BlogWas dem Deutschen sein Gammelfleisch...

Was dem Deutschen sein Gammelfleisch…

-

…ist dem Japaner sein Kuchen von Fujiya. Seit mehr als einer Woche schon steht das grosse, traditionsreiche Familienunternehmen, hauptsächlich auf Süssigkeiten wie Kuchen und Pudding usw. spezialisiert, im Rampenlicht.
Zwar hat man in Japan sehr strenge Regeln, was die Herstellung von Nahrungsmitteln anbelangt. Zwar hat Fujiya sehr strenge, interne Richtlinien, die dafür sorgen, dass die Qualität hoch bleibt. Scheinbar fehlte es aber im Willen der Manager, diese auch umzusetzen.
Und so kommen nach und nach pikante Details ans Licht: Da wurden alte Eier und alte Milch benutzt. Da fand man heraus, dass sich in den 1990ern schon einmal etliche Leute eine Lebensmittelvergiftung zuzogen – dies wurde jedoch nie öffentlich gemacht. Eine Frau fand in ihrer Schokolade nicht nur die üblichen Zutaten, sondern auch eine komplette Motte (erinnerte mich an meine Überraschung, als ich einen südafrikanischen Rotwein öffnete und eingoss – mit dem Wein kam eine afrikanische Fliege ins Glas geflossen. Gottseidank war es kein Candlelight dinner!).
Nun sind diese Skandale nichts allzu Aussergewöhnliches. Schon vor Jahren hatte es das Molkereiunternehmen Snow Brand getroffen. Und sicherlich ist dies nur die Spitze des Eisberges.
Am schönsten fand ich aber die folgende Feststellung von Mitarbeitern, die hier aus diesem Grund auch zum Wort des Tages werden soll:
3秒ルール (sanbyō rūru) – die 3-Sekunden-Regel. Wenn bei der Produktion bei Fujiya mal was vom Fliessband fiel (Creme oder Butter usw) dann hiess es – wenn man es innerhalb von drei Sekunden aufhebt, darf man es wieder zurück in die Produktion packen. Wie niedlich.

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel
tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Soziale Medien

0FollowerFolgen
0FollowerFolgen
0AbonnentenAbonnieren

Neueste Beiträge

Heimlich, still und leise… stumme Aushöhlung der Privatsphäre?

Es war schon ein dreistes Stück: Vor ein paar Tagen spazierte ein Mann in eine Goldausstellung des Edelkaufhauses Takashimaya...

Politiker der Woche | Akebono verstirbt in Tokyo

Der -- hier unregelmäßig -- vergebene Preis des Politikers der Woche geht an den Präfekturgouverneur von Shizuoka, der Präfektur...

TV-Tipp: Potsunto Ikken’ya

Ein Leser schrieb mich neulich an und bemerkte, dass es schön wäre, mal den einen oder anderen Fernsehtipp auf...

Puberulasäure und ein paar mysteriöse Todesfälle

Nahrungsergänzungsmittel, auf japanisch gern kurz サプリsapuri (Verballhornung des englischen Begriffs suppliments) genannt, sind ein großes Ding in Japan --...

Und wieder 5 Jahre warten — Verkehrssünden in Japan

Es war an einem hektischen Tag im November 2019 -- mit dem Auto fuhr ich die Route, die ich...

Mehr als 700 Grad und noch immer keine Kirschblüten

Das mit den Kirschblüten ist schon eine interessante Wissenschaft: Alljährlich veröffentlichen Wetterdienste Karten und Vorhersagen der "Kirschblütenfront", anhand derer...

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you

%d