BlogNeulich, an der Fischtheke

Neulich, an der Fischtheke

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Früher war ich kein grosser Freund von Fischgerichten, aber das ist lange her. Heute gibt es – schliesslich sind wir ja in Japan – mindestens zwei Mal, manchmal aber bis zu 4 oder 5 mal pro Woche Fisch. Da ist es sinnvoll, sich gut zu überlegen, wo man den Fisch einkauft. Und da wird es interessant. So gibt es natürlich auch in Japan grössere Supermarktketten – aber die unterscheiden sich je nach Region, und es gibt zudem zahlreichere kleinere, regionale Ketten. Wenn ich das Angebot mit Deutschland vergleiche, scheint es in Japan wesentlich grösser zu sein.

Zu den Marktriesen zählen zum Beispiel イオン Aeon, 7&i Holdings und 西友 Seiyū, die man fast im ganzen Land findet. Persönlich meide ich diese Supermärkte wie der Teufel das Weihwasser – meistens sind die Sachen von minderer Qualität, was in Ordnung wäre, wenn alles etwas billiger wäre – dem ist aber nicht so. Der Gigant Aeon ist nämlich in vielen Branchen unterwegs – auf dem Immobilienmarkt genauso wie im Bankenwesen – und verfolgt einfach die Strategie, seine Supermärkte und Malls an den besten Punkten zu platzieren. Da ist dann die Kette オッケー OK schon besser – die gibt es vor allem im Großraum Tokyo, und das Wachstum ist imposant – in den vergangenen 10 Jahren hat sich die Zahl der Supermärkte verdoppelt und liegt heute bei 108 Geschäften. OK ist ein bisschen Krimskrams – es gibt von allem ein bisschen, darunter auch zahlreiche importierte Nahrungsmittel und vor allem viel Tiefkühlkost.

Ebenfalls interessant ist 業務スーパー Gyōmu Super, wörtlich der „Geschäfts(kunden)supermarkt“ – der Name deutet an, dass Einzelpersonen hier weniger erwünscht sind, aber das ist ausdrücklich nicht der Fall. Die Kette gehört der Firma 神戸物産 Kobe Bussan, und diese Firma hat einen geschäftstüchtigen Einkauf, der auch gern Sachen aus dem Ausland importiert. So tauchen hier immer mal wieder ausländische Produkte auf, die man anderswo so nicht findet.

In der Präfektur Kanagawa wiederum sind zum Beispiel Inageya und Lopia häufig vertreten, und bei denen wird es interessant. Inageya war einst ein Fischhändler, und das merkt man auch heute noch: Wer ordentlichen und frischen Fisch haben möchte, ist dort bestens aufgehoben. Lopia wiederum war ein Fleischmarkt, und man hat sich diese Tradition auch erhalten. Wer besonderes Fleisch oder auch nur preiswertes Fleisch sucht, ist dort gut bedient. Das schöne an der Sache ist, dass beide Supermarktketten entsprechend gut belegte „Hinterzimmer“ haben. Man kann also einen kompletten Fisch nehmen, ins Hinterzimmer reichen und bitten, den fachgerecht zu Sashimi (Scheiben rohen Fisches) zu verarbeiten. Bei Lopia geht das gleiche mit Fleisch – wenn man einen Sonderwunsch hat, wird der, so möglich, auch gleich erfüllt.

Es lohnt sich also, in Japan Supermärkte gut zu vergleichen – das Angebot ist gross, und es gibt viele Überraschungen – vorausgesetzt, man hält sich von den ganz grossen Ketten fern…

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

3 Kommentare

  1. Jau, Gyomu wird auch von uns (wenn es passt) gerne besucht. Vieles ist dort erheblich billiger als in anderen Supermaerkten, Soya-sauce, Milin, Spagetti, Tomaten in Dose, und so weiter. Man kann dann schon ein paar Hundert Yen sparen, die sich leicht zu ein paar Tausend Yen „zusammenfinden“!

  2. Ich kaufe gerne bei Nitori ein, da gibts auch ein kleines Sebstbedienungsrestaurant. Als wir in Kinshicho gewohnt haben, war 100 m weiter ein Comodi IIda, da war die Fischauswahl auch recht gut und die Preise für die meisten Sachen OK.

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