BlogSanriku-Kantō-Erdbeben - Update VI: Nachbeben/Medien

Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update VI: Nachbeben/Medien

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Allzu viel gibt es nach Update V nicht hinzuzufügen – dieser Tag begann mit sehr viel Stress und der zwar schweren, für mich aber zur Zeit einzig richtigen Entscheidung: Meiner Frau, ihrer Schwester und ihrer Mutter am Morgen zu sagen, dass sie die Kinder packen und gen Süden fahren sollen. Schwer im Sinne von riskant: Sie kommen bestimmt gut ein paar Tage ohne mich aus, da sie nicht allein sind und bei Verwandten, sondern schwer im Sinne von „was passiert, wenn plötzlich Hunderttausende die gleiche Idee haben und ihre Familie verfrachten wollen.
Aber es hat funktioniert. Zwar gab es wohl schon lange Schlangen am Fahrkartenschalter, aber sie konnten schnell Fahrkarten und sogar Sitzplätze ergattern und sind glücklich in Kōbe angekommen. Sicherlich wird der Eine oder Andere sagen „Moment mal, war das letzte richtig schwere Erdbeben nicht in Kōbe?“ Richtig. Und trotzdem ist es dort auf jeden Fall sicherer.
In Sachen AKW schwanken die Gefühle von Minute zu Minute. Erst gibt es beruhigende Nachrichten, dann schlechte. Ein Bekannter besuchte einen Pressetermin bei der britischen Botschaft, bei dem auch der technische Berater der britischen Regierung (Name leider unbekannt) auftrat: Er war der festen Überzeugung, dass es schlichtweg unmöglich sei, dass es so folgenschwer wie Tschernobyl werden würde. die Bauart sei grundsätzlich verschieden und selbst eine Kernschmelze würde nicht den gesamten Laden in die Luft sprengen und alles in der weiteren Umgebung verstrahlen. 
Auf der anderen Seite die deutschen Medien: Die Tagesschau sehnt bereits den Super-GAU herbei. Nebenbei gesagt ein absolutes Unwort, denn das „G“ in GAU steht für „größter“ – bekannterweise ein Superlativ, den man nicht steigern kann. Schade, dass sich sogar die Tagesschau der „Bild“-Sprache bedient. 
Just während ich das geschrieben habe gab es ein schweres Nachbeben….in Kanagawa…eine starke sechs bei Kamakura/Yoshida auf der japanischen Skala. Es scheint, die Beben wandern weiter südlich. Ich hoffe, Denis in Kamakura ist ok. Soeben wurde bekanntgegeben, dass der Shinkansen stillsteht – das ist die Linie, mit der meine Familie heute nach Kōbe gefahren ist …. Genau davor hatte ich grosse Sorgen). Das Beben schien sehr nah unter der Oberfläche zu sein.
Ich glaube, das reicht in Sachen Updates heute. Die Beben beginnen, an den Nerven zu zehren. Die Tatsache, dass das Hauptbeben ganz Honshu um ein paar Meter (ich habe gelesen 4 m) verschoben hat, hat zweifelsohne im Untergrund Spannungen hinterlassen, die sich jetzt nach und nach abbauen). 
Mehr wahrscheinlich morgen wieder nach einer – so hoffe ich – relativ ruhigen Nacht. 

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

35 Kommentare

  1. Na mein Glückwunsch, dass die Evakuierung recht Reibungslos funktioniert hat. Ist sicher nicht unbedingt vorauszusehen gewesen.

    Ich denke, dass man den technischen Berater der britischen Regierung ruhig glauben schenken darf. In diese Richtung orten sich langsam auch die „Experten“ hierzulande aus (auch wenn das die Medien noch nicht wahr haben wollen). Hier kann man auch nur über die Unwissenheit der deutschen Bevölkerung den Kopf schütteln. Und das „Super“-Superlativ hat sich glaube ich nach Tschernobyl im (west)deutschen Sprachgebrauch festgesetzt. Wahrscheinlich um einen Unfall mit massiver Freisetzung radioaktiver Strahlung nochmals von einem Unfall ohne selbiger abzugrenzen. Insider vermeiden aber das super.

    Also Kopf hoch, nach hiesigen Meldungen bist du 2,50 m näher an unsereinen herangerückt (aber bei dem Beben können es ruhig 4 m gewesen sein). Du kennst dich da ja eh besser aus.

    Alles wird gut!

