BlogJapanische Küche auf dem Weg zum UNESCO-Weltkulturerbe

Japanische Küche auf dem Weg zum UNESCO-Weltkulturerbe

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Sushi Sushi Sushi!
Sushi Sushi Sushi!
Nach dem Fuji-san nun also das: Heute wurde 和食 – washoku – die Japanische Küche zur Aufnahme in die UNESCO-Liste Immaterielles Kulturerbe vorgeschlagen. Sushi (mein Mittagessen gestern), Okonomiyaki (oh, mein heutiges Abendessen) und Co. wurden aufgrund der Einzigartigkeit und der Utensilien, die zur Herstellung verwendet werden, ausgewählt. Die Japanische Küche ist dabei nicht die erste landestypische Küche: Die französische, mediterrane und mexikanische Küche sind bereits aufgenommen wurden.
Nun ist diese Liste sehr speziell und schwer als solche zu begreifen, da es sich ja, wie der Name schon sagt, um ein „immaterielles Erbe“ handelt. Die aktuelle Liste kann hier bei der UNESCO eingesehen werden, und sie ist ziemlich interessant: China, Südosteuropa, der Nahe und Mittlere Osten sowie Südamerika haben zahlreiche immaterielle Kulturgüter aufzuweisen, während es in Skandinavien, der USA, aber auch in Deutschland und in der Schweiz mau aussieht: Nada. Null. Nichts. Vielleicht sollte man das ja als Tatsache ansich in die Liste aufnehmen. Was könnte man in Deutschland in die Liste eigentlich aufnehmen? Das sorbische Osterreiten? Die Rottweiler Fasnet? Oder vielleicht Stuttgart 21 (ist ja immerhin lange genug immateriell) – oder der Berliner Großflughafen? Es gäbe sicher viele Kandidaten.
Der Gedanke, dass die Küche eines Landes Kulturgut wird, die eines anderen Landes hingegen nicht, mag seltsam erscheinen. Den Strich möchte ich persönlich nicht ziehen wollen. Aber verständlich ist der Gedanke schon. Zwar hat sich die japanische Küche viel von anderen Kulturen abgesehen, aber Essen und Zubereitung werden in Japan in so breitem Umfang zelebriert, dass dies in der Tat eine Würdigung wert ist. Leider schaffen es jedoch wie immer einige Politiker, solchen Meldungen einen Nachgeschmack zu verpassen. In diesem Fall war es Yoshihide Suga, der jetzige Chefkabinettssekretär. Er kommentierte die Meldung in etwa so: Er freue sich sehr über die Ehre und er will sich bemühen, diese Auszeichnung auch dazu zu nutzen, den Imageschaden von Agrar- und Fischereiprodukten aus der Präfektur Fukushima zu beheben¹. Sicher! Warum nicht – wo das AKW doch jetzt völlig unter Kontrolle ist.
Anbei noch zwei Lesetipps:

¹ Siehe Jiji Agentur

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tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

8 Kommentare

  1. Afaik wird gerade darüber diskutiert den rheinischen Karneval für die Liste vorzuschlagen:
    http://www1.wdr.de/themen/kultur/karneval-weltkulturerbe100.html
    Ansonsten würde mir spontan auch noch Schuhplattlern (zusammen mit Österreich) einfallen ;).
    Die immaterielle Kulturgutliste hat vielleicht auch deshalb so wenig Einträge aus den benannten Staaten, da diese eine lange Schrifttradition haben und die manche Dinge, die man auf die Liste setzen könnte, bereits als Weltdokumentenerbe anerkannt sind.
    Dies wären in D z.B. die Märchensammlung der Gebrüder Grimm (ursprünglich ja auch mündlich weitergegeben), das Nibelungenlied oder Beethovens Neunte.

  2. Mediterrane Küche ist ja auch sehr gut. Von der österreichischen finde ich eigentlich nichts besonders interessant, mag daran liegen dass ich damit aufgewachsen bin. Von Omas Schweinslungenbraten abgesehen. ;-)

  3. Nu ja, wie waer’s denn mit rheinischem Sauerbraten (auch wenn es nicht ganz so mein Geschmack ist), Haribo Gummibaerchen (weltweit bekannt, selbst hier in Japan) und so weiter. Die Liste der „nicht belasteten“ Lebens- und Genussmittel „Made in Germany“ koennte noch wesentlich mehr Punkte enthalten.

  4. wenn ich in Japan bin, bin ich immer wieder über die ausgezeichnete Qualität und den fantastischen Geschmack der Küche fasziniert. Egal ob man in ein sauteures Sushi-Restaurant geht oder ein einfaches Nudelhaus, es schmeckt einfach immer. Hatte noch nie schlechtes Essen in Japan. Kein Wunder sprechen die Japaner ständig übers Essen :-)

  5. Nun, die japanische Küche ist sicherliche eine Würdigung wert. Zu Deutschland fällt mir, da ich Berliner bin, spontan die Curry-Wurst (ohne) ein.
    Wer war eigentlich dieser Typ, der da vor zwei Wochen mit seinem Sohnemann vor Ort in der Präfektur Fukushima bei einem Bauern Äpfel vor laufender Kamera verspeist hat?

    • Nein, ディーン, das war irgend so ein Abgeordneter. Soviel ich verstanden habe mit meinem miesen Japanisch, scheint der Ambitionen zu haben und will sich deswegen hervortun.

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