BlogJapanische Antwort auf "The Cove" gewinnt Filmpreis in London

Japanische Antwort auf "The Cove" gewinnt Filmpreis in London

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Es ist nun schon acht Jahre her, das ein Aufschrei durch die Welt ging, als der amerikanische Dokumentarfilm „The Cove“ erschien: Der Film handelte von der japanischen Kleinstadt Taiji in der Präfektur Wakayama und zeigte nur schwer erträgliche Szenen einer Jagd auf Delfine, die alljährlich in einer Bucht in besagter Stadt veranstaltet wird. Der Hype um den Film ging soweit, dass der Streifen sogar mit einem Oscar für den besten Dokumentarfilm bedacht wurde. Dabei handelte es sich teilweise um einen Pseudodokumentarfilm, da einfachste journalistische Regeln über den Haufen geworfen wurden – zum Beispiel, in dem unvollständig übersetzt und Dinge aus dem Zusammenhang gerissen worden. Egal: Die Aufruhr war gross, und selbst beim Tabibito Almanach gingen Kommentare wie „Dreckige Delfinkiller!“ ein.
Die Regisseurin Keiko Yagi, eine 50-jährige Japanerin, beschloss, der Sache etwas mehr auf den Grund zu gehen und drehte so einen Gegenfilm – konsequenterweise „Behind the Cove“ genannt. Das war 2015. In dieser Woche nun passierte etwas Unerwartetes – die Doku gewann tatsächlich einen Preis, und zwar beim London International Filmmaker Festival of World Cinema (IFFWC). Das ist zwar ein sehr kleines Festival, das erst seit 9 Jahren ausgerichtet wird, doch dass ein japanischer Film mit einer Gegendarstellung des so emotional diskutierten Themas überhaupt im Ausland Beachtung findet, ist durchaus eine Randnotiz wert.

Delfinstatue am Ortseingang von Taiji
Delfinstatue am Ortseingang von Taiji

Im Film geht es um den ganzen Hintergrund der Wal- und Delfinjagd, vor allem aber um die Waljagd. Und die hat in der Tat eine lange Tradition – nicht nur in Japan, sondern auch anderswo. In Taiji hält man diese Tradition noch immer hoch – ein ausgemustertes Walfangschiff findet man dort ebenso wie ein großes Museum zum Thema Walfang, nebst Wal- und Delfinshow (!) für die lieben Kleinen. Das Museum ist dabei durchaus interessant, wenn auch etwas angestaubt.
Den 105-minütigen Film „Behind the Cove“ kann man unter anderem auf Netflix sehen, und wer „The Cove“ gesehen hat, sollte sich auch diesen Film ansehen, um die andere Seite der Medaille zu verstehen.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

8 Kommentare

  1. Danke für den Hinweis! Hab den Film in iTunes gefunden. Wer mehr Infos will bekommt sie unteranderen, direkt über die Seite behindthecove.com.
    Gruß エンリコ

  2. naja gut… ne Menge Länder haben eine lange Tradition beim Walfang, z.b. so eine Geschichte wie „Moby Dick“ ist ja nicht durch Zufall entstanden. In Japan gab es auch mal traditionell die Burakumin, aber nur weil irgendwas Tradition ist, muss man ja nicht jeden Quatsch fortführen…

