BlogDas Geschäft mit den Tempeln

Das Geschäft mit den Tempeln

-

Weihnachten ist nun also vorbei, obwohl erwartungsgemäss keine echte Weihnachtsstimmung aufkam. Nach dem gegenseitigen Versprechen, uns dieses Jahr nichts, aber auch wirklich nichts zu schenken, gab’s eine neue Digitalkamera für meine Frau und einen iPod für mich. So viel zum Thema „Dieses Jahr aber keine Umstände“. Gottseidank ist jedenfalls die alberne Weihnachtsdeko verschwunden. Und wir warten mehr und mehr darauf, dass unser Kind allmählich den Ausgang findet. Scheint aber vorerst kein Interesse daran zu haben. Zwar bewegt es sich tatsächlich langsam nach unten, aber es scheint sich dort, wo es ist, pudelwohl zu fühlen.
Also befolgen wir den Rat des Arztes, der viel Bewegung verschrieben hat. Gestern ging es deshalb zum Nakayama-dera, einem recht grossen Tempel rund 40 km nordwestlich von →Ōsaka. Der ist vor allem unter Schwangeren oder solchen, die es werden wollen, bekannt. Vor Ort beteten wir schliesslich für eine sichere Geburt (siehe Wort des Tages). Ob es was hilft, wenn ich als Agnostiker bete, steht auf einem anderen Blatt. Aber eins steht fest – es kann nicht schaden und es ist wirklich dass, wofür es sich zu beten lohnt.
Am Tempel fand ich schliesslich ein Novum – hab es jedenfalls noch nirgendwo anders gesehen – eine Rolltreppe im Tempel! Es war nicht zu fassen. Da steht dieser altehrwürdige Tempel mit den uralten Steintreppen und Holzbauten – mittendrin dann eine Rolltreppe. Macht Sinn. Wie sollen sonst die ganzen Alten und Schwangeren die Treppen hochkommen…
Tempel und Schreine sind kleine Unternehmen, die selbst Werbung machen und sich wirtschaftlich über Wasser halten müssen. Rolltreppen dürften da wohl der letzte Marketing-Trick sein. Mehr zum Thema Ablasshandel an anderer Stelle…
Rolltreppe im Tempel
Rolltreppe im Tempel Nakayama-dera
Das Wort des Tages: 安産 anzan. „An“ bedeutet „sicher“, -zan (san) ist die Geburt (auch Produktion). Die meisten Tempel verkaufen unter anderem „Anzan-Amulette“ (Omamori).

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel
tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Soziale Medien

0FollowerFolgen
0FollowerFolgen
0AbonnentenAbonnieren

Neueste Beiträge

Geht der vielgerühmte japanische Kundenservice vor die Hunde?

Die meisten Japanbesucher sind meistens von der gleichen Sache begeistert -- dem berühmten Kundenservice. Stets lächelnd, reißen sich die...

Heimlich, still und leise… stumme Aushöhlung der Privatsphäre?

Es war schon ein dreistes Stück: Vor ein paar Tagen spazierte ein Mann in eine Goldausstellung des Edelkaufhauses Takashimaya...

Politiker der Woche | Akebono verstirbt in Tokyo

Der -- hier unregelmäßig -- vergebene Preis des Politikers der Woche geht an den Präfekturgouverneur von Shizuoka, der Präfektur...

TV-Tipp: Potsunto Ikken’ya

Ein Leser schrieb mich neulich an und bemerkte, dass es schön wäre, mal den einen oder anderen Fernsehtipp auf...

Puberulasäure und ein paar mysteriöse Todesfälle

Nahrungsergänzungsmittel, auf japanisch gern kurz サプリsapuri (Verballhornung des englischen Begriffs suppliments) genannt, sind ein großes Ding in Japan --...

Und wieder 5 Jahre warten — Verkehrssünden in Japan

Es war an einem hektischen Tag im November 2019 -- mit dem Auto fuhr ich die Route, die ich...

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you

%d