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Mann sticht wahllos auf Grundschüler ein — was läuft hier verkehrt?

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Gegen 8 Uhr morgens am 28. Mai 2019 laufen meine Kinder wie jeden Morgen zu ihren jeweiligen Schulen – streckenweise allein, streckenweise mit ihren Klassenkameraden. Drei Kilometer von ihnen entfernt wartet eine Gruppe von Schülern, alle im Grundschulalter (6 bis 12 Jahre) und damit so alt wie meine Kinder, nahe des Bahnhofs Noborito im Westen von Kawasaki auf den Schulbus. Bis plötzlich ein 39-jähriger Mann auf die Gruppe zustürmt und mit zwei Messern wahllos auf die Kinder und zwei Erwachsene einsticht. Ein 11-jähriges Mädchen und ein 39-jähriger Mann überleben die Attacke nicht. 16 Kinder und eine erwachsene Frau werden verletzt – drei von ihnen schwer. Mittlerweile ist der Schulbus eingetroffen, und als der Busfahrer den Täter zur Rede stellen will, verletzt sich der Täter selbst mit dem Messer so schwer am Hals, das er noch am Tatort verblutet.
Später stellte sich heraus, dass der Täter ein 51-jähriger Mann aus dem benachbarten Stadtviertel Asao-ku war. Er stach erst dem 39-jährigen, ein Angestellter des Aussenministeriums, in den Rücken und stürmte dann auf die Kinder zu. Der Sohn des 39-jährigen blieb wohl unverletzt. Alle Schüler warteten auf den Schulbus der privaten Caritas Elementary School, einer katholischen Einrichtung. Die Motive des Täters sind zur Stunde noch unklar.
Die Tat weckt Erinnerungen an das Ikeda-Schulmassaker, bei dem am 8. Juni 2001 ein – ebenfalls mit Messern bewaffneter – Mann an einer Grundschule in Osaka 8 Schüler erstach. Es weckt auch Erinnerungen an das Sagamihara-Massaker im Jahr 2016, als ein Angestellter einer Pflegeeinrichtung 19 Menschen erstach. Und man fragt sich unweigerlich, was da schief läuft in einer Gesellschaft, die solche Monster kreiert – Monster, die auf die Schwächsten der Gesellschaft losgehen. Und die Frage steht wie immer im Raum, wie man so etwas vermeiden kann. Oder ob man das überhaupt vermeiden kann, denn man kann nun schlecht alle Messer verbieten. Als „Sofortmaßnahme“ konnte man heute in Tokyo beobachten, wie Lehrer und Freiwillige die Gruppen von Kindern zu bestimmten Punkten begleiteten – mehr noch als üblich. Aber das kann (und sollte) natürlich nicht immer so weitergehen.
Die Trauer der Familie des 11-jährigen Mädchens kann ich nur erahnen. Ich wüsste selbst nicht, wie ich mit so etwas umgehen sollte. Und da wären ja auch noch 16 weitere Kinder, die durch das Ereignis heute morgen traumatisiert wurden. Da gibt es viel aufzuarbeiten – in den Familien, aber auch in der Gesellschaft.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

17 Kommentare

  1. Es ist schrecklich, gerade sowas aus Japan zu hören nimmt mich sehr mit, weil Japan in meinen Augen als sehr sicher gilt, (zb. Waffenschein sehr schwer zu bekommen etc.). Wäre das in Deutschland passiert, wäre es wohl nur eine Anmerkung zum Tages geschehen, seit der Flüchtlingskrise 2015 lese pro Tag mindestens 2-3 Tote durch Flüchtlinge und Messer als Tatwaffe, auch versuchte Kindesentführungen kommen darunter vor. Man stumpft in Deutschland bei sowas langsam ab. In Japan hoffe ich das man dort sich mehr um die Sicherheit kümmert, aber das nicht noch mehr passiert ist, ist gut zu wissen, man stelle sich vor was noch hätte passieren können :'(
    Das die Lehrer die Schüler begleiten finde ich großartig, in Deutschland würde sowas nicht stattfinden….

