BlogAnschluss finden: Deutsche in Japan

Anschluss finden: Deutsche in Japan

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Da steht man also plötzlich in Japan da mit seinen sieben Sachen und weiss nicht so recht, wohin mit sich, und was man von nun an mit seinen zauberhaften Deutschkenntnissen anfangen soll. Da gibt es die einen, denen das überhaupt nichts ausmacht, und die auf den deutschen Sprachgebrauch nebst Muttersprachlern ganz gern verzichten können. Da gibt es die anderen, hauptsächlich jene, die nur begrenzt im Land sind und kein oder kaum Japanisch sprechen, die lieber gern Anschluss hätten zu ihren Landsleuten und sich von daher gern irgendwie zusammenraufen. Und dann gibt es noch die dazwischen, und dazu zähle ich mich auch, die zwar nicht aktiv nach Verbindungen zu Landsleuten suchen, aber sich durchaus gern mal mit Mitgefangenen treffen wollen. Deshalb an dieser Stelle mal eine kleine Auflistung von Gruppen und Möglichkeiten, die man hier so hat, um Anschluss zu finden:
DinJ steht für „Deutsche in Japan“ und ist eine seit vielen Jahren betriebene Newsgroup auf Yahoo. Diskutiert wird dort so ziemlich alles, und natürlich ist vieles dort für die meisten irrelevant. Die Moderatoren sind auch nicht gerade zimperlich, aber in der Liste gibt es etliche Auskenner, die schon ewig im Land sind, und somit so ziemlich jede Frage beantworten können.
Persönlich halte ich mich dort lieber zurück, aber ich schaue durchaus regelmäßig in die Tageszusammenfassungen rein. Tipp: Anmelden, und bei den Einstellungen „Tägliche Zusammenfassung schicken“ wählen. Alles andere artet sonst in Spam aus.
DoitsuNet ist eigentlich eine Ein-Mann-Veranstaltung – die Idee dahinter ist, regelmäßig Deutsche und Japaner, die an Deutschland (und Deutsche?) interessiert sind, in abwechselnden Etablissements zusammenzutrommeln, um miteinander Spaß zu haben. Der Verantwortliche organisiert auch andere, internationale Partys ziemlich erfolgreich. Hinter den Veranstaltungen steckt kommerzielles Interesse, aber die DoitsuNet-Partys sind in der Regel gut organisiert und können durchaus Spaß machen. Die Preise sind dabei auch recht zivil (wenn man sich über den Newsletter anmeldet).
Ich schaffe es leider immer nur maximal ein Mal pro Jahr dorthin – es wird mal wieder Zeit, denn letztes und vorletztes Jahr habe ich es nicht geschafft. Selbstredend lohnen sich diese Veranstaltungen nur in Tokyo.
Edo-Rhenania: Mal wieder Lust, einen Salamander zu reiben? Ich hatte weiland während meiner Studienzeit in Japan nicht schlecht gestaunt, als mich der damalige Germanistikprofessor völlig mit seiner eigenen, kleinen Burschenschaft überrumpelte. In Deutschland habe ich jene mit dem Allerwertesten nicht angeschaut, aber einen Einblick in Japan war es mir wert. So kam ich dabei auch in den Genuss einer grossen Festveranstaltung der Edo-Rhenania. Diese nicht schlagende Verbindung gibt es seit 1963. Gerüchten zufolge sollen wohl sogar Mitglieder der kaiserlichen Familie dabei sein. Als ich 1998 bei der Veranstaltung war, hatte man eigens Burschenschaftler aus Deutschland einfliegen lassen. Ich kam mir dabei in etwa wie ein Ethnologe vor, der gerade einen völlig neuen Stamm entdeckt hatte. Es war faszinierend. Aber so recht ist das trotzdem nicht meine Welt.
So, das sind erstmal drei. Wer kennt mehr?