  2. Auch mir ist diese Katastrophen-Geilheit in den deutschen Medien unangenehm aufgefallen. Sicherlich ist es nicht einfach bei einer unklaren Sachlage über diese zu berichten, trotzdem gewinnt man den Eindruck das hier die Lust an der Katastrophe ausgelebt wird. Eine Katastrophe die praktischerweise soweit entfernt ist das man sich getrost zurücklehnen und sich der Endzeit-Stimmung hingeben kann.

    Die Situation ist sicher nicht rosig, der Austritt von Radioaktivität eine üble Sache, aber mehr auch nicht. Da stellt man sich in den deutschen Medien die Frage warum die Japaner nicht panisch das Land verlassen, oder zumindest innerhalb des Landes das Weite suchen, und bekommt dann die Info das deutsche Rettungsteams wegen der möglichen Radioaktiven Gefahr wieder abgezogen werden.

    Das passt wie die Faust aufs Auge, die Japaner sind besonnen, wissen das es keine reale Möglichkeit gibt Tokyo als ganzes zu evakuieren. Die planke Wut packt mich das grossmäulig Hilfe versprochen wird, nur um dann die Rettungsteams, kaum angekommen, schon wieder abzuziehen.O-Ton; „Der Rettungseinsatz mache wegen des zeitlichen Ablaufs keinen Sinn mehr“. Da scheint es nicht um wirkliche Hilfe zu gehen,sondern eher um eine Showeinlage zu handeln. Unerhört, und eine schallende Ohrfeige für die Menschen die zurückbleiben.

    So genug Dampf abgelassen, sende beste Wünsche nach Tokyo, und alles Gute für die Menschen dort.

    Gambatte Kudasai

  3. Danke für das Update. Hoffe es kehrt möglichst schnell wieder „normalität“ ein.

    Nein Super-GAU ist nicht „Bild“-Sprache, auch wenn die Wortwahl komisch ist. Ich meine es wurde hier schon geschrieben. Vom GAU zum Super-GAU wird es per Defintion, wenn die Kernschmelze technisch nicht mehr kontrolliert werden kann. Die hier in den Kommentaren ständig geäußerte Kritik über sämmtliche Medien kann ich nicht nachvollziehen, sie geht mir mittlerweile gegen den Strich. Und dann noch die zensierten japanischen Medien loben. Wo übertreibt z.B. die Tagesschau oder der Spiegel oder informiert falsch?

  4. Der Begriff „Super-GAU“ ist keine Bildzeitungssprache, auch wenn man das annehmen könnte. Siehe auch Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Auslegungsst%C3%B6rfall

    Eine sehr gute (wertneutrale) Erklärung dessen, was in dem KKW allem Anschein nach vor sich geht, findet man hier: http://www.gau-japan.de/

    Sicherlich sinnvoller als die Berichte deutscher Medien, die sämtlich eine Agenda verfolgen, sei es Auflagensteigerung oder ihre politische Überzeugung an den Mann zu bringen.

    Ich wünsche euch in Japan alles Gute und dass sich die Befürchtungen letztlich als unbegründet erweisen mögen!

  5. Maido

    So, bei uns ist es jetzt so das wir bis Freitag entscheiden ob meine Frau fliegt oder nicht, nach Osaka. Eigentlich sollte es in Wakayama ja ruhig sein aber die AKWs machen uns doch ein wenig nervös. Glücklicherweise haben Schwiegereltern keine Verwandschaft in Tokyo oder weiter nördlich. Einzig ihr Bruder war am Freitag in Tokyo,
    aber alles ok.

    Viele Grüße.

  6. Tabibito, es gibt tatsächlich den Begriff Super-GAU.

    Der GAU ist der Größte Anzunehmende Unfall, das ist der Unfall, der beim Bau eines Reaktors noch eingeplant wurde und somit abgefangen werden kann. Ein Super-GAU wurde nicht mehr eingeplant und führt zur Katastrophe ;)

  7. @Juergen
    Zum beispiel, wenn der Reporter der Lifeschaltung am Wochenende in der Tagesschau um 20:00 behauptet, alle Japaner versuchten, so schnell wie möglich ihre Familien zu evakuieren. Entschuldigung, aber diese Information war schlichtweg falsch!! Und das ist nur ein Beispiel. Die japanische Berichterstattung ist das Gegenteil der deutschen Medien yur Zeit.
    Aber Medien sind mächtig. Sie könnnen in solch einer Zeit über Leben und Tod entscheiden. Und die Medien sollten mit dieser Macht sehr, sehr vorsichtig umgehen. Die deutschen Nachrichten sind ganz offensichtlich für Menschen gemacht, die 10,000 km weit weg in warmen Wohnzimmern sitzen. Nicht aber für Leute, die wirklich betroffen sind. Ich frage mich ernsthaft, ob das dass journalistische Ideal darstellt. Das wird mir vor allem jetzt bewusst.
    Aber Du hast natürlich recht – eine Rundum-Medienschelte hilft auch nicht.