    • „seit der Flüchtlingskrise 2015 lese pro Tag mindestens 2-3 Tote durch Flüchtlinge und Messer als Tatwaffe,“
      Dann hör auf, die Drogenfantasien der AfD und CDU zu lesen. Die Realität ist wesentlich weniger brutal als 90% der Menschen glauben. Jedenfalls was Zufalls- und Terrortaten angeht.
      Unnötiger Einsatz von Antibiotika bringt mehr Menschen um – um nur ein Beispiel zu nennen.
      @tabibito: Du schreibst, das Motiv ist unbekannt. Gleichzeitig schreibst du von Monster.
      Meinst du Monster hier im Sinn von Zombie? Hirn- und Gedankenlos, ohne Kontrolle über sich selbst?
      Oder Monster im Sinne von brutale Bestie? Aus Niedertracht besonders grausame Taten begehend?
      Wie kannst du das entscheiden, ohne Motiv und Hintergründe?
      Und falls du denkst, dass das eine etwas fiese Frage ist, vor allem da du fast betroffen bist – genau das muss aber klar sein, um zu wissen, wie man so etwas vermeiden kann (und ob überhaupt).
      Hier möchte man übrigens alle Messer verbieten – also alles was länger als ein Finger ist, an belebten Orten, wie zum Beispiel EInkaufszentren.
      Wie man dann noch ein Brotmesser kaufen soll ist mir schleierhaft, aber es kommt halt von der CDU. Die hat ja eine Reihe von Spezialisten für hirnrissige Ideen, wie man gerade wieder sieht ;)

      • „Monster“ im Sinne von unmenschlich. Da ist das Motiv völlig egal. Wer mit Messern auf kleine Kinder losgeht, mit der festen Absicht, so viele wie möglich zu töten, ist für mich ein Monster. Ich versuche solche polemischen, brachialen Wörter zu vermeiden, aber in diesem Fall hier fällt mir nichts besseres ein.
        Wenn man allerdings bedenkt, dass ein bestimmter Anteil der Menschen, egal in welcher Gesellschaft, psychopathische Züge trägt und keinerlei Empathie gegenüber den Mitmenschen empfindet, wird man so etwas nie völlig vermeiden können – es sei denn, man schränkt die Freiheit aller Menschen derart ein, dass alle einen Schaden davontragen.

        • Wenn Eltern ihre Kinder zu Grabe tragen müssen, ist dass Leid kaum in Worte zu fassen, dass mit einer Gewalt in ihr Leben hereinbricht, unfassbar und in seiner Heftigkeit eine schier unerträgliche Last, die unmenschlicher nicht sein könnte. Nein ich mag, kann oder will es mir nicht vorstellen … wenn man wüsste was ins solchen Menschen vorgeht, wäre man sicherlich schon ein ganz schönes Stück weiter. Fassungslosigkeit, Starr vor Schreck, dass ist wohl das was den meisten als erstes durchfährt. Empathie? Ich weiß nicht, vielleicht Wut, Hass oder Zorn um solche Tat zu begehen. Bei Sinnen bestimmt nicht. Mental völlig daneben … aber wer weiß das schon

    • Große Vorsicht bei solchen Zahlen – hast Du eine seriöse Quelle dafür (Polizeistatistik, Weißer Ring usw)? Sonst klingt das nämlich wirklich nach AfD-artigem Geschwätz.

      • Hallo tabibito,
        Fakten kann ich leider nicht vorweisen, nur das was ich aus meinem RSS Feedreader zu lesen bekomme, viele Fälle werden Bundesweit gar nicht mehr berichtet, so bleibt vieles nur bei den lokalen Online Zeitungen und Portalen. Statistiken kann man in Deutschland nicht mehr glauben in einem Video leugnet ein SPD Kandidat die existenz des politischen Islams und stellt den fragenden „Journalisten“ (ob das wirklich einer ist sei dahin gestellt) als Idioten und beleidigt ihn, komisch das in einem Migrantenviertel eine in Duisburg Marxloh die Partei BIG 30% der Stimmen gewinnt (https://www.wochenblick.at/wahl-islampartei-big-in-duisburger-migrantenviertel-staerkste-partei/) welche eine islamisch orientierte Politik verfolgt und enge Verbindungen zur Erdogan Partei AKP aufweist, aber die deutsche Politiker wollen von einem politischen Islam nichts wissen.
        Und nein, ich bin kein AFD Wähler und bin ebenfalls entsetzt über diese Entwicklungen. Europaweit habe ich die Humanisten gewählt, Regional die Linken. Es ist schon eine Schande das man sich dafür rechtfertigen muss.

