BlogEinreise in Japan -- so funktioniert es (zur Zeit)

Einreise in Japan — so funktioniert es (zur Zeit)

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Seit dem 11. Oktober dürfen nun also „ganz normale“ Touristen wieder in Japan einreisen – ohne Voranmeldung, ohne Visum. Nur wenige coronabedingte Maßnahmen bleiben erhalten – man muss entweder nachweisen, dass man 3 Mal geimpft wurde, oder ein negatives PCR-Testergebnis vorlegen, das nicht älter als 72 Stunden (vor Abflug) sein darf. Außerdem wird von Besuchern erwartet, dass sie in Innenräumen (inkl. Verkehrsmitteln usw.) einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Doch wie sieht jetzt die Realität aus?

Genau eine Woche nach dem Wegfall der Beschränkungen bin ich nun zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie in Japan eingereist – in Narita, mit Qatar Airways, vom Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) mit Zwischenstopp in Doha. Da ich eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung habe, bin ich zwar nicht als Tourist eingereist, aber die Prozedur ist im Wesentlichen die Gleiche – daher und aus gegebenen Anlass deshalb ein kurzer Bericht, wie die Einreise verlief:

Fast einen Monat vor Abreise hatte ich die MySOS-App installiert (erhältlich hier). Dort lädt man zuerst ein Foto seines Passes hoch, dann trägt man ein paar Daten ein, und danach kann man seine Corona-Impfzertifikate hochladen. Eine Bedienungsanleitung auf Englisch gibt es hier. Zahlreiche Versuche, den Reisepass hochzuladen, schlugen fehl. Selbst mit einem iPhone und einem bei bestem Licht fotografierten Reisepass erkannte die App das Bild nicht an. Den Schritt kann man jedoch überspringen, und diversen Berichten zufolge, hilft es wohl, den Pass zu scannen. Das Hochladen der Zertifikate verlief reibungslos, was aber womöglich auch deshalb leicht war, da meine Zertifikate in Japan ausgestellt wurden (mit einer App namens 接種証明書, erhältlich für iOS und Android). Das funktioniert reibungslos – aber die App existiert nur auf Japanisch (obwohl Englisch vorhanden sein soll – das ist aber nicht einstellbar – Stand 20. Oktober 2022).

Die MySOS-App zeigt zuerst einen roten Screen. Sind die Zertifikate ordnungsgemäß hochgeladen, färbt sich die Oberfläche blau oder grün – damit wird das „Fast-Track“-Verfahren bei der Einreise ermöglicht. Vom Prinzip her sehr gut gemacht (und nein, ein Screenshot reicht natürlich nicht aus, um zu passieren – mehr siehe unten).

Schnitt: Am Flughafen Berlin brauchte ich nur noch mein Gepäck abgeben, denn das Check-In hatte ich mit der App von Qatar Airways bereits von zu Hause aus erledigt. Bevor ich mich in die Schlange einreihen konnte, machten die Angestellten von Qatar Airways ein Pre-Screening. Ich wurde nach dem endgültigen Reiseziel befragt. Nachdem ich angab, nach Tokyo zu fliegen, wurde ich nach der japanischen 接種証明書 (Impfzertifikat)-App UND der MySOS-App befragt. Der Angestellte wusste dabei offensichtlich, dass die Oberfläche grün oder blau sein sollte.

Am Schalter, wenige Minuten später, wurde ich noch einmal befragt. Zusätzlich wurde ich nach meiner Residence-Card (Zairyu-Card) gefragt. Offensichtlich hatte sich bei der Airline noch nicht herumgesprochen, dass man Japan seit einer Woche wieder ohne Visum bereisen kann. Ich legte meine Karte zwar vor, verwies aber darauf, dass dies nicht mehr nötig ist.

Da ich in Doha nur umgestiegen bin (Transit), und da es dort bei einem Transit lediglich einen kurzen Sicherheitscheck gibt, gab es dort zum Thema Einreise in Japan kein Problem und keinerlei Fragen.

