BlogUpdate: Covid-19 aka Corona in Japan

Update: Covid-19 aka Corona in Japan

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An dieser Stelle und zu diesem Zeitpunkt ein kurzer Überblick über die Lage des Corona-Virus in Japan – Stand 26. Februar 2020.
Das Virus hat sich bis zum heutigen Tag in nunmehr 18 von 47 Präfekturen verbreitet – siehe Karte. Dunkelrot bedeutet zwischen 30 und 40 bestätigte Infektionen (Hokkaido und Tokyo), das nächsthellere Rot 20 bis 30 Fälle (Präfektur Aichi), dann 10 bis 20 Fälle sowie hellrot zwischen 1 und 10 Fälle. Insgesamt sind 157 Infektionen festgestellt worden – allein 11 davon sind in den letzten 24 Stunden hinzugekommen. Diese Zahlen beinhalten allerdings nicht die Infektionen auf dem Kreuzfahrtschiff – allein dort gab es 693 Ansteckungen. Bisher gab es einen Toten (ohne Kreuzfahrtschiff) bzw. 5 (mit dem Schiff) zu beklagen.
Die Zahl der Neuinfektionen steigt also weiterhin, wenn auch relativ langsam, an. Es wird aber einiges an Anstrengung kosten, das Virus einzudämmen, und dort hat sich die Verwaltung bisher nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die Situation mit besagtem Kreuzfahrtschiff zeigte, dass man die Lage keineswegs unter Kontrolle hat. Hinzu kam auch noch Schludrigkeit. Als den Passagieren nach über zwei Wochen Quarantäne erlaubt wurde, von Bord zu gehen, “vergass” man bei einem guten Dutzend, Virustests vorzunehmen. Zudem wurde beteuert, dass von den Passagieren kein erhöhtes Risiko ausgeht – was sich nach ein paar Tagen leider als falsch erwies. Einige eilig beschlossene Maßnahmen wirken wie eine Geste der Hilflosigkeit. Beispiel: Da Gesichtsmasken zur Zeit überall ausverkauft sind, verkündete die Regierung, sehr schnell 100 Millionen Masken herstellen zu lassen. Bei 120 Millionen Japanern ist das eher ein Scherz – allein in Tokyo wäre diese Menge binnen Stunden ausverkauft.
Nach und nach erreicht das Virus zudem den Alltag. Immer mehr Veranstaltungen werden abgesagt – so zum Beispiel Spiele der J-League (1. Fußballliga), aber auch der normalerweise öffentlich begangene kaiserliche Geburtstag. Öffentliche Nahverkehrsmittel haben nun auch virusbezogene Ansagen erstellt, mit denen den Passagieren gewisse Verhaltensregeln nahegelegt werden.
Auch in der Wirtschaft machen sich die Folgen immer mehr bemerkbar. Viele Waren werden in China hergestellt, doch dort sind viele Fabriken und Warenhäuser geschlossen, und selbst wenn nicht, so gibt es doch große Löcher in der Versorgungskette. Die Folge: Händler können ihre Vorräte nicht aufstocken, und Fabriken können nicht weiterarbeiten, da Teile fehlen.
Viele Firmen ergreifen ihrerseits die Initiative. Als in dieser Woche bekannt wurde, dass ein Mitarbeiter des Werbegiganten Dentsu positiv getestet wurde, forderte die Firma rund 5’000 Angestellte auf, vorerst von zu Hause zu arbeiten. In vielen Firmen werden Meetings auf das nötigste beschränkt und Angestellte verhältnismäßig früh nach Hause geschickt.
Sollte man nun eine Japanreise antreten oder doch lieber stornieren? Diese Frage bewegt viele, die vorhatten, innerhalb der nächsten Wochen oder Monate nach Japan zu reisen. Die ehrliche Antwort dazu: Dass kann niemand so genau sagen. Wie man an Italien und Südkorea sehen konnte, kann die Situation innerhalb weniger Tage kippen. Beim jetzigen, sprich heutigen Stand der Dinge sehe ich keinen Grund für Reiseplanänderungen. Im Gegenteil: Da jetzt sehr wenige Touristen, vor allem aus China, unterwegs sind, hat man jetzt die Gelegenheit, relativ entspannt zu reisen. Wie es jedoch in vier Wochen aussieht, kann wohl niemand so genau vorhersehen. Allerdings lässt sich das Gleiche auch über Deutschland sagen – dort kann sich ebensogut ganz schnell eine ähnliche Lage wie in Italien entwickeln.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

5 Kommentare

  1. Die Frage ist eher, ob man überhaupt noch reisen sollte. Ich hab für dieses Jahr bereits 2 große Reisen gebucht und hab noch 2 kleinere vor, aber ob die dann wirklich stattfinden können, wird sich noch zeigen. :(
    In Deutschland geht es so langsam auch los. Mal sehen, wie gut die Situation hier dann gehandhabt wird. Hier sind auch schon viele Messen abgesagt worden. Uns hat es auch direkt getroffen. Unsere größte Messe wurde jetzt spontan abgesagt, wäre Anfang März losgegangen. Wir hatten schon alles fertig, der Messebauer hat schon alles abgeholt und jetzt die offizielle Ansage, dass es erstmal auf September verschoben wird. Man kann sich ja vorstellen, was das für ein enormer Aufwand ist, jetzt wieder alles rückgängig zu machen und auf September umzubuchen … und wir sind ja nicht die einzige Firma, die das betrifft.
    In Österreich wurde heute auch eine Messe abgesagt, die im September hätte stattfinden sollen!! Finde ich dann doch etwas übertrieben.
    Momentan kann man eigentlich nur abwarten.
    Arbeitskollegen sind gerade privat in Japan. Geschäftlich fliegen die nächsten Ende März. Und wieder andere Kollegen werden dann privat im April in Japan sein. Ich plane erst wieder im November einen Besuch, es sei denn die verschieben die olympischen Spiele auf den Zeitraum. ;P
    Wegen den bereits gebuchten Reisen kann ich jetzt nur abwarten. Ich warte aber erstmal ab für die Reise, die ich im April / Mai geplant habe, bevor ich was buche. Oh Mann ….
    In Thailand gab es übrigens auch die ersten Fälle laut Spiegel. Dabei handelt es sich um Thailänder, die zuvor als Touristen in Hokkaido waren. :)

  2. Ein Schweizer Bekannter will zu April nach Japan kommen. Ich hatte diesem empfohlen die Situation im Auge zu behalten, sich aber darauf einzustellen, die Reise nötigenfalls abzusagen. Ich gebe dem Reisenden Recht, es ist derzeit schwierig abzuschätzen, wie die Lage in 4 Wochen aussieht.
    Wo kommen eigentlich die Fälle aus Hokkaido genau her?

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