  8. Soweit ich es verstande habe ist ein GAU der größte anzunehmende Unfall, den man danach aber noch kontrollieren kann (Schadensbegrenzung etc.)
    Ein Super-GAU ist derselbe Unfall, nur dass danach einfach rein gar nichts mehr getan werden kann um den Schaden einzudämmen.

    Heisst so in etwa: Das Ausfallen aller Kühl- und Notkühlsysteme ist bereits ein GAU. Aber solange den Japanern die Ideen nicht ausgehen und sie Schlimmeres verhindern können, wird es kein Super-Gau.

    Aber: Wortklauberei. Und die deutschen Medien werfen sowieso alles durcheinander. Bewusste Desinformation ist schließlich auch eine Möglichkeit noch mehr Angst zu schüren…

    Dir und deiner Familie jedenfalls weiterhin viel Glück und Stärke!
    Hast du denn noch einen bezahlbaren Hotelplatz bekommen?

    @Heydal
    Selbiges hab ich mir auch gedacht. Nach 2 Tagen wieder abziehen, weil „die Chance Überlebende zu finden zu gering ist“??
    Mal abgesehen davon dass in ähnlichen Situationen oft Wochen später noch Überlebende gefunden wurden, so eine Haltung von angeblichen „Helfern“ ist einfach nur lächerlich.

  9. @alle
    Ja, Ihr habt recht. War mir nicht sicher, wer den Begriff eigentlich geprägt hatte. Er klingt pseudowissenschaftlich und wie ein Widerspruch, aber er wurde in der Tat als solcher Begriff eingeführt.
    tut mir leid für leid für solche Fehler, die Nerven liegen momentan ein bisschen blank und ich sollte lieber nochmal überdenken, was ich hier schreibe.

  10. Vielen Dank für die Möglichkeit an Deinem Erleben teilzuhaben! Es vermittelt einen völlig anderen Eindruck als unsere deutschen Medien. Es geradezu beschämend wie hierzulande berichtet wird. Die menschlichen Schicksale der bewundernswerten Japaner stehen im Hintergrund. Die politische und mediale Instrumentalisierung scheint keinen Anstand und keine Grenzen zu kennen. Alles Gute weiterhin! Wir schließen Euch alle in unsere Gebete ein!

  11. @tabibito: Kein Ding, mir kam er auch erst spanisch vor. Hatte einfach nicht mehr daran gedacht, dass super ja Latein ist und „über“ heißt. Denn „super“ klingt an sich schon eher mediengeil ;)

    Ich kenne die deutschen Medien übrigens gar nicht so gut. Zumindest die Artikel lese ich kaum, ich verfolge ein paar Ticker und v.a. ein paar CPM / mSv Messwerte aus Japan (offizielle und inoffizielle). Besonders interessant zu sehen fand ich, dass erhöhte Messwerte in Kanagawa (100nSy/h, wohl normalerweise eher 50nSv/h) dem alltäglichen Niveau bei mir zu Hause entsprechen (120nSv/h). In Ibaraki liegen die Werte natürlich höher, aber immer noch ungefährlich (hab mal mit 300nSv/h gerechnet, das gibt es dort am meisten, da hätte man nach einem kompletten Jahr 2mSv drauf, das ist ok.

    Die Unsicherheit finde ich aber trotzdem bedrückend. Man weiß ja nicht, wann ein Fehler am AKW passiert und die Werte in die Höhe schnellen und dann vielleicht mal nicht mehr zurückgehen. So geht es zumindest mir.

  12. @tabibito
    Dachte ich ja bis vor ein paar Tagen genauso. Eine Sprecherin von Biblis hatte uns damals den Begriff Super-GAU nur als typische Übertreibung der Atomkraftgegner präsentiert. Damals gab es übrigens in der Kantine im Kraftwerk zum Mittagessen Snickers, und auf denen stand (und das ist kein Witz) „jetzt noch kerniger“

  13. Also soweit ich das mit den AKW verstanden habe, ist es sehr sehr unwahrscheinlich, dass wirklich etwas ganz ganz schlimmes passiert. Ausschließen kann man nie was, aber es wird stark überdramatisiert.