        • Wenn man sich die Mühe macht, die politische Agenda der Quellen zu hinterfragen, sollte schon auffallen, dass z.B. „Wochenblick“ sehr weit rechts einzuordnen ist….
          Und die Stichprobe gerade (1. Juni 2019, 11:00) auf politikversagen.net hat für die ersten drei Artikel folgende Quellen: Das Satiremagazin Postillon neben zwei Lokalzeitungen.
          Dass Politikversagen.net den Satireartikel mit aufnimmt, zeigt mir, dass der Such- und Filteralgorithmus des News Crawlers, der Artikel zur Verlinkung heraussucht, einfach nur auf bestimmte Schlagworte eingestellt ist. Ja, es wird als „Humor“ getagt, weil Postillon wahrscheinlich so aufgenommen wird, aber das ändert nichts daran, dass der Artikel auf einer News-Seite erscheint.
          Das sieht man auch an den Tags über den verlinkten Artikeln („Gutmenschentum“, „Mainstream-Propaganda“). Diese Tags alleine sagen mir schon, wie Politikversagen.net einzuordnen ist, nämlich alt-right, genauso wie die Liste der unterstützten Demo-Veranstaltungen.
          Sie können mir nicht erzählen, dass das kein verzerrender Blick auf die Wirklichkeit ist, wenn immer nur das herausgepickt wird, was die eigene Sicht der Welt unterstützt (also nur Verbrechen, die durch Ausländer begangen werden, keine Erwähnung von ähnlich gelagert Vorkommnissen für Deutsche/Österreicher/Schweizer). Das ist die Definition einer Filter Bubble.
          Also evtl. dann doch noch mal die eigene Nachrichtenblase überprüfen?

          • Das stimmt, es ist im Grunde ein Crawler der halt nach schlagwörtern sucht, das macht aber die Artikel der Medienportale von Lokalen Nachrichtenzeitungen nicht unwahr. Gut, das wochenblick.at rechts einzuordnen ist, das wusste ich nicht, aber dann müsste man mehrere große Zeitungen in Deutschland als links einordnen, auch nicht wirklich besser wenn man in deren Filterblase lebt oder?
            Ich denke eine Mischung aus beidem ist besser, denn nur eine Seite zu konsumieren kann die Wirklichkeit wirklich manipulieren und ja, es ist auch eine Manipulation wenn Informationen einem Leser vorenthalten werden. Das politikversagen ein garant für sauberen Journalismus ist würde ich nicht behaupten, gleichzeitig sollte man sich dann aber auch fragen wie seriös zb. die BILD ist.
            Wie gesagt, ich habe Links gewählt, bin ich denn ein schlechter Mensch weil ich auch einen anderen Nachrichten aggregator nutze?

  2. @Prov94
    „…seit der Flüchtlingskrise 2015 lese pro Tag mindestens 2-3 Tote durch Flüchtlinge und Messer als Tatwaffe, auch versuchte Kindesentführungen kommen darunter vor.“
    Wo liest man sowas ? Auf Epoch Times oder RT ? Bitte glauben Sie nicht den Lügen der AfD-Trolls.

