BlogETC - das japanische Mautsystem

ETC – das japanische Mautsystem

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Wer mit dem Auto in Japan unterwegs ist, macht schnell Bekanntschaft mit ETC – dem japanischen Mautsystem. In Japan sind nahezu alle Autobahnen mautpflichtig, egal für wen. Das System nennt sich „ETC“ – das steht für „Electronic Toll Collect“. Wie auch bei den Eisenbahnen ist die Preisstruktur keinesfalls einheitlich – auf manchen Strecken bezahlt man einen festen Betrag, egal wie weit man fährt, auf anderen bezahlt man nach der Länge der gefahrenen Strecke. Es gibt zwei Arten der Bezahlung: In bar oder mit einer ETC-Karte, die in einem im Auto installierten Kartenlesegerät eingeschoben wird. Diese wiederum muss mit einer japanischen Kreditkarte verbunden sein, und da wird es auch schon kompliziert, da man die ETC-Karte nicht mit jeder x-beliebigen Kreditkarte verbinden kann. Man muss dazu ausgewählte Dienste wie zum Beispiel „Orico“ benutzen, und das erklärt dann auch, warum die meisten Japaner mehrere Kreditkarten haben (bei mir sind es nun auch schon drei japanische Kreditkarten – und das nicht etwa, weil ich Kreditkarten so mag, sondern weil es anders nicht geht).
Wer viel mit dem Auto unterwegs ist, sollte sich unbedingt eine ETC-Karte anschaffen, denn damit kann man die Schranken, und davon gibt es viele, mit 20 km/h (so steht es jedenfalls geschrieben, die meisten fahren mit 30 km/h durch) passieren. Ausserdem gibt es einen Rabatt auf ETC-Zahlung. Ganz durchsichtig ist das System dabei nicht. Fahre ich zum Beispiel bei mir in der Nähe auf die Autobahn, passiere ich erstmal eine Mautstelle an der Auffahrt, wo mein Startpunkt registriert wird. Nach einem guten Kilometer Autobahn kommt eine grosse Mautstelle, an der mir 350 Yen abgezogen werden. Kaum bin ich in Tokyo, werden mir dann gute 600 Yen abgezogen – das ist der Minimalbetrag für die 首都高 shutokō – die Stadtautobahn von Tokyo. Bleibe ich im Zentrum, ändert sich der Betrag kaum, aber sobald ich mich von Tokyo entferne, wird es immer teurer. Der Preis hängt dabei unter anderem davon ab, wann man unterwegs ist – nachts oder an Ruhe- und Feiertagen wird es zum Beispiel bis zu 30% billiger. Eine Zahl aber mal zum Vergleich: Von Tokyo bis Osaka zahlt man mit einem normalen Auto letztendlich rund 7’000 Yen, also gute 50 Euro, für insgesamt knapp 500 Kilometer.
Die ETC-Karte selbst ist auf den Fahrzeugtyp abgestimmt, und beim Beantragen muss man auch das Nummernschild und die Fahrzeugnummer angeben. Betrug gibt es wohl trotzdem, doch in 90% der Betrugsfälle werden wohl laut Wikipedia einfach nur die Schranken durchbrochen. Alles in allem funktioniert das ETC (offizieller Name: ETC 2.0)-System ganz gut, aber das böse Erwachen erfolgt dann freilich bei der Kreditkartenabrechnung, denn all die kleinen Autobahnfahrten läppern sich natürlich zusammen.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

3 Kommentare

  1. Ich musste wegen der Arbeit 2 Mal die Woche Autobahn fahren und hab aber immer bar bezahlt. Privat bin ich eher selten mit dem Auto gefahren und wenn doch, hat mir das Navi oft die „kostenlose“ Strecke anzeigen müssen. ;P
    Was mich bei Mietautos immer nervt ist, dass sie dir gleich nach dem Starten erst einmal lautstark erklären „Sie haben keine ETC-Karte installiert.“ ^^;

  2. Gut dass ich auf einen „kei-wagon“ umgestiegen bin. Da wird der Spass doch direkt billiger! Und da eh nicht schneller als 100km/h gefahren werden darf (wenn es denn moeglich ist) reicht „der Kleine“ Suzuki Every voll aus.

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