BlogDie Olympischen Spiele und das liebe Geld

Die Olympischen Spiele und das liebe Geld

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Mit grossen Schritten rücken sie heran – die Olympischen Sommerspiele 2020. Nur noch 5 Jahre sind es bis dahin, und immerhin hat man in Japan jetzt damit begonnen, sich um die Kosten zu streiten.
Die ursprüngliche Planung sieht vor, dass die Spiele rund 820 Milliarden Yen kosten werden – das sind beim jetzigen Stand gute 6 Milliarden Euro¹. Dem gegenüber stehen erwartete Einnahmen von gut 2,5 Milliarden Euro. Von vornherein also sind die Olympischen Sommerspiele für Tokyo ein Zuschußgeschäft. Doch die Zahlen erweisen sich jetzt schon – hört, hört! – als nur gering belastbar. Der grösste Zankapfel ist da momentan der Neubau des 新国立競技場 Shinkokuritsu Kyōgijō (wörtlich: “Neuer Staatlicher Wettkampfort). Das Olympiastadium befindet sich im Herzen von Tokyo und soll von jetzt an gebaut werden. Die Ausschreibung hatte die englische Stararchitektin Zaha Hamid gewonnen. Eigentlich waren für den Neu- und Umbau der Wettkampfstätten in und um Tokyo insgesamt 300 Milliarden Yen eingeplant, doch nun gab man bekannt, dass allein der Neubau des Olympiastadiums 250 Milliarden Yen, also sage und schreibe 1,8 Milliarden Euro, kosten werde. Das ist in etwa das 5-fache dessen, was das Olympiastadium in Peking kostete. Einer der Hauptgründe für den plötzlichen Kostenanstieg ist das extravagante Design. 370 Meter lang und 70 Meter hoch soll das, ich sage mal wanzenähnliche, Gebilde werden – das Herzstück besteht aus zwei riesengrossen Stahlbögen, entlang derer ein einfahrbares Dach verlaufen soll.

Projektentwurf Olympiastadion. Quelle: Japan Sport Council
Projektentwurf Olympiastadion. Quelle: Japan Sport Council

Muss das sein? Müssen wir soviel Geld dafür ausgeben? Und von wem soll das Geld eigentlich kommen? Warum hat man nicht einen japanischen Architekten gewählt? So und ähnlich lauten die Fragen. Dabei hat man schon zurückgesteckt und den Bau um rund 20% verkleinert. In dieser Woche wurde nun entschieden, dass das Teil gebaut wird, basta.
Wer vom neuen Berliner Flughafen oder der Elbphilharmonie gehört hat, kann darüber nur müde lächeln. Obwohl 1,8 Milliarden Euro für ein Stadion in der Tat kein Pappenstiel sind. Wahrscheinlich werden aber noch etliche andere Überraschungen auf die Veranstalter hinzukommen. Woher das Geld jedoch letztendlich kommen soll, ist eine Frage, die mich auch interessiert – schliesslich ist Japan bis über beide Ohren verschuldet. Neben der Tatsache, dass das Land aus tausenden Inseln besteht, noch eine Gemeinsamkeit mit Griechenland…
¹ Eine Zusammenfassung der ursprünglichen Planung der Spiele findet man hier

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

8 Kommentare

  1. Hoffentlich, vwird Japan nicht wie Griechenland enden :(
    Ich bin Japan Fan und möchte 2020 dort Urlaub machen und möglichst viel von dort sehen.

  2. Sehr informativer Eintrag, der leider Düsteres erahnen lässt…
    Allerdings stellen sich bei mir die Nackenhaare auf, wenn ich „Olympiade“ lese.
    Wikipedia sagt dazu: „Olympiade, der vierjährige Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen“
    Wir befinden uns gerade in der Olympiade.
    Eine Sommerolympiade gibt es somit nicht, es sind die Olympischen Sommerspiele…

  3. Da kann ich als Berliner doch wirklich nur milde lächeln. Aber immerhin, mit dem BER Flughafen ist schon eine neue Marke der Inkompetenz gesetzt, die man erst einmal reissen muss. Also dann, Glück auf Japan, ihr schafft das.
    Als die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2020 an Tokyo verkündet wurde, dann standen meine Frau und ich stumm vor dem Fernseher und glotzten recht ungläubig aus der Wäsche. Als hätte Japan derzeit nicht genügend andere Sorgen …

  4. einen japanischen Architekten hätte es sicher gegeben – aber mal abgesehen davon – ist Zaha Hamid auch wirklich ein English Men??? Ich bin zwar kein Nazi oder so, aber man hat auch 20-55 Jahren in Englisch Unterricht erzählt, dass der bekannteste und am meisten verbreiteter Namen für einen Engländer Mohammad ist

    • Da für mich der Name indisch klang, hatte ich zuerst einen kolonialen Hintergrund erwartet, aber die Dame ist im Irak geboren und hat später die britische Staatsangehörigkeit angenommen.
      Ihr Nachname lautet im Übrigen Hadid. :)

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