    • Diese Medien sind immer mit Vorsicht zu genießen, das stimmt, AFD Nachrichten lese ich mir gar nicht durch, meine Informationen kommen von der Seite politikversagen.net ich habe den RSS Feed abonniert und wenn man das mal jeden Tag verfolgt, die Seite selbst teilt nichts, die Beiträge die da kommen sind direkt von lokalen bzw. regionalen Nachrichtenportalen, da wird man schon hellhörig. Wenn man der Seite nicht vertraut, es macht keinen Unterschied ob ich den ungefilterten Feed von der Seite abonniere oder den Feed jeder einzelnen Nachrichtenseite die lokal/regional ein Portal betreibt, im Endergebnis würde ich dennoch die Nachrichten sehen. Tun sie es sich doch mal an, ich wollte das auch nicht glauben. Ich bin kein AFD Wähler, sondern habe regional die linken gewählt.

      • Aber mal ehrlich: Der Name „politikversagen.net“ sagt doch als Name schon so einiges. Da weiss man doch schon, wo der Fokus liegt. Meine Güte, Deutschland hat eine funktionierende Demokratie, eine florierende Wirtschaft, und dennoch wird — ohne anständige Alternativen aufzuzeigen – gemeckert, was das Zeug hält. Natürlich gibt es auch in Deutschland Probleme, und diese Probleme sind auch nicht gerade klein. Aber dieses sinnlose Eindreschen auf Minderheiten, seriöse Journalisten und nahezu jeden Politiker bringt doch nichts. Beziehungsweise bringt es nur den Menschen etwas, die eine ziemlich erschreckende Agenda haben.

        • Ich sage nur, urteile ein Buch nie nach seinem Einband, das der Namen was negatives suggeriert will ich gar nicht abstreiten, auch kommen da gelegentlich infos über AFD Demonstrationen, dennoch mag ich lieber eine gemischte Nachrichtenstruktur und nicht nur ein Medium und das andere wird als nicht relevant angesehen. Und wenn die Seite halt das zeigt was andere Bundesweite große Seiten nicht zeigen, dann sollte man vernünftig nachdenken wie der Medienkonsum uns unbewusst in eine Blase drückt. Wie gesagt, ich kann auch die lokalen Medienseiten abonnieren, macht aber keinen Unterschied an den Taten selbst welche stattfinden und dann in den lokalen regional Medien erwähnt werden, welche Bundesweit verschwiegen werden weil halt Bundesweit keine Relevanz (ich will hier niemanden was unterstellen).
          Ich selbst komme aus der Tschechischen Republik, habe eine Brasilianische Freundin und weiß das Deutschland gut ist, nur war es vor ein paar Jahren besser und das AKK nun auch die Meinungsfreiheit infrage stellt, sollte ein Zeichen zur Vorsicht sein. Wie gesagt, einfach mal ein paar Tage die Seite im RSS Feed abonnieren und sich dann ein urteil bilden, die Links führen dann immer zu den lokalen Medienseiten und das sind halt Redaktionen die die Nachrichten veröffentlichen und nicht irgendwelche Rechte. Und well, wie bereits gesagt, ich habe links gewählt.

  3. … das kann wohl keiner mehr abschließend klären. Leider muss man immer wieder über solche schreckliche Taten lesen, leider auch Rund um den Globus. Sicherlich ist das auch ein Phänomen unserer Zeit. Ein letzter Aufschrei das etwas nicht stimmt …

  4. Ich denke, Dinge wie diese geschehen ueberall auf der Welt und werden nicht nur von einer bestimmten Personengruppe veruebt. Und dass Japan so ein sicheres Land ist, das wage ich auch nachdem ich nun doch schon einige Jahre(-zehnte) hier lebe zu bezweifeln. Erinnert sei an die Giftgasanschlaege vor einigen Jahren, und die kleineren bzw. groesseren Verbrechen, ueber die man auch taeglich lesen kann (siehe hier: https://japantoday.com/).

    • Genau das ist der Unterschied zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiv sicher.
      Nimm an, es geschieht in Tokyo 1 Mord am Tag.
      Die Zeitung schreibt über 1 Mord pro Tag.
      Nun nimm an in Tokyo gibt es 100 morde am Tag. Die Zeitung schreibt aber immer noch „nur“ über 1 Mord pro Tag.
      Gefühlt ist Tokyo bei Nr 1 (fast) genauso gefährlich wie bei Nr. 2. Trotzdem ist es dort viel sicherer.

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