    Was bisher herauskam hat eine viel zu geringe Halbwertszeit um weit entferntes noch irgendwie stark zu betreffen.
    Die Veränderungen in Tokio z.B. sind absolut nicht gefährlich.

    Eine nukleare Explosion ist sowieso komplett unmöglich.
    Dazu werden dann noch andere Reaktoren verwendet als in Tschernobyl, nämlich „light water“ Reaktoren.
    Es wird Wasser für Kühlung und als „neutronen moderator“ eingesetzt. Im Grunde heißt das, ohne Wasser stoppt die Atomspaltung. Wenn also das Kühlwasser verdampft und es zu einem „Meltdown“ kommt, wird dadurch der Schaden immens verringert. Selbst wenn das passiert, sollten die Behälter dem standhalten. Und selbst wenn sie das, warum auch immer, nicht tun dann gibt es noch eine „Sperre“ unterhalb des Reaktors. Das wär zwar unschön, aber da wär immer noch kein radioaktives Material in der Umwelt.
    Wenn aber diese Grenze AUCH nicht hilft, dann gibt es den lokalen Anstieg von Radioaktivität, weshalb die Evakuierung stattfand. Das wird kaum passieren, aber besser Vorsicht als Nachsicht. Trotzdem, immer noch kein wirklich großes Problem in anderen Teilen Japans…
    Das schlimmste was wohl passieren kann ist, wenn die verbrauchten „fuel rods“ anfangen zu brennen und sie das nicht in den Griff kriegen. Das hat aber nicht wirklich was mit den Reaktoren zu tun.

    In kurz:
    Überdramatisierung.

    Also macht euch in Japan keinen zu großen Kopf über die komischen News, das ist momentan alles so übel und wirr, vor allem da auch viele die Begriffe falsch verstehen. „exposed to the air“ mein Beispielsweise immer „exposed to the air inside the containment vessel“.

  14. @Tabibito

    Kein Fehler zu sehen. Zumindest bei dir. Der GAU ist das Ende der Fahnenstange. Da irrt auch die Wikipedia (muss ich mich in die Diskussion mal einmischen).

    G – größter
    A – anzunehmender
    U – Unfall

    Was soll danach kommen? Supergrößter? Das ist Unsinn!

    Der GAU gilt ja nicht nur für AKWs, sondern für sämtliche technischen Anlagen. Der GAU soll dabei das schlimmstmögliche Szenario skizzieren, welches es zu verhindern gilt. Angeblich wurde für Neckarwestheim (soll jetzt endgültig abgeschaltet werden) ein 100.000-Jahresbeben (kann mir jemand erklären, was das eigentlich sein soll?) für die Sicherheit des AKW zu Grunde gelegt. Dieses soll noch beherrscht werden – danach: GAU!

    Super-GAU ist ein umgangssprachlich genutzter Begriff, der nun die Unbeherrschbarkeit eines Unfalls beschreiben soll. Doch dies ist bereits der GAU.

    Ansonsten muss ich ein wenig die deutschen Medien in Schutz nehmen. Am gestrigen Abend konnte man eine prima Sendung im öffentlich-rechtlichen verfolgen, in welchem realistische Szenarien dargestellt und erklärt wurden. Allerdings haben die Medien hier die Leute schon derart verrückt gemacht, dass offensichtlich gesunder Menschenverstand verloren gegangen ist. Manchmal wünsch ich mir die japanische Diszipliniertheit hierher. Angst haben die Japaner mit Sicherheit auch. Ich habe aber den Eindruck, dass man in Japan den Informationen mehr Aufmerksamkeit schenkt und entsprechende Rückschlüsse zieht.

    Alles wird gut!

  15. ich muss zustimmen, daß deutsche Medien teilweise überdramatisieren, _aber_ ich finde dass die japanischen Medien, insbesondere NHK die Sache etwas zu sehr herunterspielt.
    Vielleicht bewusst, um eine Panik zu vermeiden, vielleicht unbewusst weil imho Kan, Edano & Co technisch wirklich keine Ahnung haben, und daher mehr oder weniger das weitersagen, was Tepco ihnen erzählt. Und auch nicht in der Lage sind, die richtigen Fragen zu stellen.
    Panik ist das eine, aber ich habe das Gefühl, daß die Japaner das Ausmaß der Gefahr nicht wirklich erkennen (oder erst jetzt so langsam).

