BlogDiskriminierung in Japan? Ach iwo!

Diskriminierung in Japan? Ach iwo!

-

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell und brutal in Japan Gruppen von Menschen ausgestossen werden – da wird jedes Mal nicht lange gefackelt, und es gibt zahllose Beispiele. Ein Beispiel: Japaner, die ca. im Jahr 2000 in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern für mehrere Monate gelebt haben, dürfen nie wieder in Japan Blut spenden – Grund: die damalige BSE-Welle in Europa.
Jüngeres Beispiel: In der Präfektur Miyazaki im Süden Japans wütete seit den vergangenen Wochen die Maul- und Klauenseuche. Als Massnahme wurden natürlich unzählige Rinder gekeult, was gerade für Miyazaki schmerzhaft war, da die Präfektur bekannt für ihr 宮崎牛 – Miyazaki-Rind ist. Fast alle Zuchtbullen (der komplette Bestand wird dabei aus lediglich rund 60 Zuchtbullen gezüchtet) wurden ebenfalls gekeult.
Die Stadt 豊後大野市 Bungo-ōno-shi in der Nachbarpräfektur Ōita hat nun auch nicht lange gefackelt: Sie verwehrt seit einigen Tagen den Bewohnern von 11 Gemeinden in Miyazaki den Zutritt zu allen ihren Einrichtungen. Das geht dann so: Jemand kommt in die Stadtbibliothek – wird nach dem Woher gefragt (bzw. steht es ja in der Mitgliederdatei) – und kurzerhand abgewiesen. Auch Restaurants in der Stadt wiesen kurzerhand Bewohner der Nachbarpräfektur ab.
Natürlich hagelte es umgehend Beschwerden seitens der Betroffenen – es bleibt abzuwarten, mit welchem Erfolg.
Diskrimierung ist kein japanisches Phänomen – Übereifer hingegen schon (so meine Erfahrung). Das treibt dann mitunter oben genannte Blüten, bei denen auch (vorerst) kein Diskutieren hilft.
Das Wort des Tages: 口蹄疫 kōteieki. Maul-Hufe-Seuche. Die Maul-und-Klauen-Seuche.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Aber, aber, lieber Tabibito. Es gibt in Japan doch keine Diskriminierung. Nur logische Vorsichtsmassnahmen zum Wohle aller. Auch Rassismus gibt es nicht, schon gar keinen latenten. Das merkt man doch alleine schon daran dass es keinen guten japanischen Begriff dafuer gibt ;)

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Soziale Medien

0FollowerFolgen
0FollowerFolgen
0AbonnentenAbonnieren

Neueste Beiträge

Geht der vielgerühmte japanische Kundenservice vor die Hunde?

Die meisten Japanbesucher sind meistens von der gleichen Sache begeistert -- dem berühmten Kundenservice. Stets lächelnd, reißen sich die...

Heimlich, still und leise… stumme Aushöhlung der Privatsphäre?

Es war schon ein dreistes Stück: Vor ein paar Tagen spazierte ein Mann in eine Goldausstellung des Edelkaufhauses Takashimaya...

Politiker der Woche | Akebono verstirbt in Tokyo

Der -- hier unregelmäßig -- vergebene Preis des Politikers der Woche geht an den Präfekturgouverneur von Shizuoka, der Präfektur...

TV-Tipp: Potsunto Ikken’ya

Ein Leser schrieb mich neulich an und bemerkte, dass es schön wäre, mal den einen oder anderen Fernsehtipp auf...

Puberulasäure und ein paar mysteriöse Todesfälle

Nahrungsergänzungsmittel, auf japanisch gern kurz サプリsapuri (Verballhornung des englischen Begriffs suppliments) genannt, sind ein großes Ding in Japan --...

Und wieder 5 Jahre warten — Verkehrssünden in Japan

Es war an einem hektischen Tag im November 2019 -- mit dem Auto fuhr ich die Route, die ich...

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you

%d