Als ich nach knapp zehn Stunden und genau um 18:00 Uhr in Narita landete, ging es recht flink voran:

  1. 18:15 – Ausstieg
  2. 18:25 – nach 10 Minuten strammen Fußmarsches stehen zwei Personen im Ganzkörperkondom vor mir. Sie wollen meine MySOS-App sehen – und dass ich auf den linken, unteren Button drücke, damit sie den QR-Code einlesen können. Wer kein Internet/Netz hat, kann das freie WLAN des Flughafens benutzen. Wenn die App und der QR-Code in Ordnung sind, bekommt man einen blauen Zettel und läuft danach links entlang. Wer keine App vorweisen kann, oder wenn die MySOS-App rot ist, läuft man rechts lang (und die meisten Ausländer liefen rechts lang)
  3. 18:28 – Ich laufe auf eine im Gang aufgebaute Kamera zu – eine Person steht dahinter und deutet an, weiterzulaufen
  4. 18:30 – Ich stehe vor einem Schalter und halte diesen aus Gewohnheit für die Einreise. Dem ist aber nicht so – es ist der Quarantäneschalter. Eine ältere Frau fragt mich im brüchigen Englisch nach dem Pass und nickt mich dann durch
  5. 18:32 – Ich komme bei der Einreise an – es sind kaum Menschen da. Man fragt mich nach dem gelben Einreiseformular – sage, dass ich den nicht brauche, da Wiedereinreise. Man schickt mich zum Schalter für Diplomaten (!). Foto, Fingerabdrücke (wie immer) und eine Minute später bin ich eingereist
  6. 18:42 – Mein Koffer rollt an
  7. 18:44 – Der Zoll will mein Zollformular sehen, fragt, wo ich war, und winkt mich dann durch

Um 18:45 ist alles vorbei – so ziemlich in Rekordzeit. Erstaunlicherweise ist der Flughafen fast leer – von Touristenmassen keinerlei Spur, und das Flugzeug von Doha nach Narita war auch nur zu geschätzten 80% belegt.

Fazit: Solange man 3-fach geimpft und die richtigen Zertifikate zur Hand hat, ist die Einreise ein Kinderspiel und gut organisiert. Es sieht eher danach aus, als ob man Probleme mit der Airline hat, denn die kann die Mitnahme verweigern, wenn sie der Meinung ist, dass man so nicht nach Japan einreisen kann. Und offensichtlich wissen einige Airlines noch nicht, dass man wieder als Tourist einreisen kann.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

7 Kommentare

  1. Guten Morgen Matthias,

    ich bin seit einigen Jahren mehr oder weniger regelmäßiger Leser deines Blogs.
    Einfach mal Danke für deine Einträge, mit denen du mich (und sicher viele Andere Japan-Interessierte) über die Jahre auf unterhaltsame Art und Weise zu vielen Themen rund in und um Japan auf dem neusten Stand hältst.

    Bleib gesund und hab noch eine angenehme Woche!

    Grüße
    Gunnar

  2. Ich bin Mitte September noch mit dem Familienvisum über Narita eingereist, da hätte ich es auch mit einem Screenshot geschafft, da keiner den QR-Code sehen wollte.
    Direkt nach dem Ausstieg aus dem Flieger standen Servicemitarbeiter (lediglich mit Mundschutz) bereit die beim Nebenhergehen kurz aufs Handy schauten welche Farbe die MySOS-App anzeigt und eine entsprechend farbige Karte in die Hand drückten. Danach in die passende Warteschlange eingereiht und das Handy kurz der nächsten Mitarbeiterin am provisorisch aufgebauten Schalter in die Hand gegeben. Auch diese schaute nur kurz auf die App ohne den QR-Code aufzurufen… Und dann ging es schon zur Passkontrolle.

    Liegt vermutlich teilweise daran woher der Flieger kommt und wie die Auslastung gerade ist?

    Kamen direkt aus Frankfurt, schätze den Ausländeranteil auf fast die Hälfte und fast alle waren mit blauem Kärtchen am Quarantäneschalter.

    Ich war jedenfalls sehr begeistert und froh wie schnell das alles ging, da wir eh nicht viel Zeit zum Umsteigen hatten ;-)

  3. Ich bin ungeimpft und wurde einfach durchgewunken. Kein qr Code keine App, keine Maske und nicht einmal PCR Test. Fand ich komisch.
    Hab eine nette Japanerin kennengelernt die auch keine Maske trug als ich sie darauf ansprach sagte sie sie ist auch nicht geimpft.
    Ich finds nur schade dass 99% immernoch maskiert sind. Das nimmt irgendwie den Reiz für Japan weg und wahrscheinlich der Grund wieso nicht soviele Touristen kommen. Man will ja ein bisschen von Japan, den Leuten sehen und Covid-regulierungen entfliehen um zu relaxen und Spass zu haben.