    Wenn ein Meltdown (nicht nur partiell) stattfindet, dann wird man zwangsläufig alle Mannschaften abziehen und die Anlage sich selbst überlassen müssen.
    Jetzt, ohne offenen Core merkt man schon (messbar) die Auswirkungen in Kanagawa, Ibaraki und Tokyo. Mit offenem Core besteht bei Kontakt mit unboriertem Meerwasser die Gefahr einer Explosion, genauso wie bei Exposition mit Sauerstoff und zumindestens Freisetzung in obere Luftschichten. Sicher nicht kilometerhoch so wie in chernobyl, aber… ein bisschen Wind in der falschen Richtung reicht ja schon, wie man in den letzten Tagen gemerkt hat.

    und
    @kiru: dein vertrauen ins containment in allen ehren, aber ob das containment hält, kann im moment keiner sagen. genauso wie die „sperre“, die du beschreibst. es ist sehr sehr zweifelhaft, ob die einem vollständigen meltdown standhält – selbst wenn man in der lage wäre, regelmäßig überdruck abzulassen.

    umij (Westjapan, mit Muffensausen)

  16. Mittlerweile informiere ich mich auch fast nur noch über Twitter, da mir die Hysterie der „westlichen“ Medien auch mächtig auf die Nerven geht. Aber es sollte ja grundsätzlich gelten, möglichst viele Quellen zu lesen, bevor man sich ein Urteil bildet.

    Auf der Arbeit muss ich meine Kollegen auch regelmässig fast enttäuschen, dass es meinen (japanischen) Schwiegereltern in Tokyo verhältnismässig gut geht. Deren größtes Problem ist momentan wohl, dass sie mit dem Brot backen kaum nachkommen und das Mehl und Butter teurer werden…

  17. ich bin ueber umwege (einem beautyblog) auf deine seite gestoßen und verfolge nun gespannt deine berichte.

    die japanische situation wird von deutschen medien ausgeschlachtet und das obwohl es durch seine ominpraesenz viele erreicht halte ich es fuer sehr schwierig. gestern zappte ich durch die programme und musste einer moderatorin zuschauen wie sie auf dem troedelmarkt ihren geigerzaehler herum schleppte um uns hoch zu rechnen wie stark wir jeden tag verseucht werden. obwohl ich von mir behaupte sehr objektiv auch aus der bildzeitung meine informationen filtern zu koennen, machen mir die berichte zum teil wirklich angst.

    ich hoffe das beste fuer dich, deine familie und jeden einzelnen direkt bzw. indriekt betroffenen.

  18. diese informationen finde ich supergut. etwas ähnliches habe ich von einer bekannten japanischen familie in tokio.

    unheimlich schade für das land, die kultur und die menschen. es ist und war für mich ein traumland!!

    euch wünsche ich alles erdenklich gute!!

  19. @ Kiru
    eigentlich wollten wir (und ich auch) hier ja nicht über AKW ja oder nein diskutieren,
    aber Ihr Beitrag enthält zuviel hanebüchen Unsinn, um darüber hinweg zu lesen: „
    Also soweit ich das mit den AKW verstanden habe“ haben Sie geschriebn. Offenbar haben Sie nichts verstanden. Nur ein Beispiel: wenn das Kühlwasser verdampft, dann geht die Kernspaltung erst richtig los und der Versuch, die Dinger mit Meerwasser zu kühlen, heißt nix anderes, als sie dauerhaft zu schrotten. Das macht ein Konzern nur weil es keine andere Wahl gibt; schließlich verzichten die nicht freiwillig auf Profite.
    Machen Sie sich doch bitte zunächst einmal im Internet über die Funktionsweise von AKW schlau, bevor sie so einen Quatsch schreiben (sorry die Ausdrucksweise, aber es IST Unsinn).
    @ Tabibito
    nochmals vielen Dank für Ihren Blog. Kopf hoch! + Miau von
    den leicht erzürnten Katzen

  20. Mit der ganzen Geschichte könnte man echt mal eine Studie durchführen wie man durch Medien, Ängste schüren und Meinungen bilden kann.
    @Heydal
    ich stimme Dir in Sachen THW voll und ganz zu, Vor allem wenn man dann im selben Atemzug hört das Rettungsteams aus anderen Ländern gerade in Japan eintreffen und das auch jetzt noch, so unwarscheinlich es ist Menschen gerettet werden. Aber unabhängig von möglichen weiteren Rettungen wird dort doch definitiv noch Hilfe benötigt!

