BlogAndroid trifft Japan - mit Erfolg?

Android trifft Japan – mit Erfolg?

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Gigant Google geht also einen weiteren grossen Schritt seinem Hauptziel entgegen – jenes scheint offensichtlich der Griff nach der Weltherrschaft zu sein. Android heisst das neue Kind, und ist eine Open Source Plattform für Mobilfunktelefone. Open Source bedeutet, dass jeder dabei fassungslos zusehen darf, mit welchem Elan Daten von jedem und über alles sammelt.
Prinzipiell ist die Idee natürlich gut – es wird immer mehr mit Handys gemacht, aber so recht durfte keiner beim Entwickeln mitmachen. Dass das Entwickeln von Programmen durch Dritte eine schöne Sache sein kann, merkt man ja an Apple – die Anwendungen, die so für Mac OS X und iPhone entstehen sind schon äusserst praktikabel.
Nun habe ich die Sache in Deutschland nicht genug mitverfolgt und weiss nicht, ob Android-Handys bereits erhältlich sind. In Japan jedenfalls wirft Docomo, einer der drei grossen Handynetzbetreiber, ein Android-Handy auf den japanischen Markt. Dies geschieht im Sommer, und – mit 2-Jahres-Vertrag – soll der Preis bei ca. 25’000 Yen, also knapp 200 Euro liegen.


Das Problem an der Sache ist, dass die Uhren hier in Sachen Handy anders ticken. Der Markt ist von anderen Handymärkten isoliert; was in den USA und Europa funktioniert, muss hier noch lange nicht funktionieren. Diese Lektion musste auch Nokia lernen – sie zogen sich letztendlich aus Japan zurück.
Nun bietet das Google-Handy allerhand „Neuigkeiten“ – man kann YouTube schauen, mit den Fingern alles auf dem Bildschirm machen, Google Map benutzen und Gmail (dass das iPhone all das schon seit einem Jahr bietet, ist ja Nebensache), aber was es nicht kann, ist zum Beispiel Fernsehen zeigen (1seg heisst das hier) oder eine Bezahlfunktion bieten – beide Sachen sind essentiell in Japan.
Softbank hatte mit dem iPhone in Japan bisher mässigen Erfolg – von überragend kann man nicht sprechen. Und so wird wohl das Google-Handy noch weniger ein Erfolg sein. Aus meiner Sicht betrachtet zeichnet sich jedoch ein erfreulicher Trend ab: Hin zum Browser auf dem Handy, weg von der Allmacht der Mobilfunkbetreiber Docomo, Softbank und AU, die alle Kreativität im Keim ersticken. Will man bei allen dreien im Menü präsent sein, muss man nämlich zur Zeit viele Millionen Yen und ein bis zwei Jahre Wartezeit verbringen. Das ganze ist ein echter Sumpf – und kaum einer macht damit wirklich Geld. Als kleine Firma hat man so zur Zeit kaum eine Möglichkeit, etwas interessantes für das Handy zu machen – und dabei ist die Gruppe derer, die wirklich nur mit dem Handy surfen, so gross, dass man keinen Bogen um sie machen kann bzw. soll.
Mal sehen, wie sich Android entwickelt. Für Google hoffentlich besser als das letzte Projekt Lively, welches ja letztendlich ein kompletter Reinfall war.
Das Wort des Tages: 導入 dōnyū – „leiten, führen“ und „ein, herein“. Zusammen „Einführung“.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

10 Kommentare

  1. Also, im Jugendradio des örtlichen öffentlichen Rundfunks wurde dieses Handy ich glaube im März oder April vorgestellt. Fazit: quadratisch, praktisch, kein iPhone.

    Ich bin in diesem Zusammenhang stink konservativ. In erster Linie will ich mit einem Mobiltelefon telefonieren. Der Schritt zum kompakten PDA war daher schon ein großer für mich.

    Jetzt auch noch surfen und dergleichen ist für mich nicht drin, soll aber mit dem Android auch ganz gut funktionieren. Mit dem iPhone hat aber Apple wohl einen Maßstab gesetzt, an dem so schnell keiner ran kommt.

    Was gibt es denn so für japanische Handyanbieter? Mal abgesehen von Sony fällt mir da nicht so viel ein. Gibt es japanische ernst zunehmende Konkurrenz für Apple im Rest der Welt?

    Ende des Jahres läuft mal wieder mein Vertrag aus, vielleicht mache ich da den nächsten Entwicklungssprung zum Surfhandy!

  2. Mir flatterte letztens die Werbung für das NEUE IPhone auf den Tisch/ins Mailfach (weil Apple hat kein Problem mich zuzspamen obwohl der ITunes seit 2 Jahren wieder deistalliert ist und ich irgendwie 35mal aus der Liste ausgetragen habe „Wenn sie keine Werbung merh erhalten wollen klicken sie HIER“)
    Naja womit bewerben die Buben das neueste und tollste IPhone jetzt? Ich zitiere

    „Landscape Keyboard
    Rotate iPhone to use a larger keyboard in Mail, Messages, Notes, and Safari.

    Cut, Copy & Paste
    Cut, copy, and paste words and photos, even between applications.

    Spotlight Search
    Find what you’re looking for across your IPhone, all from one place.

    Compass
    Find out what direction you’re facing with a new digital compass.