    • Vielleicht ist Japan ja einfach das falsche Land für Dich, dort wurde nämlich schon VOR Corona Maske getragen, wenn man krank war. Ach ja, tut mir leid, dass Du Spaß und Entspannung nur ohne Maske empfinden kannst.

  4. Hallo Matthias,

    Auch von mir einfach mal ein Danke dafür, dass du die die Mühe gemacht hast die Schritte in Reihenfolge und verständlich aufzuschreiben. Habe gefühlt aus diesem Blog Post mehr mitgenommen als bei anderen in den letzten Wochen zusammen.

    Ich hoffe, Ende nächsten Jahres wieder nach Japan zu können. Bia dahin wird sich sicherlich noch einiges ändern.

  5. Hallo Matthias,

    vielen Dank für deinen interessanten Blogartikel mit der hilfreichen Zusammenfassung. Allerdings ändern sich die Bestimmungen gerade mal wieder … man braucht ab Mitte November die Visit Japan App (und nicht mehr die My SOS – App).

    Ich persönlich hatte bereits im August geplant, Ende November beruflich nach Japan zu reisen, und mich damals über die erforderliche Vorgehensweise informiert. Aber die Prozedur war so umständlich, kompliziert und auch japanisch bürokratisch, dass ich mich nicht nur mal wieder total erschreckt habe, sondern wahrscheinlich auch nicht gefahren wäre. Zum Glück habe ich es ausgesessen und erst Anfang Oktober in Angriff genommen und da waren die Vereinfachungen schon veröffentlicht.

    Kleine Highlights damals: Der schriftliche Visaantrag (mit Passfoto nicht älter als 6 Monate) muss in der japanischen Botschaft (also z.B. in Düsseldorf) zu den Öffnungszeiten 9-17h persönlich abgegeben und/ oder abgeholt werden, man kann aber keine Termine machen. (In der Mittagspause wird die Botschaft geschlossen, es gibt keinen Aufenthaltsraum für Besucher). Der Einlader in Japan muss sich nicht nur behördlich registrieren und garantieren, dass er die Kosten für eine eventuelle Wiederausreise des Besuchers trägt, sondern diese Fähigkeit auch via Kontoauszug oder Bescheinigung über die Liquidität seines Unternehmens bei der Behörde (vor dem Visaantrag) nachweisen …

    Gut, dass es jetzt so einigermaßen einfach gehen wird.

    Aber, Matthias, die persönliche Frage an dich: was ist der Grund, mit Qatar Airlines zu fliegen? Wenn ich deren Flüge mal nachschaue, kommen die mir nicht so richtig billig vor, außerdem umständlich (Reisezeit 30 Std. +) ?

    • Die Flüge von Japan nach Deutschland sind oftmals ganz anders als die in Deutschland angebotenen. Qatar Airways ist da manchmal eine der billigsten Flüge. Ich würde natürlich auch lieber direkt fliegen, aber da es keine Direktverbindungen nach Berlin gibt, muss ich so oder so umsteigen – da ist es egal ob in Wien, Helsinki oder eben in Doha. Aber es gibt noch andere Gründe. Qatar ist eine sehr gute Airline — vor allem auf der Langstrecke zwischen Tokyo und Doha ist ziemlich viel Platz. Das Essen – ich wage es kaum zu sagen – schmeckt beinahe. Zumindest im Vergleich mit den meisten anderen Airlines. Der Service ist sehr gut. Das Umsteigen klappt immer. Die Lounge in Doha ist gut. Und: Der Flug von Narita ist ein Nachtflug.

      Aufgrund der Ukraine-Situation ist die Flugzeit noch nicht mal so verschieden. Narita – Doha – Berlin dauert 11 Stunden + 6 Stunden = 17 Stunden Flug. Zurück sind es gut 15 Stunden. Direktflüge nach München, Frankfurt und Düsseldorf brauchen zur Zeit ähnlich lange.

      Mit Etihad bin ich auch schon geflogen – war auch sehr gut, und ich konnte einen Abstecher nach Abu Dhabi und den Oman machen.

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