  21. Ich frage mich, warum ihr unter diesen Umständen in Tokio aushaltet. Warum nicht auf das Festland fliehen? Niemandem ist geholfen, wenn alle Menschen in Japan ausharren, bis sie verstrahlt / tot / ertrunken sind. Je mehr Menschen dableiben, desto mehr potentielle Opfer wird es geben, und desto weniger Menschen werden nach der Katastrophe helfen können, das Land wieder aufzubauen. Warum die Gesundheit der Kinder opfern, die eigentlich die Zukunft sein sollen? Spätestens jetzt, wo in Tokio weit überhöhte Strahlung gemessen wurde, sollte man über Evakuierung nachdenken. Aber vielleicht haben die Japaner sich schon an die Katastrophe gewöhnt? Disziplin ist eine gute Sache, aber jetzt sieht es eher nach Lähmung aus. Warum organisiert niemand einen temporären Umzug? Auch die großen Firmen sollten ein Interesse daran haben. Die Welt ist doch groß genug!

  22. > tut mir leid für leid für solche Fehler

    Lass mal gut sein, don’t worry, ich glaube du bist der letzte, der sich hier entschuldigen muss.

    Ich kann auch gar nicht viel sagen, was dir, deiner Familie oder den restlichen Millionen Japanern wirklich helfen koennte :(. Ich kann nur anbieten, wie so viele, als Ansprechpartner fuer Koordinationsdinge oder Notunterkunft zur Verfuegung zu stehen, falls Bedarf herrscht. Aber ich denke, da hast du Familie hier vor Ort, die bei so etwas als sicherer Anlaufpunkt zur Verfuegung steht.

    Ich beobachte die Ereignisse in allen verfuegbaren Medien und kann euch nur die Daumen druecken und hoffen, dass es irgendwie weniger schlimm kommt, als vermutet wird. Ich wuensche euch allen im Land das allerbeste!

    *virtuell die schulterklopf*

  23. @tabibito
    Zu den Nachrichten: Klar bei Einzelmeinungen wird so ein unsinnige Einschätzung immer vorkommen. Nicht ohne Grund werden in der Tagesschau bei Kommentaren von Reportern und Experten diese Leute mit den Satz „Vielen Dank für Ihre Meinung“ oder „Vielen Dank für Ihre Einschätzung“ verabschiedet und nicht mit „Vielen Dank für die Information“. Sicher sitzen wir hier in Europa im sicheren, und die japanischen Medien müssen sehr vorsichtig sein. Daher finde ich es absurd zu behaupten in japanischen Medien bekommt man bessere Informationen. So habe ich am Montag mal auf japanischen Nachrichtenseiten geschaut, ob ich irgend etwas finde, dass die Wolke bald Tokyo erreichen wird, wie es z.B. der Spiegel berichtet hat. Vielleicht habe ich es übersehen, aber nirgendwo habe ich was darüber gefunden. Klar, man möchte ja keine Panik aufkommen lassen. Während in Japan von einem Beben von 7.9 gesprochen wurde, hieß es hier 8.9. Also für mich steckt hinter diesem Medien-Bashing weiterhin nichts dahinter.

  24. Vielen Dank, dass du uns eine vor-ort-Sicht des Geschehens ermöglichst. Ich finde die deutschen Online-Zeitungsdienste allesamt sehr reißerisch. Die Bild kam heute wieder mit einer netten Apokalypsen-Botschaft… Ich habe volle Hochachtung vor allen, die trotzdem noch jeden Morgen aufstehen und in Tokyo zur Arbeit gehen, auch wenn ich größtenteils überdramatisierte Nachrichten zu lesen bekomme. Welche Seite mir jedoch gut gefällt, ist der Liveblog von Al Jazeera Eng, der mMn objektiv ist und vorallem sehr regelmäßige Updates hat. Seit Tagen schaue ich ununterbrochen, ob sich die Situation bessert, was momentan jedoch viel schlimmer zu sein scheint, ist die Situation der Obdachlosen im Nordosten und ihre Versorgung mit alltäglichen Bedarfsgütern. Es wäre mal eine Freude, zu sehen, dass die deutschen Medien sich nicht nur auf das Quotenträchtigste stürzen, sondern auch hiervon mal berichten.
    Ich wünsche dir, deiner Familie und allen Betroffenen viel Kraft in der kommenden Zeit.