    Aufregend neu und auf Japanischen Handys noch nie gesehen, oder?

    Bezüglich des Andro Handys stimme ich deiner Einschätzung deswegen mal zu.
    Wie sagt meine Bekannte die Polizistin immer so schön: „Weitergehen, bitte Weitergehen es gibt nix zu sehen!“ ;)

    Das der Japanische Handymarkt aber widerum so ein Sumpf ist, dass war mir neu. Ok habe mich damit aber auch noch nie aktiv auseinandergesetzt.
    Hast du da pers. Erfahrungen gemacht?

    PS
    Ich habe mal in einem Laden das IPhone ausprobiert… 30Minuten lang! Bin 100% inkompatibel! Ich brauche Tasten um das Handy mit einer Hand bedienen zu können, genau diese Einhandbedienung war… schwierig mit dem Multitouchscreen.

  3. „aber was es nicht kann, ist zum Beispiel Fernsehen zeigen (1seg heisst das hier) oder eine Bezahlfunktion bieten – beide Sachen sind essentiell in Japan.“

    Könnte man doch ohne Probleme Applikationen für schreiben, wenn es Open Source ist. GLAUBE aber mal gelesen zu haben, dass der Chip trotzdem geschützt sein soll und man als Entwickler daher auf Probleme stoßen kann.

    Bin trotzdem der Meinung, dass Open Source auch bei Handys die richtige Richtung ist. Weiß gar nicht, wie es im Moment bei Openmoko steht. Hängt aber auch mit meiner freiheitlichen Ideologie zusammen.

  4. Das Google Handy gibt es hier in Deutschland schon. Um genau zusein die Handys ist nämlich schon ein zweites Modell auf dem Markt. Das erste wird exklusiv über T-Mobile vertrieben und das andere gibt es nur bei Vodafone. Scheinen ganz erfolgreich zu sein, aber recht hast du die Dinger sind ein Alptraum für jeden Datenschützer jeder besitzer eines solchen Handys ist streng genommen verwanzt. Damit kann man perfekte Bewegungsprofile erstellen, um jedem User maßgeschneiderte Werbung zuschicken zu können. Das beide Handys keine Bezahlfunktion haben wundert mich aber schon, damit könnte man noch viel bessere Profile erstellen.

    @ Michael

    Ich glaube das G1 wäre was für dich hat ne ausklappbare Tastatur (ist aber von Google).

  5. Na GsD ist das Iphone in Japan kein all zu grosser Erfolg. Die Besitzer von Ipods nerven ja schon genug, wenn sie diese Fehlentwicklung staendig zum Lautstaerke aendern oder „Vorspulen“ aus der Tasche kramen muessen und dabei den halben Zug anrempeln. Wenn jetzt noch die Iphone-Juenger dazukommen und wegen des staendigen Bildschirmputzens auch noch wild herumrempeln, wird’s echt unangenehm in Tokyo’s Metro…..

  6. Ich verstehe den japanischen Markt immer noch nicht so richtig. Der japanische Konsument ist einfach nicht zu verstehen.
    Mit iPhones sieht man schon Leute rumlaufen, aber ich habe das Gefühl, auch iPhones werden oft nur wegen des „Coolness“-Faktors gekauft – nicht um wirklich die Funktionen zu nutzen. Insbesondere ist ja eh jeder auf speziellen Mobilseiten unterwegs (i-mode)

    >Docomo, Softbank und AU, die
    >alle Kreativität im Keim
    >ersticken.

    Es gibt wirklich Dinge, die unglaublich nerven – wieso gibt es kein Handy mit Xenon-Flash?
    Wieso gibt es kein Handy mit ordentlicher Kamera-Optik á la N82?
    Dann gibt es wieder so plötzliche Highlight wie die Tatsache, daß auf fast allen Docomo-Handys ein GoogleMaps Client drauf ist.
    Für den Full Browser, dieser Möchtegernclone von OperaMini sollte man dem „Entscheider“ bei Docomo aber rituellen Selbstmord nahelegen.

  7. ich möchte auch mal meinen Senf zum iPhone beitragen:

    Das iPhone ist erst an dritter oder vierter Stelle ein Handy. IMHO ist es vor allem mal ein sehr guter iPod, sprich MP3/MP4 Media Player. Ebenfalls sehr gut ist die Möglichkeit des Internetzugangs. Mit über 50T Apps sind die Programm erweiterungen fast grenzenlos.

    Natürlich gibt technisch gesehen bessere Multimedia Player/Phones, aber IMHO keins, welches sich so einfach von jederman bedienen lässt. Seit OS 3 hat hat es nun auch all das, was andere Handys schon lange hatten. Wer allerdings in erster Linie ein Handy möchte, der ist mit dem iPhone sicher schlecht beraten.

    Noch am Rande; das iPhone ist nach wie vor das einzige Handy in Europa/USA welches ohne zusätzliche Programme japanisch kann (lesen, schreiben etc). Für Japaner im Ausland also das ideale Phone.

    cheers

  8. Warum können die guten WinMobile Telefone nicht auch hier angeboten werden? Und warum können die htcs mit WInProf ausschließlich Japanisch?
    Der Blackberry wird hier ebenfalls floppen, weil einfach zu professionell und zu wenig verspielt.

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