Blog3% und nicht mehr!

3% und nicht mehr!

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Immer wieder beweist man in Japan, dass das Thema Isolation (und weitere äusserst nationalistische Ideen) so schnell nicht vom Tisch kommt. Ein Arbeitskreis des Justizministeriums beschäftigte sich nun ausführlicher mit der Frage, wie auf lange Sicht mit Ausländern, die in Japan leben, umgegangen werden soll. Vorneweg sollte schon mal erwähnt werden, dass die Einwanderungspolitik recht strikt ist. Politische oder Kriegsflüchtlinge z.B. werden kaum (gar nicht?) aufgenommen. Man muss schon einen festen Job in Japan haben (Voraussetzung: Hochschulstudium), einen Japaner/ eine Japanerin geheiratet haben oder…japanisches Blut in den Adern haben. So z.B. wurden seit 1989 sehr viele Brasilianer nach Japan gelassen, da vor vielen dutzend Jahren viele Japaner nach Brasilien auswanderten. Wie im Falle der zahlreichen „Heimkehrer“ aus Kasachstan usw. nach Deutschland hapert’s jedoch häufig mit der Ex-Muttersprache.
Nun will das Panel deshalb vorschlagen, einen Sprachtest einzuführen, um den Geist, den man rief, wieder in die Flasche zu schicken. Wer nicht Japanisch kann, bleibt draussen. Grund: Sagenhafte, unvorstellbare 1.2% der Bevölkerung sind Ausländer. Nach Meinung des Ausschussvorsitzenden und stellvertretenden Justizministers Taro Kono sind 3% die Schmerzgrenze. Mehr würde zu „Turbulenzen“ führen; Japan wäre darauf nicht vorbereitet. Womit er nicht ganz unrecht hat. Man darf gespannt sein wie sich das weiterentwickelt – vor allem angesichts der niedrigen Geburtenrate. Jedenfalls können sich Deutschland und Japan bei diesem Problem definitiv die Hand reichen. Oder sich voreinander verbeugen.
Wort des Tages: 外(国)人 = gai(koku)jin. Bedeutet Ausländer.
Gaikokujin ist die offizielle, gaijin (=Mensch von draussen) die inoffizielle Bezeichnung. Letzteres hat mehrere Nuancen – ich bin keinem böse, wenn er das Wort benutzt. Sobald es aber eine verächtliche Art und Weise ist (und das kommt durchaus mal vor) wird gekontert. Das lustige: Lebt man lange genug in Japan, benutzt man das Wort selbst und ertappt sich gelegentlich, wie man denkt „Na, der gaijin da ist aber blöd“.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

3 Kommentare

  1. Oha da schreibst du ja was :)
    und ich hatte mir schon ausgemalt mich mal nach Japan versetzen zu lassen
    naja mal schauen was die Zukunft bringt

    ?bringens danke f?r diese info
    ich w?sste nicht das ich sonst
    woanders diese info bekommen h?tte ^^

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