  25. Ich finde deine Haltung und die Konsequenzen, die du aus diesem Desaster ziehst bewundernswert und möchte dir und deiner Familie ganz viel positive Energie schicken, verbunden mit dem Wunsch, dass es einen Ausweg für Japan und die japanische Bevölkerung aus dieser Katastrophe gibt. Meiner Meinung nach sind die Medien mittlerweile ein Segen und ein Fluch! Es ist nicht einfach, sich dieser Macht zu entziehen und mit gesundem Menschenverstand die Dinge zu betrachten. Dieses Geschehen wirft viele Fragen auf. Eine Frage, die mich beschäfitgt ist, was bedeutet diese Naturgewalt in der Konsequenz für jeden Einzelenen in unserer Konsumgesellschaft? Aber das ist eine andere Dimension. Jetzt geht es in erster Linie um transparente Informationspolitik und um die Frage, wie kann Japan und den Menschen geholfen werden? Und nicht, welches AKW schalten wir als nächstes ab? Wenn es einen Beitrag aus deiner Sicht gibt, bitte teile ihn uns mit. Es sind viele hier, die ehrlich betroffen sind und helfen möchten. Alles Gute und viel Kraft weiterhin!!!

  26. Super-GAU klingt für mich auch komisch, aber ich habe mich überzeugen lassen, dass es wohl so richtig ist.

    Die deutschen Nachrichten sind furchtbar, und ich muss ständig meinen Eltern die richtigen News aus Japan übersetzen. ^^;
    Was man da für Wörter lernt…

    @ Heydal: Soweit ich das mitbekommen habe, wollte doch die japanische Regierung selbst, dass die Retter wieder abziehen? Aber ne schlimme Sache ist das schon, stimmt.

  27. Es ist eigentlich schon lange offensichtlich, dass Informationen zurückgehalten werden. Erst wurde nur über Reaktor 1 und 3 berichtet, dann urplötzlich war Reaktor 2 der kritischste. Entschuldigung, aber diese Entwicklung kam doch nicht von ungefähr. Die Blöcke 4-6 galten bis jetzt als sicher, weil sie schon vor dem Erdbeben wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet waren, nun ist ausgerechnet in Reaktor 4 ein gefährlicher Brand ausgebrochen. Das sollte zu denken geben.

    Panik hilft natürlich nicht weiter. Tokio hat immerhin genügend Abstand vom Geschehen und wird wohl nur am Rande betroffen sein.

  28. Ersteinmal Danke für das update!

    Ich erspar mir die deutsche Berichterstattung auch. Bin, wie vorher erwähnt, gerade in Deutschland und sollte am 28.03 über Tokyo nach Hiroshima nach Hause fliegen. Ich überlege zwar auch grade ob ich den Flug nicht verschiebe. Nicht nur wegen der AKWs die mir Sorgen bereiten sondern auch wegen meiner laufenden Bewerbungsgespräche in DE.

    Die deutschen Medien haben meinen Alltag insoweit massiv beeinflusst, dass nahezu alle Verwandten pausenlos auf mich einreden das ich verrückt sei nach Japan zurückzufliegen und das mein Verlobter so schnell wie möglich nach DE kommen soll. Als ob er da zum Urlaub machen ist. Die Menschen haben da Familie und alles was ihnen lieb und teuer ist. Man sollte sich, bevor man solche Aussagen macht, evtl. mal kurz vorstellen ein AKW in Frankreich ist betroffen, würden die hier alle gleich alles stehn und liegen lassen, die Familie zurücklassen und mal kurz gen Osten flüchten. Ich glaube kaum.

    gomen für den Ausbruch gerade.

    Viele Grüße und ich freu mich das es deiner Familie gut geht.

  29. Hallo,

    ich finde es bewundernswert und tapfer, wie Du hier berichtest!Danke dafür!!!

