dazu: Eigentlich ist es völlig unmöglich, nach Japan zu reisen, ohne SICH dabei unsäglich zu blamieren. Diese Erfahrung muss auch Herr Hoffmann machen: vom Tragen der falschen Schuhe auf der Toilette bis zum ketzerischen Vergehen, die Ess-Stäbchen in den Reis zu stecken – Herr Hoffmann lässt keine Möglichkeit aus, sich als unwissender Ausländer zu outen.
Lernen Sie von diesem Meister der fachgerechten Blamage und begleiten Sie ihn auf seiner faszinierenden Reise durch das Minenfeld der japanischen Etikette. Aber Vorsicht: Es kann sein, dass sie beim Lesen dieses Ratgebers mehr über Japan und seine Kultur erfahren, als sie eigentlich dachten …
In 50 humoristischen und auf Augenhöhe erzählten Episoden berichten Kerstin und Andreas Fels über Stolpersteine der japanischen Etikette, wie man diese umgeht und warum so manches im Land der aufgehenden Sonne einfach ein wenig anders funktioniert.
Fazit: Für Japananfänger sehr empfehlenswert, kann man sich doch so ein bisschen darauf einstellen, was man lieber bleiben lassen sollte. Übrigens ist der „Fettnäpfchenführer“ eine Reihe — es gibt sogar welche zu Ostfriesland, zu Weihnachten und so weiter (siehe hier). Den für Japan gibt es bei Amazon und in zahlreichen Buchläden.


Japan 151: Ein Land zwischen Comic und Kaiserreich in 151 Momentaufnahmen (von Fritz Schumann)

Last but not least noch etwas für’s Auge, und zwar von Fritz Schumann, mit dem ich 2011 zusammen auf Katastrophenhilfe in Fukushima war, und dessen Fotos ich sehr zu schätzen weiss. Japan 151 ist eine Sammlung wunderschöner, verschiedenster Fotos aus Japan, mit zahlreichen Erläuterungen zu dem, was man auf den Fotos sehen kann. Weniger als Reiseführer gedacht, ist dieses Buch mehr etwas zum schmökern und schwelgen – egal, ob man noch nie in Japan war oder schon oft in der Gegend unterwegs war.
Der Verlag dazu: Japan – Inselreich im Fernen Osten. Nichts ist für die Ewigkeit in diesem Land, das häufig von Naturkatastrophen heimgesucht wird und die Zeit der vergänglichen Kirschblüte deshalb ausgiebig feiert. Wo es weit mehr Spezialitäten als Sushi und Sake gibt und die Menschen sich für kindliche Motive ebenso begeistern wie für die altehrwürdigen Ideale der Samurai.
Begleiten Sie Fritz Schumann durch das Land, in dem Zimmergrößen noch immer mit der Anzahl der Reismatten angegeben werden, die hineinpassen. Erleben Sie die heißen Quellen eines Onsen und eine Nacht im Manga Kissa, einer Mischung aus Bibliothek, Jugendherberge und Internetcafé. Lassen Sie sich in die Kunst des Verbeugens einweihen und wandern Sie mit durch die Hügel und Berge Japans. Am Ende wird Ihnen das ferne Land näher sein.
Japan 151 ist eine einzigartige Dokumentation des Lebens in heiliger Natur und hellem Neon, zwischen schnellem Konsum und uralten Idealen – mit Traditionen, die in einer Welt modernster Technik überdauern. Erleben Sie in 151 Momentaufnahmen viele Perspektiven der japanischen Kultur und Gesellschaft, begleitet von Geschichten, persönlichen Eindrücken und einem Blick in die Tiefe.
Das Buch wird übrigens ständig auf dem neuesten Stand gehalten – dies ist bereits die fünfte Auflage. Wie immer erhältlich bei Amazon und diversen Buchhandlungen.
In diesem Sinne – ein frohes Fest!

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

2 Kommentare

  1. „Doch wenn man lang genug in den Abgrund hineinschaut, schaut er mit großen feuchten Kulleraugen zurück.“
    Falls ich jemals eine Philosophievorlesung geben sollte, baue ich den Satz mit ein :D

  2. Danke und als Anmerkung für interessierte: Die Hessen Onleihe (und andere Bücher aus dem Verlag) hat die letzten 2 Bücher in seinem Angebot. Die anderen Onleihen vielleicht auch. Also wer da sowieso ist, kann sich 2 der 3 Bücher „kostenlos“ ausleihen ;).

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