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tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

9 Kommentare

  1. JA, das kenn ich auch:) Und dann gibt es noch das Göthe-Institut mit Veranstaltungen wie zum Beispiel
    http://www.goethe.de/ins/jp/tok/deindex.htm?wt_sc=tokio
    da sind gerade deutsch-japanische Filmtage – morgen gehts los-
    Und die OAG (Ostasien Gesellschaft) http://www.oag.jp/
    Uuuuund: in den Unterlagen der Starthilfegruppe der deutschen Schule (von uns liebevoll Selbsthilfegruppe genannt) gibts ein paar Adressen so zum Beispiel von „Tsudoi“ oder „am Brunnen“ Gruppen von Japanern und Deutschen, die Ausflüge organisieren oder zusammen kochen usw….
    http://www.dsty.jp/schule/starthilfegruppe

  2. nach Japan verschlagen es die verschiedensten Leute auf den verschiedensten Wegen. Ein Problem was ich immer wieder feststelle ist, daß man sehr oft merkt, daß man außer dem „Deutschsein“ meist kaum etwas mit den anderen gemeinsam hat.
    Ich lese zwar gerne Blogs von Auslandsdeutschen, einfach aus Neugier, aber mit irgendwelchen institutionalisierten Veranstaltungen, Treffen etc. habe ich eher negative Erfahrungen gemacht. Das liegt auch daran, daß das Deutschlandbild der Japaner ähnlich verquer ist wie das Japanbild Deutscher…
    Aber selbstverständlich macht da jeder andere, eigene Erfahrungen.

  3. Ich habe mich damit abgefunden, dass es hier keine Deutschen gibt.
    Und mit „hier“ meine ich die gesamte Präfektur. Laut Statistik leben hier 6 Deutsche, mich eingeschlossen.
    Mal abgesehen davon, dass es hier eh so gut wie keine Ausländer gibt, aber wenn dann sind es solche aus englischsprechenden Ländern.
    Ich habe mich daran gewöhnt. Ich bin vor vielen Jahren ja nicht nach Japan, um mich weiterhin an Deutsche zu klammern.
    Nach über 4 Jahren vermisst man dann doch ab und zu mal in seiner Muttersprache quatschen zu können – das gebe ich zu.
    Und ich bin mir auch sicher, dass sich mein Deutsch sowohl ich Schrift als auch im Sprechen seeeehr verschlechtert hat.
    Ein einziges Mal sind zwei junge deutsche Kerle hinter mir aus dem Zug gestiegen und als ich sie Deutsch sprechen gehört hab, hab ich mich sofort umgedreht und sie angesprochen. Obwohl ich doch normalerweise ein schüchternes Mädel (lies: Oma) bin ;)
    Was tut man nicht alles, wenn man verzweifelt ist!
    Die beiden waren sichtlich überrascht.
    Leider stellte sich heraus, dass sie „nur“ Touristen waren.
    Nun kommen normalerweise NIE ausländische Touristen zu uns. Nun muss man aber wissen, dass das gleich nach dem Erdbeben im März war und die beiden ursprünglich in Tokio waren und sich dann Richtung Südwesten geflüchtet hatten.
    Ups, das war jetzt länger als gewollt.
    Ich muss „umij“ zustimmen. Ich halte auch nicht sonderlich viel davon, sich bei solchen Veranstaltungen zusammenzuraufen, weil man bis auf die Nationalität oft nichts gemeinsam hat.
    Auf der anderen Seite geht es hier ja auch nicht um langjährige Freundschaften, sondern nur um einen netten Tag / Abend mit „Gleichgesinnten“.
    Danke für die Liste, das werde ich mir mal näher anschauen, obwohl ich jetzt schon weiß, dass nichts in meiner Nähe stattfindet.
    Naja, werde eh bald umziehen :)

  4. Kopra Stammtisch gibt es noch.
    Und zu meiner Zeit haben wir manchmal Embjapan Forentreffen in Tokyo organisiert. Ist aber schon eine Weile her. Keine Ahnung, ob es das jetzt noch gibt.
    Und ja, je laanger ich in Japan weile, desto mehr habe ich das Gefuehl „doof“ zu werden, speziell wenn ich Deutsch sprechen muss. (schreiben/lesen ist nicht ganz so schlimm)

    • Nun viellleicht solltest Du ja deinen Blog wieder aufleben lassen ?
      Wäre sicher eine gute Fingerübung, um deine Deutschkenntnisse frisch zu halten. Es würde mich sehr freuern

  5. Gibt es soetwas auch ungekehrt? Mir ist es finanziell leider absolut nicht möglich mir endlich meinen Traum zu erfüllen und Japan zu besuchen. Ich würde aber gern das Gespräch zu Japanern suchen, die hier in Deutschland leben und gern über ihre Heimat erzählen, oder unser Land kennenlernen wollen. Ich bin leider nicht mit der jap. Sprache vertraut, hätte aber keine Sorgen mit englisch. Vlt weiß da ja jemand etwas.

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