    Gefunden habe ich Deinen Bloq in einem deutschen Forum. Dort, aber auch in den beiden anderen Foren, in denen ich mich bewege, wird natürlich heiß diskutiert.
    Aber inzwischen hat man hier in Deutschland verstanden, dass Ihr in Japan mit diesen Katastrophen glücklicherweise ganz anders umgeht. Meinen Respekt.
    Und Dein Bloq trägt ebenfalls dazu bei, sich nicht von der Panikmache anstecken zu lassen und dem Mitgefühl und der Mitmenschlichkeit einfach mehr Raum zu geben.

    Wenn ich persönlich etwas für Dich tun kann, dann lasse es mich bitte wissen.

    Die ganze Welt wird, mehr oder weniger, von diesen Katastrophen betroffen sein werden und es macht keinen Sinn, nach den Schuldigen zu suchen bei diesen Dimensionen.

    Und danken wir den Menschen, die ihr Leben auf´s Spiel setzen, um andere zu retten.
    Das sind die wahren Helden und zeigt mir, dass die MMenschen besser sind als ihr Ruf.

    Alles erdenklich gute für Dich und für Japan.

    Herzliche Grüße
    Steffi aus Hamburg-Germany

  30. @Julia
    vorhin hatten die den den THW Chef im dt.Fernsehen. Der hat sich trotz mehrmaliger Nachfrage nach dem Grund des Abzuges (Anordnnung aus Deutschland wg.Strahlung oder eigener Wunsch der Mitarbeiter) nur dahingehend geäußert, das das THW in der Region in der Sie eingesetzt waren nichts mehr ausrichten konnten. Lt. seiner Aussage sind auf Wunsch des Botschafters in Japan 3 Mitarbeiter in Tokio geblieben um die Botschaft bei der Ausreise von ausreisewilligen Deutschen zu unterstützen.
    Aus meiner Sicht sollte das THW, Japan dann wenigstens bei der Bereitstellung von Trinkwasser in der Krisenregion unterstützen (mit Freiwilligen) , das ist schließlich das was Sie, wie auch in anderen Krisenregionen gesehen, am besten können.
    Japan wird sicher nicht noch einmal fragen. Schon alleine deshalb nicht damit die Ausländer nicht gefährdet werden.

  31. Ich bin seit einiger Zeit eifriger Leser Deines Blogs und finde ihn sehr interessant und informativ. Ich war erst vor 3 Wochen in Tokyo, und war schwer begeistert von der Stadt, aber auch von den Menschen.
    Deshalb macht mich diese Katastrophe dort auch ziemlich betroffen.
    Die Berichterstattung in Deutschland ist dabei wirklich größtenteils nur auf HYsterie und Katatsrophen-Geilheit ausgelegt. Besonders die der online-Medien und der berüchtigten privaten Sender. Diese Tendenz ist aber schon seit längerem auch vor der jetzigen Katastrophe zu beobachten. Jede Überschrift versucht die letzte an reißerischer Aufmachung zu überbieten, einfach abstoßend. Die Kritik an der japanischen Berichterstattung kann ich nicht nachvollziehen, denn sie bleibt sachlich und versucht Panik durch negative Spekulationen zu vermeiden.
    Sicher waren die Reaktoren außer 1 und 3, zunächst als sicher eingestuft worden, und zu dem Zeitpunkt waren sie es sicher auch, nur die Entwicklung ist für niemanden absehbar gewesen, weil diese Situation so noch nie vorher dagewesen ist. Den Behörden oder den jap.Medien jetzt Verschleierung oder VErschweigen von Gefahren vorzuwerfen halte ich für naiv, denn wenn man von Anfang an spekuliert hätte, dass alle 6 Reaktoren unrettbar verloren sind, und sowieso bald in die Luft fliegen, dann hätte man nur eine unnötige Verunsicherung und Panik ausgelöst, die sich evtl garnicht bewahrheitet hätte.
    Durch Deinen blog, aber auch durch die Informationen von japanischen Bekannten in Tokyo weiß ich dass die Medien in D maßlos übertrieben und hysterisieren, was ich einfach ekelhaft finde! Leider fallen viele Menschen hierzulande darauf rein, und glauben inzwischen, dass ganz Japan so gut wie verloren ist. Was natürlich absoluter Schwachsinn ist!
    Vielen Dank also für Deine Berichterstattung, und alles Gute für Dich und Deine Familie!! Und großen Respekt vor dem Verhalten der japanischen Bevölkerung!

  32. […] März 2011) ・Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update V: Langzeitige Evakuierung (15. März 2011) ・Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update VI: Nachbeben/Medien (15. März 2011) ・Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update VII: Augen zu und durch (16. März 2011) […]

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