  3. Ich finde das Thema schwierig. Generell nerven mich Deutsche/Europäer/Nichtjapaner, wenn sie wegen des Walfangs auf Japan (und manchmal auch auf mir, da ich in Japan lebe) einhacken, nicht weil ich Walfang toll finde (ich esse weder Fleisch noch Fisch), sondern weil die gleichen Leute in vielen Fällen nach ihrem großen Protest vom hohen Ross (ob das artgerecht gehalten wird?) Billigfleisch in sich reinstopfen, das unter ebenso schlimmen Bedingungen geschlachtet wird. In Deutschland werden männliche Küken geschreddert, aber wenn man das als Gegenargument bringt (wie gesagt, ich mache es nicht, weil ich selbst gerne Fleisch esse), ist das immer „was Anderes“. Okay, Hühner sind nicht vom Aussterben bedroht, aber dürfen wir sie deshalb so behandeln und dann über Japaner schimpfen?
    Viele Leute haben eine Vorstellung, dass „niedliche“ Tiere nicht gegessen werden dürfen (die ich auch irgendwie verstehen kann), aber wir essen Tiere, die woanders heilig sind, und ich will mir nicht mal vorstellen, wie Otto Normalverbraucher auf Proteste von der anderen Seite reagieren würde, wenn uns z.B. die Inder sagen würden, wir sollten aufhören mit dem Küheschlachten.
    Trotzdem bin ich natürlich nicht glücklich darüber, dass Delfine abgeschlachtet werden, und „Tradition“ finde ich, wie umij auch, ziemlich mager als Erklärung. Tradition waren früher auch Sklaverei und allerlei andere abscheuliche Sachen, von denen man sich Gott sei Dank wegbewegt hat.

    • Da liegen wir ganz auf einer Linie. Prinzipiell bin ich auch gegen Wal- und Delfinfang. Aber die Diskussion ist einfach unsachlich (auf beiden Seiten), und das blosse Eindreschen auf Japan in diesem Punkt hilft da gar nichts – in Gegenteil, man schaltet da einfach auf stur.

      • Freut mich, dass wir da auf einer Linie liegen. Die Frage ist nur, was tun? Es beschleicht mich doch das Gefühl, dass irgendwann die Bestände von Walen und Delfinen zu stark dezimiert werden, während wir hier mit unseren moralischen Bedenken kämpfen.
        Na ja, aber Deutschland kann sich auch noch nicht damit rühmen, die Nutztierhaltung weniger qualvoll zu gestalten. Also lebe ich weiterhin ohne Fleisch (ganz vegan ist in Japan zu hart.)

        • Tja, was tun. Ein guter Ansatz wäre für mich der goldene Mittelweg. Ich halte es für kontraproduktiv, Menschen den Fleischkonsum ausreden zu wollen. Besser wäre da meiner Meinung nach ein „in Maßen“. Ich kann mich zum Beispiel zwar auch ohne Probleme vegetarisch ernähren, aber ich habe keine Lust, mich auf dieses Schwarz-Weiß-Denken einzulassen. Fleisch? Ja, aber in überschaubaren Mengen, und wenn möglich nicht aus industrieller Aufzucht. Das ist natürlich oftmals leichter gesagt und getan – und natürlich auch eine Frage des Preises. Das ist ja leider auch in Japan oftmals problematisch – die Gemüsepreise waren im Dezember/Januar ja einfach nur exorbitant.

  4. Erstens, nicht der Film selbst wurde premiert, sondern nur die Regiseurin.
    „Behind The Cove“ ist ein Lügen-Propagandafilm der von der Delfinmafia und der Regierung von Japan finaziert wurde um die Welt über die wirklichen Verbrechen an Delfinen und Walen zu täuschen. Sie wollen damit die Olympiade Tokyo2020 nicht in Gefahr bringen, darum wurde der Propaganda Lügenfilm gemacht.
    Die saisonale schsmonatige Delfinjagt in Taiji ist nur um Delfine für die Gefangenschaft zu entführen. Einige hundert Delfine werden dabei gefangen um lebend an Delfinarien verkauft zu werden und um diese Massenvernichtung zu finanzieren.
    In Japan werden das ganze Jahr über Delfine und Kleinwale abgeschlachtet, auf offener See, mit Harpunen und Speeren oder mit Netzen gefangen. Letztes Jahr 2017 waren es im Total über 10’000 Kleinwale und Delfine die in japanischen Gweässer ermordet wurden; in Spitzenjahren bis zu 40’000 pro Jahr.
    Wir haben genug Beweismaterial, es geht in Wirklichkeit um Massenvernichtung von Wal- und Delfinbestände, genannt „Pest Control“ als eine form von Regulation. Die japanische Regierung will sich durch die Regulation der Meeressäugern die Fische und Tintenfische sichern. Die japanischen Gewässer wurden durch exzessive Überfischung leergefischt. Der Ozean-Terrorist Shinzo Abe sagte einst in einem Interview: „Wale und Delfine haben kein Recht den Japaner die Fisch weg zu fressen – er gehört allein den Japanern – und, Wale und Delfine hätten kein Recht zu existieren – Wir töten Wale und Delfine um ihre Beständer gering zu halten“.
    Asiaten sind die grössten Fischvernichtern Welweit, danach die Nordländer, vorallem der Hunger der Japaner nach Meeresfisch ist unglaublich hoch. Der Ozean ist durch die Menschen überfischt worden, lediglich noch 8-9% der früheren Fischbestände sind noch vorhanden. Nicht die Wale, nicht die Delfine sind schuld am rapiden Rückgang der Fischbestände, sondern der exzessive Fischfang durch die Menschen ist allein dafür verantwortlich. Wir Menschen haben den Walen und Delfinen ihre Nahrung gestohlen; dies ist Fakt und Wahrheit!
    Im Jahr 2017 tötete Japan offiziell im internationalen Wal-Schutzgebiet in der südlichen Arktis 666 Wale, inofiziell waren es aber weit mehr. 90% dieser Wale waren schwangere Weibchen! Die japanische Walfangflotte befindet sich zur Zeit wieder im selben Schutzgebiet und tötet illegal Wale, trotzt Verbot des UN-Gerichts in Den haag das im Jahre 2014 die japanische Regierung zu einer Strafe von einer Million US-Dollar wegen illegalen Walfang verurteilte. Die japanische Regierung hat bis heute diese Busse nicht bezahlt!
    Kommerzieller Walfang wurde vom IWC 1986 verboten, doch Japan hält an seinem illegalen kommerziellen Walfang fest. Zuvor töteten sie Wale mit der Lüge, es sei für die Forschung. Dies wurde von der internationale Gemwinschaft nicht akzeptiert, nun bekennt sich Japan zum kommerziellen Walfang und wurde 2018 neu im gesetzt niedergeschrieben. Japan ist offiziell eine illegale Walfang Nation; Nationen die gegen UN Recht verstossen sind im Gesetz terroristische Organisationen oder Terroristen.
    Kommerzieller Walfang und technologische Delfinvernichtung sind keine japanische Tradition wie es immer vorgegaukelt wird, sonden krimineller Genozid an Spezien! Klar hatten die Japaner früher vereinzelt Wale und Delfine für ihren Fleischkonsum wie andere Länder auch getötet; Aber nicht für kommerzielle Zwecke und nicht in diesen grossen Ausmass.
    Innerhalb der letzten 40 Jahre ermordeten die Japaner über 2 Millionen Delfine und über 40’000 Wale (ca. 700’000 Föten und 500’000 Wal- und Delfinbabys nicht eingerechnet). Viele genetische Delfinfamilien wurden durch die Japaner vollkommen ausgerottet. Diese Delfine, die heute getötet werden, sind keine japanische DNS-Delfine, sondern wandernde Meeressäuger, die 2x im Jahr entweder von Süden nach Norden wandern oder umgekehrt. Viele dieser Delfinarten gebähren im Winter ihre Kälber, genau während der Delfinjagdsaison in Taiji. Zufall? – NEIN!
    Ich habe vor kurzem einen Film über die japanische „Pest Control“ gemacht. falls Ihr die wirklichkeit erfahren wollt, dann schaut euch bitte den Film an. Der Film ist in englisch, aber ich gehe davon aus, dass die meisten von euch mehr oder wehniger englisch verstehen.

    Albi Deak, dipl. hyd. Biologe

    • Interessant. Aber zumindest zu einer Sache wäre eine Quellenangabe schön:
      Der Ozean-Terrorist Shinzo Abe sagte einst in einem Interview: “Wale und Delfine haben kein Recht den Japaner die Fisch weg zu fressen – er gehört allein den Japanern – und, Wale und Delfine hätten kein Recht zu existieren – Wir töten Wale und Delfine um ihre Beständer gering zu halten”.
      So wenig ich auch von Abe halte – das klingt nicht gerade nach einem Originalzitat. Eine Quelle wäre deshalb schön.

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